Rezepte der Grande Armee

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Metellus

Gast
Hallo zusammen!

Ich absolviere gerade mein Referendariat an einem Gymnasium in NRW. Ich habe eine 7.Klasse in Geschichte übernommen und beginne dort demnächst mit dem Thema "Napoleon". Beim Thema "Grande Armee" würde ich gerne etwas aus der Feldküche des einfachen Soldatens mit den Schülern kochen, oder zumindest zur Probe anbieten. Leider finde ich im Netz keine passenden Gerichte. Hat von euch vielleicht jemand ein Rezept für ein einfaches Soldatengericht der Zeit parat. Am besten möglichst schlicht, sodass das "harte Leben" des Soldaten auch anhand der Nahrung deutlich wird. Würde mich freuen, wenn ihr mir weiterhelfen könnt!

Schon einmal "Danke" im Voraus!
 
Hallo zusammen!

Ich absolviere gerade mein Referendariat an einem Gymnasium in NRW. Ich habe eine 7.Klasse in Geschichte übernommen und beginne dort demnächst mit dem Thema "Napoleon". Beim Thema "Grande Armee" würde ich gerne etwas aus der Feldküche des einfachen Soldatens mit den Schülern kochen, oder zumindest zur Probe anbieten. Leider finde ich im Netz keine passenden Gerichte. Hat von euch vielleicht jemand ein Rezept für ein einfaches Soldatengericht der Zeit parat. Am besten möglichst schlicht, sodass das "harte Leben" des Soldaten auch anhand der Nahrung deutlich wird. Würde mich freuen, wenn ihr mir weiterhelfen könnt!

Schon einmal "Danke" im Voraus!

Da die französische Armeen seit 1792 weniger auf Magazinverpflegung setzte, sondern sich auf Kosten des jeweiligen Landes ernährte, wird wohl auch die Küche kaum einheitlich gewesen sein, sondern der Küche der "einfachen" Leute des jeweiligen Stationierungsgebietes geähnelt haben.

Genaueres findet sich aber vielleicht hier: Karl J. Mayer: Napoleons Soldaten. Alltag in der Grande Armée (= Geschichte erzählt), Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2008. Vgl.: sehepunkte - Rezensionsjournal für die Geschichtswissenschaften - 8 (2008), Nr. 10
 
Nun ja,dann guck mal in den französischen Regionalküchen nach.so was wie ein "cassoulet" wird sicherlich auf dem Speiseplan gestanden haben, aber auch Spezialitäten der einzelnen Regionen,in denen man sich gerade aufhielt.
So gibt es aus dieser Zeit ein französisches Soldaten-Lied über den "Jambon de Mayence", also den Mainzer Schinken, den man wohl sehr schätzte.
 
Zwar aus dem Backofen, aber sicher auch interessant:

22e demi-Brigade de Ligne

Man gehe links auf die Links! Dabei auf "Praktisches"! Dort findet man ein Rezept für französisches Militärbrot und auch anderes.

Wegen weiteren Hinweisen zur Nahrung der französischen Armee schaue ich mich mal um.
 
Hier mal gucken, oder besser ganz lesen. Im Feld wurde viel gehungert oder der nächste beste Rübenacker geplündert. Im Quartier ließ man es sich ganz gut gehen, die Soldaten waren angehalten worden, ihre Wirtsfamilie für die Versorgung auch zu bezahlen.
Ein Soldat von 1813 / Waterloo: Amazon.de: Erckmann-Chatrian: Bücher
Die Darstellungen beruhen ja auf Augenzeugenberichten, da Erckmann und Chatrian noch Zeitzeugen für ihre beiden Romane "Histoire d'un conscrit de 1813"und "Waterloo" befragen konnten.
Leider wird über das Essen, außer dem Abernten der Äcker, was auch in echten Primärquellen vorkommt, wenig gesagt. Manchmal tauchen Wirtshausszenen auf, die nicht ganz uninteressant sind. Genannt wird noch das morgentliche Abkochen, wobei leider nicht speziell von Suppen oder derlei gesprochen wird. Es könnte sich auch um das Erhitzen von Wasser zum Reinigen der Gewehre handeln.
 
Im Feld wurde viel gehungert

Der Extremfall ist dann der Russlandfeldzug 1812, als sowohl die "Ernæhrung aus dem Lande" als auch die Verpflegung durch Magazine und Train vollkommen versagte.

Hier ging es soweit, dass Pferdefleisch (sofern noch Pferde vorhanden waren) gegessen wurde, aber auch Kannibalismus vorkam.

Hinzu kam dann bei grosser Kælte die Schwierigkeit, ueberhaupt irgendwelche Speisen zu kochen. Sogar Trinkwasser wurde zum Problem.

Gruss, muheijo
 
Der Extremfall ist dann der Russlandfeldzug 1812, als sowohl die "Ernæhrung aus dem Lande" als auch die Verpflegung durch Magazine und Train vollkommen versagte.

Hier ging es soweit, dass Pferdefleisch (sofern noch Pferde vorhanden waren) gegessen wurde, aber auch Kannibalismus vorkam.

Hinzu kam dann bei grosser Kælte die Schwierigkeit, ueberhaupt irgendwelche Speisen zu kochen. Sogar Trinkwasser wurde zum Problem.

Gruss, muheijo


Bei der großen Entfernung versagte schlicht und einfach der Nachschub, wobei Napoleon eigentlich darauf baute, dass er in Russland auf die dort vorhandene Verpflegung zurückgreifen kann und dies duch die russische Taktik der verbrannten Erde vereitelt wurde.

Gruß......
 
Rezept zur Suppe

Vom Französischen Reglement vorgesehen war ein gemeinsames Kochen der Tischgemeinschaften, welche ungefähr 16 Soldaten umfassten. Innerhalb dieser Gruppe wechselte die Rolle des Koches reihum.

Das heißt aber nicht, dass nicht die Kompaniechefs versucht hätten für ihre jeweilige Truppe möglichst geschickte Köche zu ergattern, die dann alle Töpfe der Soldaten überwachten.

Jedenfalls konnten natürlich noch nicht alle Soldaten bei ihrem Eintritt in die Armee kochen. Deswegen gehörte dies zu den Fähigkeiten, die im Unterricht der Korporäle für ihre Soldaten an oberster Stelle standen. Das Kochen galt als unentbehrlich und so findet sich ein Rezept für eine Suppe in dem Handbuch für die Unteroffiziere und Korporäle der "westphälischen" Armee - nach französischem Muster - auf den ersten Seiten. Diese ersten Seiten waren im ersten Kapitel des Unterrichts, welcher das umfasste, was ein Soldat unbedingt lernen musste.

"Von der Suppe.

§ 4. F. Was wird erfordert um sie gut zu machen?

A. Nur einige Tage Übung.

Wenn man nach dem Beyspiele der polytechnischen Schule und einiger Garnisonen, die Knochen, statt sie verderben zu lassen, benutzen wollte, würde man, nach der Weise des Herrn Cadet, auf folgende Art verfahren.

Man sammelt die Knochen, die man den Tag zuvor mit Rind- oder anderem Fleische gekocht hat, oder auch nur Knochen, die man nicht in den Fleischtopf legt; man zerstoßt sie in einem dazu bestimmten Mörser: sind sie zu Teig geworden, so legt man diesen in eine Art blecherner Casserolle, die wie ein Schaumlöffel durchlöchert ist, drückt ihn in einen vollen Hafen, fängt an zu kochen, wie man die Suppe mit Fleisch kocht. Ein Pfund zerstoßener Knochen, in vier Maß Wasser gekocht (das heißt, in so vielem Wasser, als man zu vier Pfund Fleisch braucht), wird nach einem sechsstündigen, gleichförmigen, gelinden Sieden etwas weniger als vier Maß Brühe geben, die aus dem Knochen ein halb Pfund nahrhafter Säfte ausgezogen haben wird. Auf dieser Brühe, wenn sie erkaltet, wird sich ein bis zwei Unzen schweres Fett ansetzen, das man zum Gemüse gebrauchen kann. Das Gewicht der Knochen wird um die Hälfte geringer, und die erhaltene Brühe in gleichem Maße seyn mit jener, die man von vier Pfund Fleisch erhalten hätte."
*

Aus der Prozedur entsteht gleich die Frage, wann denn so lange jemand Zeit hatte zu kochen? Nachts. Soweit ich mich entsinnen kann, wurde die Suppe zumeist am Morgen zur Kräftigung gegessen.

* Quelle:
"Handbuch
für Unteroffiziere und Corporäle
der Infanterie:
oder
Inbegriff aller Vorschriften und Gebräuche, deren

Kenntniß ihnen unentbehrlich ist."


Hrsg.: mit "Gutheißung S. E. des Kriegsministers" von Westphalen, Düsseldorf/Straßburg, F.G. Levrault, 1810​
 
Soweit ich weiss, waren die Truppen der Grossen Armee überwiegend
deutsche Einheiten , welche die deutschen Landesfürsten stellen
mussten.

In wieweit da französische Vorschriften eingeführt waren , weiss ich nicht.
Und auch nicht , ob diese eine Versorgung aus dem Land praktizierten,
wie bei franz. Einheiten bereits üblich.
 
Deswegen führte ich auch eine deutsche Quelle an.:still:

Ja , habe ich mitbekommen - es macht auch das ganze deutlicher.

Nur wird oft ausgeblendet , das nicht alle franz. Truppen beim Marsch
auf Moskau dabei waren - in Spanien lief ja auch ein Krieg .
Garnisonstruppen gab es auch an vielen Orten.
Deshalb meine Wiederholung der Anfrage nach den Nichtfranzosen.
 
Ernährung in Napoleons Armee

Vielleicht hätte man den beteiligten Anthropologen und forensischen Medizinern doch noch einen Militärhistoriker beigeben sollen::S

Nun wurden die Überreste von einigen Soldaten der Armee von 1812 untersucht. Sie stammen von einer Begräbnisstätte bei Vilnius/Litauen.

Überraschendes Ergebnis: die Ernährung zeigt nach den Knochenanalysen eine "beachtliche Spannbreite", viel größer als die der zeitgenössischen britischen Armee (offenbar lagen da auch Erkenntnisse vor).

Gesteigerte Überraschung, weil es bei den Knochen nicht nur um die Auswirkung der "Küche 1812" geht: Die Spannbreite der Ernährung lässt auf eine Spannbreite der Herkunft, aus vielen Nationen und ganz unterschiedlichen Lokalitäten, schließen. Aha! :still:

Wen es interessiert:
Holder et. al., Reconstructing diet in Napoleon’s Grand Army using stable carbon and nitrogen isotope analysis
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28195305
 
Ich möchte hier dann doch noch an die Anekdote von der Graupensuppe erinnern. Eine Bäuerin weist im Winter 1812/13 einen Soldaten ab. Der erklärt ihr, dass er nur aus einer Axt und Wasser eine schmackhafte Suppe bereiten könne. Er soll es ihr zeigen und der Soldat verlangt dann nach und nach die Zutaten einer Graupensuppe, um das Ergebnis noch zu verbessern...

Das Auskochen von Knochenmehl sollte meines Wissens heute tunlichst unterlassen werden, da es für die Übertragung von Krankheiten verantwortlich gemacht wird.

Ist das erwähnte Handbuch für die Westfälischen Unteroffiziere eigentlich im Netz zu finden?
 
....
Das Auskochen von Knochenmehl sollte meines Wissens heute tunlichst unterlassen werden, da es für die Übertragung von Krankheiten verantwortlich gemacht wird.

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Ich nehme mal an, dass in der heutigen Fassung man nicht das Knochenmehl nehmen sollte das Opa zum Gartendüngen benutzt, noch die Knochen aufliest die der Hund im Hof vergraben hat. Ein paar Suppenknochen vom Metzger würden es bestimmt auch tun.
 
Ja, zur Anweisung gehört, es aus den Knochen mit denen die Suppe am Vortag gekocht wurde, herzustellen.

Ich habe mir allerdings vor längerer Zeit von einem Mediziner erklären lassen, dass auch bei gesicherter Herkunft das Auskochen von Knochenmehl bestimmte Krankheiten übertragen kann, die beim Auskochen ganzer Knochen nicht übertragen würden. Ich will aber nicht ausschließen, dass ich mich falsch erinnere.

Jedenfalls folge ich in dem Fall ausnahmsweise streng dem Rat des Arztes. Zumal ich keinen Mörser habe, der stabil genug wäre.
 
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