Welche DDR-Oppositionellen wollten die DDR behalten?

Es ist schade, dass man solche Tondokumente oder Zitate davon nicht als Anhang hochladen kann. Das würde manches Thema sehr beleben.
 
Es ist schade, dass man solche Tondokumente oder Zitate davon nicht als Anhang hochladen kann. Das würde manches Thema sehr beleben.

Inge Lange hiess sie, nicht Ilse.
Was nicht hochgeladen geht, wird eben kurzerhand niedergeschrieben:

Meiner Meinung nach besteht ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen den durch und durch unsauberen Geschichten, republikfeindlichen Geschichten über die wir hier sprechen und den Schwierigkeiten, die uns die sozialistische Erziehung der Jugend bereitet. Das wird ja immer schlimmer. Das, was wir gestern gesehen haben in diesem Film das ist doch der letzte Dreck. So was hats doch noch nie gegeben. Da steht im Programm : es wird gezeigt "Tiefe Furchen". Aha, denke ich, ein Stück über die Bodenreform. Ich habe eine 15jährige Tochter, ich denke mir, hat die nicht erlebt, kann überhaupt nicht schaden, wenn sie sich mal anguckt, wie das damals war. Also ich gestatte ihr, zu gucken. Ja, liebe Genossen, wenn ich gewußt hätte, was da für eine widerliche Bettszene kommt, hätte ich die doch nicht gucken lassen.

Dazu muss man sich sächselnde Empörung in der Stimme vorstellen.

Dass mit dem Kassieren der FDJler:
Vor lauter Diskussion über den Sinn des Lebens, über Takt und taktvoll tanzen, über das Bestreben attraktiv zu sein, hat man vergessen, die Arbeit zu organisieren, hat man vergessen, Mitgliederversammlungen durchzuführen, die FDJler zu kassieren und die jungen Funktionäre zu schulen.
 
Es ist schade, dass man solche Tondokumente oder Zitate davon nicht als Anhang hochladen kann. Das würde manches Thema sehr beleben.
Na ja - mir fallen da noch einige "kluge Sprüche" aus dem Gedächtnis ein, die E. H. noch kurz vor seinem Abtritt so von sich gab:
1.) natürlich der von Flo zitierte über die Mauer, die noch 100 Jahre stehen sollte,
2.) "Den Sozialismus im seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf!"
3.) "Vorwärts immer, rückwärts nimmer!"
:autsch:
 
Eigentlich öffentlich brabbelten alle 1989 von einer besseren Welt in der DDR mit sozialistischem Antlitz. Diese sollte durch freie Wahlen geschehen oder zementiert werden. Die Runden Tische waren das beste Beispiel für Demokratie-1.Klässler-Übungen.
1989 durfte man noch nicht öffentlich eine nicht-sozialistische DDR predigen. Da war man beim Volke noch unsicher, was die wollten. Erst im November ("Wir sind ein Volk!"-Demos) und im Dezember die "blühenden Landschaften" des Helmut Kohl in Dresden brachen das Eis zugunsten einer nicht-sozialistischen DDR, zumal Wahlkampf bevorstand.
Wie schon oben ein anderer schrieb, waren die DDR-Wahlen im März 1990 die Abwahl der DDR zugunsten der "blühenden Landschaften".

Sämtliche bürgerrechtsbewegten Personen waren nach der Wiedervereinigung nicht in sozialistischen Parteien. Sie fanden sich in FDP, CDU und Grüne wieder. Die ostdeutsche SDP (später Ost-SPD) war keine Bürgerrechtsbewegung sondern ein frühzeitiger Außenposten der West-SPD. Diese Ost-SPD hatte solch geniale Führungsperson wie Ibrahim Böhme in der offensiven Zeit gehabt.:)

Das ist in der Abfolge nicht ganz richtig.
Neues Forum , SDP und DA verbreiteten ab September 1989 ihre politischen
Aufrufe und Grundpositionen.
[Die SDP war eine Ost-Gründung @ Hurvinek - nur hatte sie ab Dezember
Kontakte zur West-SPD und hat sich da ( auch dank des egomanischen
Schizo Böhme) am schnellsten zur gesamtdeutschen Fusion entschlossen.
Da trug auch W. Brandt persönlich enorm dazu bei!
]
Besonders wurde zur Organisation auf örtlicher /regionaler Ebene aufgerufen
und es wurden Kontaktpersonen benannt.
Ein erhebliches persönliches Risiko für jene Leute zu diesem Zeitpunkt!

Ich habe zB. die Gründung des Neuen Forum im Oktober 1989 auf Kreisebene
mit organisiert ( musste in einer Kirche erfolgen und das MfS war dabei -
wussten wir aber erst viel später:) )

Dann kam die Phase der Montagsdemos und Diskussionsrunden mit den
Funktionären der SED und der Blockparteien.

Ich würde sagen , die Vorstellung von der Eigenstaatlichkeit einer
reformierten DDR war bis Anfang Dezember 1989 unter allen politisch
aktiven Bürgerbewegten überwiegende Meinung.
Schliesslich wurde in Arbeitsgruppen an Entwürfen für Verfassung,
Wahlgesetz , Kommunalrecht usw, gearbeitet und diese Themen wurden
auf Sprecherkonferenzen Bezirks- und DDR- weit verglichen und zusammen-
gefasst.
Ab Mitte Dezember dann wurde die Wiedervereinigung mehr und mehr das
bestimmende Thema und dazu trug die mediale Einwirkung aus dem Westen
erheblich bei!
 
Kurz nach dem Mauerfall, Mitte November 1989. Ich stand in einer Greifswalder Buchhandlung und die Demo kommt vorbei (Schliesst euch an...). Ich bin mitgegangen. Da fielen einige scheinbar betrunkene Typen auf, die ständig "Deutschland, einig Vaterland" blöckten und mitten in der Demo aus Flaschen soffen.
Ende der Demo - die Kerle rollten stabsmäßig ihre Transparente zusammen und zogen, plötzlich stocknüchtern, ab. Denkt euch euren Teil - für mich war es Stasiprovokation, um das Thema Wiedervereinigung "unsympathisch" zu machen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ab Mitte Dezember dann wurde die Wiedervereinigung mehr und mehr das bestimmende Thema und dazu trug die mediale Einwirkung aus dem Westen erheblich bei!
Das kann ich mir nicht vorstellen.
Im Westen waren ja die meisten Politiker und fast alle Journalisten lange sehr skeptisch bis ablehnend gegenüber einer Wiedervereinigung. Üblich war eigentlich, vor solchen "übereilten und riskanten" Überlegungen zu warnen, noch bevor sie einer ernsthaft gefordert hatte.

Eine Medieneinwirkung kann ich mir eigentlich nur in der Form vorstellen, daß viele DDR-Bürger sich immer noch vorwiegend über Westnachrichten informierten und dort die Demos und politischen Forderungen ihrer Landsleute mitbekamen - und da wurden die Aktivisten eben Woche für Woche mutiger und das anfangs Undenkbare wurde plötzlich zum Mehrheitsthema.
 
Eine Medieneinwirkung kann ich mir eigentlich nur in der Form vorstellen, daß viele DDR-Bürger sich immer noch vorwiegend über Westnachrichten informierten und dort die Demos und politischen Forderungen ihrer Landsleute mitbekamen - und da wurden die Aktivisten eben Woche für Woche mutiger und das anfangs Undenkbare wurde plötzlich zum Mehrheitsthema.


Na, was denkst du denn, wie es sonst ablaufen hätte können?
Viele wohnten im "Wald".
Als meine Frau und ich die Nachrichten der ARD sahen, beschlossen wir spontan in den Tabi zu steigen und nach Leibzig zu fahren um da mitzumachen.
Ohne Westfernsehen wäre das gar nicht bei uns angekommen.

Man erinnere sich an den Aufstand am 17. Juni 53. Der RIAS spielte da auch eine grosse Rolle mit.
 
Na, was denkst du denn, wie es sonst ablaufen hätte können?
Ist schon klar, daß die interessanten Sachen lange nicht in den Ostmedien kamen.
Ich weiß nur nicht, ab wann sich das geändert hat, d.h. wie sich Sachen wie Abschaffung der Zensur (und hat das schon gereicht, daß die Ostmedien ordentlich berichtet haben?) und die einzelnen Stadien der Forderungen zeitlich sortiert haben.
 
Ist schon klar, daß die interessanten Sachen lange nicht in den Ostmedien kamen.
Ich weiß nur nicht, ab wann sich das geändert hat, d.h. wie sich Sachen wie Abschaffung der Zensur (und hat das schon gereicht, daß die Ostmedien ordentlich berichtet haben?) und die einzelnen Stadien der Forderungen zeitlich sortiert haben.

Ab Anfang September 1989 wurde das Zensieren der Medien gelockert. Begann mit dem DDR-Jugendfernsehen.
Die Machthaber glaubten die DDR verändern zu können, wenn man über die Vorhut der SED-Partei, der FDJ, den bisherigen öffentlichen kommunistischen Mainstream in Frage stellte und kontrollierte und steuerte.
Letztendlich stürzte dann auch ihr bester Freund, Genosse Egon Krenz, den Honecker, um selbst so zu tun, als sei mit seiner Ernennung zum DDR-Führer, die DDR gewandelt.
 
Hurvinek: Ab Anfang September 1989 wurde das Zensieren der Medien gelockert. Begann mit dem DDR-Jugendfernsehen.

Ein ziemlicher Aufreger war das Verbot des "Sputnik" Anfang 1989, unterzeichnet vom DDR-Postminister. Die Zeitschrift war sozusagen das "Readers Digest" der Sowjetunion und erschien auch auf Deutsch. War recht interssant und populär, vor allem nach "Glasnost und Perestroika". Da erschienen dann Artikel (z.B. über Stalin), die den SED-Betonköpfen überhaupt nicht passten.
Ende Oktober 89 distanzierte sich der Postminister öffentlich vom Verbot, er selbst hätte damit gar nichts zu tun gehabt. Was ich ihm sogar glaube.
 
Ab Anfang September 1989 wurde das Zensieren der Medien gelockert. Begann mit dem DDR-Jugendfernsehen.
Die Machthaber glaubten die DDR verändern zu können, wenn man über die Vorhut der SED-Partei, der FDJ, den bisherigen öffentlichen kommunistischen Mainstream in Frage stellte und kontrollierte und steuerte.
Letztendlich stürzte dann auch ihr bester Freund, Genosse Egon Krenz, den Honecker, um selbst so zu tun, als sei mit seiner Ernennung zum DDR-Führer, die DDR gewandelt.

Richtig - das später wohl beste DDR- Fernsehformat " Sputnik" wurde vor dem Herbst 1989 bereits gefertigt.
Die SED- Medienkontrolle liess erst mit der Regierung Modrow nach , soweit
man das von aussen beurteilen konnte.
Allerdings hatte der DDR- Fernsehfunk durch die langjährige Propaganda
und parteipolitisch verzerrte Berichts- Kultur keine Bedeutung für
die meisten DDR-Bürger. Man glaubte ihnen einfach nichts.
Deshalb bezogen fast alle ihre Informationen aus westdeutschen Quellen, wie Florian oben sagte.
Man wusste mehr über die Meinung westdeutscher Politiker und über
Kohls Politik , als über die Situation in den DDR- Strukturen.

Erst als die SED aus dem Fernsehfunk rausgejagt war ( die hatten beim
DFF sogar aus den eigenen Reihen die Leitung neu gewählt, soweit ich mich
erinnere) wurde es mit den DDR-Medien besser.
Es gab dann eine Phase der völligen medialen Freiheit - darin erwuchs
das Format " Sputnik " - legendär mittlerweile - die zb die Verwicklung
des MfS in den Waffenexport berichtete ( Kavelsdorf )

Eingedenk dieser Sachlage war der mediale Einfluss aus dem Westen
gewaltig .
 
Die SED- Medienkontrolle liess erst mit der Regierung Modrow nach , soweit
man das von aussen beurteilen konnte.
Allerdings hatte der DDR- Fernsehfunk durch die langjährige Propaganda
und parteipolitisch verzerrte Berichts- Kultur keine Bedeutung für
die meisten DDR-Bürger. Man glaubte ihnen einfach nichts.

Ab Oktober 1989 war das DDR-Fernsehen auch interessant. Zumindest für diejenigen, die Informationen von vor der Haustür beziehen und wissen wollten, was um sie herum passierte. Das konnte ihnen das Westfernsehen auch nicht abnehmen. Die vielen DDR-Zeitungen taten ihr übriges. Auch hier halfen keine Westzeitungen und -Zeitschriften.
Wem allerdings sein direktes Umfeld eh Schnuppe war, der informierte sich ausschliesslich ab Oktober 1989 im Westen (wahrscheinlich in der Tiefgläubigkeit, die westlichen Medien erzählen immer die Wahrheit und senden alles, was einen interessiert).
 
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