Wenn das Zurückzüchten so einfach ist, verstehe ich nicht, warum es mit denselben Methoden nicht möglich ist, noch bestehende aber bedrohte Arten wie dem
Wisent zu helfen. "Alle heute lebenden Wisente stammen von nur zwölf in Zoos und Tiergehegen gepflegten Wisenten ab. Die niedrige genetische Variabilität gilt als eine der wesentlichen Gefahren für den langfristigen Erhalt der Art." (wiki)
Wie schon gesagt, die Rückzucht bringt nicht das Original zurück. Ist eine Art ausgestorben, ist sie unweigerlich verloren. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass die Wissenschaft einmal in der Lage sein könnte, den Beutelwolf zurückzubringen oder das Quagga und die Wandertaube. Dabei sind diese Arten noch nicht mal solange ausgestorben oder besser ausgerottet. In den 1890er Jahren müssen Quaggas noch so zahlreich gewesen sein, dass burische Farmer sie als Landplage betrachteten. Vom Beutelwolf starb das letzte Exemplar 1930 in einem Zoo. Bisons muss es Millionen gegeben haben, ich wundere mich manchmal in wie kurzer Zeit man diese Tiere ausgerottet hat. Vielleicht kennen noch einige Forianer ein Foto aus den 1870er Jahren, in der weiße Bisonjäger vor einer riesigen, sicher 10 m hohen Pyramide aus aufgeschichteten Bisonschädeln posieren. Die Ausrottung der Bisons war auch ein Mittel, die Indianer in die Knie zu zwingen, Bisonjäger erhielten kostenlose Patronen aus Armeebeständen. Es wurde Werbung gemacht für "Bisonjagd" aus dem fahrenden Zug. "Come to buffalo land!" hieß es in Reklameslogans. Fleischjäger wie Buffalo Bill waren noch vergleichsweise harmlos. Cody schöpfte jedenfalls noch aus reichen Beständen ab, und die Bisons, die er schoss wurden zur Ernährung der Bahnarbeiter verwendet. Innerhalb von nicht mal 10 Jahren waren die Millionen von Bisons abgeschlachtet, man nahm nur die Zungen oder nicht mal das, und die Kadaver verwesten in der Prärie, während Indianer in Reservaten Hunger litten und mit minderwertigen, oft vergammelten Lebensmitteln versorgt wurden.
Die Löwen, die Homer in so treffenden Gleichnissen beschrieb, mit denen Samson und Herakles kämpften, waren asiatische Löwen. Sie kamen mal in Europa vor, Herodot schreibt, dass sie in Makedonien Gelüste für die Transportkamele des Xerxes entwickelten. Im Bewusstsein sind asiatische Löwen aber verschwunden, sie gelten heute als typisch afrikanische Tiere. In der Eiszeit gab es Höhlenlöwen in Mitteleuropa, einen nicht unbeträchtlichen Zeitraum der Menschheitsgeschichte teilten sie den Lebensraum mit Menschen, es gab nur keinen Homer, der sie beschrieben hätte. Im Bewusstsein sind europäische Höhlenlöwen dagegen völlig ausgelöscht.
Das Zusammenleben mit "charismatischem Großwild" mit Bären, Wölfen, Großkatzen, Hirschen, Elchen, Wisenten, Bisons und anderen ist niemals völlig spannungsfrei, aber das ist eben der Preis den man zahlen muss und den man zu zahlen bereit sein sollte. Wenn eine Art nur noch als Präparat in naturkundlichen Museen existiert oder nicht mal mehr da, ist das langfristig auch für den Menschen eine Verarmung. die Rückzucht von Auerochsen und Tarpan kann dazu beitragen, das Bewusstsein zu schärfen für die Verantwortung des Menschen, bedrohte Arten zu erhalten, aber es muss klar sein, dass es nicht das Original ist, dass das Original ein Schatz ist, der unwiederbringlich verloren ist und dass keine wissenschaftliche Kunst, kein noch so gut gemeintes Projekt diesen Verlust ausgleichen kann.