"Maries Lied" (1994) Niko Brücher - Regie
Das ist zwar eher ein Kunstfilm, aber ich liebe ihn und daher stelle ich ihn mal dennoch vor.
Im Vorhinein sei angemerkt, dass dieser Film sicherlich nur etwas für Freunde von Schauspiel und ruhigen Filmen ist. Die Spannung, die es sicher gibt, kommt auf leisen Pfoten. Hin und wieder läuft der Film auf den dritten Programmen und er ist ein Kleinod deutscher Filmkunst. Ich weiß garnicht ob, aber ich kann mir vorstellen, dass der gesamte Text der in dem Film gesprochen wird locker auf eine DIN A4-Seite passt. Es geht also eher um Bilder, Charaktere, Emotionen und weniger um Dialoge.
Zur Handlung
Irgendwo in
Deutschland 1813 wird ein Offizier von einer zwielichten Gestalt (
Martin Feifel) erschossen. (Den Namen der Rolle erfährt man nie - ein Beispiel für die Begrenzung der Dialoge, die wirklich nur das Nötigste, wenn überhaupt, anbelangen.) Ein kleines, scheinbar stummes Mädchen ist Zeugin der Tat. Dieses Mädchen wird später bei der Familie der Schlossherrin wundersame Aufnahme finden.
Auf einem
Landgut lebt Marie (hervorragend
Sylvie Testud) mit ihren Schwestern und ihrer Mutter, sowie dem Verwalter Tümmler (
Jean-François Perrier), der Spiegel für die Schlosseigentümerin besorgt hatte. Tümmler ähnelt in seinen Methoden, mit welchen er seinen armen Verwandten Auguste (
Bastian Trost) erzieht der Gouvernante der Kinder der Hausherrin. Zwischen Gouvernante und Tümmler bahnt sich nebenbei eine ziemlich widerwärtige, erotische Beziehung an.
Der Mörder vom Anfang des Films trifft nach Kurzem mit einer Bande von Vagabunden auf dem Landgut ein. Ihm wird mit seinen Leuten eine Herberge in den Ställen zugewiesen.
Währenddessen entwickelt sich eine Beziehung zwischen Auguste (der Name wird nur französisch ausgesprochen) und Marie, wobei der Unbekannte in der Uniform dazwischen tritt und scheinbar eine zunehmende Faszination auf die älteste Tochter Marie ausübt. Auch hier bahnt sich ein Konflikt an.
An einem Abend gibt es einen kleinen Ball auf welchem Marie ihr Lied "Ich war, ich weiß nicht wo" (Auch alternativ manchmal ein Teil des Filmtitels.) vorträgt. Im Anschluss überschlagen sich die Ereignisse, da sich der zwielichtige und scheinbar skrupellose Tümmler für die Sache der Vagabunden gewinnen lässt. Daraufhin kommt es zu einem
Umsturz! Die Schlossherrin wird die Treppe herrab gestoßen und dabei verletzt, die Vagabunden bemächtigen sich der Waffen des Hauses, das sie plündern. Der Mörder bleibt der Anführer dieser Schar. Die treuen Anhänger der angestammten Familie und diese selbst werden auf einem Dachboden eingesperrt.
Auguste allerdings gelingt es zu entkommen und Hilfe zu holen. Als diese eintrifft haben sich aber die Räuber gut versteckt und die Soldaten ziehen unverrichteter Dinge und achselzuckend ab. Auguste bleibt zurück im Hof zwischen den Wirtschaftsgebäuden des Gutshofes und wird nach dem Abzug der Reiter von den Vagabunden verprügelt.
In der Folge verlässt ein Teil der Vagabunden das Schloss, nur um kurz in der Nähe baden zu gehen. Marie und ihren Schwestern gelingt es die eingesperrten Männer v.a. zu befreien, die dann dafür sorgen, dass das Gut wieder in die Hand der angestammten Familie kommt.
Marie macht sich daraufhin allein mit einer Pistole auf zu dem Teich, wo die Feinde planschen, um sich an dem Mörder zu rächen, der sie vergewaltigt hatte...
Bilder des Films findet man hier:
Maries Lied - Bilder - Film - Cinema.de
und hier:
http://www.palladiofilm.de/cms/front_content.php?idcatart=36&start=2 Mit Auflistung der gewonnen Preise. Da kann man auch einen Trailer sehen, der gut die Ästhetik des Films verdeutlicht.
Was ist noch zu sagen?
Die Schauspieler sind durchweg hervorragend. Sylvie Testud und Martin Feifel begründen damit ihren Ruhm zum engeren Kreis der besten europäischen Schauspieler überhaupt zu gehören. Die hervorragenden Leistungen sind aber auch durchweg nötig, denn die Kamera hält vollkommen auf die Charaktere vom Diener des Hauses bis zu dem kleinen schmutzigen Mädchen (die Augenzeugin vom Anfang) - auf alle.
Neben der Darsteller sind die Landschaftsaufnahmen noch ganz wichtig. Es spielt in Norddeutschland in einem recht flachen Gebiet, das aber offensichtlich mit seinen Feldern, Wäldern und Bächen doch nicht bar gewisser Reize ist, die nur noch durch die sexuelle Präsenz der Hauptdarstellerin übertroffen werden.
Bei den Kostümen sollte man es wohl nicht zu genau nehmen. Ich selbst habe es auch nicht getan.
Was zählt:
- einfache, spannende Handlung
- wunderbare/wundersame Bilder
- tolle schauspielerische Leistungen
- geniale Regie und Drehbuch:yes::yes::yes: