Respekt. Von Dir hätte Luther ja noch was dazu lernen können hinsichtlich der Frage, wie man Anders-Denkende wortgewaltig ablehnen kann.
Aber im Ernst: Auf eine definitorische Abgrenzung zwischen Antijudaismus und Antisemitismus muss es wohl hinauslaufen. Der Hinweis ist wichtig. Ich habe auch so meine Probleme, Luther einen Antisemiten zu nennen, und zwar, weil ich Antisemitismus bisher auch immer nur mit rassistischer Komponente kannte. Ich habe aber auf der von mir oben verlinkten Seite gelesen, dass man heute nicht nur die Ablehnung der Juden, die auf Rasse-Spinnereien oder Blutszugehörigkeit-Überlegungen basiert, Antisemitismus nennt, sondern jede Ablehnung, die "den Juden" die Möglichkeit abspricht, "Nicht-Juden" zu werden (also z. B. auch wenn ein unveränderbarer "jüdischer Charakter" oder so was angenommen wird). Klar, ist Definitionssache. Aber wer Antisemitismus so definiert, könnte auch einige von Papa Leo gelieferten Zitate Luthers in die Richtung deuten, dass der spätere Luther die Juden "von Natur aus" für starrsinnig, verschlagen, verstockt usw. gehalten hat. Und wenn man das so deutet, dass er ihnen die Möglichkeit absprach, sich zu ändern, dann geht das zumindest in Richtung Antisemitismus.
EDIT: Das hier meinte ich:
Was heit Antisemitismus? | bpb: