Folgende Punkte zeigen, daß die bis jetzt geäußerten Thesen sehr vage sind:
Die sogenannten
Seevölker sind uns
ausschließlich aus ägyptischen Quellen bekannt. Das heißt auch, daß der Begriff
Seevölker eine Übersetzung aus dem Ägyptischen ist. Bis heute können wir die
Seevölker nicht bestimmen; F. Schachermeyr war einer der ersten, der sie dem ägäischen Raum zuordnete, weil in den ägyptischen Inschriften die
Seevölker als "
Diejenigen, die jenseits des Meeres wohnen" bezeichnet werden. Nach F. Schachermeyr kamen andere Forscher/ Historiker, die seine Vermutung übernahmen. Heute jedoch ist dies in der neuesten Forschung äußerst umstritten, weil der Begriff
Seevölker im Grunde nichts aussagt. Viel zu vage sind die ägyptischen Berichte, die sich im Totentempel des Ramses III in Medinet Habu befinden (Vgl. MH II, pl. 46, 15 - 18, aus dem 8. Jahr Ramses III.). Einige Inschriften sind auch aus der Zeit Ramses II. und Merenptahs erhalten, wo unter anderem von
Kriegern des Meeres und
angreifenden Landvölkern die Rede ist. Bei diesen Berichten handelt es sich eher um Propaganda, die den Pharao unbesiegbar und stark darstellen: Hier will ein Herrscher sich durch außenpolitische Taten innenpolitisch profilieren. In Wahrheit waren wohl diese
Seevölker, die nicht nur die Levante und Ost-Anatolien, sondern auch Ägypten unsicher machten nichts anderes als Piraten, welche die Küsten unsicher machten. Piraterie war eigentlich nichts besonderes; nur kann es durchaus sein, daß es Phasen gab, in dem Piraterie gehäufter vorkam, so daß man etwas dagegen tun mußte.
Dies sind die einzigen Quellen, die wir zu den sogenannten
Seevölkern haben; archäologisch lassen sich die Seevölker nicht nachweisen.
Hierzu vgl.:
- M. Sommer, Der Untergang des hethitischen Reiches: Anatolien und der östliche Mittelmeerraum um 1200 v. Chr., in: Saeculum 52 (2001), S. 157 - 176.
- M. Sommer, Die Phönizier. Handelsherren zwischen Orient und Okzident, Stuttgart 2005.
- F. Schachermeyr, Die Levante im Zeitalter der Wanderungen. Vom 13. - 11. Jahrhundert v. Chr. (Die ägäische Frühzeit Bd. V), Wien 1982.
Anhänger der Seevölkerthese stützen sich sehr häufig auf die dort gefundene
Philisterkeramik, die in der Tat Konturen anderer ägäischer Keramik aufweist. Jedoch auch hier darf man eines nicht außer Acht lassen: Die
Philisterkeramik ist keineswegs einheitlich, so daß sich auf ihre Herkunft handfeste Rückschlüsse ziehen lassen. Hinzu kommt der damalige Fernhandel; dieser war zu jener Zeit durchaus üblich. Es muß also nicht unbedingt eine Masseneinwanderung aus dem ägäischen Raum gewesen sein.