Es geht hier um die Ethnogenese der Slawen und einen möglichen Beitrag der Wandalen hierzu. Ein solcher Beitrag kann nicht stattgefunden haben, da die Wandalen im 5. Jh. ihre Sitze verließen, um bekanntlich im Rahmen der germanischen Völkerwanderung ihren Zug über Gallien und Spanien nach Nordafrika anzutreten.
Wie ich oben schrieb, erlischt die wandalische Przeworsk-Kultur als ethnisch-kulturelle Manifestation im 5. Jh., da alle Gräberfelder und Siedlungen abbrechen. Es mag - da stimme ich dir zu - verbleibende Reste der Wandalen in ihren alten Sitzen gegeben haben, wie es das Fürstengrab von Jakuszowice bei Krakau zeigt. Jedoch wäre es grotesk anzunehmen, dass diese wenigen ethnischen Splitter wesentliches zur Ethnogenese der Slawen beigetragen haben.
Die Lugier haben mit diesem Komplex wenig zu tun. Sie waren eine Kultgemeinschaft der Oder-Warthe-Germanen zwischen Sudeten und Weichsel, zu der auch die Wandalen zählten. Nach Zerfall des Kultverbandes erschienen die germanischen Völkerschaften unter ihrem Stammesnamen.
Dieter, die Forschungsgeschichte der Przeworsk-Kultur ist uber 100 Jahre alt. Und 99% der Literatur und Ausgrabungen dabei wurden von polnischen Archeologen getan. Es gibt die in der europeischem Millieu bekannten Forscher, die ganzes Leben diese Problematik untergesucht haben (z. B. Prof. Mączyńska, Dąbrowska, Godłowski, Machajewski). Sorry, aber wenn jemand schreibt, dass Przeworsk-Kultur = wandalische Kultur, dass sie einem konkreten Volk entsprecht, ich habe keine Ahnung, was ich antworten soll. Das ist das Denken-Schema der 1930-sten Jahren. Ich glaube naturlich nach dem archeologischen Materialen. Ich muss jede neue Publikazion uber Przeworsk-Kultur lesen, weil Archeologie einfach mein Job ist. Ich kann nicht nur die Artikeln aus 1950-, 60-sten Jahren zitieren, weil einfach niemand mit mir weiter sprechen wollen wird . Ich werde nicht mit jemandem aus Deutschland uber z.B. Ethnogenese der Bajuwaren oder uber Siedlung-Keramik der Elb-Germanen diskutieren, weil sie als die Fachleute auf dem eigenem Grunt immer besser informiert als ich sind.
Aber ok, lassen wir uns daran glauben, dass Przeworsk-Kultur ist 100% "wandalisch". Wie kannst du erklaren, dass die Przeworsk-Fundstellen von fruhen Kaiserzeit im Nordukraine, an der Bug und Dniestr gefunden werden, wenn es noch keine "Wandalen" dort geben soll ?
Wie kann man uber die "Resten" der Wandalen (=Przeworsk-Kultur) in der spaten Kaiserzeit sprechen wissend, dass die Trager der P-K in der selben Zeit (genau wahrend ihrer Wanderung nach romische Provinzen) in Kleinpolen ein der grossten Eisen-Hutten-Zentren in Barbaricum geschafft haben.
Weist du wer Joachim Boege war (ich kann mich bei seinem Vorname irren) ? Er war ein deutscher Archeologe aus Breslau, der schon in 1935 so genannte "pseudo-mittelalterliche Keramik" definiert hat. Die Keramik aus der spaten Volkerwanderungszeit, die noch von den "Germanen" produziert wurde, aber sieht schon genau wie klassische "fruhslawische" Keramik. Diese Keramik ist sehr oft in Schlesien auf den Siedlungen, in zussamen mit Przeworsk-Materialen in den selben Objekte gefunden, die direkt junger als die slawische Expansion sind. Und was bedeutet das? Nichts. Weil diese "pseudoslawische Keramik" nur eine koherente Erscheinnung in dieser Periode, in diesem ganzen Teil Europas kann sein.
Und schreibe bitte nicht, dass "alle Gräberfelder und Siedlungen abbrechen", weil das, besonders bei den Siedlungen, zu einfach ist. Dobrodzień-Gruppe ist doch eine der in der Fach-Literatur funktionierten Gruppen der Przeworsk-Kultur. Die grossen Przeworsk-Siedlungen in Konarzewo, Złota, Bizorenda oder Góra Birów wurden dursch vielen Jahren von Fach-Leute gegraben und sind keine Phantome.
Ach... noch was - in Jakuszowice wurde in 1911 das Furstengrab mit der fur Hunnen typischen Ausrustung gefunden, nicht fur Wandalen. Aber das kann Antwort fur Pope sein =)
Aber danke schon fur deine besondere Interesse fur Przeworsk-Kultur. :winke: