Dreißigjähriger Krieg = Glaubenskrieg?

Zunächst einmal macht der Begriff "Bekenntniskirche" im Kontext des Dreißigjährigen Krieges historisch nur bedingt Sinn, denn darunter versteht man gewöhnlich lutherische Freikirchen.
Siehe dazu auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Evangelisch-Lutherische_Bekenntniskirche_in_der_Diaspora
http://de.wikipedia.org/wiki/Selbständige_Evangelisch-Lutherische_Kirche

Wahrscheinlich ging es Deinem Professor dabei um eine andere Erscheinung, nämlich die Herausbildung der Konfessionen - vgl. dazu auch http://de.wikipedia.org/wiki/Konfession#Begriffsgeschichte

Zum Thema des "Konfessionskonfliktes" bzw. "Religionskrieges", welcher der Dreißigjährige Krieg mE eben nicht war, empfehle ich folgende Diskussionen im Epochenforum "Neuzeit" Unterforum "Zeitalter der Glaubensspaltung":
http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=12788 (insbesondere ab Beitrag #21)
http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=9809
 
Bekenntniskriche

Hi, ich hätte doch noch mal eine Frage wegen der Bekenntniskirche. Ich blicke da immer noch nicht durch, für mich macht dieser Begriff im Zusammenhang des 30j. Krieges keinen Sinn. Deshalb wollte ich euch nochmal den "Original Email-Textauszug", den mir mein Profr. zugeschickt hat zeigen. Vielleicht kann mir ja doch jemand die Frage beantworten.

Mein Prof.:
.....Klarmachen sollten Sie sich nicht nur den Begriff der "Konfession" (im Sinne von Bekenntniskirche), sondern vor allem den der "Konfessionalisierung".
Geprägt von Wolfgang Reinhard und Heinz Schilling gibt es inzwischen eine
riesige Diskussion darüber. Die bekannten Handbücher bieten dazu gute
Einführungen......
vielleicht weiß ja einer von euch, was er damit meint. Wäre mir echt eine große Hilfe. Danke schon mal fürs durchlesen.....
 
Ich hoffe ich führe damit nicht auf eine falsche Fährte, aber wie wär´s denn mit dem Spruch des Augsburger Religionsfrieden: Cuius regio, eius religio?
Ansonsten, wenn Dir schon explizit zwei Namen genannt werden, dann solltest Du unbedingt gucken, was es von denen zum Thema gibt und die Texte intus haben!
 
30 Jähriger Krieg

Ja, hab das Buch auch schon in der Bib. bestellt und kanns morgen abholen. hab nur schon gesehen das es sich um einen 500 Seiten Wälzer handelt und dachte, jemand hat vielleicht zusammenfassend schon mal was davon gehört.
 
Dreißigjähriger Krieg = Glaubenskrieg ?

Hallo,

könntet ihr mir sagen, ob man den Dreißigjährigen Krieg als einen Glaubenskrieg bezeichnen konnte?

Eigentlich standen sich doch Konfessionen gegenüber, jedoch habe ich mal gehört, man könnte ihn nicht als Glaubenskrieg bezeichnen.
 
Dazu kann ich dir auch gut das Drama von Bertolt Brecht "Mutter Courage und ihre Kinder" empfehlen. Genau das spielt in dieser Zeit.
 
Vor allem aber dieses Meisterwerk eines Zeitgenossen:
Christoffel von Grimmelshausen "Der abentheuerliche Simplicius Simplicissimus"
 
Also den Söldnern auf beiden Seiten war der Glaube einerlei, Hauptsache sie wurden bezahlt. Dafür wurde auch die Konfession gewechselt, wenn es sein musste, um irgendwelche konfessionelle Riten im Heer auszuüben.

So hat Wallenstein sein Heer der Kaiserlichen keineswegs allein aus der katholischen Konfession rekrutiert. Er nutzte den Krieg als Feldheer und reichste Mann Deutschlands (bei ihm standen alle in der Kreide), die Macht des Kaisertums weiter auszubauen. Und Wallenstein war der erfolgreichste Feldheer neben dem Schwedenkönig im Dreißigjährigen. Für Wallenstein waren Konfessionskonflikte völlig nebensächlich. Ihm wird in den Mund gelegt nach einer Schlacht gesagt zu haben, dass er "der Kirche keine weiteren Abteien zurückerobern wolle, bevor sie nicht bessere Männer zu ihrer Besetzung habe".

Hab gerade keine Links und Bücher über Wallenstein zur Hand.
 
Also den Söldnern auf beiden Seiten war der Glaube einerlei, Hauptsache sie wurden bezahlt. Dafür wurde auch die Konfession gewechselt, wenn es sein musste, um irgendwelche konfessionelle Riten im Heer auszuüben.


Das ist zutreffend.

Elzoido schrieb:
Dazu kann ich dir auch gut das Drama von Bertolt Brecht "Mutter Courage und ihre Kinder" empfehlen. Genau das spielt in dieser Zeit.

Scorpio schrieb:
Vor allem aber dieses Meisterwerk eines Zeitgenossen:
Christoffel von Grimmelshausen "Der abentheuerliche Simplicius Simplicissimus"


War dieser Krieg für Brecht oder Grimmelshausen ein Gaubenskrieg? :confused: :confused: :confused:
 
Ob Glaubenskrieg oder nicht, der Krieg hat hier im Süden schwere Schäden angerichtet, an Land und Bevölkerung - das Elend war riesig.

Aber hieß es damals nicht:
Wessen Diener ich bin, dessen Religion habe ich,
oder so ähnlich und auf Latein hört es sich noch viel besser an, aber das trau ich mich nicht.
 
Daß es kein "Glaubenskrieg" war, wird ja schon daran deutlich, daß daß das katholische Frankreich sich mit dem protestantischen Schweden gegen die katholischen Habsburger verbündete und Subsidien an protestantische Fürsten zahlte. Teil des Dreißigjährigen war der "Hessenkrieg", in dem sich die protestantischen Hessen-Kasseler (calvinistisch) und Hessen-Darmstädter (lutherisch) erbittert bekämpften. Es ging aber nicht um Religion, sondern um den Besitz des Marburger Erbes und die kurmainzischen Besitzungen Amöneburg und Fritzlar.
 
Aber ich denke, für Gustav Adolf von Schweden war es schon ein Krieg, um seinen Glauben zu verteidigen und vorallem ihn im Deutschen Reich durchzusetzen, zumindest wenn ich seine Biografie richtig gelesen habe.
 
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