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Da hier nicht nur einer, sondern mehrere Autoren und Quellen zusammenkommen, lässt sich das mit dem Jahre 9 ziemlich deutlich belegen. Bei einem hätte man noch "Ups" sagen können.
In Bezug auf Kalkriese wird durch die Münzen des Schlachtfelds sogar umgekehrt ein Schuh draus: da ist nichts dabei, was nach dem Jahre 9 geprägt worden wäre. D. h. wenn aus irgendeinem Grunde alle Quellen zur Varusschlacht verloren gegangen wären, könnten wir anhand der Funde auf jeden Fall eine Schlacht im Jahre 9 bei Kalkriese verorten.
Aber gerade die gefundenen Münzen (die jüngsten sollen aus dem Jahre 1 v..CH. stammen) in Kalkriese könnten mit einer zeitlichen Abweichung der Schlacht die Diskussion um Kalkriese um einen weiteren Streitpunkt erweitern. Ich bin ja nun kein Numismatiker, aber wenn die Münzen vor Ort geprägt wurden, dann hat aus meiner Sicht Kalkriese nichts mit der Varusschlacht zu tun, oder die Schlacht fand eben vor dem Jahre 9 statt. Sind die Münzen nicht vor Ort geprägt und man folgt diversen Verbreitungstheorien (4 bis 5 Jahre bis Münzen in Germanien auftauchen) dann hätten wir das gleiche Dilemma.
Wenn die Schlacht allerdings vielleicht 1 oder 2 Jahre früher stattgefunden hat, dann würde das wiederum für Kalkriese sprechen.
Deshalb fallen die Münzen als Beweismittel für Kalkriese aus meiner Sicht eher aus.
Natürlich: Er macht die Engstelle zwischen Berg und Moor zum Nadelöhr, in dem ungeordnete Soldaten eher das Heil in der scheinbar möglichen Flucht suchen, als im Anrennen an den Wall.Mal abweichend davon stört mich an Kalkriese besonders dieser von den Germanen geschaffene Damm, der aus rein logischer Sicht für eine eventuelle Strategie und Ablauf der Varusschlacht überhaupt keinen Sinn ergibt.
Das würde ich nicht so sehen wollen. Die römischen Truppen waren den Germanen was Taktik, Ausbildung u. Diziplin angeht um einges voraus.Mal abweichend davon stört mich an Kalkriese besonders dieser von den Germanen geschaffene Damm, der aus rein logischer Sicht für eine eventuelle Strategie und Ablauf der Varusschlacht überhaupt keinen Sinn ergibt.
Natürlich: Er macht die Engstelle zwischen Berg und Moor zum Nadelöhr, in dem ungeordnete Soldaten eher das Heil in der scheinbar möglichen Flucht suchen, als im Anrennen an den Wall.
Dazu bedarf es aber entweder der genauen Kenntnis des Marschweges im Vorfeld oder einer gezielten Einflußnahme auf den Marschweg entweder durch involvierte Führer oder aber gezielter Ein-/Angriffe um den Marsch in eine Richtung zu lenken.
Bis auf die Variante mit einem involvierten Führer halte ich das für sehr unwahrscheinlich, da die Möglichkeit, einen Troß von etwa 30.000 Leuten und 20 km Länge in "grauer" Wildnis zielgenau zu leiten, mir recht wage vorkommt.
Deshalb bin ich der Meinung, daß in Kalkriese eher ein statisches (geplantes) Gefecht stattgefunden hat und kein so ein mobiles (spontanes) Geschehen wie nach den Überlieferungen, auch wenn die Streuung der Funde anders gedeutet werden kann.
Das musst Du erklären. Was genau deutet für Dich auf eine bereits seit einiger Zeit bestehende Konfliktsituation hin?Denn für mich deutet das auf eine größere, bereits seit einiger Zeit bestehende Konfliktsituation hin.
Was die Münzen mit Gegenstempel ( dachte, daß diese mit dem genannten Münzalter identisch wären) betrifft, bleibt doch aber eigentlich immernoch ein Interpretationsspielraum von 1 bis 2 Jahren, der nie gelöst werden kann.
Erst einmal Danke !Die Überlieferung berichtet von einem von langer Hand geplanten Überfall!
Das musst Du erklären. Was genau deutet für Dich auf eine bereits seit einiger Zeit bestehende Konfliktsituation hin?
Nach wie vor sind aber die Knochen das deutlichste Indiz, auch wenn die geringe Menge gerne bagatellisiert wird.
Die Römer waren 9 n. Chr. seit gut zwanzig Jahren beständig in Germanien anwesend, die Cherusker hatten ihnen (gerade erst) Hilfstruppenkontingente gestellt. Klar kannte man sich.je länger man miteinander zu tun hat (in diesem Fall kämpft) um so genauer kennt man die Gegenseite und versucht sich darauf einzustellen. Dürfte in jeder normalen Kriegssituation so sein. Nur mit dieser Erkenntnis kann man den Erfolg planen. Ein fähiger Mann allein reicht dazu in der Befehlskette sicher nicht aus. Schon gar nicht bei zerstrittenen Germanenstämmen. Also muß da schon eine Menge Erfahrung und Kenntnis in der Vorbereitung gesteckt haben, die man nur in der entsprechenden Zeit vorher und in den entsprechenden Aktionen gesammelt haben müßte.
Nein, Tacitus drückt sich weitaus ungenauer aus: Germanicus befand sich zwischen Ems und Lippe, als er "in der Nähe" des Varusschlachtfeldes war. Das heißt aber nicht, dass das Varusschlachtfeld zwischen Ems und Lippe lag.Zumal ja auch der Ort explizit zwischen Ems und Lippe genannt wird und nicht fast 100 km weiter nördlich.
Trotz der Schilderung der Varusschlacht stören mich da rein gefühlsmäßig und logisch etliche kleine Dinge, die ich jetzt nicht erklären kann. Natürlich kann man sich auf ein Gefühl in der Geschichte nicht verlassen, ist mir klar, aber es kann einen leiten. Und so geht es mir mit Kalkriese - ich trau dem Braten einfach nicht, wenn das Jahr 9 wirklich stimmen sollte. Daher meine Frage nach den Münzen.
Richtig. Die Knochen sind ein eindeutiges Indiz dafür, dass hier einmal Knochen unter die Erde gebracht wurden. Mehr nicht.
Niemand kann belegen, dass sie die gleiche Dauer an der Oberfläche lagen, also zur gleichen Zeit unter die Erde kamen. So lange das nicht geklärt ist, beweisen diese Knochen nur, dass hier einmal Knochen unter die Erde gebracht wurden.
Wann, von wem und warum bleibt vollkommen offen.
Laut Gutachten sollen die Knochen zwischen mehreren Monaten bis zu zehn Jahre an der Oberfläche gelegen haben.
Tierverbiss findet i.d.R. schon in der ersten Nacht statt. Bleichung durch UV-Licht setzt bereits nach teilweiser Verwesung bzw. Tierfraß ein. Mehr konnte an den Knochen nicht festgestellt werden.
Ich finde einen Satz hast Du noch vergessen zu zitieren, der steht sowohl in Birgit Großkopf, Die menschlichen Überrest der Fundstelle Kalkriese Obersch (in Lehmann/Wiegels, Römische Präsenz und Herrschaft im Germanien der augusteischen Zeit) (1), als auch in dem von Dir genannten Band(2):
(1)"Je ausgedehnter der Zeitraum der Oberflächenlagerung ist, desto geringer ist die Menge an Knochen, die zum Zeitpunkt einer späteren Deponierung aufgefunden und eingesammelt werden kann. Nach einem Zeitraum von ca. zehn Jahren sind oberflächlich keine Funde mehr zu erwarten."
Hans-Peter und Margarethe Uerpmann:
(2)"Obwohl Knochen in der Regel die am besten erhaltungsfähige Substanz im Körper von Menschen und Säugetieren sind, unterliegen sie grundsätzlich, wie jede lebendige Substanz dem Prinzip der biologischen Wiederverwertung. [...] Sie können dieser Zerstörung durch Umwelteinflüsse nur dann entgehen, wenn sie rechtzeitig in ein 'knochenfreundliches' Sediment eingebettet [...] werden." (S. 108)
[Lücke von einigen Seiten] "Wenn Tacitus schreibt, dass bei der Bestattung der Gefallenen [...] nicht mehr zwischen Angehörigen und Fremden unterschieden werden konnte, so ist auch dies ein Hinweis auf den Zustand der sterblichen Überreste. Anderes wäre sechs Jahre nach dem Schlachtereignis auch nicht zu erwarten gewesen. Daraus ergibt sich die Frage, ob der zeitliche Abstand zwischen dem Tod der Menschen und Tiere und der Bestattung ihrer Knochen in den Gruben genauer bestimmt werden kann. Derzeit ist uns kein Verfahren bekannt, das hierzu eine ausreichend genaue Aussage zulässt. Empirisch kann man wohl davon ausgehen, dass sich der oben geschilderte, aufgelöste Zustand der Skelette erst nach zwei bis vier Jahren eingestellt haben dürfte. Ab drei Jahren an der Oberfläche beginnen Knochen zu verwittern und zu zerkrümeln. Nach zehn bis zwölf Jahren sind sie in der Regel zu unscheinbaren Fragmenten zerfallen. Insofern sprechen die taphonomischen Beobachten nicht gegen einen zeitlichen Abstand von etwa sechs Jahren, wie er vorliegen müsste, wenn die Knochenruben anlässlich des Besuches der Truppen des Germanicus auf dem ehemaligen Schlachtfeld angelegt worden wären." (S. 112)
Zudem wird immer wieder betont, dass die Bodenbeschaffenheit in Kalkriese alles andere als optimal ist und die Kochen dort erhalten sind, wo der Boden ausreichen mit Kalk gesättigt ist, bzw. Kupfer die Knochen imprägnierte (Maultierknochen im Wallversturz).
Nimmt man nun einmal an, bei Kalkriese hat die Schlacht an den Pontes longi stattgefunden, also 15 n.Chr.. Dann könnten im folgenden Jahr die vom Angrivarierwall bzw. der Weser zurückziehenden Truppen des Germanicus diese Engestelle erneut passiert haben und Gebeine ihrer Kameraden aus dem Gemetzel des Vorjahres in Gruben rasch unter die Erde gebracht haben.
Dieses Mal nicht in feierlicher Beisetzung mit Tumulus, sondern unspektakulär in Einzelgruben. So, wie es in Kalkriese vorgefunden wurde.
Hans-Peter und Margarethe Uerpmann:
(2)"Obwohl Knochen in der Regel die am besten erhaltungsfähige Substanz im Körper von Menschen und Säugetieren sind, unterliegen sie grundsätzlich, wie jede lebendige Substanz dem Prinzip der biologischen Wiederverwertung. [...] Sie können dieser Zerstörung durch Umwelteinflüsse nur dann entgehen, wenn sie rechtzeitig in ein 'knochenfreundliches' Sediment eingebettet [...] werden." (S. 108)
[Lücke von einigen Seiten] "Wenn Tacitus schreibt, dass bei der Bestattung der Gefallenen [...] nicht mehr zwischen Angehörigen und Fremden unterschieden werden konnte, so ist auch dies ein Hinweis auf den Zustand der sterblichen Überreste. Anderes wäre sechs Jahre nach dem Schlachtereignis auch nicht zu erwarten gewesen.
Daraus ergibt sich die Frage, ob der zeitliche Abstand zwischen dem Tod der Menschen und Tiere und der Bestattung ihrer Knochen in den Gruben genauer bestimmt werden kann. Derzeit ist uns kein Verfahren bekannt, das hierzu eine ausreichend genaue Aussage zulässt.
Empirisch kann man wohl davon ausgehen, dass sich der oben geschilderte, aufgelöste Zustand der Skelette erst nach zwei bis vier Jahren eingestellt haben dürfte. Ab drei Jahren an der Oberfläche beginnen Knochen zu verwittern und zu zerkrümeln. Nach zehn bis zwölf Jahren sind sie in der Regel zu unscheinbaren Fragmenten zerfallen. Insofern sprechen die taphonomischen Beobachten nicht gegen einen zeitlichen Abstand von etwa sechs Jahren, wie er vorliegen müsste, wenn die Knochenruben anlässlich des Besuches der Truppen des Germanicus auf dem ehemaligen Schlachtfeld angelegt worden wären." (S. 112)
Nach 6 Jahren gibt es grundsätzlich nicht mehr viel zu bestatten. Dafür werden Tiere gesorgt haben, sei es durch Fraß oder Verschleppen. Was Germanicus noch vorfand und begrub, war vermutlich nicht mehr als ein symbolischer Akt der Pietät für die öffentliche Meinung daheim in Rom.
Danke, dass Du noch einmal den Bericht von den Uerpmanns reingestellt hast.
Aus den von mir fett gedruckten Passagen wird ersichtlich, wie vorsichtig die Anthropologen mit ihren Aussagen sind. Da es kein sicheres Verfahren gibt, behilft man sich mit groben Schätzungen.
Diese Schätzungen sprechen nicht gegen Tacitus´ Überlieferung, nach der die Knochen der Legionäre 6 Jahre an der Oberfläche lagen. Mit anderen Worten: Sie widersprechen den Darstellungen nicht, sind aber keineswegs als Beweis zu betrachten.
Deine Argumentation ist nicht nur unseriös, sondern auch nicht plausibel. Hätte Germanicus auf dem Rückmarsch von einem Feldzug die Leichen von Legionären gefunden, die im Jahr zuvor gefallen sind, dann wären die noch nicht einmal vollständig skelettiert gewesen. Da hätten immer noch Weichteile dran gehaftet. Und DAS ist bewiesen, denn es hat in moderner Zeit ausgiebige Testreihen zu dieser Frage gegeben. In den USA gibt es "Leichenfarmen", auf denen man tote menschliche Körper unter allen denkbaren Bedingungen den Außeneinflüssen überlässt.
MfG
Wurden bei dieser Testreihe auch wilde Tiere berücksichtigt? Ich kann mir vorstellen, dass der Gestank auf dem Varus-Schlachtfeld, jeden Wolf, jeden Bären und wahrscheinlich auch noch jede Made Germaniens angezogen haben dürfte.
Insbesondere Wildschweine dürften da den Großteil der Arbeit verrichtet haben. MfG
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