Warum behandelte Stalin seine Versager unter den Generalen so großzügig?

Das habe ich schon gesehen, mein federntragender Freund.
Allerdings glaube ich die von mir angefragte "Version" bei LeTessier gelesen zu haben, dem ich mehr als Wiki vertraue.

Mal heute Abend schauen, ob ich mich richtig erinnere, oder ob ich in Deinen Klub eintrete.

Rokossowski

Da habe ich doch irgendetwas im Kopf
"zum Tode verurteilt" und ohne Rücknahme des Urteils auf Bewährung im bisherigen Dienstgrad wiederverwendet.

Oder erinnere ich mich falsch?


Tony LeTissier, Durchbruch an der Oder, 1997 ISBN 3-86047-904-0
Seite 24
"Als Opfer stalinistischer Säuberungen war Rokossowskij grausam gefoltert, zum Tod verurteilt, später freigelassen und rehabilitiert, wobei aber das Todesurteil als dauernde Drohung bestehen blieb."

Ich vertraue gedruckten Quellen mehr.


OT: pers. baut es mich ein wenig auf, dass ich mich noch auf die grauen Zellen verlassen kann.:)
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke @Repo. LeTissier ist kein Niemand (ehem. brit. Kommandant von Spandau), aber ich habe keine gleichlautende Quelle gefunden. Ich kenne Rokossowskis Memoiren von 1971 nicht, gehe aber davon aus, dass er diese Geschichte mit keiner Silbe erwähnt.
Wer weiß mehr?
 
LeTissier ist kein Niemand (ehem. brit. Kommandant von Spandau),

Wenn ich meinen Senf dazugeben darf: Ordentlicher Überblick, populär-wissenschaftlich, nicht weniger, aber auch nicht mehr. Bei Details würde ich Le Tissier generell nicht trauen, sofern nicht Primärquellen ordentlich zitiert sind (ich denke noch an die Futterknappheit und Infanterieknappheit 1945 der RA).

Ro. war in einem Leningrader Gefängnis. Die militärische Biographie habe ich vor vielen Jahren mal gelesen, erinnere mich aber auch nur an den berüchtigten Knast und Folterungen.
 
Wenn ich meinen Senf dazugeben darf: Ordentlicher Überblick, populär-wissenschaftlich, nicht weniger, aber auch nicht mehr. Bei Details würde ich Le Tissier generell nicht trauen, sofern nicht Primärquellen ordentlich zitiert sind (ich denke noch an die Futterknappheit und Infanterieknappheit 1945 der RA).

Vorwort der deutschen Ausgabe von Michael Wolfssohn.

Dafür, Rokossowskji, fehlt die Quellenangabe. Aber ansonsten Quellengesättigt.

Auf alle Fälle, für mich, vertrauenswürdiger wie Wikipedia.
 
Vorwort der deutschen Ausgabe von Michael Wolfssohn.
Da liegt er richtig. Ist Zufall.=)


Dafür, Rokossowskji, fehlt die Quellenangabe.
Da kann ich helfen, vermutlich hiermit:
Manuscript Collection
Cornelius Ryan Collection of World War II Papers: THE LAST BATTLE (-->BOX 73)
Ryan führte Interviews, unter anderem mit dem Mann mit dem "steel smile" (ihm wurden die zahlreiche Zähne während der Sonderbehandlungen ausgeschlagen)

Ansonsten: Shukman - Stalins Generals. Die Biographie hat - in Rußland erschienen - vermutlich die Säuberungen nicht so ganz ausgewalzt behandelt. Somit ist auch in dem Zweierband vom Militärverlag über die Heerführer des GVK nmE wenig enthalten. "Red Army Tank Commanders" führen ihn leider nicht auf, da habe ich schon nachgesehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da liegt er richtig. Ist Zufall.=)


Wer?
Wolfssohn?

Da kann ich helfen, vermutlich hiermit:
Manuscript Collection
Cornelius Ryan Collection of World War II Papers: THE LAST BATTLE (-->BOX 73)
Ryan führte Interviews, unter anderem mit dem Mann mit dem "steel smile" (ihm wurden die zahlreiche Zähne während der Sonderbehandlungen ausgeschlagen)

Ansonsten: Shukman - Stalins Generals. Die Biographie hat - in Rußland erschienen - vermutlich die Säuberungen nicht so ganz ausgewalzt behandelt. Somit ist auch in dem Zweierband vom Militärverlag über die Heerführer des GVK nmE wenig enthalten. "Red Army Tank Commanders" führen ihn leider nicht auf, da habe ich schon nachgesehen.


Ich habe mal gegoogelt.
Aber da (sind unappettliche Seiten) ist lediglich von den 10 Jahren die Rede, und Scheinerschießungen, die ich (glaube zumindest) auch schon an seriöserer Stelle gelesen habe.

Gut oder schlecht,
Literatur über sow. Oberoffiziere habe ich nicht, gedenke ich auch nicht anzuschaffen.
Lege ich das für mich mal ad acta.
 
@Repo

Natürlich hast Du recht mit Deinem Einwand in #21, Literatur ist allemal besser als Wiki.

Erlaube mir bitte, ich "gurgle" immer noch an Gotland, Deinen von Dir zitierten Satz aus #21 einzukopieren:

"Als Opfer stalinistischer Säuberungen war Rokossowskij grausam gefoltert, zum Tod verurteilt, später freigelassen und rehabilitiert, wobei aber das Todesurteil als dauernde Drohung bestehen blieb."

Ich habe LeTissier nicht gelesen, aber allein dieser Satz gibt zum Bedenken Anlaß.

"Als Opfer stalinistischer Säuberungen war Rokossowskij grausam gefoltert,..."

Ja, das stimmt mit seinem tatsächlichen CV überein.

"...zum Tod verurteilt,..."

Das weiß ich nicht, was nichts heißen muß, aber offensichtlich wurde die Todesstrafe nicht vollstreckt. Hier wäre seitens LeTessier eine Quellenangabe notwendig (Urteil einer "Troika", eines Militärgerichtes etc.). Am besten natürlich eine "Hinrichtungsliste" mit einer "aufschiebenden" Kontrasignatur von Stalin. <= sorry, wegen der Wortwahl

"...später freigelassen und rehabilitiert..."

Das stimmt wieder mit seinem tatsächlichen CV überein.

"...wobei aber das Todesurteil als dauernde Drohung bestehen blieb."

Jetzt darf ich mal spekulieren, das glaube ich nicht, "Rehabilitierung" bedeutete, die "Strafe ist erledigt, Genosse". Der NKWD hätte auf den Befehl Stalins hin, auch einen Marschall ermordet, da waren Urteile nicht notwendig.

Will sagen, silesia sprach es an, die Quellensituation ist da sehr prekär.


M..


 
@Repo

Natürlich hast Du recht mit Deinem Einwand in #21, Literatur ist allemal besser als Wiki.

Erlaube mir bitte, ich "gurgle" immer noch an Gotland,

Die Blödelei von gestern?
Sorry, war echt nicht böse gemeint. (ich kann aber auch was vertragen...für künftige Fälle)

Deinen von Dir zitierten Satz aus #21 einzukopieren:

"Als Opfer stalinistischer Säuberungen war Rokossowskij grausam gefoltert, zum Tod verurteilt, später freigelassen und rehabilitiert, wobei aber das Todesurteil als dauernde Drohung bestehen blieb."

Ich habe LeTissier nicht gelesen, aber allein dieser Satz gibt zum Bedenken Anlaß.

"Als Opfer stalinistischer Säuberungen war Rokossowskij grausam gefoltert,..."

Ja, das stimmt mit seinem tatsächlichen CV überein.

"...zum Tod verurteilt,..."

Das weiß ich nicht, was nichts heißen muß, aber offensichtlich wurde die Todesstrafe nicht vollstreckt. Hier wäre seitens LeTessier eine Quellenangabe notwendig (Urteil einer "Troika", eines Militärgerichtes etc.). Am besten natürlich eine "Hinrichtungsliste" mit einer "aufschiebenden" Kontrasignatur von Stalin. <= sorry, wegen der Wortwahl

"...später freigelassen und rehabilitiert..."

Das stimmt wieder mit seinem tatsächlichen CV überein.

"...wobei aber das Todesurteil als dauernde Drohung bestehen blieb."

Jetzt darf ich mal spekulieren, das glaube ich nicht, "Rehabilitierung" bedeutete, die "Strafe ist erledigt, Genosse". Der NKWD hätte auf den Befehl Stalins hin, auch einen Marschall ermordet, da waren Urteile nicht notwendig.

Will sagen, silesia sprach es an, die Quellensituation ist da sehr prekär.


M..
Es war ein Gedächtnis-Zitat (wollte Diskussionen mit der Chefin vermeiden, und habe das Buch im Regal gelassen:cool:) der Fakt stimmt schon, aber bitte nicht an Worten festhalten.

im übrigen gebe ich Dir natürlich recht:
Was da stimmt, ist zumindest sehr die Frage.

Wobei Scheinhinrichtungen, die sind an mehreren Stellen nachzulesen, ein ganz ganz dicker Hund wären/sind.

OT:
Ein württembergischer Herzog ist wegen einer solchen verrückt geworden.
Etwas was ich nachvollziehen kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Säuberungen in der Roten Armme sind, platt gesagt, das Ergebnis der Konfrontation im Jahr 1920 zwischen Tuchatschewski (OB vor Warschau) und Stalin (Kommisar bei der 1. Kavallerie Armee).

Dieser Konflikt durchzog, latent, die zwanziger und dreißiger Jahre, Überlagert durch den Konflikt zwischen Tu. und Svetchin über die grundsätzliche Ausrichtung der Militärstrategie der SU. In dieser Zeit positionierte sich Tu. als harter, ideologisch geschulter Soldat der Partei.

Das Verhältnis zwischen Tu. und Stalin schien sich Anfang der dreißiger wieder einzurenken mit einer der seltenen Entschuldigungen von Stalin bei einem Offizier und dem Einschwenken von Stalin auf die massive Vorstellung einer durchgreifenden Militarisierung der sowjetischen Gesellschaft durch die Konzeption von Tu (Tiefenrüstung etc.) .

In den 30er Jahre bildeten sich im Prinzip zwei Fraktionen innerhalb der höchsten Ränge innerhalb der RKKA. Zum einen die hochkompetenten und innovativen Generäle, aus den unterschiedlichen Waffengattungen, um Tu. Kennzeichnend für ihre Situation war eine Karriere ohne die Patronage durch Stalin. Aus ihrem Kreis rekrutieren sich nahezu alle späteren Opfer der Säuberungen.

Das organisatorische Zentrum für dieses latente eigenständige Machtzentrum bildeten dabei die Akademien, auf die Tu. besonderen Wert gelegt hatte. Und der Anteil der "gepurgten" hohen Offiziere ist in diesem bereich auch besonders hoch (auf diesen Aspekt verweist explizit Grigorenkow). Es gibt aber auch in diesem Fall Beispiel, wie bei Triandafoilow, daß Offiziere gegen jede Wahrscheinlichkeit überlebt haben.

Im deutlichen Kontrast dazu stand die "Kavalerie Clique" wie Glantz sie nennt, gebildet aus dem Umfeld der 1. Kavallerie Armee. Der engere Kreis umfaßte Voroshilow, Budjenni und Timoshenkow, aber auch Offiziere wie Zhukow und auch Rokossowski.

Und an diesem Punkt sieht man den Mechanismus, den man an Kulik, Voroshilow oder Budjenni sehr gut illustrieren kann. Militärische Kompetenz oder ein "guter Charakter" waren absolut keine Eigenschaften, die Stalin für seine "Camarilla" als notwendig ansah.

Wenngleich, laut Dimitroff, er sich gerne über die dumme, ignorante und inkompetente Art seiner Umgebung beklagte, besser selbstbemitleidete.

Die persönliche Loyalität war für Stalin im Prinzip das entscheidende Kriterium, in Verbindung mit einer harten Art, die Vorgaben umzusetzen.

Und genau dieses Kriterium erfüllten die verbleibenden Generäle im Umkreis von Stalin.

Dabei sollte man nicht von der Vorstellung ausgehen, dass Stalin dumm und inkompetent als militärischer Führer war. Die veröffentlichten Dokumente der RKKA, in denen sie jede relevante Schlacht (Kursk etc.), teilweise sehr kritisch, für sich ausgewertet hat, spricht für einen durchaus vorhandenen kritischen Realismus. Ein Anfang bildete die Auswertung 1940 des finnischen Fiaskos durch Stalin und die beteiligten Generäle und sind für die meisten großen Schlachten auch publiziert worden (Glatz und andere).

Vor diesem Hintergrund wird Stalin ein durchaus differenziertes Bild seiner Generäle gehabt haben. Mißerfolg, wie nicht selten bei z.B. Zhukow (vgl. die Hinweise von Silesia), bildete durchaus kein Grund, ihn deswegen in der Gunst fallen zu lassen. Schon deswegen nicht, weil die Planung von A bis Z durch Stalin / STAVKA persönlich abgesegnet waren.

Nicht das Scheitern war relevant, sondern vor allem der Weg, der zum Scheitern geführt hatte. Zhukow scheiterte, obwohl er aus seiner und Stalin Sicht alles unternommen hatte erfolgreich zu sein. Und das war kein Versagen aus der Sicht von Stalin. Daß bei derartigen "genialen" Feldzugsplänen von Zhukow die höchsten Verluste der RKKA zu verzeichnen waren, stand auf einem ganz anderen, völlig irrelevanten Papier für Stalin.

Wenn dennoch "erfolglose" Generäle nach dem 22.06.1941 liquidiert wurden, waren es nicht selten "Bauernopfer", wie im Falle von Pavlow oder Opfer, die noch im Kontext der Säuberungen standen. Und ein Versagen im Felde als ein Akt der Sabotage der genialen Kriegsführung von Stalin interprtiert wurde.

Allerdings deutlich seltener wie noch zu den Zeiten der Säuberung.

In diesem Sinne hallte ich die Fragestellung für ein wenig schräg. Die Offiziere emanzipierten sich vielmehr im Kontext des Krieges und die Machtbalance verschob sich in der Folge des 22.06.41 wieder zugunsten der Militärs, nachdem Stalin und die politische Verwaltung der RKKA den Einfluß der Militärs deutlich reduziert hatten.

Nebenbei, auf einem Rückzug sind alle Generäle Versager!?:pfeif:
 
Zuletzt bearbeitet:
@Thane

"Nebenbei, auf einem Rückzug sind alle Generäle Versager!?:pfeif:"

Das ist das schöne an Geschichte, man kann immer "querschiessen". ;)

Was hälst Du von Kutusow?

M. :winke:
 
Im Prinzip sollte jede Armee den Krieg kämpfen, für den sie ausgerüstet und sich mental vorbereitet hat, um erfolgreich zu sein.

Vor diesem Hintergrund ist die Einschätzung der Stärken der russischen Armee vielleicht nicht unwichtig:

"In this Respect the Russian Army may be taken as a model by all others [in Bezug auf das 18th Jahrhundert]. The firmness which it has displayed in all retreats is due in equal degrees to the national character...(A.H. Jomini: The Art of War, Mineola, Dover Publications, 2007 (Original 1862), S. 58).

In diesem Sinne war ein Befehlhaber gut beraten, die defensive Qualität der russsischen Armee offensiv zu nutzen. Aber vermutlich nicht im Rahmen einer stürmischen Offensive.

Im Kontrast dazu ist eine ähnliche Betrachtung für die französiche Armee sicherlich hilfreich, um ebenfalls die Stärken herauszufiltern. Und die Stärken stehen absolut asymmetrisch zur russischen Armee.

Die zentralen Prinzipen der napoleonischen Kriegsführung sind:
- Die bedingungslose Offensive
- Mobilität und Manöver
- Überraschung in der Entfaltung
- Konzentration der eigenen Kräfte
(J.F.C. Fuller: The Conduct of War 1789-1961. New Brunswick, Dacapo Press, S. 48ff)

Eine realistische Beurteilung der Quantität der Grand Armee, die sich anschickte nach Russland einzumarschieren legte es nahe, eine vorsichtige politische Bewertung und daraus abgeleitet der militärischen Ziele vorzunehmen. Was Kutusow vermutlich getan hat oder hat tun lassen, oder wie auch immer. Zumindest waren seine Befehle der Situation angemessen. Das ist mehr, als man über viele andere Feldherren hat sagen können!

Vor diesem Hintergrund ordnet Liddell Hart (Strategy. New York, Praeger, S. 120) den Rückzug vor der entscheidungsschlacht-orientierten Strategie von Napoleons als ein hervorragendes Beispiel ein für eine Kriegsführung, die auf der "indirekten Kriegsführung" basierte.

Diese Adelung der "Grand Strategy" von Kutusow durch Liddell Hart wird noch ergänzt durch das Lob von Jomini, der die Art wie der Rückzug der russischen Armee durchgeführt wurde, als "admirable" einschätzt (ebd. S. 213).

Und letztlich hat der Erfolg Kutusow Recht gegeben und die Stärke der Verteidigung demonstriert, wie es dann auch Clausewitz aufgriff.

Diese defensive Oreintierung wurde von Svetschin in den zwanziger Jahren ebenfalls favorisiert, da er die wirtschaftlichen Voraussetzung für eine offensive Kriegsführung gegen mechanisierte westliche Armeen als nicht gegeben ansah.

In diesem Sinne bewegte sich Svetschin in historischer Nähe zu Kutusow.

Interessanterweise soll es in den späten dreißiger Jahren eine Studie von Tuchatschewski gegeben haben, in der er, völlig untypisch für sein Denken, ebenfalls eine defensive Ausrichtung der Verteidigung der SU durchgesspielt haben soll. Bedauerlicherweise handelt es sich bisher nur um Gerüchte.

Aber es zeigt, dass der Geist von Kutusow durchaus noch virulent war.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wer?Wolfssohn?

...
Ich habe mal gegoogelt.
Aber da (sind unappettliche Seiten) ist ...

"Er" ist Wolffsohn, Zufall war auf meiner Seite bzgl. der nach Deiner Angabe übereinstimmenden Meinung.

Ich weiß nicht, was Du im Anschluss so googelst, aber ich verlinke normalerweise keine unappetittlichen Seiten. Der link bezieht sich auf die Cornelius Ryan Collection (falls nicht bekannt:)
Cornelius Ryan - Wikipedia, the free encyclopedia
und dort auf die hinterlegten Interview-Manuskripte zu "The Last Battle".

Für die erwähnten "Akten":
- Zum Hintergrund von "R. und Stalinistische Säuberungen" sind seine polnischen Wurzeln bedeutsam.
- Für die Frage, welcher Verurteilung er vom Regime zugeführt wurde, wäre zunächst zu klären: in welchem Prozeß? Es gab nämlich mehrere, zu denen er aus den Lagern herausgeholt wurde. Die Prozesse endeten "ergebnislos".
- Die Angabe mit den inszenierten Hinrichtungen ist nicht quellengestützt, sondern stammt von R. selbst. Sehr wahrscheinlich bezieht sie sich weniger auf den Prozeß, sondern auf die erlittenen Folterungen bzw. Mißhandlungen in den Lagern.
 
nicht[/U] quellengestützt, sondern stammt von R. selbst. Sehr wahrscheinlich bezieht sie sich weniger auf den Prozeß, sondern auf die erlittenen Folterungen bzw. Mißhandlungen in den Lagern.


"- Zum Hintergrund von "R. und Stalinistische Säuberungen" sind seine polnischen Wurzeln bedeutsam."

Mit Sicherheit.

"- Für die Frage, welcher Verurteilung er vom Regime zugeführt wurde, wäre zunächst zu klären: in welchem Prozeß? Es gab nämlich mehrere, zu denen er aus den Lagern herausgeholt wurde. Die Prozesse endeten "ergebnislos"."

Wenn sie "ergbnislos" blieben, sollten sie ergebnislos bleiben. Das waren keine Prozesse sondern Inszenierungen, deren "Dramaturgie" ausgefeilter war, je prominenter das Opfer - aber das weißt Du ja, wäre also die Frage, warum sollten sie "ergebnislos" bleiben?

Ich überspitze jetzt mal, die "Kaderreserve im Gulag"?

"- Die Angabe mit den inszenierten Hinrichtungen ist nicht quellengestützt, sondern stammt von R. selbst. Sehr wahrscheinlich bezieht sie sich weniger auf den Prozeß, sondern auf die erlittenen Folterungen bzw. Mißhandlungen in den Lagern."

Da wird wohl nie jemand Quellen finden, diese Folterknechte haben über das "wie" nicht Protokoll geführt. Ich glaube, es ist auch kein historisches Problem wie ein Mensch gefoltert wurde, sondern vielmehr das er gefoltert wurde.

M. :friends:
 
Zuletzt bearbeitet:
Wiki engl. berichtet ziemlich genau, allein es fehlt die Quelle.
After interrogations that included torture resulting in nine missing teeth, three cracked ribs, the removal of his fingernails, and three mock shooting ceremonies,[citation needed]...

Es darf in der Tat angenommen werden, dass es darüber garantiert keine Akten, auch nicht in Moskau, gibt und lebende Augenzeugen/Beteiligte wohl auch nicht.

Wo konkret soll Rokossowski Prozesse und Gulag selbst erwähnt haben? Wurde die DDR-Ausgabe seiner Memoiren nochmal "redigiert"? Kann ich nicht glauben, er starb in der Ära Breshnew - oder er nutzte das kleine Zeitfenster der Stalinverdammung unter Chruschtschow.
 
Zuletzt bearbeitet:
"Er" ist Wolffsohn, Zufall war auf meiner Seite bzgl. der nach Deiner Angabe übereinstimmenden Meinung.

Ich weiß nicht, was Du im Anschluss so googelst, aber ich verlinke normalerweise keine unappetittlichen Seiten. Der link bezieht sich auf die Cornelius Ryan Collection (falls nicht bekannt:)
Cornelius Ryan - Wikipedia, the free encyclopedia
und dort auf die hinterlegten Interview-Manuskripte zu "The Last Battle".

Für die erwähnten "Akten":
- Zum Hintergrund von "R. und Stalinistische Säuberungen" sind seine polnischen Wurzeln bedeutsam.
- Für die Frage, welcher Verurteilung er vom Regime zugeführt wurde, wäre zunächst zu klären: in welchem Prozeß? Es gab nämlich mehrere, zu denen er aus den Lagern herausgeholt wurde. Die Prozesse endeten "ergebnislos".
- Die Angabe mit den inszenierten Hinrichtungen ist nicht quellengestützt, sondern stammt von R. selbst. Sehr wahrscheinlich bezieht sie sich weniger auf den Prozeß, sondern auf die erlittenen Folterungen bzw. Mißhandlungen in den Lagern.

In was für ein Wespennest habe ich denn da wieder gestochen?

Kein Schimmer was Deine Andeutungen sollen. Und zu Kreuzworträtseln habe ich heute keine Lust.

Es ist mir, wie gesagt, mops.
Ich halte weder Aktien auf Rokossowski, noch will ich welche erwerben. Also kein Bedarf irgendwelche Kurse zu puschen.

Den Hinweis bei Tissier hielt ich für interessant, es ist aber weder meine These, noch s.o. irgendwelche Interessen drin.

Gut oder schlecht,
Literatur über sow. Oberoffiziere habe ich nicht, gedenke ich auch nicht anzuschaffen.
Lege ich das für mich mal ad acta.

dem ist von mir nichts hinzuzufügen.
 
Wo konkret soll Rokossowski Prozesse und Gulag selbst erwähnt haben?
Dazu müßte man vermutlich das Manuskript des Ryan-Interviews anfordern.

Aber noch ein Hinweis: es gibt eine jüngere Rokossowski-Biographie als militärischer Führer, in der die bekannten Fakten wiedergegeben sind.
...wäre also die Frage, warum sollten sie "ergebnislos" bleiben?
Ich überspitze jetzt mal, die "Kaderreserve im Gulag"?
Das wäre eine Erklärung. :winke:
 
@Repo: Ich halte weder Aktien auf Rokossowski, noch will ich welche erwerben.
@Repo, deine Göttergattin stammt doch aus Pommern. Da hieß es 1945 bei den Leuten zunächst "Die Russen kommen.", später dann "Rokossowski kommt". Er hatte in seiner Armee, die nicht direkt auf Berlin angesetzt war, allerlei Gesindel...
 
@Repo, deine Göttergattin stammt doch aus Pommern. Da hieß es 1945 bei den Leuten zunächst "Die Russen kommen.", später dann "Rokossowski kommt". Er hatte in seiner Armee, die nicht direkt auf Berlin angesetzt war, allerlei Gesindel...


Ich weiß.
Pommersche Passion.
Aber inzwischen mops.
 
Bei Rokossowski (Soldatenplicht) finden sich keine Hinweise, dass er ein Opfer der Säuberung war.

Glantz (Stumbling Colossus, S. 30) schreibt, dass er am 17.08.37 eingesperrt wurde.
Grund waren vermutlich die Nähe zum ebenfalls verhafteten Bluicher.

Formal wurden ihm die Tätigkeit für den polnischen und japanischen Geheimdienst vorgeworfen. Die Absurdität der Vorwürfe war vermutlich so evident, "that he avoided execution".

Er wurde am 22. 03. 40 entlassen und sofort mit hohen Posten betraut.

Nach offizieller Lesart hieß es, dass diese freigelassene Gruppe ( n= 11178) von Offizieren, zu denen R. gehört von einer langen, gefährlichen Mission zurückkehrten. Eine interessante Form von schwarzem Humor.

In diesem zeitlichen Kontext gab es ein direktes Zusammentreffen von Stalin mit R. und Stalin soll wohl bemerkt haben, dass R. die Fingernägel gefehlt haben.

Bei Montefiore (Stalin. Am Hof des Roten Zaren, 376) ergibt sich folgende Episode.
St.: Hat man Sie im Gefägnis gefoltert?"
R.: Ja Genosse Stalin
St: Es gibt hierzulande zu viele Jasager

Für diese Stelle führt in der Fußnote 3 Montefiore eine Reihe von Quellen an.

An anderer Stelle meine ich gelesen zu haben, dass R durch eine Ausschlagen seine Schneidezähne verloren haben soll.

Insgesamt ging es wohl bestialisch zu bei der Verfolgung auch der Spitzenmilitärs während der Säuberungen. Die Frau von Bluicher sollte wohl nach dem Tot ihres Mannes ihn identifizieren. Es fiel ihr wohl schwer, noch Ähnlichkeiten mit ihrem Mann zu erkennen!

Und da schließe ich mich Melchior an, dass Einzelheiten des Folterns wohl kaum Gegenstand einer historischen Betrachtung sein müssen.
 
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