Was wussten die Generäle vor 1939

Repo

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Aber bei höheren Stellen war damals schon bekannt, dass es Krieg geben würde. Mein Großvater war bei den Ehrenwachkompanien. Er wurde von seinem Kompanieführer zweimal aufgefordert, sich als Unteroffizier freiwillig in der Whrmacht zu verpflichten, was er zweimal ablehnte, weil er seine Meisterprüfung machen wollte. Beim dritten Mal sagte sein Hauptmann ihm im Vertrauen, in spätestens drei Jahren gebe es Krieg und dann werde er ohnehin eingezogen, worauf mein Großvater Berufssoldat wurde.


Da hat der Hauptmann irgendwo das Gras wachsen hören.
Fritsch, Blomberg haben das im Februar 1937 von ihrem Führer gehört. Und waren alsolut nicht begeistert.
 
Da hat der Hauptmann irgendwo das Gras wachsen hören.
Fritsch, Blomberg haben das im Februar 1937 von ihrem Führer gehört. Und waren alsolut nicht begeistert.

Aber es gab seit 1935, wenn auch "geheim", einen Bevollmächtigten für die Kriegswirtschaft (Hjalmar Schacht), es gab ab 1936, auch noch "geheim" einen Vierjahresplan. Und es gibt eine Anekdote, von der ich nicht mehr weiss, in welchem Buch oder Manuskript des Wirtschaftshistorikers Willi A. Boelcke ich sie gelesen habe (Boelcke hat viel für den Rundfunk gearbeitet und Manuskripte und Bücher, die ich von Boelcke habe, schlummern immer noch in einem Umzugskarton): In einer der ersten vorbereitenden Sitzungen zum geplanten Vierjahresplan habe ... (weiss nicht mehr wer) darauf hingewiesen, dass bei einem ins Auge gefassten Krieg die Versorgung der Wehrmacht mit ausreichender Kleidung nicht gewährleistet sei. Woraufhin Göring diese Bedenken mit der Bemerkung vom Tisch gewischt hätte: "Dann springen wir dem Feind eben mit dem nackten A**** (ähm, Hintern) ins Gesicht." Soweit ich mich erinnere, stammt der Bericht darüber von einem ehemaligen Mitarbeiter des Reichwirtschaftsministeriums, der bei dieser Sitzung anwesend war.
 
Also, ich meine auch, dass Hitler schon ziemlich früh seine Generäle mit seinen Kriegsplänen konfrontiert hat, weil er wissen wollte, wie diese darauf reagieren.

Gruß....
 
Also, ich meine auch, dass Hitler schon ziemlich früh seine Generäle mit seinen Kriegsplänen konfrontiert hat, weil er wissen wollte, wie diese darauf reagieren.

Gruß....

Die Umstellung auf Kriegswirtschaft hat auch schon recht früh begonnen. So wurden z.B. die Milchverwertungsgenossenschafen in den Reichsnährstand eingegliedert, zusätzlich der Bau von zentralen Molkereien und Milchsammelstellen schon ab 1933 sehr stark forciert mit dem Ziel, der im Falle eines Krieges aufreissenden "Fettlücke" entgegenzuwirken. Vom Tag des Kriegsausbruches an wurde für die Bevölkerung dann auch nur noch Magermilch ausgegeben.

Nur, die wenigsten wussten oder ahnten, worauf diese und andere Maßnahmen auf dem Gebiet der Ernährung tatsächlich zielten. Mein Vater (Molkereimeister) nur wenig früher.

Kanonen statt Butter
 
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Aber es Woraufhin Göring diese Bedenken mit der Bemerkung vom Tisch gewischt hätte: "Dann springen wir dem Feind eben mit dem nackten A**** (ähm, Hintern) ins Gesicht." Soweit ich mich erinnere, stammt der Bericht darüber von einem ehemaligen Mitarbeiter des Reichwirtschaftsministeriums, der bei dieser Sitzung anwesend war.

Das kann man aber durchaus auch so werten, dass wohl "kräftig mit dem Säbel gerasselt" werden sollte, ein Krieg aber nicht in Frage käme.

Es waren ja alles "bluffs", die Rheinlandbesetzung, die Luftwaffe,

war doch alles höchstens "bedingt Abwehrbereit"

um ein Wort zu benützen, das einst Augstein und Ahlers in den Knast brachten .
 
Die Umstellung auf Kriegswirtschaft hat auch schon recht früh begonnen. So wurden z.B. die Milchverwertungsgenossenschafen in den Reichsnährstand eingegliedert, zusätzlich der Bau von zentralen Molkereien und Milchsammelstellen schon ab 1933 sehr stark forciert mit dem Ziel, der im Falle eines Krieges aufreissenden "Fettlücke" entgegenzuwirken. Vom Tag des Kriegsausbruches an wurde für die Bevölkerung dann auch nur noch Magermilch ausgegeben.

Wobei die "Fettlücke" schon ein Vorkriegsproblem darstellte (1936), auch aus den Devisenproblemen bezüglich der Importe resultierte. Sie wurde aufgerissen und mit verursacht durch den Schwerpunkt der Aufrüstung.
 
Ich glaube nicht, dass sich das so werten lässt. Mir liegt die Wertung, dass Göring eine Pfeife war, sehr viel näher.

Ich meine nicht die heutige Wertung, sondern den Eindruck, den dieser "Spruch" auf die Zuhörer 193x machte. Machen konnte, machen sollte....???

Dass man ohne Hose am Hintern keinen Krieg führen kann, wird ja allen klar gewesen sein.

Wie gesagt, der "Adolf" hat ja in jenen Jahren grundsätzlich geblufft, die Rheinlandbesetzung mit großem "Tschingderassabum" - die Gendarmerie von Metz war aber stärker als die anrückende Wehrmacht. Mit der Müllabfuhr wären die zu verjagen gewesen.
Was den Leuten mit größerem Einblick in Deutschland bestimmt klar war.
 
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Ich meine nicht die heutige Wertung, sondern den Eindruck, den dieser "Spruch" auf die Zuhörer 193x machte. Machen konnte, machen sollte....???

Dass man ohne Hose am Hintern keinen Krieg führen kann, wird ja allen klar gewesen sein.

Wie gesagt, der "Adolf" hat ja in jenen Jahren grundsätzlich geblufft, die Rheinlandbesetzung mit großem "Tschingderassabum" - die Gendarmerie von Metz war aber stärker als die anrückende Wehrmacht. Mit der Müllabfuhr wären die zu verjagen gewesen.
Was den Leuten mit größerem Einblick in Deutschland bestimmt klar war.

Ich glaube, wir reden aneinander vorbei. Diese von einem ehemaligen Mitarbeiter des Reichwirtschaftsministeriums berichtete Begebenheit soll sich, meiner Erinnerung nach, auf die ich im Augenblick angewiesen bin, während einer Besprechung im internen Kreis so um 1935/36 herum zugetragen haben, bei der es um vorbereitende Planungen für einen Krieg ging. Dieser ehemalige Mitarbeiter des Reichwirtschaftsministeriums hat die Bemerkung nicht als Bluff oder Bluffversuch aufgefasst, sondern als charakteristisch für die Ignoranz Görings wiedergegeben.

Ich kann mich deswegen sehr gut daran erinnern, weil ich die Erzählungen dieses Mannes mitstenographiert habe, denn ich habe, damals als Studentin, das Geld für's Studium u.a. mit einem solchen Job bei besagtem Wirtschaftshistoriker verdient. Wo genau der emsige Mann, der mehrere Bücher, viele Zeitschriftenartikel schrieb, regelmäßige Rundfunksendungen hatte und viele Vorträge hielt, DIESE Information verarbeitet hat, kann ich aber nach zig Jahren verständlicherweise nicht mehr sagen.

EINES der Bücher ist dieses:
Willi A. Boelcke: Die deutsche Wirtschaft 1930-1945. Interna des Reichswirtschaftsministeriums, Düsseldorf 1983

Aber ich glaube nicht, dass die Geschichte da drin steht.

Jedenfalls weiss ich seit dieser Jobberei, dass auf einen Krieg schon früh hingeplant wurde.
 
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Die Wiedergabe dieses Gespräches ist interessant, auch den Eindruck, den dieser Mitarbeiter vom Gespräch zu diesem Zeitpunkt hatte.

Wenn man das würdigen möchte, wäre aber zweierlei zu bedenken:
Einerseits hat bereits Repo angesprochen, dass sich die Wahrnehmung durch den dann realisierten Krieg verändert haben könnte.
Das zweite wäre, dass gerade Göring - als es im Sommer 1939 "ernst" wurde - eher zurückhaltend in Bezug auf die Kriegführung gegen die Westmächte eingestellt war. In dieser Situation sind vielmehr Hitler und Ribbentrop die Treiber gewesen. Selbst wenn also eine solche Äußerung gefallen ist, müßte man sie doch in Zusammenhang mit Görings Rolle bewerten.
 
Interessanter noch als die "Fettlücke" ist die "Öllücke", an der sich das reichsdeutsche Autarkieprogramm ablesen läßt. Interessanter deshalb, weil es hier eine beachtliche Wendung gab, die durch die Industrie und ihre Hinweise auf die Blockadefähigkeit (im Kriegsfall!) bewirkt wurde.

Um die Ölversorgung des Reiches zu sichern, ging man die Wege der Hydrierungsverfahren und der Sicherung von Ölimporten. Bei letzterem scheiterten zunächst die Versuche, im Irak Fuß zu fassen, durch britische Interventionen.

Der Spanienkrieg stärkte den Einfluß der Wehrmachtsteile auf diese Entscheidungen, insbesondere der Kriegsmarine und der Luftwaffe mit ihren immensen Treibstoffforderungen. Zudem war die Aufrüstung im Gange, irgendwann hätte auch die Kriegsmarine des Z-Planes mit ihrem Schwerölbedarf versorgt werden müssen.
Die Kriegsmarine setzte 1937 den Schwerpunkt darauf, Öl aus Mexiko zu sichern und dort Förderstätten zu gewinnen. Die Verhandlungen hierzu waren bereits weit gediehen. Für den Kriegsfall ist das natürlich fatal: mexikanische Produktionsstätten konnten nicht geschützt werden, die Importe per Schiff kommen nicht durch eine evt. Seeblockade ins Reich. An dieser Stelle setzte sich die Hydrierindustrie durch: mit einem Mobilmachungsprogramm "1940", gewaltig gesteigerten Investitionen und einem ausgeklügelten Tank- und Reservesystem im Reich zur Schließung der Öllücke. Ihren Argumenten wurde schließlich gefolgt.

http://edocs.tu-berlin.de/diss/2003/kockel_titus.htm
Titus Kockel: Geologie und deutsche Ölpolitik 1928 bis 1938, Die frühe Karriere des Erdölgeologen Alfred Theodor Bentz
 
Alles sehr interessant, aber wussten nun die Generäle schon vor 39 vom Krieg?
Und noch eine Frage:
War die Rüstung in Deutschland 1939 überhaupt kriegsbereit?...Oder war man in Deutschland damals noch in der Aufrüstung?
So habe ich z.B. gehört, das die Wehrmacht alles andere als eine moderne, schnelle, aus Panzern bestehende Armee sei.
War somit Deutschland schon vor dem Kriegsbeginn verloren?

PS: Zu DDR-Zeiten lernten wir in der Schule von der Gesetztmäßigkeit der Niederlage des Faschismus...ist da doch etwas dran, oder doch nur "rote" Propaganda?
 
Repo hat doch die Hoßbach-Niederschrift vom November 1937 angeführt.

Dem engsten Kreis
http://www.ns-archiv.de/krieg/1937/hossbach/
mußte spätestens da ein Licht aufgehen, wenn das auch später im IMT in Nürnberg allseits relativiert wurde.

Interessant auch, dass drei der ohnehin wenigen Teilnehmer - die sich wohl auch wenig begeistert zeigten - kurz danach 1938 aus der Führung genommen wurden.

Ein Jahr später bereiteten sich Teile der Generalität auf ein Umsturz vor, sollte es über "Fall Grün", die Sudentenkrise, zum Krieg kommen. Es kam stattdessen das Münchener Abkommen.

Wenige Tage nach dem Anschluß Österreichs wurde Fall Grün auf Hitlers Anordnung vorbereitet, wenige Tage nach dem Anschluß des Sudetengebietes die Besetzung der Resttschechei, wenige Tage danach Fall Weiß - Polen.
 
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War somit Deutschland schon vor dem Kriegsbeginn verloren?
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Vielleicht stelle ich mal die Frage ein wenig anders:
War somit Hitlerdeutschland schon vor dem Kriegsbeginn verloren?

Also doch eine Gesetztmäßigkeit der Niederlage des Hitlerdeutschland, wenn man glaubte, die Zeit sei jetzt "reif" für den Krieg, nachdem immer wieder eine friedliche Alternative von europäischen Spannungen keinen Krieg rechtfertigte?

Der Überfall auf Polen und der Beginn Hitlerdeutschland sein eigenes Grab zu schaufeln?.....
 
Das führt zwar vom Thema weg, aber gut:

Vor kurzem ist hier die Idee Napoleon, gegen Rußland zu marschieren, als "vielleicht nicht die beste des Jahrhunderts" bezeichnet worden.

Die trocken betrachtete militärische Lage im Sommer 1940 deutet nicht auf eine deutsche Niederlage hin, wenn auch kurzfristig die Beendigung des Kriegs mit England nicht realisierbar war. Die Kriegsmarine war hier der vielleicht am ausgeprägtesten strategisch denkende Wehrmachtsteil. Raeders, wie auch Jodls Bestrebungen zielten nun auf den Zufuhrkrieg und das Mittelmeer (Planungen vom Juli 1940). Hitler dachte anders und entschied sich für den Rußlandfeldzug, dem alles andere untergeordnet wurde.

Die Niederwerfung Rußlands in 4 Monaten war eine Illusion, begleitet auch von der Hybris der Generalität. In diesem Zeitraum, Ende 1941, traten die USA in den Krieg ein; insofern wird in der militärhistorischen Literatur die "Kriegswende 1941" (egal, ob nun Juni oder Dezember) diskutiert. Alles weitere ist mE Spekulation.
 
Na ich denke nicht, daß meine Gedanken vom Thema wegführen.

Die Generalität wußte vom bevorstehenden Krieg, die gesamte Wirtschaft Hitlerdeutschlands baute auf eine Aufrüstung hin auf.
Da hier aber nicht der Vorwand einer Aufrüstung für die Friedenssicherung passt, mußte man annehmen, das es Krieg geben wird.
Zumal ja die "Schmach" von Versailles noch zu tilgen war.

Und darauf zielt jetzt meine Frage, denn war man sich in Hitlerdeutschland zu sicher, über seine militärische Größe?
Diese Ansicht, den Krieg nun endlich zu führen und die Dinge, die geschehen werden, extrem zu Überschätzen, Aufgrund der "gut" gelaufenen Aufrüstung.
Und genau das wußten die Generäle, wußten Sie auch, das der Krieg der Anfang vom Ende sein wird?
 
Der schnelle Sieg gegen Frankreich, als Gegner gefürchtet, hat ihn und die Generäle einfach größenwahnsinnig gemacht. Man glaubte auch nicht an die Qualität und Standhaftigkeit der russischen Truppen. Was für ein Irrtum!!!
 
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