Divico
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Bei Kirn dagegen ist eine römische Geschichte nicht bekannt. Man weiß nicht, ob der Name aus dem Keltischen kommt (dann hätte der Ort immerhin eine Kontinuität durch die Römerzeit, ohne aber deswegen Standort eines Lagers gewesen zu sein) oder aus dem Althochdeutschen (wie etwa Moselkern), archäologische Funde aus Kirn sind mittelalterlich.
Zu Kirn, Hervorhebungen von mir:
Bevorzugte Siedlungen [zur Römerzeit] an der Nahestraße waren Waldböckelheim, Sobernheim mit der Passhöhe von Steinhardt sowie Kirn, wo sich die Straßen von Kirchberg zum Rhein und von der oberen Nahe (Birkenfeld, Bergen bei Kirn) trafen.
[...]
Mit zu den frühesten Fundplätzen an der Nahe gehört Kirn. Grabfunde und Gebäudereste sowie eine frühere keltische Siedlung geben die Vermutung der Existenz einer römischen Straßenstation zur Hand (Sarkophaginschrift eines Praefectus stationibus praesidiisque aus Dhaun).
Winfried Dotzauer: Geschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes von den Anfängen bis zur Französischen Revolution.- Franz Steiner, Stuttgart, 2001
Davon abgesehen ist die Vorstellung eines stationslosen caput viae am Naheufer nicht mit dem vereinbar, was wir über römische Verkehrsplanung wissen.
So, kurz noch zur Peutingerkarte, allerdings mit einem relevanteren Abschnitt:
Trier VIII Noviomagus XX Belginum VIII Dumno XVI Bingen
Diese Orte sind in der Peutingertafel auf einer Route dargestellt, allerdings verläuft diese auf zwei unterschiedlichen Straßen! Von Trier nach Neumagen bewegte man sich auf der Moselstraße, um dann auf die Ausoniusstraße zu wechseln. Es werden somit auf der PT in erster Linie touristische Routen, keine Straßen, abgebildet.
Nun zu den Distanzen:
- Von Trier sind es bekanntlich schon nach Detzem 10 Leugen, von dort noch einmal 10 km nach Neumagen. Die VIII Leugen in der PT sind somit unmöglich und daher falsch.
- Von Neumagen nach Belginum gelangt man in der Realität auf römischer Strecke nach 10 Leugen, das zweite "X" in der PT ist somit ebenfalls ein vermutlicher Kopierfehler.
- VIII Leugen zwischen Belginum und Dumnissus hingegen sind realistisch, bedenkt man die Ausdehnung des spätantiken Belginum.
- Auch in den XVI Leugen von Dumnissus nach Bingen ist der Wurm drin, da sie in etwa der Luftlinie entsprechen, von einer derartigen Straße aber nichts bekannt ist. Die kürzeste heute mögliche Wegdistanz beträgt 41,5 km, also umgerechnet mehr als 18 Leugen.
Fazit: Die Peutingertafel ist weder als Argument für ursprüngliche Streckenführungen noch für Entfernungsangaben zu gebrauchen.
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