Es fällt auf, dass dem Namen nach etliche "Nichtbriten" dabei waren.
Jepp, diese vielen vielen Iren, die sich da an Bord tummelten :scheinheilig:
Nein, im Ernst, die Kriegsschiffsbesatzungen damals waren eine internationale Truppe. Kriegsgefangene zogen es häufig vor, sich freiwillig in die Flotte zu melden, anstatt in den Gefangenenhulken bei lebendigem Leibe zu verfaulen. Darüber hinaus gab es viele Schweden, Dänen, Deutsche, Portugiesen, Afrikaner usw. usw., die im Laufe der Zeit in der Flotte gelandet waren. Da sie als Ausländer vor dem Gepresstwerden geschützt waren, erreichten sie häufig als Besatzungsangehörige britischer Handelsschiffe britische Häfen, wo sie sich dann für den Dienst in der Flotte anwerben ließen.
Von 850 Besatzungsmitgliedern starben 57 (inkl. Lord Nelson), 102 wurden verletzt. Das sind angesichts des Schlachtverlaufs bemerkenswert "wenig".
So wenig war das für die britische Seite gar nicht: Fast 20% der Besatzung ausgefallen und fast 10% der Verluste der gesamten Britischen Flotte (1690 Tote und Verwundete). Hauptsächlich verursacht übrigens durch das Handwaffenfeuer von der Redoutable.
Eine Gegenüberstellung der Verluste gibt's hier:
Broadside3.Casualties
Bei den damaligen Seegefechten fällt auf, dass bei Gefechten Briten gegen Franzosen oder Spanier die Briten tendenziell weit geringere Verluste hatten ihre Gegner. Das lag an den operativen Einsatzgrundsätzen. Die Briten suchten prinzipiell die Entscheidung, idealerweise durch Erobern des gegnerischen Schiffes. Ziel des Artilleriefeuers war also, im Nahkampf die Rümpfe mit hoher Feuergeschwindigkeit zu beschießen, um soviele Gegner wie möglich auszuschalten, ehe es ans Entern ging.
Für Franzosen und Spanier hatte der Kampfkrafterhalt der eigenen Flotte zur zukünftigen strategischen Unterstützung der eigenen Landoperationen einen wesentlich höheren Stellenwert. Ihre Kommandanten hatten nicht das Ziel, den Gegner zu vernichten oder zu erobern, sondern versuchten, diesen daran zu hindern, das eigene Schiff allzusehr zu beschädigen, um sich dann absetzen und wieder strategisch tätig zu werden. Erfolgreich waren sie damit z. B. in der Schlacht bei Menorca oder der Schlacht vor der Chesapeake Bay.
Dazu versuchten sie, den Gegner durch Beschuss so sehr zu schädigen, dass dieser nicht mehr in der Lage war, den Kampf fortzuführen - sie schossen auf die Takelage, wodurch sie gleichzeitig den Besatzungen weniger Schaden zufügten.
Darüberhinaus strebten die Briten seit dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und besonders unter Nelson danach, zunächst die gegenerische Schlachtlinie zu durchbrechen und danach den Einzelkampf zu suchen. Dazu passierten sie das Heck des Gegners im rechten Winkel (wenn der es nicht zu verhindern wusste) und beschossen ihre Gegner der Länge nach. Das waren die blutigsten Augenblicke im Gefecht. Als die Victory bei Trafalgar das Heck der Bucentaure passierte, schaltete sie mit einer einzigen entsetzlichen Breitseite die Hälfte der 800köpfigen Besatzung aus, worauf das französische Flaggschiff nicht mehr zur effektiven Fortführung des Kampfes in der Lage war.
@Sascha 66: N. A. M. Rodger gibt in "Command of the Ocean" für die Royal Navy für die Zeit zwischen 1797 und 1801 eine Kopfstärke von ca. 115 000 Seeleuten an, zwischen 1805 und 1813 sind es im Schnitt zwischen 130 000 und 140 000. (Was nie genug war, der einzige Personalüberschuss herrschte bei den Offizieren.) Während des kurzen Friedens von Amiens ging die Stärke auf 65000 herunter.
Wikipedia
British Army during the Napoleonic Wars - Wikipedia, the free encyclopedia
gibt einen Aufwuchs der Kopfstärke der regulären Britischen Armee von 40 000 (in 1793) auf 250 000 (in 1813) an. Wohl verursacht durch das immer weiter zunehmende britische Engagement auf dem Festland und in den mehr und mehr "Ex-" französischen Kolonien.