Maelonn
Woher hast Du die Information zu dem luxuriösen Bett? Das höre ich zum ersten Male und dazu würden mich nähere Details interessieren.
Auch die Knochenfunde, welcher einer Frau zugeordnet werden könnten, sind für mich neu. Auch hier würde ich mich über entsprechenden Quellen freuen.
Jetzt schäme ich mich. Die Quelle zu dem Bettgestell muss ich schuldig bleiben. Zumindest vorerst. Ich finde auch Anhieb nicht die Stelle, wo ich das her habe. Vielleicht gar aus dieser Diskussion hier? Irgendwann ab Beitrag 460 war das schonmal Thema. Ich suche nach der Quelle und liefere sie nach.
Der Hinweis zu den Frauenknochen taucht in mehreren Büchern auf, zuletzt im Katalog zur neuen Dauerausstellung im Kalkriesemuseum ("Varusschlacht im Osnabrücker Land. Museum und Park Kalkriese", Verlag Philipp von Zabern, Mainz, 2009, ISBN 978-3-8053-3949-0). Dieser Katalog liefert einige spannende Infos zu den Knochengruben, unter anderem die Sache mit den zusammengehörigen Fingerknochen. Ein weiterer Hinweis auf die Anwesenheit von Frauen war übrigens eine bronzene Haarnadel und Schmuckringe. Beschrieben in "Die Varusschlacht - Wendepunkt der Geschichte?", Hrsg. Rainer Wiegels, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart, 2007, ISBN 978-3-8062-1760-5.
In diesem Werk sind auch Hinweise auf einen Tross belegt, falls ich den "Bett-Beweis" schuldig bleiben muss...:weinen:, zum Beispiel Kistenbeschläge und dergleichen.
Nehmen wir also das Bett als Beweis. Wann hat dann Kalkriese in den uns überlieferten Schlachtablauf stattgefunden? Haben wir es mit dem ersten Angriffsort zu tun? Oder mit dem zweiten Nachtlager? Oder gar mit dem Endkampf am dritten Tage?
Bisher wird Kalkriese als Ort der Endschlacht dargestellt. Würde also bedeuten, dass Varus noch bis dahin ein Bett hat mitschleppen lassen. Das verlangt jetzt mehr Phantasie als ich besitze.
Da haben die Kalkriese-Archäologen selbst ja schon ordentlich zurückgerudert. Anfangs haben sie von dem finalen Schlachtfeld geredet, nach Rücksprache mit amerikanischen Schlachtfeldarchäologen hieß es dann plötzlich, es könne auch der Ort sein, an dem die Kampfhandlungen begonnen haben. Seither habe ich keine Äußerungen zu dem Thema mehr gehört.
Meine persönliche Meinung: Es war weder der Anfang noch das Ende, sondern der "Hinterhalt", von dem die römischen Geschichtsschreiber reden. Die Kämpfe hatten am selben Tag mit schnellen kurzen Überfällen begonnen, am Oberesch hat es dann das erste richtig ernstgemeinte Gefecht gegeben. Meine wichtigste Begründung: Ich halte es für ausgeschlossen, dass germanische Stammeskrieger fähig gewesen sind, drei Legionen wie eine Hammelherde vor sich herzuscheuchen und so zu dirigieren, dass sie nach genau drei Tagen des Kampfes genau an dem vorher auserkorenen und vorsorglich befestigten Platz ankamen, an dem sie endgültig niedergemacht werden sollten. Meiner Ansicht nach gab es einen viel einfacheren Weg, die Römer an eine Stelle zu lotsen, die für einen Überfall derart gut geeignet und auch noch vorab dafür präpariert war: Arminius hat seinem "Freund" Varus angeboten, ihm ortskundige Führer zur Verfügung zu stellen, die sein Heer zu dem angeblich aufständischen Stamm führen. Als der Varus-Zug dann in einer Position war, von der aus es kein Zurück mehr gab (Engstelle zwischen Moor und Bergrücken), erfolgte der Angriff gegen die Nachhut. Von da an blieb den Legionen dann nur noch der Weg nach vorn. Hin zum und vorbei am Wall bei Oberesch. Die Enge und die laufenden Angriffe gegen die Nachhut verhinderten Umgruppierungen und stellten sicher, dass die Römer möglichst ungeordnet an dem Abschnittswall vorbeiziehen mussten. Dass sie es geschafft haben, vorbeizukommen, belegt die Vielzahl der Funde westlich des Schlachtfelds. Anhand dieser Funde kann man sogar nachweisen, dass die römische Heersäule sich dort aufgefächert hat. Oberesch war nicht das Ende! Wie gesagt: Alles meine Theorie. In den Beiträgen 455, 456, 457 habe ich die schonmal dargelegt.
Was meiner Theorie widerspricht, sind zwei Funde: Erstens die erwähnten zusammengehörenden Handknochen, die auf eine medizinische Versorgung nach vorangegangenen Kämpfen hindeuten, und zweitens der Umstand, dass bei Kalkriese eine Maultierglocke gefunden wurde, die mit Gras ausgestopft war (da wollte wohl jemand heimlich vorbeiziehen und hat sich bemüht, Gebimmel zu vermeiden, was ebenfalls auf vorangegangene Kämpfe hinweist).
Nach den Quellen wurde schon nach dem ersten Tag die Trosswagen verbrannt und unnötiges Material zurück gelassen. Demnach müsste Kalkriese dann eher der Ort des ersten Aufeinandertreffen von Varus und Arminius sein. Dann wären der weit bedeutendere Teil der Varus-Truppen von dort weiter marschiert. Nach den mir vorliegenden Dokumentationen soll jedoch bei Kalkriese nur ein Teil der Römer über den Engpass gekommen und kurz darauf niedergemacht worden sein. Ein Bett würde also genau gegen den bisher postulierten Ablauf der Schlacht bei Kalkriese sprechen.
Nach dem Bett "suche ich" nochmal. Unabhängig von diesem Bett hatten die Truppen, die bei Kalkriese gefallen sind, zahlreiche Dinge bei sich, die ein Heer im Krieg nicht braucht. Zum Beispiel beschlagene Kisten und bronzene Haarnadeln. Außerdem: Ausgangspunkt der Diskussion war ja nicht die Frage, ob das der erste oder der letzte Tag der Varusschlacht war, sondern ob dort vielleicht nicht die Truppen von Varus sondern die von Caecina niedergemacht wurden. Und ich behaupte immer nocht: Caecina hätte keinesfalls sein ganzes Gold auf einen Kriegszug mitgeschleppt.
MfG