Wirtschaft und Thesaurierung bei den Germanen zur Zeitenwende

Lieber Cherusker, leider gibst Du sowohl Deine Mitdiskutanten - in diesem Falle mich - als auch historische Quellen, wenn es Dir in den Kram passt, nur sehr unvollständig oder aus dem Zusammenhang gerissen wieder (Bsp.: Tacitus und die interiores, die nur Tauschhandel kannten, unterschlagener Satz, dass sie die republikanischen Münzen sehr wohl annähmen). Woher weiß man, ob Du nicht auch Deine Gewährsleute immer nur seletiv zitierst?
Interessant ist, dass Dir umgekehrt jede noch so unbedeutende fehlerhafte oder ungenaue Formulierung (Frage von Legat zum Metallwertgehalt von römischen Münzen mit der Verwendung des Begriffs Sesterzen und meine Antwort darauf) auffällt.
 
Entschuldigung, wenn Dich das Thema langweilt. Aber ich vertrete hier die Meinung, die von heutigen Wissenschaftlern zu diesem Thema auf Vorträgen veröffentlicht wird. Wenn Du anderer Meinung bist, ist das aber nicht das Problem der Wissenschaft!

1. Die Forschungsmeinungen gehen aber doch auseinander. Kannst Du mit Sicherheit sagen, dass Repos Aussagen (worauf du dich auch immer beziehst) in der Wissenschaft auf kategorische Ablehnung stoßen würden?

2. Selbst wenn das so wäre, hätte die Wissenschaft trotzdem ein Problem, sollte sie doch auch Wissenschaftstransfer betreiben, also

3. im weitesten Sinne so etwas, wie wir es hier tun.

Zum letzten Punkt noch eine persönliche Anmerkung: Ich halte deinen Diskussionsstil weder für angebracht, wenn es um Wissenschaftstransfer geht, noch, wenn es um wissenschaftliches Diskutieren geht. Als Beispiel mag genügen, dass es nach zig Themen und etlichen Versuchen, zur Verständnisklärung beizutragen, offenbar immer noch notwendig ist, hier über die zugrundeliegende Fragestellung zu debattieren.

Bevor ich mich jetzt weiter unnötig aufrege und frage, was das eigentlich alles soll:

Ich bin raus aus dem Thread. :angsthab:

PS: Natürlich werde ich dennoch gerne auf Stellungnahmen zu diesem Beitrag eingehen.
 
Aber im Handel mit Germanen mußten die Römer ein Preisniveau festlegen, um so diese Waren erwerben zu können. Das beinhaltet aber auch eine Abstufung im Wert der jeweiligen Münzen in Asse, Sesterze, Denare.... So wie wir ja heute auch in Cent und Euro unterscheiden. Aber für einen Germanen, der Tauschhandel betrieb, war diese Unterscheidung nebensächlich, sondern er orientierte sich am Metallwert der Münze bzw. bevorzugte Münzen mit bestimmten bildlichen Darstellungen.


Jetzt bist du aber irgendwie auf die Frage nicht eingegangen.

Wenn du festhältst das Römer das Geld nicht nach seinem Metallwert beurteilten, so ist einfach die Frage offen warum sie es Germanen geben sollten die es nur nach dem Metallwert beurteilten.

Und Sesterzen liegen im Nominalwert halt deutlich über dem Materialwert.

Nimm das Beispiel mit einem Geldschein, und geh davon aus ich kenne keine Geldscheine, Papier hat aber für mich einen gewissen Wert. Gibst du mir 50 Blatt von deinen Scheinen für den Preis den ich normalerweise für 50 Blatt bezahle?

Dort ist einfach eine Diskrepanz. Entweder die Römer haben ihre Münzen unter Wert eingetauscht, oder die Germanen mehr Waren als für den Metallwert gegeben. Durch Wertabstufungen zwischen den einzelnen Münzen wird das Problem ja nicht geringer sondern eher grösser.
 
Aber im Handel mit Germanen mußten die Römer ein Preisniveau festlegen, um so diese Waren erwerben zu können.
.

Hast Du dafür einen Nachweis?



Wie soll ich mir eigentlich vorstellen, dass die Römer ein Preisniveau festlegen? Durch Deklaration, im römischen Reichsanzeiger oder wie sonst?
 
Für den Geldwert römischer Münzen habe ich eine Quelle (Hamborg) genannt. Wenn jemand andere Informationen hat, nur zu....heraus damit!



. Weder ist Romanisierung ein Aktion der Römer, noch läßt sie sich für jeden Stamm, jede Region auf ein bestimmtes Jahr festlegen, ganz zu schweigen von argumenta ex silentio.

Man sollte aber zwischen "Kontakt mit Römern" und "Romanisierung" strikt unterscheiden.


Nur weil sich im archäologischen Befund nichts findet, heißt dies nicht, dass es vorher keine Anpassung oder Annahme bestimmter kultureller Elemente gab.

Richtig. Das nennt man dann aber Spekulation.

Sollte die Tacitusstelle nicht einfach Eigenkritik unter dem Mantel der Exotik sein, wußten die Germanen in jedem Fall den Metallwert zu schätzen und waren darin so kundig, sogar unterschiedliche Emissionen zu schätzen.

Nur mangelte es ihnen leider an Wechselgeld!
 
Jetzt bist du aber irgendwie auf die Frage nicht eingegangen.

Wenn du festhältst das Römer das Geld nicht nach seinem Metallwert beurteilten, so ist einfach die Frage offen warum sie es Germanen geben sollten die es nur nach dem Metallwert beurteilten.

Für einen Germanen zur damaligen Zeit war dieses Geld in der Münzform unbedeutend. Man hätte auch Barren geben können. Der Germane hat es vielleicht eingeschmolzen und daraus eine Fibel hergestellt.

Für einen Römer war aber auch der Tauschhandel mit einem Germanen interessant. So gab es die Nachfrage, z.B. nach einem Metalleimer . Der römische Händler konnte im römischen Reich dafür nur einen bestimmten Preis verlangen. Hingegen beim Tauschhandel konnte er diesen gegen viel wertvollere Sachen eintauschen (z.B. Frauenhaar, Bernstein,...), die er dann im Imperium wieder an andere Römer für mehr Geld verkaufen konnte. Der Germane war froh, daß er einen stabilen Eimer bekam und dafür ein Produkt abgab, das er einfach am Strand fand und der Römer freute sich, daß er mit diesem "Zeug" in Rom deutlich mehr Geld verdienen konnte. Wie bereits geschrieben: Beim Tauschhandel gibt es nur relative Preise, die sich beim Handeln ergeben. Dagegen würde bei einer Geldwirtschaft ein Preisniveau auf einem Markt existieren, das somit vergleichbar wäre.
Woher die Münzen kamen und weshalb bzw. zu welchem Zweck sie in germanische Hände fielen, das ist unbekannt. Wie bereits geschrieben, war der Gesamtwert der gefundenen Münzen nicht allzuhoch. Bei einer Geldwirtschaft hätten wesentlich mehr Münzen in germanischen Siedlungen gefunden werden müssen.
 
Dann erklär mir doch bitte, wann und aus welchem Grund die Entwicklung zwischen 9 und 98 (das Intervall setzt Du ja nun wohl) erst einsetzte?

Oder solltest Du die Beschreibung der Geldwirtschaft als regional begrenzt in Bezug nur auf die km rechts und links der Handelswege ansehen, was sich wohl mit den gestreuten Funden beißt, auf die De Martino hinweist? (Verweisliteratur von ihm ist tatsächlich zT älter, kann ich gerne dazu stellen).

Jetzt habe ich doch glatt die 50 vergessen. Bei den germanischen Stämmen gab es keine Geldwirtschaft. Auch wenn später etliche Münzen ins Land kamen, die von germanischen Söldnern mitgebracht wurden (besonders im 4.Jh. als zunehmend Germanen als Söldner ins Heer aufgenommen wurden).
Aber die Germanen hatten eine auf Eigenbedarf ausgerichtete Wirtschaft(Subsistenzwirtschaft), die kaum eine große Überschußproduktion zu ließ. Wenn es überhaupt dazu kam, dann nur eng begrenzt, da die Germanen keine Märkte kannten und ihre Siedlungsweise in einzelnen Gehöften lag. Es gab keine Geschäfte in Städten wie bei Römern und Kelten und auch keine ausgeprägte Arbeitsteilung. Allerdings gilt als Einschränkung, daß überregional schon mit anderen Völkern im Tauschhandel gehandelt wurde, z.B. mit den Kelten und mit Römern (beliebt waren römische Bronzesitulen, Schüsseln und Eimer und andersrum das Bernstein). Aber erst ab dem 4.Jh. änderte sich die Bedeutung der Viehwirtschaft offenbar zugunsten des Handwerks und des Handels. Im 2. und 3.Jh. hatten sich bereits dorfartige Siedlungen gebildet. Jetzt traten auch vermehrt Grubenhäuser auf. Aber ab dem 5.Jh. lösten sich diese dorfartigen Strukturen wieder zugunsten einer lockeren Besiedlung auf. Die Küstengebieten waren fast siedlungsfrei, während sie im Landesinneren weiterbestanden. Münzfunde wurden weitgehend an römischen Lagerplätzen und Handelsumschlagplätzen getätigt.
 
Man sollte aber zwischen "Kontakt mit Römern" und "Romanisierung" strikt unterscheiden.
Schwarz und weiß ist leider in der Geschichtswissenschaft nicht zu machen, darum liegen zwischen dem was du scheinbar unter Romanisierung verstehst und dem bloßen "Kontakt" doch noch einige Stufen des kulturellen Austausches. o strikt ist der Weg also nicht einzuhalten, den du gehen möchtest.

Richtig. Das nennt man dann aber Spekulation.
Das etwas nicht in den archäologischen Quellen auftaucht, heißt nicht, dass es keine Quellen dazu gibt. Literarische Quellen zum Austausch wurden in unserem speziellen Fall bereits genannt und angeführt. Das Anführen von Quellen macht aus einer Spekulation eine Theorie, oder, wie in diesem Fall, entkräftet eine andere Theorie.

Nur mangelte es ihnen leider an Wechselgeld!
Ich vertraue durchaus darauf, das der Geldproduzent, in diesem Fall der Kaiser und identisch mit dem Geldgeber Letztere mit dem passenden Geld versorgt, so dass diese sich nicht genötigt sehen, Rückgeld zu erstatten. Außerdem sind Soldverhältnisse niemals so einfach. Es gibt Abzüge und mitunter auch einfach Auflagen, so gibt es Indizien, dass die Soldaten ihren vollen Sold nie oder nur höchst selten ausgezahlt bekamen und ein Teil verrechnet und angerechnet wurde. Das dies bei Söldnern aus Germanien anders gewesen sein soll kann ich mir genauso schlecht vorstellen, wie dies aus den Bemerkungen zum monetären Umgang in Karthago oder dem vorderen Orient sich bei Stoll, Aemling u.v.m findet.

Kurzum, ich finde sogar von dir bestätigt, was die "anderen" in diesem Thema die ganze Zeit sagen: Münzen wurden durch Germanen als Zahlungsmittel durchaus akzeptiert, und sei es nur wegen des Materialwertes.
Denn du sagst:
Für einen Germanen zur damaligen Zeit war dieses Geld in der Münzform unbedeutend. Man hätte auch Barren geben können.
Nun gibt es wenig Grund zur Annahme, dass die Römer ihre Finanzen unpraktischerweise in Barren mit sich rumschleppen, nur um darauf Rücksicht zu nehmen, dass die äußere Form, und so meintest du dies hoffentlich, den Germanen schlicht egal ist. Falls doch noch andere Dinge, als germanische Söldner zu bezahlen sind, wäre nämlich dann in der Tat ein Barren nur schwer für sie nutzbar gewesen.
Darauf wollte u.a. Repro z.B. hinaus.

Ich habe keine Ahnung warum du hier um das letzte Wort diskutierst. Wenn 5 oder 6 Personen, die sonst nie ein Problem mit dir hatten dir mehrfach mitteilen das du eine Schattendiskussion führst, immer wieder den Sinn entfremdest usw. solltest du doch langsam mal einsehen, das du was falsch verstehst oder machst. Selbst Neulinge und Unbeteiligte wundern sich bereits...

Halt mal an und überleg, ob du nicht die Kernaussagen unterschreiben kannst:
Münzen wurden als Bezahlung akzeptiert, und sei es nur wegen dem Materialwert.
 
Für einen Germanen zur damaligen Zeit war dieses Geld in der Münzform unbedeutend. Man hätte auch Barren geben können. Der Germane hat es vielleicht eingeschmolzen und daraus eine Fibel hergestellt.

Für einen Römer war aber auch der Tauschhandel mit einem Germanen interessant. So gab es die Nachfrage, z.B. nach einem Metalleimer . Der römische Händler konnte im römischen Reich dafür nur einen bestimmten Preis verlangen. Hingegen beim Tauschhandel konnte er diesen gegen viel wertvollere Sachen eintauschen (z.B. Frauenhaar, Bernstein,...), die er dann im Imperium wieder an andere Römer für mehr Geld verkaufen konnte. Der Germane war froh, daß er einen stabilen Eimer bekam und dafür ein Produkt abgab, das er einfach am Strand fand und der Römer freute sich, daß er mit diesem "Zeug" in Rom deutlich mehr Geld verdienen konnte. Wie bereits geschrieben: Beim Tauschhandel gibt es nur relative Preise, die sich beim Handeln ergeben. Dagegen würde bei einer Geldwirtschaft ein Preisniveau auf einem Markt existieren, das somit vergleichbar wäre.
Woher die Münzen kamen und weshalb bzw. zu welchem Zweck sie in germanische Hände fielen, das ist unbekannt. Wie bereits geschrieben, war der Gesamtwert der gefundenen Münzen nicht allzuhoch. Bei einer Geldwirtschaft hätten wesentlich mehr Münzen in germanischen Siedlungen gefunden werden müssen.

Jetzt habe ich aber immer noch keien Antwort auf meine Frage. Du gehst oben nur auf reinen Tauschhandel ein, und da stimm ich dir voll zu. Und ich glaube auch nicht an eine Geldwirtschaft.

Ungeachtet dessen sagst du ja, Germanen hätten die Münzen nur nach dem Materialwert betrachtet. Und das macht halt auch an deinem Beispiel keinen Sinn. Ein Germane der zum Beispiel Bernsteine verkaufen will und dafür zum Händler geht könnte diesen gegen Ware eintauschen, oder aber gegen Münzen. Je nachdem was das für ein Händler ist.

Wenn deine Argumentation stimmt müsste aber der Materialwert der Münzen für diesen Handel genutzt worden sein. Sprich der Germane bekommt mehr Münzen als dem Römer der Bernstein im Gegenwert der Münzen wert wäre. Oder umgedreht: Der Germane bekommt weniger Münzen als Bernstein im Materialwert der Münzen wert wäre.

Das ist beides schwer vorstellbar - der römische Händler weiss ja durchaus das seine Münzen (für ihn selbst) mehr wert sind. Darum drehte sich die Grundfrage: Warum genau sollte der Händler dem Germanen X Münzen geben (was für diesem dem Gegenwert seiner Ware entspricht), wenn doch die Münzen mehr wert sind?

Das ist nur erklärbar mit: Solchen Handel gab es nicht, alles wurde in mehr oder weniger absolut bewerteten Gegenständen getauscht oder: Man einigte sich auf einen Wert ähnlich dem Münzwert den der Händler anderswo geltend machen könnte. Was nichts anderes als eine Umschreibung für: "Der Händler sagt dem Kunden der keine Ahnung von Geld hat wie viel dies wert sei".

Wobei mich durchaus interessieren würde ob denn die gegenteilige Argumentation gedeckt ist. Dann müssten ja bevorzugt Münzen nah am reinem Materialwert als Tauschgegenstände gehandelt worden sein. Lässt sich dies belegen?
 
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Wie bereits geschrieben, war der Gesamtwert der gefundenen Münzen nicht allzuhoch. Bei einer Geldwirtschaft hätten wesentlich mehr Münzen in germanischen Siedlungen gefunden werden müssen.
Du weißt doch selber, dass Münzfunde, die vor dem 16. Jahrhundert gemacht wurden gar nicht dokumentiert und seitdem nur mit Glück dokumentiert wurden und dann meist schlecht. Es ist überhaupt Glück, wenn gefundene Münzen vor dem späten 19. Jhdt. in Münzkabinette kamen oder Liebhabern in die Hände fielen. So haben wir zwar teilweise Angaben zu Münzfunden, die als römisch identifiziert wurden, aber keine detaillierte Kenntnis, was das im Einzelnen für Münzen waren. Du weißt fürderhin, dass nur ein Bruchteil germanischer Artefakte überhaupt ergraben sind - warum also versuchst Du die Funde, die es gibt, so zu bagatellisieren?
 
Du weißt doch selber, dass Münzfunde, die vor dem 16. Jahrhundert gemacht wurden gar nicht dokumentiert und seitdem nur mit Glück dokumentiert wurden und dann meist schlecht. Es ist überhaupt Glück, wenn gefundene Münzen vor dem späten 19. Jhdt. in Münzkabinette kamen oder Liebhabern in die Hände fielen. So haben wir zwar teilweise Angaben zu Münzfunden, die als römisch identifiziert wurden, aber keine detaillierte Kenntnis, was das im Einzelnen für Münzen waren. Du weißt fürderhin, dass nur ein Bruchteil germanischer Artefakte überhaupt ergraben sind - warum also versuchst Du die Funde, die es gibt, so zu bagatellisieren?

Weil es einfach eine Spekulation ist, wieviele Münzen denn vorher schon gefunden worden sind. Angeblich wurde 1706 auch schon ein Legionsadler gefunden.
Ich kann doch nicht von einer Geldwirtschaft der Germanen ausgehen, wenn ich annehme, daß angeblich viele Münzen bereits gefunden worden sind, aber diese nur nicht aufgezeichnet wurden.

Und diese Münzfunde befinden sich in einem Zeitraum von etlichen Jahrhunderten. Bis Kalkriese kamen die zwei größten Funde aus Nidersachsen aus dem 2.Jh. bzw. aus dem Jahre 350! Nur an den Grenzen zu den Römern gab es einen lebhaften Handel. Ein römischer Händler wird zur Zeitenwende im tiefsten Germanien mit seinen Münzen bestimmt kein Glück gehabt haben. Da zählte nur der Metallwert. So hätte er auch mit Fibeln, usw. zahlen können. Warum findet man denn so viele Fibeln? Soviele Kleidungsstücke kann doch kein Mensch tragen....
 
Ist darauf schon hingewiesen worden?
http://www.gefao.de/images/literatur/AIO9-PDF/Eggenstein.pdf
Eggenstein: Die Römische Kaiserzeit in Westfalen

Dazu mE plausibel:
"Dies bedeutet, dass der Grossteil römischer Münzen, die in Städten gefunden werden, kein getreues Abbild des Handels und der Geldwirtschaft insgesamt bildet, sondern in erster Linie den Kleinhandel widerspiegelt. Grössere finanzielle Transaktionen wurden nicht auf der Strasse, sondern an geschützten Orten und mit größerer Sorgfalt sowie in wertvolleren Münzeinheiten durchgeführt. Dieses Segment der Wirtschaft lässt sich durch Fundmünzen also meist nicht dokumentieren. Goldmünzen sind deshalb als Einzelfunde sehr selten."
http://www.archaeologie-krefeld.de/leiste/numismatik/geldwesen.htm

http://www.helsinki.fi/iehc2006/papers1/Bursche.pdf
 
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...Das ist nur erklärbar mit: Solchen Handel gab es nicht, alles wurde in mehr oder weniger absolut bewerteten Gegenständen getauscht oder: Man einigte sich auf einen Wert ähnlich dem Münzwert den der Händler anderswo geltend machen könnte. Was nichts anderes als eine Umschreibung für: "Der Händler sagt dem Kunden der keine Ahnung von Geld hat wie viel dies wert sei".

Wobei mich durchaus interessieren würde ob denn die gegenteilige Argumentation gedeckt ist. Dann müssten ja bevorzugt Münzen nah am reinem Materialwert als Tauschgegenstände gehandelt worden sein. Lässt sich dies belegen?

Ich kann ja auch nur den Tauschhandel erklären, weil es meiner Ansicht nach keine Geldwirtschaft in dem Zeitraum gab. Es war ohnehin ein viel zu kurzer Zeitraum, um dort einen funktionierenden Geldhandel zu errichten.

Die germanischen Stämme hatten bemerkt, daß die Römer die Silbermünzen manipuliert hatten. Daher waren Silbermünzen mit gezähnten Rand bei Germanen besonders beliebt, da sie so den Bestandteil der Münze erkennen konnten. Bei einem Hortfund waren 41 von 62Denaren so gekennzeichnet.
Wenn die Germanen nicht am Metallwert interessiert wären, sondern am Nominalwert der Münze, hätten sie diese gar nicht überprüft.
Weiteres Bsp.: der Denarfund (30Stück) von Gehrden. Diese Silbermünzen stammten aus der republikanischen und augusteischer Zeit. Aber es wurde kein "Wechselgeld" gefunden. Oder hat man hier das Versteck eines germanischen Numismatikers entdeckt?

Und der Tauschhandel bestand aus dem FEILSCHEN um die Ware. Somit gibt es nur relative Preise und kein Preisniveau. Die getauschen Güter mußten auch bestimmten Anforderungen entsprechen, z.B. die Rinder waren zu klein. Darüber mußte dann wieder eine Einigung geschaffen werden. Daher ist eine Tauschwirtschaft auch sehr ineffizent, weil es außerdem auch keine kreditweise Übertragung geben kann. Nur in Gesellschaften, in denen kaum Überschüsse existieren können ohne Geldwirtschaft auskommen. Und das war bei den Germanen der Zeitenwende der Fall. Bei den Kelten war das schon ganz anders. Sie kannten und hatten Vorratsspeicher für ihr Getreide. Sie handelten damit ...und das ist aber ein anderes Kapitel.
 
Weil es einfach eine Spekulation ist, wieviele Münzen denn vorher schon gefunden worden sind. [...] Ich kann doch nicht von einer Geldwirtschaft der Germanen ausgehen, wenn ich annehme, daß angeblich viele Münzen bereits gefunden worden sind, aber diese nur nicht aufgezeichnet wurden.
Es gibt durchaus Nachrichten und Beschreibungen von Münzen. Nur leider sind sie eben nicht oder nur selten erhalten. Und bis heute gibt es Leute, die die Münzen einfach behalten - bzw. früher einschmolzen. Wolters und Stoess arbeiten auch nur mit dokumentierten Hortfunden, alles andere klammern sie aus.

Bis Kalkriese kamen die zwei größten Funde aus Nidersachsen aus dem 2.Jh. bzw. aus dem Jahre 350! Nur an den Grenzen zu den Römern gab es einen lebhaften Handel. Ein römischer Händler wird zur Zeitenwende im tiefsten Germanien mit seinen Münzen bestimmt kein Glück gehabt haben. Da zählte nur der Metallwert. So hätte er auch mit Fibeln, usw. zahlen können. Warum findet man denn so viele Fibeln? Soviele Kleidungsstücke kann doch kein Mensch tragen....

Ich wiederhole noch mal: Wolters und Stoess machen anhand der 186 bearbeiteten Hortfunde die Oder als Grenze des Handelsraumes mit Münzen aus.
 
Ich wiederhole noch mal: Wolters und Stoess machen anhand der 186 bearbeiteten Hortfunde die Oder als Grenze des Handelsraumes mit Münzen aus.

Das wäre die Grenze.

Aber wie sieht es innerhalb des Wirtschaftsraumes aus. Es ist doch durchaus plausibel, dass sich die Handelsräume (ohnehin, wenn es um größere Transaktionen ging) nur entlang der Handelswege erstreckten, ohne das Münzen im wesentlichem Umfang im Hinterland umliefen, und es hier also ein Gefälle gab.
 
Das wäre die Grenze.

Aber wie sieht es innerhalb des Wirtschaftsraumes aus. Es ist doch durchaus plausibel, dass sich die Handelsräume (ohnehin, wenn es um größere Transaktionen ging) nur entlang der Handelswege erstreckten, ohne das Münzen im wesentlichem Umfang im Hinterland umliefen, und es hier also ein Gefälle gab.


Noch als Hinweis:
jeder der sich mal nach dem heutigen Wert der römischen Münzen unter Sammlern erkundigt, wird sich wundern.
Die Dinger sind unter Anbetracht, dass sie ja zumindest 1500 Jahre alt sind, saubillig.
Was einen schlichten Grund hat: Das Angebot ist sehr groß.
Was mich zu der These verführt, dass die tatsächlich wissenschaftlich ausgewerteten Funde höchstens die Spitze des Eisbergs sind. Die gemachten Funde vermutlich um den Faktor 1.000 höher liegen.

OT: bei Tiefbauarbeiten im Garten meiner Eltern habe ich vor Jahrzehnten auch eine gefunden.
 
Was einen schlichten Grund hat: Das Angebot ist sehr groß.

Plus der Eingeschmolzenen, der Rückläufer plusplusplus.

Wenn ich das richtig verstanden habe, geht es aber zusätzlich um die Datierung. Und das nach 100 ein wesentlicher Münzumlauf (mit steigendem Niveau) stattgefunden hat, dann möglicherweise auch in der Fläche, wird doch nicht bestritten,

... oder?
 
Das wäre die Grenze.

Aber wie sieht es innerhalb des Wirtschaftsraumes aus. Es ist doch durchaus plausibel, dass sich die Handelsräume (ohnehin, wenn es um größere Transaktionen ging) nur entlang der Handelswege erstreckten, ohne das Münzen im wesentlichem Umfang im Hinterland umliefen, und es hier also ein Gefälle gab.

Bei Wolters und Stoess ist eine Karte mit abgedruckt, die ich allerdings nicht mitkopiert habe, die größten Fundmengen finden sich natürlich im friesischen Gebiet, die Friesen zahlten den Römern ja noch einige Jahrzehnte Tribute in Form von Auerochsenfellen. Ich kann aber bei Gelegenheit noch mal einen genaueren Blick auf die Karte werfen.
 
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@Cherusker: Das Problem ist halt - wenn du sagst die Germanen hätten das Geld nur nach dem Materialwert betrachtet für ihren Tauschhandel, so stellst du dies als einseitige Transaktion dar. Beim Handeln geht es aber letztlich nie nur darum welchen Wert etwas für den einen hat, sondern auch darum welchen es für den anderen hat.

Ob die Germanen das Geld nur nach dem Materialwert betrachteten ist also solange egal wie es die Römer ihnen für diesen Materialwert nicht geben würden.

Darum nochmal die Frage auf die ich eigentlich eine Antwort wollte: Warum sollte ein römischer Händler seine Münzen für den Materialwert eintauschen wenn sie mehr wert sind?

An eine umfassende Geldwirtschaft glaube ich im übrigem auch nicht, eher an gelegentlichen Handel mit Münzen der nur einen sehr geringen Umfang erreicht haben kann. Aber sobald Geld in den Handel eingebracht wird gibt es auch Vereinbarungen (und sei es nur das der Händler aus Rom dem Germanen sagt er könne für 10 dieser hübschen Münzen so und so viele andere Dinge kaufen) über deren Wert. Wenn man unterstellt das die Germanen das römische Geld nur für den Materialwert annahmen müsste eine Seite die andere kräftig über den Tisch gezogen haben.
 
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