Quinquereme

So gern ich Dir zustimmen würde: römische Maler waren fast immer eklatant "perspektivlos" und die Schiffe und Hafenanlagen auf Fresken zeigen zwar alles Richtige, aber das wenigste davon richtig an (zumindest decken sich die Bilder nicht mit den Funden). Handwerkliche Qualität hat mit dem Konzept einer realistischen Abbildung nichts zu tun.
Vor allem aber kannst Du nicht von der (diskutablen) Korrektheit eines Freskos auf das andere schließen.
Interessanter als die Bauform finde ich aber in diesem Zusammenhang die farbige Anmutung der Pötte. Sie sind bunt! Dieser Aspekt fehlt natürlich auf den detailreicheren Reliefs von der Tiberinsel oder z. B. der Traianssäule. Und mit phänomenaler Wucht auf den modernen Rekonstruktionen (mit Ausnahme der Lusoria "Regina", die in den Krautol-Farbtopf fiel).
 
So gern ich Dir zustimmen würde: römische Maler waren fast immer eklatant "perspektivlos" und die Schiffe und Hafenanlagen auf Fresken zeigen zwar alles Richtige, aber das wenigste davon richtig an (zumindest decken sich die Bilder nicht mit den Funden).
Von welchen Funden sprichst Du ? Es wurde noch kein einziges Kriegsschiff, außer den spätrömischen Flußschiffen entdeckt. Das einzige, welches einen Vordersteven, für eine Rammspornbefesigung lieferte war eines der Nemischiffe. Das zweite besaß einen anderen, schräg nach hinten auslaufenden Steven. Man kann Annehmen, dass die Erbauer der beiden Prunkschiffe sonst Kriegsschiffe bauten. Das könnte auch die, für ein Süßwasserfahrzeug überflüssige Bleihaut erklären. Bei dem Schiff ohne Ramme waren noch teilweise die Riemenausleger vorhanden und ein Steuerruder befand sich noch an seinem Platz. All das deckt sich vollkommen mit den Fresken. Auch die gefunden bronzenen Rammsporne entsprechen denen auf den Wandmalereien.
Es ist auf alle Fälle viel einfacher ein römisches Kriegsschiff anhand von pompej. Fresken zu rekonstruieren als eine byzantinische Dromone aus mittelalterlichen Bildern.

Auch bei der Perspektivlosigkeit der römischen Malerei kann ich Dir nur bedingt zustimmen. Bei einigen Bildern ist die perspektivische Darstellung hervorragend gelungen. Immerhin bemühten sie sich um eine Dreidimensionalität, was nach der Antike über ein Jahrtausend lang kein Maler mehr konnte. Gemalte Scheinarchitektur kann ohnehin, immer nur aus einem bestimmten Blickwinkel realistisch wirken.
Es gab natürlich unter den Malern auch gute und mäßig Begabte und wir können nicht davon ausgehen, dass ausgerechnet die größten Meisterwerke bis auf unsere Zeit gekommen sind.
Die beiden Bilder zeigen ein großes Können in der perspektivischen Malerei, wie wir sie erst wieder in der Renaissance finden können. Beim ersten Bild sehen wir auf den ersten Blick eine enorme Bildtiefe und erst beim näheren Betrachten sieht man, dass sowohl die im Vordergrund befindlichen Pilaster, mit den aufgesetzten Würfeln als auch die sie tragende Decke auf eine flache Wand aufgemalt sind. Sowohl die Perspektive der im Vordergrund befindlichen Schale als auch der durch die gemalten Fensteröffnungen sichtbaren Tempelfassaden sind stimmig.
Bei der Meerlandschaft sind die Perspektiven der Gebäude nur bedingt richtig aber durch das gekonnte Setzen von Schatten , wie bei der Mauer im Vordergrund wurde trotzdem eine gute Tiefenwirkung erzielt.
 

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Interessanter als die Bauform finde ich aber in diesem Zusammenhang die farbige Anmutung der Pötte.
Da gebe ich Dir unbedingt Recht. Die Farbigkeit der Schiffe lässt sich sehr gut mittels der Fresken rekonstruieren. Die Malerei hatte nicht nur einen ästhetischen Aspekt sondern diente zugleich dem Holzschutz. Die Verwendung von wachsgebundenen Farben (Encaustik) schützte die Planken vor dem Wasser. Die erhitzten Wachsfarben wurden auf die, von der Sonne oder mittels eines Feuers erhitzten Holzplanken aufgetragen und drangen tief in die Poren ein.
Die Rammsporne sind auf den Fresken kupfergrün dargestellt, was oxidierte Bronze zeigt. Bei manchen Bildern setzt sich dieser Farbton über den unteren Teil der Rümpfe fort. Das könnte auf eine Panzerung mit Bronzeblechen, die auch in antiker Literatur erwähnt werden hinweisen.

Selbst ein kleines Boot, wie auf dem Bild war mit Malereien verziert. Um wieviel prächtiger muss die Bemalung eines Flaggschiffes der Flotte gewesen sein ?.
 

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Selbst ein kleines Boot, wie auf dem Bild war mit Malereien verziert. Um wieviel prächtiger muss die Bemalung eines Flaggschiffes der Flotte gewesen sein ?

Damit wäre ich vorsichtig! Künstler (sicher auch antike) haben's einfach gerne visuell spannend. Da widersetzt man sich schon mal der Realität. ;) Wobei ich den Gedanken äußerst ansprechend finde, dass jedes Fischerbö(ö)tchen bemalt war...
 
Damit wäre ich vorsichtig! Künstler (sicher auch antike) haben's einfach gerne visuell spannend. Da widersetzt man sich schon mal der Realität. ;) Wobei ich den Gedanken äußerst ansprechend finde, dass jedes Fischerbö(ö)tchen bemalt war...
Die Bemalung, selbst mickrigster Boote ist noch heute in vielen Mittelmeerländern, z.B. Malta üblich. Dort haben sich auch die Schiffsaugen bis heute erhalten. Auch in anderen Epochen wurden Kriegsschiffe mit Schnitzereien, Gemälden und Vergoldungen geschmückt. Von den Griechen sind uns schriftliche Beschreibungen erhalten, die über die Bemalung der Schiffe berichten. So gab es den Witz, dass einer der Maler eine Schlange auf den Rumpf malte und diese um das Schiff herum führte, sodass der Kopf aus Versehen nach hinten zeigte. Normalerweise hätte er auf jede Seite je ein Tier malen müssen.
Malereieien und Farben konnten auch die Unterscheidung in Freund und Feind ermöglichen.
Lucian schwärmt bei der Beschreibung des Handelsschiffes "Isis" von dessen Zierrat und den Malereien.
 
Bei dem einen Schiff, welche aus dem Nemisee geborgen wurden, war die Grundstruktur der Bugsektion noch sehr gut erhalten. Die blau gezeichneten Teile waren noch vorhanden. Man kann durchaus Parallelen zu dem, auf dem Relief von Praeneste dargestellten Kampfschiff aus spätrepublikanischer Zeit feststellen. Der Vordersteven veläuft in der gleichen Form und hat bei beiden am vorderen Teil einen Metallbeschlag, der das Bauteil vor Stößen schützte.
Das Praeneste-Schiff war höher gebaut und besaß mit dem Krokodil einen oberen Sporn. Auf dem Relief ist der Obersporn eventuell zu kurz dargestellt. Der Vordersteven, das Akrostolion ist hier ungewöhnlich groß und ausladend gezeigt. Man sieht 2 Riemenpaare, eine aus dem Rumpf ,die zweite in einer Abstufung des Auslegers. Die schrägen Striche, die auf dem Riemenkasten zu sehen sind, werden häufig als Draufsicht auf Riemenblätter eingezogener oberer Riemen gedeutet. Damit hat es drei oder vier Riemenreihen, also eine Tri-oder Quadrireme. Deutlich sind die aufgenagelten Lederstulpen zu sehen, die Wassereindringung in die Riemenpforten verhinderten.
Zwei Medusenhäupter zieren den Bug, was eventuell auf den Namen des Schiffes hindeutet. Den am Vorschiff, aus einer Art Kasten schauende Kopf kann eine Büste sein. Es kann sich aber auch um einen aus einer Öffnung schauenden Soldaten handeln. Möglicherweise gehört der Kasten zur Belüftung des Ruderraums.
 

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