Silesia schrieb:
Ich meinte aber auch die Ereignisse im 2. WK, bei denen die Regia Marina (vorwiegend durch die "deutsche Brille") zu schlecht wegkommt.:winke:
Silesia schrieb:
Das Ganze - auch die deutsche Berichterstattung von der angeblich unfähigen italienischen Marine haben aber einen interessanten Kontext:
- die Operation wurde auf massiven deutschen Druck durchgeführt
- die Operation basierte auf falschen deutschen Aufklärungsergebnissen, insbesondere über die Zahl der britischen Schlachtschiffe
- der von deutscher Seite für die Operation zugesagte Jagdschirm fehlte in den entscheidenden Stunden (Torpedotreffer auf Vittorio Veneto)
und last but not least:
- die britische Aufklärung (ULTRA) enttarnte die Operation rechtzeitig durch abgefangene deutsche Funksprüche, die inflationär und sorglos im Mittelmeer verteilt worden waren (was die deutsche Seite nicht wissen konnte, aber die britische Abfangaktion wohl gefühlt auch der deutschen Sorglosigkeit zurechnete)
Nach der Katastrophe war daher Weichold (damals an entscheidender Stelle im Verbindungsstab Italien) schnell zur Stelle (31.3.1941), der "unfähigen italienischen Führung" die Schuld in die Schuhe zu schieben. Nach dem Krieg konnte er an der Legende in seinem Literaturwerk (Der Krieg der Achsenmächte im Mittelmeer) weiter stricken.
Silesia, ich sehe hier einen Widerspruch. Grundsätzlich ist es so, dass der Sinn einer Kriegsflotte deren Einsatz ist. Deshalb halte ich es nun nicht als inopportun, von deutscher Seite deren Einsatz zu fordern.
Die italienische Marine startete in den Krieg mit
- zwei modernen Schlachtschiffen der" Littorio"-Klasse
- zwei grundmodernisierten Schlachtschiffe der "Conte di Cavour"-Klasse
- dem grundmodernisierten Schlachtschiff "Caio Duilio"
Nach dem Ausscheiden Frankreichs aus dem Krieg war das Verhältnis der schweren Schiffe im östlichen Mittelmeer also
5 Italiener gegen 4 bis 6 Briten
Im Oktober 1940 kam - nach dem Totalumbau - noch die "Andrea Doria" (ein Schwesterschiff der "Duilio") zur Flotte
Das klingt jetzt aus italienischer Sicht nicht wirklich überlegen. Jedoch muss man dabei beachten, dass die italienischen Schiffe allesamt eine höhere Geschwindigkeit erreichten als die der schweren britischen Alexandria-Kräfte. Die Italiener konnten sich daher durch ihre überlegene Geschwindigkeit jederzeit wieder vom Feind lösen, wenn sich der Gegner numerisch oder waffentechnisch als überlegen heraus stellte.
Im übrigen war Geschwindigkeit eine Philosophie der Regia Marina. Das Gewicht eines Kriegsschiffes muss auf die einzelnen Komponenten
- Schutz (also hauptsächlich die Panzerung)
- Schlagkraft (hier die Waffen wie Artillerie und Torpedos)
- Geschwindigkeit (also die Maschinenanlage)
- Reichweite (hier der verfügbare Brennstoff im Verhältnis zum Verbrauch)
verteilt werden. Die Italiener bevorzugten hier eine Übergewichtung der Komponente Geschwindigkeit. Dies konnte nur dann Sinn machen, wenn man nach einer "hit and run"-Taktik agieren oder aber mittels höherer Geschwindigkeit an einem von den Italienern gewünschten Ort im Mittelmeer ein temporäres Übergewicht erreichen wollte. Schließlich hatte man diese höhere Geschwindigkeit auf Kosten der anderen Komponenten (insbesondere dem Schutz) erkauft.
Welchen Vorteil eine höhere Geschwindigkeit für ein Schlachtschiff bedeutet, kann man gut an dem Atlantik-Unternehmen "Berlin" der "Scharnhorst" und "Gneisenau" Anfang 1941 sehen.
Am 08.02.1940 trafen die beiden deutschen Schlachtschiffe auf den Konvoi HX 106, welcher unter anderem durch das britische Schlachtschiff "Ramillies" gesichert war. Die Deutschen wollten aus grundsätzlichen Erwägungen kein Gefecht mit dem britischen Schlachschiff, die Briten dagegen hatten weder die Geschwindigkeit noch die Geschützreichweite um den Deutschen gefährlich werden zu können.
Das wiederholte sich am 07.03.1941 als die beiden deutschen Schiffe im Mittelatlantik auf den Konvoi SL 67 trafen. Dieser wurde unter anderem von dem britischen Schlachtschiff "Malaya" gesichert. Auch hier wollten die Deutschen nicht kämpfen, die Briten konnten mangels Geschwindigkeit kein Gefecht erzwingen. Als Ergebnis des Unternehmens "Berlin" standen 22 Handelsschiffe des Gegners zu Buche, welche man dem britischen Handel entzogen hatte. Die alten britischen Schlachtschiffe konnten - außer schwarz qualmen - diesem Zerstörungszug nichts entgegen setzen.
Ich finde es nachvollziehbar, dass man in der deutschen Marineführung etwas mehr Engagement von den italienischen Seestreitkräfte verlangte. Unter der Führung von Admiral Pohl 1914 gab es den zynischen Vers:
"Wenn Du auf Jade, Ems oder Elbe
nach dem Feind ausspähst,
es ist immer dasselbe"
War es bei den Italienern 1940 / 1941 nicht ähnlich? Die Taten der italienischen Schlachtflotte lesen sich in den Marinebüchern immer gleich:
"Erfolgloser Ansatz auf einem Malta-Konvoi"
oder
"Erfolgloser Ansatz auf einem britischen Verband"
Egal wie der Satz weitergeht, er beginnt immer mit "erfolgloser Ansatz ..."
Und das, nachdem man Hitler 1937 pompös die italienische Flotte vor Neapel vorgeführt hatte. Im Führerhauptquartier erwartete man daher großes von dem Verbündeten - nur geliefert hat er nie.
Wir können gerne darüber reden, ob die Leistung der italienischen Eskort-Kräfte deutlich mehr Anerkennung verdient. Aber die Ergebnisse der Schlachtflotte - ein Trauerspiel.
Auch hat die U-Boot-Waffe aus ihrem Potenzial kaum etwas gemacht. Im Endergebnis mussten die Deutschen für den Atlantik dringend benötigte Boote in das Mittelmeer verlegen und die Italiener bauten ihre Boote zu Warentransportern für Ostasien um oder kämpften wenig erfolgreich im Atlantik.
Also ein Fazit (überspitzt :devil
:
"Die Italiener waren weit besser als ihr Ruf, nur die bösen Deutschen haben sie aus dem Hafen getrieben, das musste ja schief gehen"
will ich nicht teilen.