Oppositionsbewegungen in der DDR 1989/1990

Beweise dass alle(!) Wahlen vor 1990 gefälscht waren! Ansonsten muss ich Saxo und Norvegia recht geben. Inwieweit war das alles Opposition? Nur weil das MFS so gut war, konnte sich diese Gruppierungen nicht organsieren? Manche haben sogar Widerstand provoziert, um ausgebürgert zu werden, ist das Opposition? oder einfach nur Hass. Langsam sollte man wohl wieder darüber nachdenken die alten Begriffe wiedereinzuführen.

Alle Wahlen waren gefälscht. Im Dorf bis zur Stadt. Das Wahlergebnisprotokoll schrieb der Wahlbüroleiter allein. Und auch die nächstübergeordnete Stelle färbte alle eingehenden Berichte weiter nach oben. So bekam das ZK in Berlin am Ende immer 95 Prozent auf den Tisch. Das ZK machte dann die restlichen 2-3 Prozent.
Zugang zu den Wahlergebnisunterlagen bekam man eh nicht. Müsste mal rumfragen, ob nicht sogar die Wahlzettel nach "Auszählung" noch am Ort in den Mülleimer kamen.
 
Gab es in der DDR nicht auch Opposition seitens der Kirche?

Pastoren die sich gegen die Diskriminierung ihrer Kirchen aufzulehnten und jungen Menschen unter dem Dach ihrer Gotteshäuser ein Forum zu boten. Von den Kirchen veranstaltete Diskussionen über Alkoholismus, das Leben in der DDR, Militarisierung der DDR Gesellschaft oder einfach nur Rock-Musik waren keine in 70igern keine Seltenheit. Sie führten schließlich dazu, dass die Gottesdienste überfüllt waren und das sich vor allem die evangelischen Kirchen zu einem Sammelbecken der Opposition entwickelten.


Die Selbstverbrennungen der Pastoren Oskar Brüsewitz 1976, Rolf Günther und Gerhard Fischer 1978 trugen zusätzlich dazu bei, dass viele das Verhältnis von Kirche und Staat in der DDR sowie die Kriche als Teil der Oppositionsbewegung überdachten. Daran änderte auch der zwischen Hoencker und den Kirchenfürsten Schönherr geschlossene Pakt nichts. Die Beruhigung die sich die SED –Führung davon versprochen hat, blieb jedenfalls aus. Die Kirchen blieben ein wichtiger Angelpunkt der Opposition in der DDR. Beispiel dafür waren 1979/80 die öffentliche Kritik am Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan und im Januar 1982 die Übersendung des von mehreren hundert Ostdeutschen unterzeichneten Appells an Hoencker durch den Ostberliner Pastor Rainer Eppelmann, in dem die Militarisierung der Kinderziehung in der DDR angeprangert wurde.

Grüße
Amicus
 
Müsste mal rumfragen, ob nicht sogar die Wahlzettel nach "Auszählung" noch am Ort in den Mülleimer kamen.
Ich war von den letzten DDR-Jahren bis jetzt immer noch bei jeder Wahl abends bei der öffentlichen (!) Auszählung oder auch als Wahlhelfer dabei. Es gab nie irgendwelche Fehler, und absichtliche schon gar nicht. Wann sollte das auch geschehen? Auf der unteren Ebene waren ständig Bürger von der Straße dabei und auch erwünscht. Was weiter oben passierte, entzieht sich natürlich meiner persönlichen Kenntnis, aber man konnte jeweils gut die einzelnen Ortsteile hochrechnen und auch die Unterschiede zwischen Stadt und Land bzw. zwischen den verschiedenen Bezirken nachvollziehen. Die Unterschiede entsprechen etwa der heutigen PDS-Wähler-Verteilung.

Übrigens unterschied sich der Wahlvorgang in der DDR gegenüber dem von heute in der BRD nur zwei Dingen: Man war früher nicht verpflichtet, die Wahlkabine zu benutzen (darum gab es auch immer nur eine pro Wahllokal), und man kreuzte nicht an, was man wollte, sondern strich weg, was man nicht wollte. Was beides den Wahlvorgang sehr vereinfachte und beschleunigte. Alles andere, Ausweiskontrolle, Vorzeigen der Wahlbenachrichtigung, Falten des Zettels, Abschließen der leeren Wahlurne unter Zeugen usw. war alles gleich. Sogar viele Wahlhelfer machten nach der Wende weiter.
Trotzdem 100%.
Und das nur in einem 180 Ew kleinem Dorf. Das rechne mal hoch.
Gern. Das entspricht einer Abweichung von 0,56%. Was willst Du damit beweisen?

Ich hab das Thema Wahlfälschungen vor 1990 auch mal in der wikipedia mitdiskutiert. Es stellte sich heraus, daß dafür keinerlei Belege existieren.
 
Ich zitiere hier einmal eine Passage aus dem Buch von Wolfgang Jäger "Die Überwindung der Teilung."

"Im Rahmen der Kommunalwahlenvom 06.Mai 1990 waren in 7787 Städten und Gemeinden der DDR insgesamt 119 652 Mandate zu erringen. Diese Wahlen wurden allgemein als notwendig empfunden, da Oppositionsgruppen bei den vorangegangen Kommunalwahlen vom 7.Mai 1989 in meheren Städten massive Wahlfälschungen hatten nachweisen können."

Grüße
Amicus
 
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Ich war von den letzten DDR-Jahren bis jetzt immer noch bei jeder Wahl abends bei der öffentlichen (!) Auszählung oder auch pricht einer Abweichung von 0,56%. Was willst Du damit beweisen?

Ich hab das Thema Wahlfälschungen vor 1990 auch mal in der wikipedia mitdiskutiert. Es stellte sich heraus, daß dafür keinerlei Belege existieren.


Die 1990er Wahlen sind kein Thema sondern die 1989er

Und wenn mich nicht alles täuscht wurde aus diesem Grund auch ein recht Prominenter verurteilt.




Grüße Repo
 
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Ich war von den letzten DDR-Jahren bis jetzt immer noch bei jeder Wahl abends bei der öffentlichen (!) Auszählung oder auch als Wahlhelfer dabei. Es gab nie irgendwelche Fehler, und absichtliche schon gar nicht. Wann sollte das auch geschehen?
Und ich habe 1995 einen Gerichtsprozess beobachtet, in dem der ehemalige Dresdner Bezirkschef Hans Modrow behauptete, eigentlich die Absicht gehabt zu haben, die richtigen Zahlen der Kommunalwahl 1989 im Bezirk Dresden bekanntgeben zu lassen. Aus diesen Zahlen hätte sich eindeutig ergeben, dass die Wähler mit der bisherigen Politik nicht mehr zufrieden waren (hohe Zahl von Nichtwählern und ungültigen Stimmen). Er habe dann aber, die Anweisung aus Berlin erhalten, die wahren Zahlen fälschen zu lassen und für die Bekanntgabe der gefälschte Zahlen zu sorgen. Um nicht als Bannerträger der SED-internen Refomer abgelöst zu werden, so gestand Modrow in dem Gerichtsprozess, habe er die Wahlergebnisse fälschen lassen.
saxo schrieb:
Ich hab das Thema Wahlfälschungen vor 1990 auch mal in der wikipedia mitdiskutiert. Es stellte sich heraus, daß dafür keinerlei Belege existieren.
Das Geständnis von Hans Modrow soll kein Beleg sein???? Übrigens wurde Hans Modrow wegen Anstiftung zur Wahlfälschung vom Landgericht Dresden und vom Bundesgerichtshof verurteilt - auf der Grundlage umfangreichen Beweismaterials.

Man kann sich darüber streiten, ob die Verurteilung von Modrow wegen Wahlfälschung sinnvoll war. Immerhin war bei den Wahlen der DDR allgemein bekannt, dass diese unfair ablaufen (keine echte Wahlfreiheit) und dass deren Ergebnisse (besonders bei den Punkten Wahlenthaltung und ungültige Stimmen) gefälscht werden. ABER dass die Wahlergebnisse gefälscht wurden, wurde in dem Prozess von Modrow überhaupt nicht bestritten.
 
Im Vorfeld der Kommunalwahl war man sich im Politbüro einig gewesen, dass die Superprozentsätze vergangener Wahlen wohl nicht erreichbar seien, da dass Überschwappen der des Demokratisierungsprozesses Osteuropa in der DDR ihren Tribut fordern würden. Sogar 5 Prozent Gegenstimmen gegen die Kandidaten der "Nationalen Front" wurden für möglich gehalten.

Doch als die Stimmen am 07.Mai ausgezählt waren, schwelgte die SED Führung wieder in Euphorie. Egon Krenz, der Vorstizende der Wahlkommission gab bekannt, dass erneut 95,98 Prozent der Stimmen auf die Kandidaten der nationalen Front entfielen. Erich Hoencker nannte das Ergebnis "ein eindruckvolles Bekenntnis zu der auf Frieden und Sozialismus gerichteten Politik der SED.


Schabowski bekannte später, dass diese Wahl sich in keiner Weise von früheren Wahlen unterschieden habe und dass in der DDR in der Vergangenheit jede Wahl manipuliert worden sei.
Grüße
Amicus
 
Schabowski bekannte später, dass diese Wahl sich in keiner Weise von früheren Wahlen unterschieden habe und dass in der DDR in der Vergangenheit jede Wahl manipuliert worden sei.
In dem Modrow-Prozess 1995 trat ein Gutachter auf, der bestätigte, dass bei allen Wahlen in der DDR manipuliert wurden. Modrow selbst versuchte sich zudem mit dem Argument zu verteidigen, dass diese Wahlfälschungen zu den Wahlen der DDR gehörten, dass dieser Sachverhalt in der DDR allgemein bekannt gewesen sei und dass niemand die von ihm enttäuschbare Erwartung hatte, dass die gemeldeten Wahlergebnisse richtig gewesen seien.

Dennoch bezog sich der Prozess nur auf die Kommunalwahlen 1989. Die bei diesen Wahlen begangenen Wahlfälschungen war bei Beginn des ersten Verfahrens noch nicht verjährt. Zudem hatten Angehörige der DDR-Bürgerrechtsbewegung viele Fälle der 1989 begangenen Wahlmanipulation dokumentiert und Strafanzeige wegen Wahlfälschung behandelt. Diese Anzeigen wurden in der DDR in der Vorwendezeit nicht nur eingestellt. Die Polizei- und Justiz der DDR ging sogar gegen viele dieser mutigen Frauen und Männer vor. Diese wurden wegen "verleumderischer Hetze gegen den Staat" strafrechtlich verurteilt. Da war es nach der Wende einfach ein Gebot der Gerechtigkeit, in einem Strafprozess gegen die Wahlfälscher den wahren Sachverhalt aufzuarbeiten.
 
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Übrigens unterschied sich der Wahlvorgang in der DDR gegenüber dem von heute in der BRD nur zwei Dingen: Man war früher nicht verpflichtet, die Wahlkabine zu benutzen (darum gab es auch immer nur eine pro Wahllokal), und man kreuzte nicht an, was man wollte, sondern strich weg, was man nicht wollte. Was beides den Wahlvorgang sehr vereinfachte und beschleunigte. Alles andere, Ausweiskontrolle, Vorzeigen der Wahlbenachrichtigung, Falten des Zettels, Abschließen der leeren Wahlurne unter Zeugen usw. war alles gleich. Sogar viele Wahlhelfer machten nach der Wende weiter.

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Nun aber gut. Du warst doch selber dabei.
Warum ist denn keiner in die Wahlkabine gegangen? ( vor1989)
Wohl nur deshalb und das weiss ich genau, das diejenigen die gingen, gemeldet wurden und somit Repressalien ausgesetzt wurden.
Saxo, ich war auch lange genug dabei und weiss sehr wohl, was ich schreibe. Gerade über diese Thema.
Mir wurden schon mal meine Nelke und die 5 Mark verweigert, nur weil ich keine Lust hatte an der Maidemonstration teilzunehmen. Na, da habe ich mich aber geärgert.
Als ich bei der NVA war, wurde mir befohlen zur Wahl zu gehen.
 
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Übrigens unterschied sich der Wahlvorgang in der DDR gegenüber dem von heute in der BRD nur zwei Dingen: Man war früher nicht verpflichtet, die Wahlkabine zu benutzen (darum gab es auch immer nur eine pro Wahllokal), und man kreuzte nicht an, was man wollte, sondern strich weg, was man nicht wollte. Was beides den Wahlvorgang sehr vereinfachte und beschleunigte.

Ich habe an den zwei für mich in Frage kommenden DDR-Wahlen 1886 und 1989 nicht teilgenommen.
Aber der Hinweis, man strich weg, was man nicht wollte, muss dem ungeübten Nicht-DDR-Wähler sehr seltsam vorkommen.
Es gab auf dem Wahlzettel nur die Kandidaten der Nationalen Front (SED, CDU, FDGB, DBD, NDPD, LDPD, FDJ, DFD, usw.) unter Führung der SED. Also alle waren von der SED zugelassen und wählbar erwünscht!!
Wer also in die Wahlkabine ging, machte sich verdächtig!! Auch wenn er nichts wegstrich oder zerriß! Hinter der Kabine zu verschwinden war schon ein Verbrechen in der freien DDR unter Führung der SED.
Saxo, wenn Du schon die Riten der DDR-Wahl beschreibst, dann bitte mit den entsprechenden Hintergrund.
 
Hab ich mich doch wirklich verschrieben...
Ich hab das Thema Wahlfälschungen vor 1990 auch mal in der wikipedia mitdiskutiert. Es stellte sich heraus, daß dafür keinerlei Belege existieren.
Es sollte natürlich vor 1989 heißen. Über die Wahl im Jahr 1989 können wir uns also einig sein. Allerdings glaube ich Schabowski kein Wort. So wie der in den Jahren nach dem Beitritt um Gnade gewinselt hat. Nee! Übrigens wurden irgendwann man die wahren Zahlen der 1989er Wahl veröffentlicht. Da lag die Zustimmung zum Wahlvorschlag immer noch deutlich über 90%. Aber das war den Genossen eben zu wenig...

Mit dem Betreten der Wahlkabine war es überall anders, nämlich abhängig von denen, die als Wahlhelfer gerade dabei waren. Klar sah es seltsam aus, wenn jemand die Kabine benutzte, aber Angst haben, daß man irgendwo notiert wird? Kann ich mir nicht vorstellen. Außerdem konnte man ja genau wie heute Briefwahl machen, damit konnte man das Kabinenproblem elegant umgehen. Übrigens irritiert mich die Unfreiheit der BRD-Wahlen bis heute: Man verbietet mir, einfach mein Kreuz zu machen und die Wahlkabine zu ignorieren. Ich hatte nie was zu verheimlichen, weder in der DDR noch in der BRD.

Florian, irgendwie mußt Du in einer ganz kommunistisch beeinflußten Gegend gewohnt haben. Ich hab mich schon mehr als einmal über Deine Aussagen gewundert.
 
...Übrigens irritiert mich die Unfreiheit der BRD-Wahlen bis heute: Man verbietet mir, einfach mein Kreuz zu machen und die Wahlkabine zu ignorieren. Ich hatte nie was zu verheimlichen, weder in der DDR noch in der BRD...

da du dich mit den gepflogenheiten demokratischer wahlen noch nicht auszukennen scheinst, darf ich den art. 38, abs. 1, satz 1 des GG zitieren
Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages werden in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählt.
und weiter aus §33(1) des bundeswahlgesetzes:
Es sind Vorkehrungen dafür zu treffen, daß der Wähler den Stimmzettel unbeobachtet kennzeichnen und falten kann. Für die Aufnahme der Stimmzettel sind Wahlurnen zu verwenden, die die Wahrung des Wahlgeheimnisses sicherstellen.
das wahlgeheimnis ist ein so hohes gut, dass nicht einmal der anschein gegeben sein soll, dass irgendjemand nachvollziehen könnte, wer wie abgestimmt hat. übrigens ist die briefwahl unter diesem gesichtspunkt problematisch.
 
Florian, irgendwie mußt Du in einer ganz kommunistisch beeinflußten Gegend gewohnt haben. Ich hab mich schon mehr als einmal über Deine Aussagen gewundert.

Jetzt musste ich erst mal pusten.

Sag mal, wo lebtest du denn? Es war doch keiner so bescheuert und hat, wenn er Briefwahl machen musste, einen zerissenen Brief da reingesteckt. Da haben die deinen Brief, deine Adresse und gleich deinen "zerissenen Brief? Entschuldige,( Schwachsinn).

Ich habe in der DDR gewohnt, von 1960 bis1990 und ich bin auf Grund meiner Arbeit überall rumgekommen. Und alle können ja nicht lügen, mit denen ich mich unterhalten habe.
Ich habe aber immer wieder betont, das ich nichts vermisst habe und mich wohlfühlte. Ist aber ein ganz anderes Thema.
 
Welche Motivation soll Schabowski denn zum Lügen gehabt haben?

Was ist mit dem Modrow-Prozess? Haben Modrow und der Gutachter auch gelogen?

Grüße
Amicus
 
da du dich mit den gepflogenheiten demokratischer wahlen noch nicht auszukennen scheinst, darf ich den art. 38, abs. 1, satz 1 des GG zitieren

und weiter aus §33(1) des bundeswahlgesetzes:

das wahlgeheimnis ist ein so hohes gut, dass nicht einmal der anschein gegeben sein soll, dass irgendjemand nachvollziehen könnte, wer wie abgestimmt hat. übrigens ist die briefwahl unter diesem gesichtspunkt problematisch.

Wieso? Ich kann mich erinnern, dass noch einmal selbst für die ganz Verträumten extra ein Hinweis dabei stand, dass man doch bitte keinen Absender auf den Brief schreiben solle.
 
Die Wahlen vom 07.Mai 1989 waren manipulierte und gefälschte Wahlen. Manipulation war immer am Werke, denn wer eine Einheitsliste vorgelegt bekommt, kann nicht zwischen Kandidaten wählen. Wenn die Liste im Vorfeld der Wahlen als Vorschlag der denkbar beste, die sozialistische Sache empfhohlen wird, dann ist eine Entscheidung dagegen im Grunde als ein Votum gegen den Sozialismus qualifiziert. Wenn in den Medien die offene Abstimmung propagiert wird, wenn Wähler öffentlich erklären, sie würden keine Wahlkabine benutzen, dann werden viele ihr Wahlverhalten danach einrichten. Wer dennoch die Wahlkabine benutzt, macht sich verdächtig. Er ist registrierbar. Ebenso ist jedes Nichterscheinen zur Wahl als Gegenerschaft oder als Protest auszumachen.

Mir schwebte dabei als möglicher Tatort für Unkorrektheiten das Wahllokal vor. Ich warnte davor, bei der öffentlichen Auszählung irgendwelche faulen Tricks zu veranstalten. Wir hatten Kenntnis davon, nicht zuletzt durch Berichte der Staaatssicherheit, dass die Opposition den Wahlvorständen diesmal besodners scharf auf die Finger sehen würde.

Ohne mein Wissen und folglich ohne meinen Auftrag waren allerdings schon Tage zuvor bei den Bürgermeistern der Stadtbezirke Abgesandte des Magistrats bis hinauf zu einen Stellvertreter des Oberbürgermeisters erschienen, um anhand aller bis dahin vorliegenden Erkenntnisse über die Wählerstimmung eine "Voraussage" über den Wahlausgang zu erhalten.

Teilweise hatten die Emissäre in den Bezirksämtern ihre Vorstellungen über die Prognose über Ja-, Gegen- und ungültigen Stimmen schon schriftlich fixiert und mitgebracht. Angesichts der bekannten Verquickung von Partei und Staatsmacht wurden die als Vorschau etikettierten Absprachen von Bezirksbürgermeistern wie eine Weisung der Zentrale für das Wahlergebnis gewertet.

Nicht im Wahllokal, sondern den Augen der Öffentlichkeit entzogen, auf der zweiten Ebene, in den Bürgermeistereien, wo die Ergebnissse der Stimmbezirke summiert wurden, waren die "Frisiersalons".. wo gemäß den Richtwerten teilweise um groteskte Zehntelprozente geschönt wurde. Diesmal gelang es nicht mehr, nach der Wahl zur Tagesordnung überzugehen. Die Prüfer der Opposition hatten gut gearbeitet. Sie waren in einer Vielzahl von Wahllokalen. Sie verglichen die Basisresultate mit den Zählergebnissen der anderen Ebenen und stellten erhebliche Diskrepanzen fest.
(Quelle: Günter Schabowski, Der Absturz)

Grüße
Amicus
 
Die manipulierte Wahl 1989 ist unstrittig.
Saxo hatte sich verschrieben.

Jetzt verlangt er Beweise für die Wahlen seit 1946.



Grüße Repo
 
Die manipulierte Wahl 1989 ist unstrittig.

Ganz deiner Meinung!

Ich habe kurz nach der Wiedervereinigung eine Talksendung mit Modrow und Schmidt gesehen. Da hat Schmidt Modrow gefragt, an wie vielem "freien" Wahlen er denn teilgenommen hätte. Antwort: "An einer, die von 1946."

Grüße
Amicus
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ganz deiner Meinung!

Ich habe kurz nach der Wiedervereinigung eine Talksendung mit Modrow und Schmidt gesehen. Da hat Schmidt Modrow gefragt, an wie vielem "freien" Wahlen er denn teilgenommen hätte. Antwort: "An einer, die von 1946."

Grüße
Amicus

Moment, ich kann mich an ein Gespräch zwischen Schmidt und Modrow noch vor den 1990er Wahlen erinnern. Modrow sagte er hätte Erfahrungen mit westlichen Wahlen, auf Schmidts Nachfrage erzählte er, dass er SED Kandidat in Westberlin war.

Weiß heute auch keiner mehr, dass die SED in Westberlin kandidieren durfte. 4-Mächte Status.


Grüße Repo
 
Ganz deiner Meinung!

Ich habe kurz nach der Wiedervereinigung eine Talksendung mit Modrow und Schmidt gesehen. Da hat Schmidt Modrow gefragt, an wie vielem "freien" Wahlen er denn teilgenommen hätte. Antwort: "An einer, die von 1946."

Grüße
Amicus

Hallo Amicus,

ich glaube, wie Repo, dass du dieses Zitat ein wenig falsch in Erinnerung hast. Ich kann mir nicht, vorstellen, dass Modrow dies gesagt hat, denn er hat an diesen Wahlen gar nicht teilgenommen. Er war zu dieser Zeit noch in russischer Kriegsgefangenschaft und kam erst 1949 nach Deutschland zurück.

Siehe hier: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/ModrowHans/index.html

LG,
Brecht
 
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