Folge dem Video um zu sehen, wie unsere Website als Web-App auf dem Startbildschirm installiert werden kann.
Anmerkung: Diese Funktion ist in einigen Browsern möglicherweise nicht verfügbar.
Wie betrachteten die Alliierten (sowohl die Bevölkerung als auch die Militärs) eigentlich das Attentat auf Hitler? Beeinflusste es sie in irgendeiner Weise? Und was schrieb die Presse darüber?
Es wurde zur Kenntnis genommen, aber als Verbrechen hingestellt. So schrieb die New York Times am 9. August 1944 "dass das Attentat eher an die “Atmosphäre einer finsteren Verbrecherwelt” erinnere als an die, welche man “normalerweise im Offizierscorps eines Kulturstaates” erwarten würde".
Das "ideale" Thema, um zum Zyniker zu werden: Leute von Wernher von Braun, der zu Rüstungszwecken eine Art "Firmen-KZ" zur Verfügung hatte, waren ja sehr bald nach Kriegsende im Westen hoch angesehen...
Neutraler ausgedrückt: Nur der erfolgreiche Tyrannenmörder ist unterm utilitaristischen Aspekt genau so gelitten wie der weiterhin verwendbare Mittäter.
Völlig richtig, was die deutsche Seite in puncto Quellen betrifft.Dann waren die Quellen für die Forschung schwer zugänglich, was es auch nicht vereinfachte. ...von den Westalliierten zunächst tabuisiert... Der kommunistische und sozialdemokratische Widerstand...
Ein gewisser Umschwung bei der Würdigung des soldatischen Widerstand bahnte sich "zwangsläufig" an im Zuge der Wiederaufrüstung, bei der ja auf die "alten Kader" zurückgegriffen wurde. Der weitaus größte Anteil entfiel dabei auf jene Offiziere, die Hitler bis zuletzt treu gedient hatten (z. B. Foertsch); ein paar kamen bei dieser Gelegenheit in den Geruch, Widerstand geleistet zu haben (z. B. Speidel, posthum auch Rommel).Die ersten Schriften bemühten sich dann um den Nachweis des "Anderen Deutschland" und um die Betonung der moralisch-ethischen Beweggründe der Hitlergegner. So die Schriften von Hans Rothfels, Fabian v. Schlabrendorff oder Ulrich v. Hassell.
Um das abgegriffene Bild der "Pendelausschläge" zu benutzen: Zwischen weitgehender Ignorierung und differenzierterer Betrachtung gab es eine Phase, in welcher die Offiziere insgesamt als widerständig und damit vorbildlich hingestellt wurden: Nämlich zu dem Zwecke, der gesamten ehemaligen Wehrmacht den Status der "Unschuld" bzw. des "Verführtwordenseins" zu attestieren und sie damit z. B. für Zwecke der Bundeswehr "traditionswürdig" zu machen. (In dieser Zeit konnte bekanntlich auch ein Erich Mende sich öffentlich mit seinem Ritterkreuz sehen lassen.)Mitte der sechziger Jahre .... [und dann] eine stärker ... differenziertere Betrachtungsweise des Widerstandes.
Ein Teil der Historiker, vielleicht sogar die Mehrheit, hat hierbei freudig mitgewirkt. Schon aus ureigenem Interesse sozusagen: Wenn 99 % der Offiziere eigentlich schuldlos waren und die 20.-Juli-Protagonisten sowieso, dann sie (die Historiker) selbst natürlich auch. Die "Verstrickung" etwa von Hans Rothfels - daher meine Assoziation - in das Forschungsgeschäft der Nazis ist ja z. B. etwas, das sehr viel später thematisiert wurde.
jschmidt schrieb:Der weitaus größte Anteil entfiel dabei auf jene Offiziere, die Hitler bis zuletzt treu gedient hatten (z. B. Foertsch); ein paar kamen bei dieser Gelegenheit in den Geruch, Widerstand geleistet zu haben (z. B. Speidel, posthum auch Rommel).
Danke für die ausführlichen Antworten!
Was die deutsche Seite angeht: Stauffenberg hat nicht umsonst gesagt "Wer das tut muss sich bewusst sein das er wohlmöglich als Verräter in die deutsche Geschichte eingeht [......]".
Interessant ist auch ein Ausspruch Churchills kurz nach Kriegsende, zitiert von Joachim Fest in "Staatsstreich" (1997 im btb-Verlag):
In Deutschland lebte eine Opposition, die zum Edelsten und Größten gehört, was in der politischen Geschichte der Völker je hervorgebracht wurde. Die Männer kämpften ohne eine Hilfe von innen oder von außen, einzig getrieben von der Unruhe ihres Gewissens ... Ihre Taten und Opfer sind das Fundament eines neuen Aufbaus."
Im Juli 1944 stand schon lange fest, dass die Alliierten Deutschland nicht nur zur Kapitulation zwingen wollten sondern ihr Ziel der restlosen Annexion und Aufteilung Deutschlands erreichen wollen (Teheran-Konferenz).
Die Offiziere des 20.Juli hatten Deutschlands Rettung im Kopf - dies steht im Widerspruch zu den Kriegszielen der Alliierten.
So dürfte denn auch der 20. Juli bei den Alliierten kaum positive Erwähnung finden.
Hurvinek schrieb:Die Offiziere des 20.Juli hatten Deutschlands Rettung im Kopf - dies steht im Widerspruch zu den Kriegszielen der Alliierten.
... dass ein Staatsstreichversuch nicht aus militärisch-politischen Gründen, sondern aus ethisch-moralischen Motiven erfolgen müsse, um den Fortgang der NS-Verbrechensaktionen zu stoppen.
Kannst du bitte die Seitenzahl angeben?
Churchill soll sich 1946 so geäussert haben, während des Krieges sah er es schon anders. Laut Gerd R. Überschär ist dein zitierter Ausspruch von Churchill nicht dokumentiert. Mich würde es nun interessieren ob Fest was genauers dazu schreibt. Musst mir also nur die Seitenzahl angeben, das Buch hab ich vor mir.
In dem Buch "Hitler-Eine Bilanz" schreibt G. Knopp folgendes:
"Oft ist gefragt worden, ob es denn überhaupt etwas genutzt hätte, wenn die bewusste Bombe unterm Kartentisch ihr Zielobjekt zerrissen hätte. Stand nicht die bedingungslose Kapitulation längst fest, genauso wie die Aufspaltung des Reiches in Besatzungszonen, die brutale Amputierung Ostdeutschlands und die Vertreibung seiner Menschen? All das stand schon fest, gewiss. Und dennoch wäre, ob durch eine provisorische Regierung Goerdeler oder durch ein Militärregime, der Krieg beendet worden. Dann hätten Millionen von Soldaten an den Fronten in Europa nicht mehr sterben müssen; wären Hunderttausende von Juden nicht mehr in die Gaskammern getrieben worden; wären schöne alte Städte wie Würzburg, Dresden, Breslau und Königsberg, nicht mehr vernichtet worden. Ein gelungener Mord an Hitler hätte seinen Sinn gehabt."
Allerdings geb ich denen auch Recht, die sagen, dass das nicht in das Bild und Konzept der Alliierten gepasst hätte. Diese hatten doch ihre eigene Auffassung von Deutschen...
"Denn die Alliierten wollten gar kein "anderes Deutschland", das den Krieg beendet hätte. Sie wollten das inmitten von Europa wuchernde Geschwür vernichten - tilgen, ein für allemal."
Und über die Attentäter des 20. Juli '44 ist in diesem Buch geschrieben:
"Es waren tragische, verkannte Helden ohne Anhang, die nicht von der Volksstimmung getragen wurden, sondern nur von ihrem eigenen Pflichtgefühl. Es waren einsame Verschwörer, die nicht nur die eigene Ehre retten wollten, sondern auch die Ehre eines Volkes von Mitläufern. Die meisten dieser Patrioten wollten einen Frieden, der "das Reich", ihr Heiligtum, noch halbwegs heil gelassen hätte..."
Wir verwenden essentielle Cookies, damit diese Website funktioniert, und optionale Cookies, um den Komfort bei der Nutzung zu verbessern.
Siehe weitere Informationen und konfiguriere deine Einstellungen