Ist die Erde eine Scheibe?

Entgegen der noch immer weit verbreiteten Ansicht war es während des europäischen Mittelalters unbestritten, daß die Erde kugelförmig ist. Lediglich einige wenige spätantike bzw. frühmittelalterliche Gelehrte (z.B. Lactantius, Severian von Gabala, Kosmas Indikopleustes) vertraten die Theorie, die Erde sei eine Scheibe. Ihre Arbeiten waren allerdings zu ihrer Zeit bzw. während des Mittelalters in der Gelehrtenwelt ungefähr so anerkannt wie in der heutigen Wissenschaft die Werke eines Erich von Däniken.
Anm.: Erst in der Neuzeit wurden die Theorien jener Leute wieder "ausgegraben", um die (vermeintliche) Rückständigkeit der mittelalterlichen Gelehrten zu kolportieren.

Mehr dazu bspw. unter folgenden Links:
Flache Erde - Wikipedia
Mittelalter und Moderne: Wie die Erde zur Scheibe wurde - Wissenschaft - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten
Helles Köpfchen - Glaubte man im Mittelalter, die Erde sei eine Scheibe?

PS(EDIT): Nicht mit der Scheibentheorie zu verwechseln ist das im Mittelalter gültige geozentrische Weltbild des Ptolemaios, dessen Inhalt zwar ist, daß die Erde im Mittelpunkt des Kosmos steht, welches jedoch die Kugelgestalt der Erde ebenfalls in keinster Weise anzweifelt :fs:
 
Zuletzt bearbeitet:
Rovere, das mit der Scheibe tut mir Leid, ich habe mich soeben nochmal auf die Suche gemacht. Die flache Erde hat mit dem ptolemäischen Weltbild nichts zu tun gehabt (auch ich bin dem alten Irrtum aufgesessen :weinen:) aber dass die Kirche am geozentrischen Bild festgehalten hat, hab ich aus einem Artikel der P.M. ( damals sogar noch mit Quellenangabe versehen) gelesen... ist aber schon zwei oder drei Jahre her, ich werd nachsehen, ob ich das besagte Heft noch in meinem Giftschrank habe. :) Zum Weltbild der flachen Erde hat timotheus die Links geschrieben, die ich eben auch nochmal angeschaut hab...

Bis zum 19. Jhdt nachweisbar, da die Naturwissenschaftler als Lügner hingestellt wurden, wenn sie Dinge anders darstellten als die Bibel sie vorgab... nachzulesen
hier
 
Zuletzt bearbeitet:
Zwar hat das geozentrische Weltbild nichts mit der Scheibentheorie zu tun, aber um das auch noch gerade zu rücken:
... aber dass die Kirche am geozentrischen Bild festgehalten hat, hab ich aus einem Artikel der P.M. ( damals sogar noch mit Quellenangabe versehen) gelesen... ist aber schon zwei oder drei Jahre her, ich werd nachsehen, ob ich das besagte Heft noch in meinem Giftschrank habe...

Aber das Festhalten galt bestimmt nicht bis ins 20. Jh. :nono:
Bereits 1757(!) wurde unter Papst Benedikt XIV. der Bann gegen das heliozentrische Weltbild aufgehoben, und die Werke von Kopernikus u.a. wurden vom Index Librorum Prohibitorum genommen. Druck und Publikation heliozentrischer Werke wurde dann ab 1822 von Seiten der katholischen Kirche (Ratifizierung der Entscheidung der Glaubenskongregation durch Papst Pius VII.) auch offiziell erlaubt.

Noch zu der von Dir verlinkten Seite: deren Artikel würde ich an einigen Stellen aber zumindest mit einem Fragezeichen versehen (ich habe mir einmal durchgelesen, was dort an anderer Stelle bspw. zu den Templern ausgeführt wird... naja... :nono:) :fs:
 
Also zusammenfassend: Nie wurde allgemein die Erde als Scheibe angesehen. Das war nur Propaganda "aufgeklährterer" Zeiten um das "finstere" Mittelalter als rückständig zu brandmarken.

Sehe ich das so richtig?
 
Also zusammenfassend: Nie wurde allgemein die Erde als Scheibe angesehen. Das war nur Propaganda "aufgeklährterer" Zeiten um das "finstere" Mittelalter als rückständig zu brandmarken.

Sehe ich das so richtig?

Für das Mittelalter mag das zutreffen. Doch in der Antike und den altertümlichen Hochkulturen (z. B. Mesopotamien) gab es den Glauben an eine Flache Erde tatsächlich.

Griechische Philosophen waren die ersten die das in Frage stellten und sich für eine Kugelgestalt aussprachen - Erastothenes nahm so zum Beispiel die erste Messung des Erdumfangs im 3. jhr. vor Christus vor.
 
Zur Kenntnisnahme: Ich habe einen Thread vom 19.12.2007 mit einem älteren verschmolzen. Dieser Beitrag wird in Kürze gelöscht.
 
Nö. Du weißt doch, daß die WAHRE Welt auf dem Rücken von vier Elefanten steht und von der Schildkröte Groß-A'Tuin durch das Weltall getragen wird...
 
Die Erde ist eine Kartoffel. (bei Google "Erde Kartoffel" eingeben)
Das ganze soll dann so aussehen:

wissenschaft-online > Um die Hüften fülliger

:nono:

Meine Güte; das steht doch darunter:
GeoForschungsZentrum Potsdam schrieb:
Die Geoidhöhen der "Potsdamer Kartoffel" sind 18 500-fach überhöht dargestellt.

Ansonsten: nichts gegen ein wenig Auflockerung der Diskussion durch humoreske Einlagen u.ä., aber so etwas könnt Ihr doch auch im "Smalltalk" machen, oder? ;)
 
Eigenlich wollte ich wissen warum die Erde, nachdem schon viele von der Kugelform ausgingen und sie sogar auf Münzen als Globus dargestellt wurde, später wieder, in den Köpfen der Menschen, eine Scheibe wurde???

Solche Beispiele gibt es noch mehr. So besaßen die Chinesen das Schießpulver weit bevor es ein Bertold Schwarz nacherfand. Oder die Kelten, die lange vor Kolumbus Amerika bereisten. Ursache für das Wiedervergessen ist wahrscheinlich der Umstand, dass der Nutzen aus diesen Erkenntnissen und Leistungen nicht international in großem Umfang erkannt wurde. So verfiel vieles, was zwar erkannt, aber noch nicht verwertet und angewendet werden konnte, wieder ins bestehende Dogma hier zum Beispiel die Erde als Scheibe. So konnten verschiedene Merkmale, wie die Erdanziehung (man kannte ja auch noch nicht das Gravitationsgesetz) erklärt werden. Von einer Scheibe kann man im Gegensatz zur Kugel nicht herunterfallen. Auf einer Scheibe gelangt man bis ans Ende der Welt - und zu deren Mittelpunkt (Rom, Papst).
 
Mmh. Ich fand eigendlich schon in Beitrag 7 von Franz Nagel alles, was man wissen muss dazu.
Lesen, meine Damen und Herren, nur lesen.
 
So - jetzt kriegt Ihr beiden Euch aber bitte einmal wieder ein.

Und thematisch nochmals zum Verständnis - obgleich es mehrfach(!) bereits ausgeführt wurde...

So verfiel vieles, was zwar erkannt, aber noch nicht verwertet und angewendet werden konnte, wieder ins bestehende Dogma hier zum Beispiel die Erde als Scheibe...

Es gab nie ein mittelalterliches Dogma o. dgl., welches die Scheibengestalt der Erde propagierte!
Entgegen der noch immer weit verbreiteten Auffassung, die während der Neuzeit populär wurde, war die Kugelgestalt der Erde im europäischen Mittelalter bekannt.
Für den hauptsächlichen Teil der Gelehrten - egal, ob weltlich oder kirchlich - stand es außer Frage, daß die Erde kugelförmig war.
Der Einfluß jener spätantiken/frühmittelalterlichen Autoren, welche von der Erde als Scheibe sprachen, war sehr gering: Lactantius fand bspw. erst während des Renaissancehumanismus überhaupt Beachtung, das Werk eines Kosmas Indikopleustes wurde in Europa sogar erst im 18. Jh. bekannt.
Abseits dieser Sicht auf akademische Kontexte mag zur Verdeutlichung dessen, daß die Erde auch allgemein als Kugel gesehen wurde, die kaiserliche Insignie des Reichsapfels gelten, welcher bekanntlich die vom christlichen Kaiser beherrschte Welt bzw. Erde symbolisiert... :fs:
 
Es gab nie ein mittelalterliches Dogma o. dgl., welches die Scheibengestalt der Erde propagierte!

Ja, das habe ich nun verstanden. Ohne offtopic werden zu wollen, stellt sich mir nun die Frage, wie das mit Kolumbus war. Es wird oft so dargestellt, er hätte das Kugelwissen und die andern eben nicht, weswegen er nach Westen segelte. Das wurde mir in der Schule gelehrt und ist auch so in Kindersendungen zu finden, die ich erinnere.
Auf der anderen Seite las ich mal (hier?), daß lediglich alle der Annahme gewesen wären, der Westweg nach Indien sei zu lang, weswegen man sich lieber an den Weg um Afrika hielt. Kolumbus hingegen ging (fälschlicherweise) von einer kürzeren Distanz aus und wagte den Schritt.

Was ich mich nun eigentlich frage, warum wird einem so ein Scheiß erzählt?!? :motz:
 
@Florian:
Ich rege mich nicht auf; ich konnte nur einige Dinge nicht stehen lassen.



Aber zurück zur Thematik...

Ohne offtopic werden zu wollen, stellt sich mir nun die Frage, wie das mit Kolumbus war. Es wird oft so dargestellt, er hätte das Kugelwissen und die andern eben nicht, weswegen er nach Westen segelte. Das wurde mir in der Schule gelehrt und ist auch so in Kindersendungen zu finden, die ich erinnere.
Auf der anderen Seite las ich mal (hier?), daß lediglich alle der Annahme gewesen wären, der Westweg nach Indien sei zu lang, weswegen man sich lieber an den Weg um Afrika hielt. Kolumbus hingegen ging (fälschlicherweise) von einer kürzeren Distanz aus und wagte den Schritt.

In einem kurzen Grobkontext:
Sowohl Columbus als auch die Gelehrten am Hof des spanischen Königs gingen von der Kugelgestalt der Erde aus (sie kannten ja bspw. die Werke eines Aristoteles).
Streitpunkt war ergo nicht die Gestalt der Erde, sondern die Strecke, welche Columbus per Schiff von Südwesteuropa bis Ostasien zurückzulegen gedachte.
Und hier wird es ironisch: die königlichen Gelehrten sagten auf Basis ihrer (nach damaligem Kenntnisstand korrekten und nach heutigem Kenntnisstand relativ korrekten) Berechnungen, daß der Weg für eine Schiffsüberfahrt zu lang sei; Columbus sagte auf Basis seiner (nach heutigem wie damaligem Kenntnisstand vollkommen falschen) Berechnungen, daß es doch möglich sei. Und bei der praktischen Umsetzung bewahrte das Schicksal Columbus vor der Katastrophe, da zu seinem Glück eine bis dahin unbekannte Landmasse (der Kontinent Amerika) auf dem Seeweg noch dazwischen lag bzw. noch immer liegt.

Was ich mich nun eigentlich frage, warum wird einem so ein Scheiß erzählt?!? :motz:

Weil unser Weltbild stark durch Humanismus und Aufklärung geprägt ist und dies - wie viele Dinge - nicht nur Vorteile hat... :fs:
(Einmal in der Auseinandersetzung mit vergangenen Zeiten kolportierte Geschichtslegenden sind eben äußerst langlebig!)
 
Streitpunkt war ergo nicht die Gestalt der Erde, sondern die Strecke, welche Columbus per Schiff von Südwesteuropa bis Ostasien zurückzulegen gedachte.
Ja, das meinte ich. :)


Weil unser Weltbild stark durch Humanismus und Aufklärung geprägt ist und dies - wie viele Dinge - nicht nur Vorteile hat...
Entschuldige bitte, aber das kann doch wohl kaum ein Grund für an Schulen verkaufte Irrlehren sein. Wenn man es besser weiß, wieso wird was Falsches unterrichtet? Deine Erklärung finde ich hier leider etwas unzureichend (aber du bist ja auch nicht das Kultusministerium ;) ). :mad:

Was wird denn heutzutage bzgl. Kolumbus und Scheibenkugel gelehrt an den Schulen? Weiß das jemand? :confused:
 
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