Quinquereme

In einem anderen Thread den ich aber leider jetzt nicht finde wurde angezweifelt, dass antike Schiffe über eine Kochgelegenheit verfügten. Es gibt Wrackfunde von Frachtschiffen aus dem 1. Jh. v.Chr. auf denen Ziegel mit Brandspuren vorhanden waren, die auf Feuerstellen zum kochen hinweisen. Derart einfache Kombüsen, die sich wahrscheinlich auf dem Oberdeck befanden sind auch bei Kriegsschiffen denkbar.
 
Es gibt Wrackfunde von Frachtschiffen aus dem 1. Jh. v.Chr. auf denen Ziegel mit Brandspuren vorhanden waren, die auf Feuerstellen zum kochen hinweisen. Derart einfache Kombüsen, die sich wahrscheinlich auf dem Oberdeck befanden sind auch bei Kriegsschiffen denkbar.

Denkbar schon, aber koch da mal für mehrere Hundert Personen. Bei den paar Hanseln auf einem Frachtschiff macht das mehr Sinn. Und wie gesagt, man fuhr ungerne Nachts zur See und antike Schiffe waren leicht genug, sie an Land zu ziehen, wenn kein Hafen da war. Die Mittelmeerküste war allerdings mit Häfen gepflastert in entsprechenden Abstand; auch als Folge dieses Verhaltens.
 
In Bezug auf das zur Seefahren bei Nacht möchte ich zum Einen auf den Beitrag von silesia verweisen. In dem dort verlinkten Dokument werden u. a. auch Nachtfahrten erwähnt. Ein kleiner Hinweis: Bei den im Text erwähnten Meilen handelt es sich nicht um Seemeilen (1.852 m) sondern wohl um geografische Meilen (7.420 m).

Zweitens gibt es m. E. einen sehr vernünftigen Grund auch nachts zur See zu fahren: die astronomische Navigation.

Nachts ist auf der Nordhalbkugel der Polarstern zu sehen, damit sind Süden und Norden bekannt. Der Winkels des Polarsterns über dem Horizont korreliert mit der eigenen geografischen Breite, von 0° am Äquator bis 90° am Nordpol. Markante Sterne und Sternbilder sind weitere Anhaltspunkte zur Standortbestimmung. Der nächtliche Sternenhimmel ist letztlich nichts anderes als ein Navigationssystem.

Es liegt jetzt natürlich nahe, mit dem Hinweis auf Wolken etc. zu Schlussfolgern, dass das System einige Schwächen hat.

Nun, das gilt auch für Navigation nach Sicht am Tage. Thor Heyerdahl berichtet dazu in "Expedition Ra" anläßlich der Annäherung an die Kapverden aus den U.S. Sailing Directions für das Seegebiet:
daß Wolkenbänke und Dunst so dicht um die gebirgigen Kapverdischen Inseln liegen können, dass die Brandungen an der Felsenküste oft auftauchten, ehe man das Land selbst erblickt, obwohl die höchsten Bergspitzen 2000 Meter emporragen. Außerdem fließen um die Inseln kräftige, heimtückische Strömungen, die schon zahlreiche Schiffbrüche verursacht haben.

Wie gefährlich die vermeintlich sichere Landnähe ist, wurde uns leider am 13.1.2012 drastisch vor Augen geführt.

Angeregt durch Eure interessanten Beiträge habe ich noch folgende Seite zu Kriegsschiffen der Antike gefunden, viel Spaß beim Schmökern.:winke:
 
Denkbar schon, aber koch da mal für mehrere Hundert Personen. Bei den paar Hanseln auf einem Frachtschiff macht das mehr Sinn. Und wie gesagt, man fuhr ungerne Nachts zur See und antike Schiffe waren leicht genug, sie an Land zu ziehen, wenn kein Hafen da war. Die Mittelmeerküste war allerdings mit Häfen gepflastert in entsprechenden Abstand; auch als Folge dieses Verhaltens.

Die Galeeren späterer Zeiten hatten auch eine Kochgelegenheit. Dazu hat man sogar eine oder zwei Ruderbänke auf einer Seite weggelassen. Ich sehe keinen Grund warum das in der Antike nicht auch möglich gewesen sein soll. Warmes Essen, und sei es nur eine Suppe ist wichtig für die Moral und für die Leistungsfähigkeit.
 
Ich sehe keinen Grund warum das in der Antike nicht auch möglich gewesen sein soll. Warmes Essen, und sei es nur eine Suppe ist wichtig für die Moral und für die Leistungsfähigkeit.
Sicher wurde auch häufig an Land gekocht, da ein offenes Feuer auf hölzernen Schiffen nicht ungefährlich ist. Aber Bdaian hat Rcht eine Kochstelle war selbst auf den Galeeren der Neuzeit vorhanden obwohl auf diesen Schiffen überhaupt kein Platz vorhanden war, da sich über den Ruderern kein Deck befand.
Also fehlte immer auf einer Seite eine Ruderbank an deren Stelle sich eine aus Ziegeln erbaute und mit Sand gefüllte Feuerkiste über der, an einer eisernen Traverse mehrere Suppenkessel hingen. Um wieviel einfacher war es dagegen Feuerstellen auf einem großen gedeckten Ruderschiff zu installieren. Die Ruderer hatten einen großen Kalorienbedarf. Die Römer werden dafür gesorgt haben dass diese freien Männer gut im Futter standen anders als die Galeerensträflinge, die außer schlechtesten Zwieback nur eine gewürzlose Suppe aus Wasser und schwarzen Bohnen zu essen bekamen.
Das nächtliche Fahren auf dem offenen Meer ist weniger gefährlich als das Entlangpirschen an dn Küsten ,wo man im Dunkeln sehr schnell auf ein Riff oder eine Untiefe auflaufen konnte. Wiederum hat das Fahren in Küstensichtweite den Vorteil, dass man eigentlich keine größere Navigation benötigt. In der Regel kannten Kapitäne das Mittelmeer wie ihre Tunicatasche.
 
Denkbar schon, aber koch da mal für mehrere Hundert Personen. Bei den paar Hanseln auf einem Frachtschiff macht das mehr Sinn. Und wie gesagt, man fuhr ungerne Nachts zur See und antike Schiffe waren leicht genug, sie an Land zu ziehen, wenn kein Hafen da war. Die Mittelmeerküste war allerdings mit Häfen gepflastert in entsprechenden Abstand; auch als Folge dieses Verhaltens.
Dass mit den Schiffe an Land ziehen mag für kleine Fahrzeuge gelten aber eine Quinquereme von mindestens 50 Metern Länge dazu ein bleibeschlagener Rumpf ist kein Leichtgewicht, welches man ständig aus dem Wasser zieht. Wozu auch, vor Anker, mit einer großen Zeltplane überdeckt reichte völlig um die ganze Truppe übernachten zu lassen. Ehe man die gesamte Mannschaft und Truppe an Land gebracht, die Riemen alle herausgezogen, das Schiff auf den Strand gezogen und dort Zelte aufgebaut hätte, wäre die halbe Nacht um gewesen. Die gleiche Prozetur am Morgen in umgekehrter Reihenfolge dann hätte man nach Mittag langsam wieder losfahren können.
Wrackfunde zeigen, dass römische Schiffe eine große Menge verschiedenster Anker mit sich führten die man kaum brauchen würde, wenn sie statt zu ankern immer an Land gezogen wurden.
 
...Wrackfunde zeigen, dass römische Schiffe eine große Menge verschiedenster Anker mit sich führten ...

Vielleicht waren sie ja zu einer Anker-Messe unterwegs?:scheinheilig:

Volle Zustimmung!

Gibt es eigentlich zeitgenössische Berichte, dass die Schiffe allabendlich an Land gezogen wurden oder sind das spätere Phantasien seeferner "Landratten".

Ein Langboot der Wikinger 1) wird auf ca. 20 t geschätzt, selbst das dürfte schon eine ziemliche Schufterei darstellen. Diese Boote waren sehr leicht gebaut und hatten vor allem keinen Rammsporn. Schon eine Liburne musste sehr viel massiver und damit auch schwerer gebaut sein. Also liegt man in der Größenordnung von 40 - 50 t oder mehr. Na prima, mal eben einen Leo ohne Räder über den Strand wuchten - das macht fit!

Was die Kochstellen betrifft, berichtet Heyerdahl in Tigris, dass die Ma'dan auf ihren Schilfflößen ebenfalls Feuerstellen unterhielten - eine Lehmschicht auf dem Boden verhinderte, dass das Floß Feuer fing.

zu 1): Der Satz
Eine Kopie des Schiffes hatte eine Tragfähigkeit von 31,78 Registertonnen.[
in dem wiki-Artikel ist allerdings Quatsch. Die Registertonne ist ein Raummaß, die Tragfähigkeit wird in tons dead weight angegeben.
 
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Größere Schiffe waren auch eher geeignet, bei etwas schwererer See auszulaufen. Während kleinere Schiffe nur im Sommer zur See fuhren (IIRC von Mai bis August?), konnten die größeren einige Monate länger eingesetzt werden. Allerdings auch nicht im Winter, bzw. nur unter größten Gefahren.

Zur jahreszeitlich bedingten antiken Schiffahrt auf dem Mittelmeer habe ich mal eine Frage an Euch.
Mir ist klar, dass man i. d. Antike, wenn man einen triftigen Grund hatte, auch mal mitten im Winter durchs Mittelmeer schiffte (dann mied man wahrscheinlich noch eher die Fahrt übers offene Meer und fuhr lieber entlang der Küsten). Aber dennoch scheint es ja wegen der winterlichen Witterung so eine Art "Winterpause" gegeben zu haben. Von wann bis wann kann man diese Winterpause ansetzen?

Plinius: naturalis historia 2, 47, 122 u. 125 schreibt:

"Der Frühling eröffnete den Schiffern die Meere; bei seinem Anfange, nämlich wenn die Sonne im 25. Grade des Wassermanns steht, erreicht der Westwind den winterlichen Himmel. Der Tag, an welchem dies geschieht, ist der sechste vor den Iden des Februars [7. Febr.]".

Das gewöhnliche Ende der Winterpause lag also laut Plinius so um Anfang/Mitte Februar. Aber was den Anfang der Schiffahrt-Winterpause anbelangt, begreife ich den Plinius nicht so ganz:

"Etwa 44 Tage nachher [nach der Herbsttagundnachtgleiche] tritt mit dem Untergange des Siebengestirns [= kosmischer Untergang der Pleiaden] der Winter ein, welcher Zeitpunkt auf den 10. November zu fallen pflegt. Mit ihm beginnt auch der winterliche Nordost[wind], welcher von dem im Sommer wehenden sehr verschieden ist; sein Gegner ist der Südwest[wind]. Sieben Tage vor und nach dem kürzesten Tage [nach Ermessen der Römer fiel die Wintersonnenwende auf den 25. Dez.] ist das Meer mit der Brut der Eisvögel bedeckt, woher diese Tage auch ihren Namen erhalten haben; die übrige Zeit ist es Winter".

Meint Plinius hiermit, dass die Schiffahrts-Winterpause um den 10. November beginnt, oder meint er, dass sie sieben Tage nach der Wintersonnenwende beginnt? Wahrscheinlich ersteres, oder? Kennt ihr noch andere Quellen, die jene Winterpause (wenigstens ungefähr) am Kalender bzw. "am Himmel" festmachen?
 
Die Handelsschifffahrt wird gar keine Winterpause eingelegt haben. Die für Rom lebensnotwendigen Kornschiffe aus Nordafrika waren hochbordig und breit, mit großem Tiefgang gebaut und konnten auch einen Sturm überstehen.
Für geruderte Schiffe sah das ganz anders aus. Sie werden ab einer bestimmten Wellenhöhe manövrierunfähig da die Riemen völlig durcheinander geraten. Auch wurden sie auf Grund ihrer langen und schlanken Bauweise bei einer bestimmten Wellenhöhe großen Biegespannungen ausgesetzt die im schlimmsten Falle zum auseinanderbrechen des des Schiffskörpers führen konnten. Auch in der Renaissance und später wurden Galeeren Ende Oktober abgerüstet und erst Mitte März wieder in Dienst genommen.
 
@ buschhons:
Kleine Korrektur: Der sechste Tag vor den Iden des Februar ist der 8. Februar, da die Römer die inklusive Zählweise anwandten, beim Zählen also der Starttag mitgezählt wurde: 13., 12., 11., 10., 9., 8. Daher ist auch der dritte Tag vor den Iden des November nicht der 10., sondern der 11. November.

Was Deine eigentliche Frage betrifft, so äußert sich Plinius nun mal leider nicht dazu, wann die Schifffahrts-Winterpause beginnt. Er schreibt dann ja auch nur unpräzise, dass die Heftigkeit der Stürme das Meer nicht schließt und die Gier die Schiffer weiterhin hinaustreibt. Welche Stürme er genau meint, schreibt er nicht. Sofern er aber den im Zusammenhang mit dem 11. November genannten winterlichen Aquilo meint, müsste er somit meinen, dass man ab der Zeit um den 11. November besser nicht mehr zur See fahren sollte.
 
Die Handelsschifffahrt wird gar keine Winterpause eingelegt haben.

Ja, eine Aussage, die ich in diese Richtung interpretieren möchte, macht Plinius a. a. O.:
"Allein selbst durch die Rauheit des Wetters wird das Meer nicht verschlossen. Anfangs sah man sich nur aus Furcht, den Seeräubern zur Beute zu werden, mit Todesgefahr genöthigt, im Winter das Meer zu beschiffen; allein jetzt ist die Habsucht die Triebfeder dazu".

Die für Rom lebensnotwendigen Kornschiffe aus Nordafrika waren hochbordig und breit, mit großem Tiefgang gebaut und konnten auch einen Sturm überstehen. Für geruderte Schiffe sah das ganz anders aus. Sie werden ab einer bestimmten Wellenhöhe manövrierunfähig da die Riemen völlig durcheinander geraten. Auch wurden sie auf Grund ihrer langen und schlanken Bauweise bei einer bestimmten Wellenhöhe großen Biegespannungen ausgesetzt die im schlimmsten Falle zum auseinanderbrechen des des Schiffskörpers führen konnten. Auch in der Renaissance und später wurden Galeeren Ende Oktober abgerüstet und erst Mitte März wieder in Dienst genommen.

Interessant. Bei dieser Gelegenheit nebenbei ein paar Fragen: Haben sich jene breiten, hochbordigen Handelsschiffe, die relativ unwettertauglich waren, in erster Linie nur mittels Segel fortbewegt? Die geruderten Schiffe, Trieren usw., hatten aber neben den Ruderreihen als Alternative zusätzlich auch Segel, oder? (Sind vielleicht blöde Fragen, aber ich kenne mich wirklich nicht so aus. Und noch ein paar weitere seltsame Fragen:)
Die Kriegsschiffe, mit denen auch Truppen transportiert wurden, waren meistens - ich denke mal aufgrund von Wendigkeit und Schnelligkeit - geruderte Schiffe, mit denen man es vermied, im Winter auf offene See zu fahren. Stimmt das?


Mal ein konkretes Beispiel, das mich beschäftigt:

Iosephos: antiquitates 14, 14, 2f (376f):
Herodes kam auf seiner Flucht vor den in der Levante eingefallenen Parthern um 40 v. Chr. nach Alexandria, "wo Kleopatra ihn aufnahm. Doch konnte die Letztere ihn nicht bereden, länger zu bleiben, weil er nach Rom eilen wollte, der Winter aber schon vor der Tür stand [...] Er fuhr deshalb von Alexandria in Richtung Pamphylien ab, geriet aber in einen heftigen Sturm" usw.

Ich habe das chronische Leiden, die Quellen oft unter chronologischen Fragestellungen zu lesen: Meiner Einschätzung nach müsste Herodes gemäß Iosephos spätestens Ende Oktober/ Anfang November von Alexandrien abgefahren sein (mal unabhängig von der Frage, ob Iosephos hier Tatsachen berichtet). Seht ihr das ähnlich? Eure Einschätzung interessiert mich.
 
@ buschhons:
Kleine Korrektur: Der sechste Tag vor den Iden des Februar ist der 8. Februar, da die Römer die inklusive Zählweise anwandten, beim Zählen also der Starttag mitgezählt wurde

Ok, danke für den Hinweis.

Was Deine eigentliche Frage betrifft, so äußert sich Plinius nun mal leider nicht dazu, wann die Schifffahrts-Winterpause beginnt. Er schreibt dann ja auch nur unpräzise, dass die Heftigkeit der Stürme das Meer nicht schließt und die Gier die Schiffer weiterhin hinaustreibt. Welche Stürme er genau meint, schreibt er nicht. Sofern er aber den im Zusammenhang mit dem 11. November genannten winterlichen Aquilo meint, müsste er somit meinen, dass man ab der Zeit um den 11. November besser nicht mehr zur See fahren sollte.
Ja, so als Faustregel unter den "Vernünftigen" (oder "Feigen") fasse ich das November-Datum auch in etwa auf. Dass der Frühuntergang der Pleiaden - ungefähr im ersten Drittel des Novembers - eine wenigstens teilweise begangene Winterpause für die Schiffahrt einläutete, schreiben auch Chronologen wie Karl Friedrich Ginzel oder Elias Bickermann. Aber ich finde bei ihnen keine antiken Quellen angegeben. Vielleicht kennt da noch jemand was?
 
Februar bis November gilt meines Wissens nur für größere Schiffe. Kleinere beschränkten sich auf Mai bis August. Ihre Bauweise bedingte, daß sie bei größerem Wellengang gerne mal auseinanderbrachen.

So schaffte es das übliche Handelschiff mit 300t nur 1x pro Jahr nach Ägypten und zurück. Die großen 1200 Tonner konnten die Strecke 2x bewältigen. Die Route ist auch ungewöhnlich: von Messina gings direkt nach Alexandria, aber zurück entlang der türkischen Küste, zwischen Griechenland und Kreta durch wieder nach Messina. Das hat wohl was mit Winden und Strömungen zu tun.
 
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Ich habe mal gelesen, dass am 5. März in Rom ein Fest der Isis gefeiert wurde, bei dem man ein Schiffsmodell zu Wasser liess. Damit soll der Zeitpunkt gefeiert werden, ab dem man wieder zur See fahren konnte.

http://en.wikipedia.org/wiki/Navigium_Isidis

(das mit der Seefahrt wird im englischsprachigen Artikel nicht erwähnt, im spanischen schon)

Im Königreich Aragon gab es m.W. noch im Mittelalter einen ausdrücklichen Verbot, zwischen November und März zur See zu fahren.
 
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Ich habe mal gelesen, dass am 5. März in Rom ein Fest der Isis gefeiert wurde, bei dem man ein Schiffsmodell zu Wasser liess. Damit soll der Zeitpunkt gefeiert werden, ab dem man wieder zur See fahren konnte.
Das stimmt, allerdings war das anscheinend kein allgemein offiziell gefeiertes Fest (Ovid erwähnt es in den Fasti nicht), außerdem scheint sich der Termin 5. März erst ab dem späten 2. Jhdt. n. Chr. fixiert zu haben.
 
In einem spanischen Buch ("Viajes y viajeros en el mundo antiguo" von Enrique Gonzalvez Cravioto) habe ich noch etwas dazu gefunden: Dort wird Plinius (NH, III, 122) zitiert, der die Eröffnung der Seefahrtsaison für den 8. Februar erwähnt, während Vegetius (Inst. ;ilit. IV, 38) dieses auf den 10 März legt. Das Ende, das "Mare clusum", liegt bei beiden am 11 November.

Danke für die Quellen-Hinweise. Habe erstmal nach Vegetius (spätes 4. Jh.) gesucht:

Vegetius: De re militari V 9 sagt, der wirkliche "Seefahrer-Sommer", also die Zeit, in der man ziemlich unbedenklich schiffen könne, reiche vom 27. Mai bis zum 16. September (Aufgang des Arktur). Von da bis zum 11. Nov. sei die Schiffahrt noch möglich, allerdings schon etwas gefährlicher. "Vom 11. November bis zum 10. März sind daher die Meere für die Schiffahrt verschlossen". Vom 10. März bis zum 15. Mai könne man dann zwar schon wieder fahren, aber es sei noch nicht ganz ungefährlich.
Desweiteren sagt Vegetius auch, dass die Handelsschiffahrt schon wieder zu einer Zeit losgehe, die für die Kriegsflotte noch überhaupt nicht ratsam ist. Vegetius schreibt insgesamt eher über die Kriegsschiffahrt. Vielleicht daher sein Datum 10. März, während Plinius mit dem 11. Februar eher die Handelsschiffahrt im Sinn hatte?
 
Die Textstelle bei Hesiod ist der eine Hinweis, auf den der griechisch-römische "Schiffskalender" i.W. gestützt wird. Es gibt dann noch ein Militärhandbuch von Vegetius und ein Edikt von Gratian mit direkten Hinweisen.

Andererseits gibt es zB einen Gerichtsfall eines Kreditgläubigers Dareius, bei dem es um einen Getreidetransport im Winter von Ägypten über Rhodos nach Athen ging. Hier scheint es nichts Ungewöhnliches gewesen zu sein (sonst wäre das wohl zwingend im Prozess über die verlorene Ladung vorgetragen worden), solche Schiffstransporte abseits der empfohlenen Monate, und zwar auch abseits der Küstenstrecken über das offene Meer, vorzunehmen. Es könnte sich aber auch um regionale Unterschiede zwischen östlichem und westlichem Mittelmeer handeln.

EDIT: Kleine Korrektur, da ich den Gerichtsfall falsch in Erinnerung hatte:

Die beiden Schiffseigentümer wurden verklagt, weil sie nicht nach Athen zurückgekehrt sind, sondern es bevorzugten, die Linie Rhodos-Ägypten im Winter zu bedienen, auf der sie in der Wintersaison wegen der Fahrtstrecke und den Witterungsbedingungen den 2-3 fachen Profit als üblich machten (323 v.Chr.).

Dabei seien sie - gegenüber der sonstigen Stilllegung der Schifffahrt - natürlich "exzessive" Risiken eingegangen. Das war demnach - wie üblich -. "nur" eine Frage der Profitchancen, wie gesegelt wurde.

Weiterhin gibt es für diese - im Winter ruhigere Region - die Schiffsregister vom ägyptischen Elephanitine Palimpsest, Hafenbewegungs-Meldungen von 475 oder 454 v.Chr. Größere phönizische Schiffe hätten den direkten Weg nach Kreta auch im Winter riskiert, kleinere Schiffe nur Küstenfahrten über den Nahen Osten in die Ägäis. Reisen dauerten in der schlechten Saison länger, weil sie wohl unterbrochen wurden. Unterbrechungen (Abreisen) gab es im Januar und Februar, allerdings muss in dieser Zeit gesegelt worden sein, wenn Schiffe Ägypten am 14.Dezember Richtung Ägäis verließen und mit Unterbrechungen rd. 1 Monat für die 1800 km unterwegs waren.

Schließlich stationierte Hippocrates, spartanischer Flottenadmiral, in der Wintersaison 6 Kriegschiffe bei Triopium, um den athenischen Transportverkehr zwischen Ägäis und östlichem Mittelmeer in der Wintersaison 412/411 v.Chr. zu unterbrechen.
 
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Interessant. Bei dieser Gelegenheit nebenbei ein paar Fragen: Haben sich jene breiten, hochbordigen Handelsschiffe, die relativ unwettertauglich waren, in erster Linie nur mittels Segel fortbewegt? Die geruderten Schiffe, Trieren usw., hatten aber neben den Ruderreihen als Alternative zusätzlich auch Segel, oder? (Sind vielleicht blöde Fragen, aber ich kenne mich wirklich nicht so aus. Und noch ein paar weitere seltsame Fragen:)
Die Kriegsschiffe, mit denen auch Truppen transportiert wurden, waren meistens - ich denke mal aufgrund von Wendigkeit und Schnelligkeit - geruderte Schiffe, mit denen man es vermied, im Winter auf offene See zu fahren. Stimmt das?
Ein gesegeltes Schiff braucht einen gewissen Tiefgang um dem Winddruck in seine, über ihm liegenden Segel etwas entgegensetzen zu können. Deshalb muss der Schwerpunkt möglichst weit unter Wasser liegen. Bei einem beladen Frachter ist dies der Fall. Bei geruderten Schiffen verhält es sich vollkommen anders. Sie dürfen nicht zu weit unter der Wasseroberfläche liegen, um einen möglichst geringen Wasserwiderstand den Rudern entgegenzusetzen. Schiffe mit über 3 Metern Tiefgang sind praktisch kaum noch mit Muskelkraft fortzubewegen. Römische Kriegsschiffe verfügten zwar zur Entlastung der Ruderer über Segel, konnten diese aber wohl nur bei mäßigem Wind setzen , da sie sonst das Schiff leicht aus dem Gleichgewicht bringen konnten. Ruderschiffe waren immer auf Geschwindigkeit getrimmt und konnten auch gegen den Wind fahren. Diese Vorteile waren, die Seetüchtigkeit betreffend Nachteile.
Ein großes römisches Frachtschiff, wie die von Lukianos in nivigium 5-9 geschildert wird, konnte schon etwas Wind und Wellengang wegstecken. Er beschrieb es mit 53 Meter Länge, 14 Meter Breite und 13 Meter Tiefe vom Deck zum Laderaum. Das Schiff trug den Namen "Isis" und war von einem Sturm nach Piräus verschlagen worden. Der Autor hatte es selbst besichtigt
Er schreibt u.A. :" Welch ungeheures Fahrzeug. 120 Ellen lang, so erzählte mir ein Schiffzimmermann, und über ein Viertel davon ist die Breite. Rund 29 Ellen muss man zur tiefsten Stelle des Frachtraums hinabsteigen. Und dann die Höhe des Mastes und die Rah daran und die Seile, die alles aufrecht halten. Wie graziös schwingt der Achtersteven seinen Schwanenhals empor zum vergoldeten Schwanenhaupt, harmonisch gleich dem gebogenen Vordersteven, den oben das Bildnis der Isis krönt, der Göttin ,die dem Schiff den Namen gab. Alles an Bord war einfach unglaublich, der Zierat, die Malereien , die roten Toppsegel, die Anker und ihre Winden, die Kajüten im hinteren Teil. Die Besatzung war ein Heer. Sie erzählten mir, dass sie genug Getreide mit sich führen, um ein ganzes Jahr lang, jeden Mund in Athen satt zu machen...."
Man kann dieser Beschreibung auch entnehmen, dass römische Schiffe ziemlich üppig bemalt waren. Wir können sie uns recht farbenfroh vorstellen.
 

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Ja, eine Aussage, die ich in diese Richtung interpretieren möchte, macht Plinius a. a. O.:
"Allein selbst durch die Rauheit des Wetters wird das Meer nicht verschlossen. Anfangs sah man sich nur aus Furcht, den Seeräubern zur Beute zu werden, mit Todesgefahr genöthigt, im Winter das Meer zu beschiffen.
Diese Textstelle erklärt schon Alles. Antike Seeräuber verwendeten kleine ,schnelle ,geruderte Fahrzeuge. Deshalb wagten sie sich nicht im Winter auf Beutezüge zu fahren. Daher war das Risiko eines Schiffbruchs in den stürmischen Wintermonaten für ein Segelschiff offenbar kleiner, als Opfer der Piraten im Sommer zu werden.
Die Römer hatten bei Ihren Segeln einige Verbesserungen gegenüber denen der Griechen angebracht. Auf das Segel waren zahlreiche Ringe aufgenäht, durch die Seile (Gordings) liefen, die auf der anderen Seite ,über Rollen nach unten liefen. So konnten sie, nach Bedarf das Segel in Form und Größe verändern, ohne den Mast ersteigen zu müssen. Auf diese Weise konnte es auch in die Dreiecksform der späteren Lateinersegel gebracht werden und eignete sich einigermaßen zum kreuzen gegen den Wind. Diese Ringe aus Blei wurden auch bei mehreren Wracks gefunden.
Auch das Artemon genannte Vorsegel war geeignet bei Sturm gesetzt zu bleiben ,ohne das Schiff in Kipplage zu bringen. Es zog das Schiff praktisch hinter sich her. Ein Segel muss auch bei Sturm möglichst gesetzt bleiben um noch steuern zu können.
Deine Frage hinsichtlich der Ruderbarkeit der großen Frachtschiffe: Sie hatten für den Fall einer Flaute sicher auch ein paar Riemen an Bord ,dürften damit aber, auf Grund des großen Tiefganges nur im Schneckentempo vorangekommen sein. Ihr Antrieb war in erster Linie der Wind.
 

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Schon mal ganz herzlichen Dank an Euch alle hier! An Galeotto für den tollen Crashkurs über die antiken Schiffe, ihre Bauweisen, Eigenschaften usw., an Euch anderen für die Quellenhinweise. Es gibt also doch mehr Quellen, als ich dachte, die etwas über die jahreszeitlich bedingte antike Schiffahrt aussagen. Das muss ich mir jetzt erstmal in Ruhe zusammensuchen und auf meine Fragestellung hin auswerten.

@silesia:
Die beiden Schiffseigentümer wurden verklagt, weil sie nicht nach Athen zurückgekehrt sind, sondern es bevorzugten, die Linie Rhodos-Ägypten im Winter zu bedienen, auf der sie in der Wintersaison wegen der Fahrtstrecke und den Witterungsbedingungen den 2-3 fachen Profit als üblich machten (323 v.Chr.).

Hast Du einen Tipp für mich, wo ich diesen "Gerichtsfall eines Kreditgläubigers Dareius" noch genauer nachschlagen kann?
 
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