Hier noch ein (meiner Meinung nach) guter Link zur Schlacht bei Hastings:
http://www.regia.org/history/history.htm
Er bietet nicht nur Informationen über die Schlacht, sondern auch über die Truppen Harolds, zu denen im bisherigen Verlauf dieses Pfades rech wenig aufgeführt wurde.
Dazu auch von mir noch ein paar Anmerkungen.
Grundsätzlich hatte der König das Recht, jeden wehrfähigen Mann zu den Waffen zu rufen. Dieses Recht wird erstmals in den Gesetzen des Königs Ine von Wessex (ca. 694 n.Chr. verfasst) schriftlich festgelegt, galt aber auch noch zu Harolds Zeiten. Ein solches Aufgebot wurde als
fyrd (ursprünglich Feldzug) bezeichnet. Allerdings wäre eine solche Miliz nicht tauglich gewesen, ein Heer aus Berufssoldaten zu schlagen, da es zu einem großen Teil Männer mit improvisierten Waffen beinhaltet hätte. Tatsächlich wurden die schlecht ausgerüsteten Männer des
fyrd nur gelegentlich benutzt, um Lasten zu tragen, sich um Pferde zu kümmern und ähnliche Dienste zu verrichten.
Den angelsächsischen Königen war die mangelnde Tauglichkeit eines
fyrd durchaus klar. Daher bestanden bis zum späten 9. Jahrhundert n. Chr. die tatsächlich eingesetzten Armeen allein aus den
hearthweru oder
hirth (Herdtruppen). Die
hearthweru setzten sich zusammen aus den
gesithas der Könige, die wiederum aus
geoguth (junge Krieger aristokratischer Herkunft, die am Hof ihres Herrn leben) und
duguth (erfahrene Krieger, die vom König für ihre Dienste mit Land beschenkt wurden) bestanden, sowie zusätzlich zu den
gesithas die Gefolgsleute der
duguth, die
geneatas genannt wurden und der Klasse der
ceorl (freie Bauern) entstammten. Eine solche Truppe war deutlich besser ausgebildet und bewaffnet, als der oben beschriebene
fyrd, jedoch sehr klein an Zahl. In Ines Gesetzen wird jede bewaffnete Gruppe über 35 Krieger als Armee bezeichnet!
Um diese beiden
fyrd unterscheiden zu können, prägte C.W. Hollister 1962 die Begriffe "general fyrd" und "selected fyrd".
Bis 1066 veränderte sich das Rekrutierungssystem mehrfach, weshalb der
fyrd, den Harold bei Hastings einsetzte, nichts mehr mit einer "Bauerntruppe" zu tun hatte. Mit der Christianisierung der Angelsachsen ging einher, dass königliche Landschenkungen schriftlich festgehalten wurden, wodurch das sogenannten
bocland (nein, da leben keine Hobbits
) "entstand". Etwa zur gleichen Zeit kamen die Begriffe
geoguthe und
duguthe aus der Mode und wurden durch
dreng bzw.
thegn ersetzt.
Im späten neunten Jahrhundert schuf Alfred der Große durch verschiedene Gesetze ein stehendes Heer, indem er den
fyrd aufteilte, wodurch zu jeder Zeit ein Teil des Aufgebots einsatzbereit blieb, obwohl die Wehrdienstzeit des einzelnen Kriegers weiterhin nur zwei Monate betrug. Außerdem verpflichtete er die
ealdorman und
thegn durch Gesetze zur Bemannung einer Flotte sowie zum Bau von Burgen, welche aber bis 1066 größtenteils schon wieder zerfallen waren.
Unter Aethelred kam schließlich das Gesetz auf, dass den Dienst im
fyrd vom Landbesitz abhängig machte. Hier ist den meisten wohl das Verhältnis bekannt, dass pro 5 hide (ein hide entsprach der Fläche Land, die eine Familie zum Leben brauchte) ein
fyrdman gestellt werden musste. Dieses Verhälnis ergibt sich zumindest aus dem Eintrag für Berkshire aus dem Jahr 1089 im Domesday Book. Allerdings scheint es von diesem Verhältnis Abweichungen gegeben zu haben. Trotz allem lässt sich davon ableiten, dass dadurch der "selected fyrd" zahlenmäßig größer wurde und der einzelne Soldat mit mehr Geld finanziert werden konnte, was unweigerlich zur Steigerung der Kampfkraft geführt hat. Aus Aethelreds Zeit ist belegt, dass der
heriot (die Auszahlung des Dienstes eines
thegn an den König) vier Pferde (davon zwei mit Sattel), zwei Schwerter und eine Hauberge betrug. Dies entsprach also der Ausrüstung, die von einem solchen Krieger erwartet wurde.
Während der Regierungszeit Knuts wurden die
gesithas durch Skandinavier ersetzt und auch später, unter angelsächsischen Königen, nach skandinavischem Vorbild ausgerüstet. Die Bezeichnug
huscarl wurde üblich, wobei das Wort als Synonym für
hearthweru benutzt wurde und nicht wie im Altnordischen generell als "Diener im Haushalt". Dies war eine Elitetruppe, die noch besser ausgerüstet war, als der typische
thegn. Saxo Grammaticus schreibt in seiner Lex Castrensis, dass Helm, Kettenhemd und Schwert zur Grundausstattung eines
huscarl gehört. Schätzungen gehen davon aus, dass Harold bei Stamford Bridge etwa 2000
huscarle zur Verfügung hatte. Die Verluste in dieser Schlacht dürften durch die
huscarle seiner Brüder Gyrth und Leofwin bei Hastings etwa ausgeglichen worden sein.
Bedenkt man zudem noch, dass Harold durch den Sieg bei Stamford Bridge die Ausrüstung einer norwegischen Armee in die Hände fiel, dürfte er bei Hastings über eine gut ausgerüstete Streitmacht von Berufskriegern verfügt haben. Die Reitertaktiken der Normannen waren den Angelsachsen durchaus bekannt, denn nur 11 Jahre zuvor versuchte sich eine angelsächsische Armee unter Ralph the Timid (weiß den deutschen Namen nicht) bei Hereford in genau solchen. Allerdings mit katastrophalem Ergebnis, weshalb sie bei Hastings wieder die Pferde ausschließlich als Transportmittel nutzten.