Also: Für diejenigen, die Ethnie nur als Selbstdefinition sehen, schlage ich den Begriff Schrödingers Germanen vor. Solange wir nicht alle Germanen gefragt haben, sind es entweder Germanen oder keine Germanen. Wie man sieht, ist das völlig absurd...
Wenn du schreibst, dass der Umstand wie die Germanischen Gruppen sich selbst betrachtet haben, irrellevant sei und es darauf ankäme, wie man sie heut betrachten wolle/solle, was betreibst du dann anderes als eine Ideologisierung im eigenen Interesse?
Eine Definition des offensichtlichen.
Ist nicht notwendig. Tacitus halt.
Der Mann war nie in "Germanien" dementsprechend kein besonders zuverlässiger Gewährsmann, wenn es um die innergermanischen Verhältnisse geht.
Niemand von uns war je in Germanien! Jeder, der ein Dokument verfasst, hat ein persönliches Interesse, das er damit verfolgt. Unser Ziel muss es sein Objektiv zu bleiben und unser eigenes Weltbild zurückzustellen.
Objektive Gemeinsamkeiten definieren noch lange keine zusammengehördende Gruppe, die entsteht erst dann, wenn sie von den Gruppenmitgliedern auch als solche anerkannt wird.
Da sind wir wieder beim modernen Selbstbild nach dem Motto: Ich darf sein, was ich will. Sehr schwierig in so einem Kontext...
Kennt sehr viele trennende Elemente und unterscheidet z.B. in Rhein-Weser-Germanen, Elbgermanen, Nordsee-Germanen usw.
Liegt nicht darin begründet, dass das alles homogen wäre. Die Unterschiede in der materiellen Kultur sind nur geringer, als zu den als keltisch oder slawisch angesprochenen Gruppen, wobei die Unterschiede recht fließend sein können.
Es ist das Gesamtbild, das sich aus der interdisziplinären Forschung ergibt. Alle Aspekte zusammen sprechen für eine germanische Ethnie.
Sind Fremdzuschreibungen, die uns "die Germanen" aus römicher Sicht präsentieren, uns aber mehr oder minder nichts über interne Sicht dazu sagen.
Vieles davon stammt von Autoren, bei denen nicht einmal verifizierbar ist, dass sie jemals mit dem Gegenstand über den sie da schrieben persönlich in Kontakt gekommen wären, in anderen Fällen sind propagandistische Verzerrungen mindestens im Bereich des Möglichen ("Spiegelvorhalten" bei Tacitus etc.).
Dann kann die Geschichtswissenschaft, die sich auf literarische Quellen bezieht, jetzt einpacken und hat ausgedient. Typische Sichtweise und völlige Überinterpretation aus der Archäologie.
Wenn man sich die Ähnlichkeiten der Schriftsysteme mal anschaut, erkennt man, dass einige Zeichen sich tatsächlich stark ähneln, nur dass sie einen vollkommen anderen Lautwert haben:
Also ich bin kein fundmentaler Anhänger dieser Theorie. Wollte es aber nicht unerwähnt lassen, weil die Gemeinsamkeit eben da ist und um zu zeigen, dass es keinen Beweis gibt, dass die Runen auf dem lateinischen Alphabet basieren. Was aber selbst wenn - trotzdem nicht gegen eine germanische Ethnie spricht. Ich würde das mit den Lautwerten nicht überbewerten.
Stützpfeiler die für eine Ethnie sprechen:
Der stärkste Aspekt, der für die Existenz einer germanischen Ethnie spricht, ist die Sprache. Die sprachliche Abgrenzung ermöglicht eine präzise Differenzierung von anderen Ethnien. Das Germanische entstand wie durch
El Quijote erwähnt aus dem westlichen Zweig der indoeuropäischen Sprachfamilie. Zwischen 2000 und 1500 v. Chr. entwickelte sich das frühe Prägermanisch, gefolgt vom Urgermanisch das zwischen 1500 v. Chr. und etwa 200 n. Chr. gesprochen wurde. In dieser Phase erfolgte die erste Lautverschiebung. Danach folgte die Ausbildung der drei germanischen Sprachfamilien - Ostgermanisch (ausgestorben), Westgermanisch und Nordgermanisch.
Der Zeitstrahl ist eine eigene Darstellung.
Ein weiteres starkes Indiz für eine gemeinsame germanische Kultur ist das ältere Futhark, das älteste bekannte germanische Runensystem. Der älteste Runenfund in Kontinentaleuropa wird auf das Jahr 160 n. Chr. datiert, während der neueste und möglicherweise älteste Fund aus Skandinavien zwischen 0 und 200 n. Chr. zu datieren ist.
Das Geheimnis des ältesten Runensteins der Welt
Wie auch bereits erwähnt unterstreicht die räumliche Verbreitung der Runenfunde die kulturelle Kohärenz der Germanen.
Archäologische Funde bieten ebenfalls wichtige Anhaltspunkte zur Differenzierung zwischen Kelten, Germanen und anderen Völkern. Dazu zählen Waffen, Schmuckstücke, Alltagsgegenstände, Siedlungsstrukturen, Bestattungsstätten usw.
Ein Beispiel hierfür ist das Oppidum, das klare Unterscheidungsmerkmale aufweist.
Die Germania ist ein wertvolles erhaltenes Gut. Die komplette Infragestellung dieser als historische Quelle ist vollkommen absurd. Während es natürlich wichtig ist, die Zuverlässigkeit und Genauigkeit jeder historischen Quelle kritisch zu bewerten, führt die pauschale Ablehnung solcher Quellen aufgrund möglicher Voreingenommenheiten des Autors zu einem problematischen Dilemma in der Geschichtswissenschaft. Würde man die "Germania" aufgrund ihrer potenziellen Unzulänglichkeiten vollständig verwerfen, müsste man konsequent
alle literarischen Quellen ebenfalls infrage stellen. Die Folge wäre eine Geschichtsschreibung, in der historisches Wissen fast ausschließlich auf materiellen Beweisen wie archäologischen Funden basiert. Dann mal Gute Nacht liebe Historiker...
Und noch mal weil es so schön ist: Die Erforschung der Germanen ist ein interdisziplinärer Ansatz. Die Zusammenarbeit von Philologie, Archäogenetik, Archäologie und Geschichtswissenschaft ist unerlässlich. Nur so können wir ein vollständiges und genaues Bild der Germanen erhalten. Nur durch die Integration dieser Disziplinen kann ein Verständnis der germanischen Kultur und Identität entwickelt werden.
Deshalb bringt es überhaupt nichts, wenn ihr euch hier einzelne Punkte herauspickt und versucht diese einzeln zu widerlegen. Ihr müsst das Gesamtbild betrachten, was für Leute in einem Geschichtsforum normalerweise kein Problem sein sollte. #nofront