Interessant ist in vielen dieser Sprachen, dass komplett alltägliche Begriffe - im Spanischen vor allem Obst - nicht lateinischstämmig sind; sie haben sich dann gehalten oder sind, in diesem Falle, später aus dem Arabischen reingerutscht.
Hast du für das nicht lateinischstämmige Obst Spaniens ein paar Beispiele?:winke:
Naranja, limón, berenjena (Gemüse), arroz, azúcar,...
Zu empfehlen:
Hans-Joachim Kress:
Die islamische Kulturepoche auf der iberischen Halbinsel. Eine histor.-kulturgeograph. Studie.
Es handelt sich dabei um eine
geographische Dissertation, die 1968 herausgegeben wurde, die aber recht gut zu lesen ist, ausführlich und im Forschungsstand auch nicht überholt, soweit ich sehe. Sie ist aber, wie man deutlich sieht, historisch angelegt.
Französisch und rumänisch klingt ja schon wieder anders als italienisch, spanisch und portugiesisch.
Das ist aber das Resultat verschiedener sprachlicher, vor allem verschiedener lautlicher Entwicklungen. So wird z.B. das lateinische /k/ im franzöischen regelmäßig zu /tsch/, wo es in den anderen romanischen Sprachen /k/ geblieben ist oder zu /g/ lenisiert wurde:
castellum - castello/castillo - chateu
cantio - canzone/canción - chanson
cattus - gatto/gato - chat - Katze (eigentlich catta, der Kater hat die hochdeutsche Lautverschiebung aus einem mir unbekannten Grunde nicht mitgemacht)
carrus (eigentlich ein keltisches Lehnwort) - carro - chariot - Karren
caritas - frz. charité
Auch sonst finden wir immer wieder regelhafte Entwicklungen, etwa dass im Kastilischen (=Spanischen) das anlautende /f/ zum /h/ wird und dann ganz entfällt (graphisch aber erhalten ist). Man nimmt dabei mit guten Argumenten einen baskischen Einfluss an:
Das lateinische /f/ im Anlaut ist durch den baskischen Einfluss zu /h/ geworden und schließlich ganz weggefallen. Dieses Phänomen findet man in zwei romanischen Sprachen, die in dem Baskischen benachbarten Regionen entstanden sind, dem Gaskognischen (da steckt auch Baskisch drin) und dem Kastilischen. Teilweise wurde es auch hyperkorrigiert, sprich, ein nichtetymologisches /f/ wurde dort, wo richtigerweise ein /h/ stand eingesetzt.
Beispiele:
fornum - horno - 'Ofen'
facere - hacer (factum - hecho) - 'machen'
al-funduq - alhóndiga - 'Karawanserei', 'Lager', 'Magazin', das Etymon im heutigen Arabisch auch 'Hotel'
faba - haba - 'Bohne'
formosus - hermoso - 'schön'
filum - hilo - 'Faden'
feno - heno; fenile - henil - 'Heu'; 'Scheune'
fuscus - hosco - 'dunkel'
findere - hender - 'spalten'
fabulari - hablar - 'sprechen'
(Die Liste ließe sich noch seitenlang fortführen).
Hyperkorrektur:
Alfambra - al-hambra'a (wie die Alhambra) - 'die Rote'
Alfama - al-Hammam - 'Dampfbad', 'heiße Quelle'
(Hyperkorrekturen gibt es naturgemäß weniger, mir fallen leider nur diese beiden ein. Korrekte Korrekturen fallen naturgemäß weniger auf, da müsste man schon die Form mit <h> im Anlaut belegt haben und dann das <f> wieder. Da aber die Formen sowieso lange nebeneinander bestanden, ist das schwierig eine Korrektur nachzuweisen.)
Auch sonst können wir immer wieder "parallelen" Lautwandel feststellen (parallel deshalb in Anführungszeichen, weil es sich teilweise um den gleichen Lautwandel handelt, der sich nur in der einen Sprache langsamer oder schneller als in der anderen entwickelt hat und daher die verschiedenen Formen, die wir heute im synchronen Sprachvergleich haben letztlich verschiedenen Entwicklungsstufen zeigen, nicht unbedingt andere Wege, die genommen wurden:
Im synchronen Sprachvergleich stellen wir fest, dass
ital. notte
span. noche
frz. nuit
relativ ähnlich sind. Wir überlegen uns, warum das so sein könnte und denken: "hm, könnte ja sein, dass sie aus einer gemeinsamen Wortwurzel stammen", (klar, wir wissen das natürlich, aber dieses Wissen war im 16. Jahrhundert noch nicht überall gegeben) und kommen auf das lateinische nox, noctis, bzw. seine Akkusativform noctem (i.d.R. sind die romanischen Wörter von den lat. Akkusativformen abgeleitet).
Wir formulieren die Hypothese aus der lateinischen Konsonantenfolge <ct> ([kt]) wird die italienische Konsonantenfolge <tt> ([t]), die spanische Konsonantenfolge <ch> ([tʃ]) oder französisch <it>, was zu eine Diphthongierung des vorausgehenden Vokals führt.
Dies Hypothese überprüfen wir anhand anderer Beispiele mit <ct> ([kt]) im Lateinischen:
Lac, lactis, lactem: Ital. latte, span. leche, frz. lait
factum: ital. fatto, span. fecho > hecho, frz. fait
dictum: ital. detto, span. dicho, frz. dit
directus: ital. diritto, span. derecho (aragonesisch drechu) frz. droit
octo: ital. otto, span. ocho, frz. huit
octoginta: ottanta, ochenta, huitante
Wir stellen fest, dass immer wieder die gleiche Umlautung stattfindet...
Neben dem synchronen Sprachvergleich gibt es noch den diachronen Sprachvergleich, bei diesem würde man insbesondere die Entwicklungsstufen der Sprachentwicklung innerhalb einer Sprache anschauen.