Bei Cassius Dio ist vermerkt, dass Drusus bei seinem erste rechtsrheinischen Feldzug (12.v. Chr.) über die Insel der Bataver zum Siedlungsgebiet der Usipeter vorstieß (54,32). Im Jahr danach bezwang er zuerst die Usipeter, und überbrückte dann die Lippe (ebenso 54,32). Wenn dies so vom Ablauf stimmig ist, dann müssten die Usipeter gegenüber den Batavern zu finden gewesen sein, im Raum Arnheim-Bocholt-Wesel.
Zu von Sepiola zitierten Christoph Reichmann ein Zitat (Rezension Begleitband Ausstellung
Krieg und Frieden. Kelten - Römer - Germanen. Landesmuseum Bonn 2007:
„Die Besiedlung des Lippemündungsgebietes in frührömischer Zeit“ ist Thema von Christoph Reichmanns Beitrag (S. 72-78). Da die archäologische Forschung südlich der Lippe durch die modernen industriellen Überbauungen erschwert wird, stammen fast alle Informationen aus dem nördlichen Bereich. Reichmann schildert das Phänomen, dass die archäologischen Hinterlassenschaften der Region eher „keltische“, also von der Latènekultur geprägte Bezüge aufweisen, die Bewohner in den römischen Schriftquellen aber als Germanen angesprochen werden (S. 73). Reichmann versucht diesem vermeintlichen Widerspruch auf den Grund zu gehen. Er zeigt dabei die verschiedenen Vermischungen überzeugend auf: Auf der einen Seite stehen Gruppen, die stark von der in südlicher und westlicher Richtung benachbarten Latènekultur beeinflusst sind, auf der anderen Seite bestand daneben eine Bevölkerungsgruppe, die separat bestattete und archäologisch gesehen aus dem Elbegebiet kam. Offensichtlich gab es in dieser Region verschiedene Gruppen, die neben- und miteinander lebten. Als Beweis führt Reichmann unter anderem das Vorkommen jeweils fremder Scherben in den Abfallgruben der Siedlungen und in Gräber an (S. 75). Bleibt das Problem der ethnischen Deutung: Heißt es tatsächlich, dass es eine familiäre Verbindung bestand, wenn ein elbgermanischer Topf in einem einheimischen Grab auftaucht (S. 76), oder einfach nur, dass es irgendeinen Kontakt gab?"
Krieg und Frieden. Kelten ? Römer ? Germanen (Rezensionen) | H-Soz-Kult. Kommunikation und Fachinformation für die Geschichtswissenschaften
Interessant ist dieser Verweis insofern, weil er eine mögliche Herkunft der Usipeter/Tenkterer erklären könnte, die nach dem Bello Gallico (Buch IV) vor den Sueben geflohen wären. Da sie über das Siedlunggebiet der Menapier über den Rhein vorgestoßen sind (vergl. oben Bataverinsel zwischen Waal und Lek), hätten sie einige Siedlungsgebiete durchqueren müssen. Zur Kritik an Reichmann und gerade am Rhein schwierigen ethnischen Deutung: Brather, Sebastian, Ethnische Interpretationen in der frühgeschichtlichen Archäologie. Geschichte, Grundlagen und Alternativen, Berlin u.a. 2004, S. 166–184 u. 210–212.
M.Meyer hat in Terra Incognita? einen interessanten Beitrag zu den Przeworskfunden im latenezeitlichen Mittelgebirgsraum vorgestellt, nach diesen neueren Untersuchungen gab es einzelne Kulturinseln (z.B. Wetterau), in denen Gräbersitte, Beigabeform, Siedlungskeramik übereinstimmten mit dem Kerngebiet östlich der Oder, überwiegend stellten sich die Przeworskfunde als "einheimische" Adaptionen und kulturelle Sonderverwendungen z.B. von Keramik (in Kindergräbern z.B. in Urnen) heraus, die nicht der Beigabensitte im Kernbereich entsprachen (Keramik für alle Gesellschaftsschichten/Geschlechter/Altersgruppen in Brandgrubengräbern). Dies ein Beispiel, wie nur nach sehr differenzierter Untersuchung eine (politisch-ethnische) Interpretation selbst von eindeutig in ihrer Umgebung "fremden" Kulturfomen gemacht werden kann.
M. Zelle (Hrsg.): Terra incognita? (Rezensionen) | H-Soz-Kult. Kommunikation und Fachinformation für die Geschichtswissenschaften
zusätzlich was Billigeres, R.Wolters, Die Römer in Germanien, Beck Wissen