Wie passiv oder aktiv ist Evolution?

@ lynxxx
Wenn deine Seite so gut ist, kann ich mir vorstellen, das du sie hier im Thread reinstellen kannst, so dass ich das Forum danach durchsuchen muss? Ich würde mich drüber freuen.

... [Deine Fragen?]
Deine Antworten: Biologiekurs Klasse 13, der Onlinekurs für das Gymnasium

Ich muss schon sagen, dass ich es nicht so toll finde, dass man gebeten wird, selber die Suche hier zu nutzen, um einen Link zu finden. ICH will ja nicht Infos haben, sondern DU. Ich will niemanden etwas ach so tolles vorstellen, sondern nur einen Tipp geben, wie man evtl. einige Antworten findet, in recht verständlicher und vor allem strukturierter Weise. Und da man sicher auch in Google hunderte Seiten dazu findet, stellt sich die Frage, wo es einen vernünftigen (halbwegs seriösen) Überblick gibt, um nicht seine Zeit zu verplempern. Ich meinte, ihn auf der Seite gefunden zu haben, was schon damit beginnt, den Begriff "Theorie" mal zu erklären, weil der in populärer Weise oft missverstanden wird.

Ich habe aber nicht alles durchgelesen, sondern nur einige Sachen dort nachgeschlagen, aber was ich nachschlug, deckte sich mit meinem Vorwissen.

Naja, wie du siehst, haste nun den Link, ich bin ja gutmütig... :)

Auf der Mutterseite gibt es noch mehr Infos, z.B. Geo-Spezialhefte zum Download, etc.
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bye, :winke:
 
Den Vergleich mit den Programmen fand ich schlüssig. Doch auch da kommen wieder Fragen auf: Sobald eine Population am Scheideweg steht, sind dann doch alle möglichen Programme in der Urpopulation vorhanden, wenn ich deSilva richtig verstanden habe?
Das ist eine interessante Frage. In gewissem Rahmen wahrscheinlich schon -- immerhin haben mindestens Saurier, Vögel und Säuger jeweils dieselbe Art des Fliegens erfunden. Wobei allerdings lediglich Saurier und Vögel direkt miteinander verwandt sind, Säuger hingegen entstammen einem älteren Zweig. Als kleinster gemeinsamer Nenner kämen hier paläozoische Reptilien infrage, unter denen jedoch keine Flieger bekannt sind.
Auf jeden Fall konnten damals bereits Insekten fliegen, aber die machen das jetzt ja wieder ganz anders. Außerdem gehen Vertebraten bzw. Chordatiere und Arthropoden bereits seit verdammt langer Zeit getrennte Wege.

So haben Gorilla, Schimpansen und die Vorläufer der Hominiden wohl den Gleichen Vorfahren. Was führt dann zu welcher Entwicklung?
In allererster Linie hat der Lebensraum eine entscheidende Rolle. Die Entwicklung spielt verschiedene Variationen durch, wobei die inkompatiblen dann rausfallen. Dadurch wird gewissermaßen die folgende Richtung vom Lebensraum beeinflusst bzw. vorgegeben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine interessante Frage in diesem Zusammenhang wirft Jaochim Bauer auf (Amazon.de: Prinzip Menschlichkeit. Warum wir von Natur aus kooperieren: Joachim Bauer: Bücher) :
In der internationalen neurobiologischen Forschung ist zunehmend vom »social brain« die Rede. Die Erkenntnis: Wir sind nicht primär auf Egoismus und Konkurrenz eingestellt, sondern auf Kooperation und Resonanz. Das Gehirn belohnt gelungenes Miteinander durch Ausschüttung von Botenstoffen, die gute Gefühle und Gesundheit erzeugen.
Das hieße, dass die Selektionsmechanismen der Evolution nicht so "grobmotorisch" arbeiten würden, wie Darwin es gesehen hat (der schlecht Angepasste stirbt), sondern eher komplex (der Systemkonforme, Kooperative kommt weiter). Diese Ansicht widerspricht durchaus nicht Darwin (auch wenn der Autor ihn offensichtlich nicht mag), sondern sieht den Mechanismus nur differenzierter.
 
Unter genetischer Information versteht man die Daten, die in einer stabilen Form in der DNA des Zellkerns (oder bei Prokaryoten in der Zelle) vorliegen, und die im Zuge einer "Vermehrung"
- unverändert kopiert
- fehlerhaft kopiert
- durchmischt ("crossing over", "transposing")
- chemisch modifiziert ("Mutation")
- systematisch durch einen Reifeteilung (Meiose)/sexuelle Verschmelzung durchmischt
werden.
Die klassische Auffassung ist, dass die oben genannten Effekte nur dem Zufall unterliegen!

Es treten wie in meinem früheren Posting erwähnt erwähnt nun auch immer wieder Änderungen an der DNA selbst auf durch Viren, Strahlung, (programmierte) irreversible Anlagerungen kleiner Moleküle (oder werden im Labor durchgeführt, wie BB zu Recht immer wieder betont). Wenn diese Modifikationen in "Keimzellen" von Mehrzellern stattfinden, werden natürlich auch diese Änderungen weitergegeben.

Solche Modifikationen, die sich NICHT durch sexuelle Rekombination (Neumischung der Allele) ergeben, werden pauschal als "Mutation" zusammengefasst. Gezielte Änderungen durch den Menschen werden zukünftig durch "Nanotechnologie" möglich sein; in der Vergangenheit hat es wohl nur "zufällige" Mutationen gegeben

Zusätzliche DNA in anderen Organellen (z.B. Mitochondrien) verhalten sich etwas anders, ohne dass dies auf die o.g. Prinzip wesentlichen Einfluss hat.

Epigenetische Vererbung ist erst mal nur ein abgrtenzender Begriff, der die Weitergabe von Information außerhalb des o.g. Schemas bezeichnet. (Im Prinzip ist es ins Belieben gestellt, auch die Informationsweitergabe durch die mitochondriale DNA der mütterliche Linie auch als epi-genetisch zu bezeichnen, so wird dieser Begriff heute aber nicht verwendet.)

Außer der stabilen DNA befinden sich in der befruchteten Eizelle natürlich alle Moleküle aus der Eizelle und (allerdings nur wenige) dem Spermium. Was davon in welcher Form dann die Ontogenese des neuen Lebenwesens beeinflusst ist reichlich spekulativ...
 
Diese Ansicht widerspricht durchaus nicht Darwin (auch wenn der Autor ihn offensichtlich nicht mag), sondern sieht den Mechanismus nur differenzierter.
Glücklicherweise übersetzen wir inzwischen wenigstens das Wort "fittest" nicht mehr mit "best" oder "stärkst", sondern mit "bestmöglich angepasst". In diesem Sinne muss Darwin per definitionem Recht haben, was aber wissenschaftstheoretisch auf eine ganz schlechte Theorie hinweist :)
 
Die Entwicklung spielt verschiedene Variationen durch, wobei die inkompatiblen dann rausfallen. Dadurch wird gewissermaßen die folgende Richtung vom Lebensraum beeinflusst bzw. vorgegeben.

Sie wird "nahe gelegt". Wenn - was wir IM NACHHINEIN so nennen! - eine Entwicklungsrichtung einmal beschritten wurde, dann ist es viel einfacher, "in dieser Richtung" weiter zu machen. Solche Spezialisierungen wird man auch kaum wieder los... (Beispiele wären Höhlen bewohnende "erblindete" Fische oder Lurche.)

Solche Entwicklungen erfolgen manchmal durch "Recycling" nicht mehr gebrauchter Programme. Häufig finden sich aber "Sicherheits-Kopien" von Programmen auf den Chromosomen. Durch Mutationen kann dann manchmal die "Verbesserung" gestört und eine alte Variante wieder re-aktiviert werden. In Wirklichkeit ist Informatik das älteste Gewerbe der Welt:)
 
Epigenetische Vererbung ist erst mal nur ein abgrtenzender Begriff, der die Weitergabe von Information außerhalb des o.g. Schemas bezeichnet.

@deSilva: Erstmal Danke für deine erhellenden Beiträge. Kann man demnach sagen, dass durch (innerhalb einer Generation stattfindende) Umwelteinflüsse bewirkte Änderungen an den epigenetischen Informationen zwar vererbt werden können, das jedoch trotzdem keinen Einfluss auf die genetischen Informationen hat, also die Struktur der DNA?

Ausserdem wäre ich um einen link oder Literaturhinweis zu "Epigenetik für Dumme" dankbar. Bei Wikipedia habe ich´s schon versucht. Da kam dann dies:
Epigenetische_Codierung_und_Evolution Der Verpackungsgrad und damit die Regulation ist Folge von Histonmodifikationen, des Histon-Codes [2] zu sehen, durch den das Informationspotential des genetischen Codes enorm erweitert wird. Histonmodifikationen sind die Phosphorylierung (p) von Serin-Resten, die Acetylierung (ac) von Lysin-Resten, sowie deren Mono- bis TrimethylierungArgininresten. Dazu kommen andere komplexere Modifikationen (Ubiquitinylierung, Poly(ADP)-Ribosylierung). Im Zusammenspiel zwischen der Art und dem Ort der Modifikation erweitert sich das regulatorische Potential des Genoms immens. Die letzten Jahre haben zu einigem Verständnis dieser Grundprinzipien geführt, jedoch ist das derzeitige Bild, das nachfolgend tabellarisch dargestellt werden soll, längst noch nicht komplett. Zusammen mit den anderen oben genannten Veränderungen (DNA-Methylierung) ergibt sich der epigenetische Code.
Und da hört´s sicher nicht nur bei mir auf...
 
Na, da hast du aber wirklich ein seltenes Goldstück erwischt :)
Ich werde mal suchen...

Doch zum Weiterkommen sollte man erst mal das Prinzip der Genregulation – Wikipedia verstehen. Ich habe das oben angedeutet.... Ich komme noch mal auf die Metapher "Programm" zurück, womit vielleicht der/die Eine oder Andere etwas anfangen kann.
PRINT "Hallo Welt"
Dieses Programm druckt offenbar "Hallo Welt"... So hat man sich vor 100 Jahren die Wirkung von Genen vorgestellt: "Ein Gen - Ein Enzym - Ein Phän". Leider sieht es auf einem Chromosom etwa so aus:
100 IF A<100 : PRINT "HALLO WELT" : A = A + 1
101 GOTO 100
Es gibt offenbar eine "Variable" A, von deren Anfangswert es abhängt, wie häufig das "Enzym" HALLO WELT produziert wird. Dieses A ist ein anderes Molekül, das sich an die Codesequenz andockt, und die Programmausführung (die "Genexprimierung") unterdrückt. Ein sogenannter "Suppressor". Der normale biochemische Ablauf in einer Zelle ist ein Hexenwerk von Anlagerungen und Ablagerungen an die DNA. Manche von diesen Anlagerungen können auch permanent sein (z.B. eine "Methylierung"). Hierdurch kann ein Gen ganz "abgestellt" werden, oder überhaupt erst aktivierbar geworden sein. Solche Anlagerungen können durch interne Vorgänge oder auch durch Außenreize (d.i. in die Zelle aufgenommene Fremdstoffe) verursacht sein.

Solche Markierungen können vielerlei Zwecken dienen, z.B. werden sie auch für den sog. DNA-Reparaturmechanismus benutzt...

Solche (Körper-)Zellen teilen sich natürlich und die festbackenden Molekülen bleiben dabei daran haften.

Ich vermute jetzt nur, ab solche Marker müssten dafür verantwortlich sein, dass bei der Metamorphose der Insekten alles gut geht....

Sehr viel über diese Mechanismen hat man im Rahmen der AIDS Forschung gelernt, da insbesondere Zellen unseres Immunsystem auf diese Weise "gescriptet" werden.

Aber eine Zelle, in der zu viele solcher Permanentmodifikationen stattgefunden haben, ist dann natürlich hochspezialisiert (oder anders ausgedrückt: nur noch beschränkt brauchbar). Auch wieder eine vermutung: Dies könnte einer der vielen Ursachen für "Altern" sein, da auch durch eine Zellteilung nur noch Murks entsteht....

Die sogenanten Keimzellen höherer Lebewesen werden allerdings weniger von diesen hektischen Aktivitäten berührt. Ganz anders sieht es da bei Prokyoten aus...
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin selbst überrascht, wieviel sich da inzwischen im Web findet: Epigenetik ist offenbar ein Modewort geworden. Was man findet ist alles ziemlich ähnlich: Hinweise auf die molekularbiologischen Grundlagen der Ontogenese.
GEO Magazin Nr. 4/07 - Was den Menschen prägt: 'Epigenetik: der Übercode' - Start › Mensch › Medizin
Epigenetik? - Epigenome NOE

Das Wort "Genetik" führt dabei vielleicht etwas in die irre. Es bezieht sich nicht so sehr auf die Vererbung (oder gar die Evolution), sondern auf Vorgänge im eigenen Organismus, beim Wachstum z.B.. Es KANN natürlich auch zu einem "Skripting" in den Keimzellen kommen. Letzteres steht jedoch - wie BB es oben schön gesagt hat - "auf wackeligen Beinen".

Epigenetische Programmierung ist jedoch nicht stabil, kann es gar nicht sein. Eine so programmierte Zelle "steht auf verlorenem Posten" - was im Falle von Immunzellen genau so gedacht ist! Sie gewinnen eine Schlacht, meist jedoch unter Verlust ihres "Lebens".

Die wesentlichen Parameter eines Lebewesens werden durch seine DNA bestimmt. In der Tat ist diese Ausstattung überreichhaltig. Vieles "verstaubt" dort, was nie gebraucht wird, Erinnerungsstücke an die Urgroßväter und halbfertige Werkstücke neueren Datums. Durch einen Mutation oder einen anderen Zufall werden diese Sequenzen dann bei dem einen oder anderen Lebenwesen aktiviert. In der regel stirbt es, weil es sehr unwahrscheinlich ist, dass diese ungewöhnlichen Dinge zusammenpassen. Weitere Genveränderungen liefern aber dann in den nächsten Generationen neue Optionen, und manchmal ist dann eben ein Gewinner dabei.

Solche Mutation an passivierten, versteckten DNA-Abschnitten bilden möglicherweise den Mechanismus, wie auch phänotypisch komplexere Änderungen auftreten können. Mit der "schlechten Fitness" eines neu ausprobierten Gens verschwindet nur - für gewisse Zeit - der Aktivierungsmechanismus. Das - noch zu perfektionierende! - neue Feature bleibt selektionsneutral aber weiterhin im Genpool der Population.
 
Deine Antworten: Biologiekurs Klasse 13, der Onlinekurs für das Gymnasium

Ich muss schon sagen, dass ich es nicht so toll finde, dass man gebeten wird, selber die Suche hier zu nutzen, um einen Link zu finden.
ICH will ja nicht Infos haben, sondern DU. Ich will niemanden etwas ach so tolles vorstellen, sondern nur einen Tipp geben, wie man evtl. einige Antworten findet, in recht verständlicher und vor allem strukturierter Weise. Und da man sicher auch in Google hunderte Seiten dazu findet, stellt sich die Frage, wo es einen vernünftigen (halbwegs seriösen) Überblick gibt, um nicht seine Zeit zu verplempern. Ich meinte, ihn auf der Seite gefunden zu haben, was schon damit beginnt, den Begriff "Theorie" mal zu erklären, weil der in populärer Weise oft missverstanden wird.

Hallo lynxxx,

ich hätte mich auch gerne mit einer positiven Bewertung bedankt, doch das muss ich ich wohl später nachholen, da ich dich schon vor ein paar Beiträgen bewertet hatte.
Ich dachte nur, einen guten Link speichert man in den Favoriten ab, so das es keine Umstände machen würde ihn erneut zu setzen, und ich nicht zu einen Thema abgeschoben werden wollte, mit dem ich nichts zu tun habe.

Ich habe aber nicht alles durchgelesen, sondern nur einige Sachen dort nachgeschlagen, aber was ich nachschlug, deckte sich mit meinem Vorwissen.

Naja, wie du siehst, haste nun den Link, ich bin ja gutmütig... :)

:winke: Mercie

Liebe Grüße
Cassandra
 
In allererster Linie hat der Lebensraum eine entscheidende Rolle. Die Entwicklung spielt verschiedene Variationen durch, wobei die inkompatiblen dann rausfallen. Dadurch wird gewissermaßen die folgende Richtung vom Lebensraum beeinflusst bzw. vorgegeben.

Auch in den Link von lynxxx findet sich folgende Passage:
Darwin's Theorie der Speziation.
Darwin hatte eine sehr einfache Erklärung für die Artbildung:
Eine Spezies verbreitete sich über eine großes Areal. Innerhalb dieses Gebietes gab es unterschiedliche Einflüsse der Umgebung und so wirkt auf die Individuen ein unterschiedlich großer Selektionsdruck. Dadurch entwickeln sich lokal unterschiedliche Spezies.

deSilva schrieb:
Sie wird "nahe gelegt". Wenn - was wir IM NACHHINEIN so nennen! - eine Entwicklungsrichtung einmal beschritten wurde, dann ist es viel einfacher, "in dieser Richtung" weiter zu machen.

Eigentlich habe wir es doch immer mit Weiterentwicklungen zu tun, also eine Entwicklungsrichtung wird nur fortgeschritten. So sagt der Biologiekurs der 13 Klasse aus lynxxx Link:
Alle Primaten haben eine bemerkenswerte Tendenz zur aufrechten Körperhaltung. Dies kann beim Stehen, Sitzen und ihrem zeitweiligen aufrechten Gang beobachtet werden.

Also ist das Programm schon vorhanden, doch nur die Hominiden entwickleten auch ein dementsprechendes Skelett. Durch was wird jetzt so eine Spezialisierung in Gang gesetzt? Wenn die Umgebung Einfluss hat (wie eigentlich?), warum nicht die körperliche Beanspruchung durch Änderung in der Umgebung? Wenn Nahrung schwieriger zu erlangen ist, müssen andere müssen andere Methoden gefunden werden, welche eine andere Körperhaltung notwendig macht. Wenn die Entfernungen zur bevorzugten Nahrung größer werden, wird das Skelett viel stärker beansprucht. Wenn Nahrung härter wird, muss entweder der Kauaparat entwickelt werden, oder die Nahrung muss weicher gemacht werden. Dagegen, bleibt man in seinen üblichen Habitat wie die Schimpansen, kommen manche Programme nicht zur Funktion?

Also, hängen also die unterschiedlichen Einflüsse der Umgebung, nicht eng mit der unterschiedlichen Benutuzung oder Beanspruchung der Körpers zusammen?

Gruß
Cassandra
 
@Cassandra: Wenn die Umgebung Einfluss hat (wie eigentlich?), warum nicht die körperliche Beanspruchung durch Änderung in der Umgebung?
Die Umgebung hat insofern Einfluss, dass sie das Wirken der einzelnen Selektionsfaktoren festlegt. Wenn es eine Dürre oder Überschwemmungen gibt beeinflusst das die Überlebenswahrscheinlichkeiten erheblich. Der Faktor Isolation wurde bisher auch nur am Rande gestreift. Deshalb haben Inseln, Berge oder benachbarte Gebirgstäler oft ihre eigene, einmalige Artenausstattung. Wo solche Ausbreitungs- und Fortpflanzungsbarrieren nicht existieren, gibt es meist lediglich eine klinale Variation der Merkmale (zum Beispiel Europäer zwischen Nordkap und Sizilien).

Der aufrechte Gang ist übrigens wesentlich effektiver als die Fortbewegungsweise der Menschenaffen, die sich meist auf die Fingerknöchel stützen.

Es heißt übrigens, wir Menschen sind "spezialisiert auf Unspezialisiertheit". Oder fällt jemanden ein anderes Säugetier ein, das einen 20 km Marsch bewältigt, 25 m Strecke taucht und zu guter Letzt auf einen Baum klettert?
 
Zuletzt bearbeitet:
Cassandra, Du spekulierst in guter "brain-storming" Manier, wie es auch die Naturphilosophen im frühen 19. Jahrhundert getan haben (Das Wort "Wissenschaftler" wurde übrigens erst 1833 erfunden :) )

Ja, so könnte es aussehen, wie Du es schilderst, und es wäre sehr vernünftig. Es gibt da eine "Modellvorstellung": Wenn es "zur Sache geht", dann wird vom Körper des Mannes ein fotografisches Abbild (das war die neueste Errungenschaft damals!) erzeugt und in die Samenzelle einkopiert. Im Körper der Frau entwickelte sich dann ein Baby, zwar nicht exakt der Vater, sondern noch durch die Wünschen und Träumen der Gattin moduliert und modifiziert.

Das ist romantisch, aber das passiert nicht, das können wir heute sozusagen "sehen". Der Weg dahin war allerdings lang und ging vor allem über die Experimente Gregor Mendels, die leider erst Anfang des 20. Jahrhunderts wieder neu entdeckt wurden. Darwin zeigte schon vorher einen Weg ("Mutation" und "Selektion"), wie man auf eine einfachere, mechanistische Weise den Vorgang der Evolution erklären konnte. Doch das war bei Darwin alles geniale Spekulation, weit seiner Zeit voraus. Die Problem im 19. Jahrhundert waren
- Gibt es überhaupt Evolution?
- Wieso setzen sich Mutanten durch? (das kann man nur verstehen, wenn man unteilbare Gene annimmt, was aber nur Mendel ahnte, von dem aber niemand wusste...)
- Wo sind die "missing links"?

Wir glauben heute, dass alle diese Fragen inzwischen im Sinne Darwins geklärt worden sind.

Viel wesentlicher ist aber, dass in der zweiten Hälfte des 20, Jh. die zugrunde liegenden molekularen Vorgänge verstanden wurden. D.h. wir haben inzwischen sehr konkrete Vorstellungen davon, was in einer Zelle abgeht, und wir können das auch "beweisen", inzwischen auch mit den üblichen ingenieurwissenschaftlichen Methoden, indem man etwas "baut", was sich so verhält wie vorausgesagt....

Eine zielgerichtete ("teleologische") Modifikation des Genoms ist nach diesen Vorstellungen unmöglich. Das heißt nicht, dass im Rahmen des Vorprogrammierten verschiedene Phänotypen entstehen können. Das triviale Beispiel sind die ganz verschiedenen Zelltypen die wir ja haben. Oder die Entscheidung, ob ein Reptilienei zu einem Männchen oder Weibchen wird. Oder die Metamorphose höherer Insekten.

Die Menge der Programme, die zur Verfügung steht, kann aber nicht durch eine gezielte Einwirkung der Umwelt verändert werden. Oder konnte es jedenfalls nicht, bis die Menschen eine Gen-Technologie entwickelte....
 
Mich läßt das Thema noch nicht zur Ruhe kommen. :red:
Cassandra, Du spekulierst in guter "brain-storming" Manier, wie es auch die Naturphilosophen im frühen 19. Jahrhundert getan haben (Das Wort "Wissenschaftler" wurde übrigens erst 1833 erfunden :) )

Hallo deSilva
Deinen Erklärungen zum Trotz, dessen Logik mir durchaus einleuchtet, sind meine Zweifel noch nicht ausgeräumt. Du sagst ich argumentiere wie die Naturphilosophen aus den frühen 19. Jahrhundert, doch tatsächlich beziehe ich doch meine Argumente hauptsächlich aus der heutigen Zeit. Presseberichte hier im Forum bestätigen mich auch. Was nun nicht automatisch heißt, das die Presseberichte recht hätten, doch erkennbar ist, dass heutige Forscher, die mit der darwinschen Evolutionstheorie und der mendelschen Vererbungslehre durchaus vertraut sein müssten, ähnlich argumentieren. So können wir lesen:

“Das ist so eine schöne Erklärung“, sagt Leslie Aiello, Präsident der Wenner-Gren-Stiftung in New York. Auch sie interpretiert die kleineren Zähne von Homo erectus so, dass er nicht mehr viel harte Nahrung kauen musste. “Wenn wir nur Belege für Feuer hätten!“ Quelle: Aus dem Topf in den Kopf

Viele Anthropologen gehen nämlich davon aus, dass der Mensch den aufrechten Gang entwickelte, weil er vor rund sechs Millionen Jahren begann, seinen Nachwuchs auf den Armen zu tragen. Der Grund: Unsere Vorfahren hatten ihr dichtes Haarkleid verloren, in dem sich die Kleinen nach Affenart festklammern konnten. Quelle: Aufrechter Gang: Nicht der Kinder wegen


Ich gehe jetzt mal davon aus, dass wir es hier nicht mit Gegenern Darwins oder Mendels zu tun haben, und sie mit den Lehren durchaus vertraut sein dürften. Müssten solche Aussagen nicht schon längst ad akta gelegt worden sein?

Gruß
Cassandra
 
Mich läßt das Thema noch nicht zur Ruhe kommen. :red:


Hallo deSilva
Deinen Erklärungen zum Trotz, dessen Logik mir durchaus einleuchtet, sind meine Zweifel noch nicht ausgeräumt. Du sagst ich argumentiere wie die Naturphilosophen aus den frühen 19. Jahrhundert, doch tatsächlich beziehe ich doch meine Argumente hauptsächlich aus der heutigen Zeit. Presseberichte hier im Forum bestätigen mich auch. Was nun nicht automatisch heißt, das die Presseberichte recht hätten, doch erkennbar ist, dass heutige Forscher, die mit der darwinschen Evolutionstheorie und der mendelschen Vererbungslehre durchaus vertraut sein müssten, ähnlich argumentieren. So können wir lesen:

“Das ist so eine schöne Erklärung“, sagt Leslie Aiello, Präsident der Wenner-Gren-Stiftung in New York. Auch sie interpretiert die kleineren Zähne von Homo erectus so, dass er nicht mehr viel harte Nahrung kauen musste. “Wenn wir nur Belege für Feuer hätten!“ Quelle: Aus dem Topf in den Kopf

Viele Anthropologen gehen nämlich davon aus, dass der Mensch den aufrechten Gang entwickelte, weil er vor rund sechs Millionen Jahren begann, seinen Nachwuchs auf den Armen zu tragen. Der Grund: Unsere Vorfahren hatten ihr dichtes Haarkleid verloren, in dem sich die Kleinen nach Affenart festklammern konnten. Quelle: Aufrechter Gang: Nicht der Kinder wegen


Ich gehe jetzt mal davon aus, dass wir es hier nicht mit Gegenern Darwins oder Mendels zu tun haben, und sie mit den Lehren durchaus vertraut sein dürften. Müssten solche Aussagen nicht schon längst ad akta gelegt worden sein?

Gruß
Cassandra

Mendel hat hauptsächlich mit Pflanzen und Insekten (Hat er eigentlich auch schon die beliebte Fruchtfliege verwendet?) experimentiert, d.h. kurze Generationenfolgen. Zumindest bei Säugetieren und vor allem beim Menschen gibt es, jedenfalls liest man es sehr oft, die sexuelle Selektion. Im Grunde kann man damit alles erklären, für das Überleben nützliches, was dann wieder im Sinne von Darwin wäre. Aber auch weniger nützliches, wie blaue Augen.
Ich glaube es war auch J.Diamond, bin aber nicht sicher, der die These vertritt, das Homo sein Fell verlor, weil er durch die verbesserte Kühlung zum "Marathonläufer" wurde. Der Mensch soll dadurch ein hohes Lauftempo am ausdauerndsten durchhalten, was ihm bei der Jagd Vorteile verschaffte, "er hetzte quasi sein Wild zu Tode". Zu dem Zeitpunkt muß er dann doch schon auf 2 Beinen gelaufen sein, auf allen vieren kann ich mir die Hetzjagd nicht so vorstellen.
 
Ich glaube es war auch J.Diamond, bin aber nicht sicher, der die These vertritt, das Homo sein Fell verlor, weil er durch die verbesserte Kühlung zum "Marathonläufer" wurde. Der Mensch soll dadurch ein hohes Lauftempo am ausdauerndsten durchhalten, was ihm bei der Jagd Vorteile verschaffte, "er hetzte quasi sein Wild zu Tode". Zu dem Zeitpunkt muß er dann doch schon auf 2 Beinen gelaufen sein, auf allen vieren kann ich mir die Hetzjagd nicht so vorstellen.

Sicher, weniger Fell oder Kleidung ist bei körperlicher Anstrengung von Vorteil, was jeder weiß, der mal beim Sport oder bei körperlicher Arbeit zu warm angezogen war. Allerdings sind wir Menschen, die wir beinahe Allesfresser sind, das einzige nackte Tier, was sich Kleidung herstellen muss. Was aber ist mit Raubtieren? Sie haben alle Fell. Gut, der Leopard, das schnellste Tier der Welt, hält seine Geschwindigkeit nicht sehr lange durch, er ist kein Marathonläufer, sondern ein Sprinter. Andere höhere Raubtiere und die meisten höheren Beutetiere sowieso, machen aber Kilometer und laufen dabei meist weitaus schneller als der Mensch. Der Mensch ist durch seine Zweifüßigkeit geschwindigkeitsmäßig ganz klar im Nachteil! Die These hat also einige Schwächen.
 
@El Quiote
der Leopard ist ein Lauerjäger und daher eher langsam,du meinst sicher den Gepard oder auch früher Jagdleopard genannt.Mit der Behaarung denke ich ist es so,dass sie ja auch mehr ein Schutz gegen Schürf und Kratzwunden ist und als die frühen Menschen sich mit fremden Fellen schützten ihre eigene Behaarung überflüssig würde und sich im Laufe der Zeit zurück entwickelt hat
 
Der aufrechte Gang ist energetisch effizienter als das Abstützen auf den Fingerknöcheln bei den Schmimpansen. Beim Zurücklegen weiter Strecken ein klarer Vorteil. E.Q., ich will keine Besserwisserei praktizieren, aber du meintest den GEPARDEN.
 
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