Kalkriese als Ort der Varusschlacht zweifelhaft

Es ist eher unwahrscheinlich, dass wir jemals einen 1:1 Befund haben, wo sich schriftliche Quellen und archäologischer Befund perfekt ergänzen.

Und du bekommst schon mit einer Liegezeit von 2 Jahren ein Problem. Denn schon 17 n. Chr. ist es zweifelhaft, wer die Knochen bestattet haben soll. Außerdem hast du mit dem 'mindestens' die Möglichkeit, dass es eher mehr als weniger Jahre waren. Wenigstens verstehe ich das Wort 'mindestens' so.

Dazu kommen eben die Münzen, die offenbar deutlicher auf 9 also auf 15 verweisen sollen.

Ob es überzeugend ist, dass man den fehlenden Tumulus auch an einem anderen Geschehen der Varusschlacht annehmen kann, ist ansichtssache. Ist es überzeugender ist sich darauf zu versteifen, dass Kalkriese nicht Ort der Varusschlacht sein kann, nur weil man auf diesem recht begrenzten Areal keinen Tumulus gefunden hat?
 
Es ist eher unwahrscheinlich, dass wir jemals einen 1:1 Befund haben, wo sich schriftliche Quellen und archäologischer Befund perfekt ergänzen.

Für mich ist das Mundblech einer Schwertscheide, welches die Bezeichnung Legio 1 (wird auf die 1. Legion gedeutet) eingraviert hat, schon ein 1:1-Befund. Man muß diesen nur annehmen. Das deutet aber nicht gerade auf die Varusschlacht hin, genau wie der Wall.
Alles andere haben meine Vorredner gut geschrieben.
 
Das Dumme nur an Funden, die auf Germanicus hinweisen ist ja, dass Germanicus unzweifelhaft am Ort der Varusschlacht gewesen ist und warum soll nicht ein Soldat des Germanicus etwas an diesem Ort verloren haben.

Es steht dir frei nur die Befunde anzunehmen, die deiner Deutung entsprechen und alle anderen zu verdrängen.

Die Knochen liegen mindestens 1 bis 2 Jahre, mindestens, also durchaus auch länger unbestattet rum, das kannst du mit pontes longi nicht erklären.

Die Münzen deuten mittlerweile eher auf 9 als auf 15.

Nimm also weiter nur das an, was dem entspricht, was du glauben willst.
 
Natürlich kann es jemand verloren haben. Genauso wie jemand anderes tote römische Soldaten nach 1 Jahr vergraben haben kann. Da unterliegst Du doch der selben Möglichkeit einer Annahme von Varianten wie ich. Oder ?
Ganz davon abgesehen, daß für mich die Münzen eher noch für einen Zeitpunkt vor dem Jahre 9 sprechen. Habe Dir mal eine PN geschickt.
 
An der Stelle waren wir doch schon mal...

Das gilt seit ca. 750 Beiträgen für jedes der hin und hergewendeten Argumente in diesem Thread.

Aus Krefeld-Gellep, nahe des Kastells Gelduba, sind derartige römische Knochengruben aus dem 3.Jh. n.Chr. bekannt. Die Gebeine von mehreren Männern, Frauen und Kindern wurden dort nach einiger Verweildauer an der Oberfläche unter die Erde gebracht. Wahrscheinlich handelte es sich um Zivilisten, die während eines fränkischen Einfalls in das Grenzland versuchten, das Kastell zu erreichen. Die Leichen wurden nach ihrer Entdeckung an Ort und Stelle verscharrt.

Allerdings befanden sie sich nach Interpretation der Archäologen wohl in einem noch relativ "frischen" Zustand, als sie vergraben wurden, denn sie wurden wohl an Ort und Stelle in ihre nur flach augehobenen Gräber gerollt, so lagen die Leichen ungeordnet und z.T. auf der Seite oder auf dem Bauch. Manche hatten die Schuhe noch an den Füßen, was eher untypisch ist, und sie waren mit Kalk bedeckt. Einige wenige wurden in Särgen bestattet, was so interpretiert wird, dass sie noch zu erkennen waren und hier Verwandte oder Freunde die Bestattung übernommen haben.



Für mich ist das Mundblech einer Schwertscheide, welches die Bezeichnung Legio 1 (wird auf die 1. Legion gedeutet) eingraviert hat, schon ein 1:1-Befund. Man muß diesen nur annehmen. Das deutet aber nicht gerade auf die Varusschlacht hin, genau wie der Wall.
Alles andere haben meine Vorredner gut geschrieben.

Das Dumme nur an Funden, die auf Germanicus hinweisen ist ja, dass Germanicus unzweifelhaft am Ort der Varusschlacht gewesen ist und warum soll nicht ein Soldat des Germanicus etwas an diesem Ort verloren haben.

Das ist das eine. Das andere ist, dass auf der Schwertscheide eben nicht Legio I steht, sondern LPA. Die Lesart Legio Prima Augusta ist akzeptabel, aber durchaus nicht die einzige mögliche Erklärung. Es könnte sich genauso um ein Namenskürzel handeln.
 
Maelonn

Woher hast Du die Information zu dem luxuriösen Bett? Das höre ich zum ersten Male und dazu würden mich nähere Details interessieren.

Auch die Knochenfunde, welcher einer Frau zugeordnet werden könnten, sind für mich neu. Auch hier würde ich mich über entsprechenden Quellen freuen.
Jetzt schäme ich mich. Die Quelle zu dem Bettgestell muss ich schuldig bleiben. Zumindest vorerst. Ich finde auch Anhieb nicht die Stelle, wo ich das her habe. Vielleicht gar aus dieser Diskussion hier? Irgendwann ab Beitrag 460 war das schonmal Thema. Ich suche nach der Quelle und liefere sie nach.

Der Hinweis zu den Frauenknochen taucht in mehreren Büchern auf, zuletzt im Katalog zur neuen Dauerausstellung im Kalkriesemuseum ("Varusschlacht im Osnabrücker Land. Museum und Park Kalkriese", Verlag Philipp von Zabern, Mainz, 2009, ISBN 978-3-8053-3949-0). Dieser Katalog liefert einige spannende Infos zu den Knochengruben, unter anderem die Sache mit den zusammengehörigen Fingerknochen. Ein weiterer Hinweis auf die Anwesenheit von Frauen war übrigens eine bronzene Haarnadel und Schmuckringe. Beschrieben in "Die Varusschlacht - Wendepunkt der Geschichte?", Hrsg. Rainer Wiegels, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart, 2007, ISBN 978-3-8062-1760-5.

In diesem Werk sind auch Hinweise auf einen Tross belegt, falls ich den "Bett-Beweis" schuldig bleiben muss...:weinen:, zum Beispiel Kistenbeschläge und dergleichen.

Nehmen wir also das Bett als Beweis. Wann hat dann Kalkriese in den uns überlieferten Schlachtablauf stattgefunden? Haben wir es mit dem ersten Angriffsort zu tun? Oder mit dem zweiten Nachtlager? Oder gar mit dem Endkampf am dritten Tage?

Bisher wird Kalkriese als Ort der Endschlacht dargestellt. Würde also bedeuten, dass Varus noch bis dahin ein Bett hat mitschleppen lassen. Das verlangt jetzt mehr Phantasie als ich besitze.
Da haben die Kalkriese-Archäologen selbst ja schon ordentlich zurückgerudert. Anfangs haben sie von dem finalen Schlachtfeld geredet, nach Rücksprache mit amerikanischen Schlachtfeldarchäologen hieß es dann plötzlich, es könne auch der Ort sein, an dem die Kampfhandlungen begonnen haben. Seither habe ich keine Äußerungen zu dem Thema mehr gehört.

Meine persönliche Meinung: Es war weder der Anfang noch das Ende, sondern der "Hinterhalt", von dem die römischen Geschichtsschreiber reden. Die Kämpfe hatten am selben Tag mit schnellen kurzen Überfällen begonnen, am Oberesch hat es dann das erste richtig ernstgemeinte Gefecht gegeben. Meine wichtigste Begründung: Ich halte es für ausgeschlossen, dass germanische Stammeskrieger fähig gewesen sind, drei Legionen wie eine Hammelherde vor sich herzuscheuchen und so zu dirigieren, dass sie nach genau drei Tagen des Kampfes genau an dem vorher auserkorenen und vorsorglich befestigten Platz ankamen, an dem sie endgültig niedergemacht werden sollten. Meiner Ansicht nach gab es einen viel einfacheren Weg, die Römer an eine Stelle zu lotsen, die für einen Überfall derart gut geeignet und auch noch vorab dafür präpariert war: Arminius hat seinem "Freund" Varus angeboten, ihm ortskundige Führer zur Verfügung zu stellen, die sein Heer zu dem angeblich aufständischen Stamm führen. Als der Varus-Zug dann in einer Position war, von der aus es kein Zurück mehr gab (Engstelle zwischen Moor und Bergrücken), erfolgte der Angriff gegen die Nachhut. Von da an blieb den Legionen dann nur noch der Weg nach vorn. Hin zum und vorbei am Wall bei Oberesch. Die Enge und die laufenden Angriffe gegen die Nachhut verhinderten Umgruppierungen und stellten sicher, dass die Römer möglichst ungeordnet an dem Abschnittswall vorbeiziehen mussten. Dass sie es geschafft haben, vorbeizukommen, belegt die Vielzahl der Funde westlich des Schlachtfelds. Anhand dieser Funde kann man sogar nachweisen, dass die römische Heersäule sich dort aufgefächert hat. Oberesch war nicht das Ende! Wie gesagt: Alles meine Theorie. In den Beiträgen 455, 456, 457 habe ich die schonmal dargelegt.

Was meiner Theorie widerspricht, sind zwei Funde: Erstens die erwähnten zusammengehörenden Handknochen, die auf eine medizinische Versorgung nach vorangegangenen Kämpfen hindeuten, und zweitens der Umstand, dass bei Kalkriese eine Maultierglocke gefunden wurde, die mit Gras ausgestopft war (da wollte wohl jemand heimlich vorbeiziehen und hat sich bemüht, Gebimmel zu vermeiden, was ebenfalls auf vorangegangene Kämpfe hinweist).

Nach den Quellen wurde schon nach dem ersten Tag die Trosswagen verbrannt und unnötiges Material zurück gelassen. Demnach müsste Kalkriese dann eher der Ort des ersten Aufeinandertreffen von Varus und Arminius sein. Dann wären der weit bedeutendere Teil der Varus-Truppen von dort weiter marschiert. Nach den mir vorliegenden Dokumentationen soll jedoch bei Kalkriese nur ein Teil der Römer über den Engpass gekommen und kurz darauf niedergemacht worden sein. Ein Bett würde also genau gegen den bisher postulierten Ablauf der Schlacht bei Kalkriese sprechen.
Nach dem Bett "suche ich" nochmal. Unabhängig von diesem Bett hatten die Truppen, die bei Kalkriese gefallen sind, zahlreiche Dinge bei sich, die ein Heer im Krieg nicht braucht. Zum Beispiel beschlagene Kisten und bronzene Haarnadeln. Außerdem: Ausgangspunkt der Diskussion war ja nicht die Frage, ob das der erste oder der letzte Tag der Varusschlacht war, sondern ob dort vielleicht nicht die Truppen von Varus sondern die von Caecina niedergemacht wurden. Und ich behaupte immer nocht: Caecina hätte keinesfalls sein ganzes Gold auf einen Kriegszug mitgeschleppt.

MfG
 
@Maelonn
...
Denn die forensische Pathologie kann aufgrund der vielen unterschiedlichen Faktoren beim Dekompositionsvorgang keine einheitlichen Daten für den Zeitraum, die Empirie sagt „zwischen wenigen Monaten und mehreren Jahren“, benennen, „nach denen von einer Leiche oberflächlich keine Spuren mehr zu finden sind“ (S.171). Im Falle der untersuchtren Deponie-Knochen von Kalkriese nimmt sie „mindestens ein bis zwei Jahre“ an. (S.176).
:rofl: Das machst Du gut! Jetzt füge ich noch hinzu, dass die forensische Pathologie bei der Einordnung "wenige Monate" Umstände meint, die mit hohen Außentemperaturen und dem Vorhandensein zahlreicher Fäulnisbakterien zusammenhängen. In einer Jauchegrube zum Beispiel. Die Varusschlacht hat sich aber im Herbst in Mitteleuropa abgespielt. Danach kam der Winter. Leider haben wir Mitteleuropäer allzuviele "empirische Belege" dafür, dass die Formulierung "mindestens ein bis zwei Jahre" die absulute Untergrenze markiert. Mag sein, dass Du nicht "über zehn Jahre" gesagt hast. Aber dass "unter zwei Jahre" denkbar sei, das HAST Du behauptet!

Ob es überzeugend ist, dass man den fehlenden Tumulus auch an einem anderen Geschehen der Varusschlacht annehmen kann, ist ansichtssache. Ist es überzeugender ist sich darauf zu versteifen, dass Kalkriese nicht Ort der Varusschlacht sein kann, nur weil man auf diesem recht begrenzten Areal keinen Tumulus gefunden hat?
Jepp. Es ignoriert auch die Frage, ob von einem Tumulus heute überhaupt noch was gefunden werden könnte. In den gefundenen Knochengruben haben sich auch nur unter günstigen Bedingungen wenige Knochen so weit erhalten, dass man sie erkennen und Individuen zuordnen kann. Die große Masse der Knochen ist nur noch "Gebrösel". Wurden die Knochen im Tumulus mit Kalk überstreut? War der Tumulus mit Kalksteinen ummauert? Was bleibt, ist die Tatsache, dass bei Kalkriese Menschen Jahre nach ihrem Tod bestattet wurden.

Das ist das eine. Das andere ist, dass auf der Schwertscheide eben nicht Legio I steht, sondern LPA. Die Lesart Legio Prima Augusta ist akzeptabel, aber durchaus nicht die einzige mögliche Erklärung. Es könnte sich genauso um ein Namenskürzel handeln.
Und was ebenfalls bleibt, ist der Umstand, dass "Legio Prima Augusta" genau gar nichts bedeutet, denn der Varus-Neffe Asprenas hat die "Legio Prima Germanica" kommandiert. Die "Augusta" ist ja wohl Jahrzehnte vorher wegen irgendeiner Untat aufgelöst worden... Ich weiß, das ist hier auch schon vor 750 Beiträgen geschrieben worden ;).

MfG
 
Das Trossproblem ist allerdings kein Problem (hatten wir auch schon, vor ca. 749 Beiträgen). Die einzige Quelle zum Tross ist Cassius Dio. Abgesehen von seiner zeitlichen Entfernung zur Schlacht schreibt er explizit, dass die meisten Wagen (πλείους ἁμάξας) verbrannt wurden. Das heißt, wenn man den Cassius Dio wörtlich nehmen will, wovor ich nachhaltig warnen möchte, dass noch einige Wagen weiter mitgeführt wurden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mal ne ganz naive Frage von einem weniger Begabten. Was, wenn der Wall bei Kalkriese garnichts mit der Schlacht zu tun hat und schon vorher da war ? Stichwort Angrivarierwall
 
So, ich habe jetzt nochmal alles durchwühlt, was ich an Material daheim habe. Zu Bettgestellen habe ich nichts gefunden. Also muss ich in diesem Punkt wohl Abbitte leisten. Die Sache mit dem Bett habe ich offenbar der hier laufenden Diskussion entnommen. Ist in Post 235 erstmals erwähnt worden. Leider kann man den User nicht mehr fragen, da er inzwischen gesperrt worden ist. Ich selbst habe zwar das Gefühl, dass ich davon irgendwo mal gelesen habe, kann aber nicht "den Finger drauflegen". Dabei habe ich mich eigenlich immer eines guten Gedächnisses gerühmt.

Sorry.

MfG
 
Mal ne ganz naive Frage von einem weniger Begabten. Was, wenn der Wall bei Kalkriese gar nichts mit der Schlacht zu tun hat und schon vorher da war ? Stichwort Angrivarierwall

Dafür ist der Kalkrieser Wall mit seinen 400 m viel zu kurz. Der Angrivarierwall - wenn man sich denn darunter wirklich einen aufgeschütteten Wall vorstellen darf, ich gehe eher von einer Art Landwehr aus - war eine Art Grenzmarkenanzeiger zwischen zwei Stammesgebieten.
 
Die Quellen berichten auch, dass Varus Truppenteile delegiert und über die rechtsrheinische Provinz verteilt hatte. Es spricht auch nichts dagegen, dass wir es bei Kalkriese mit einer entsprechenden Abteilung abseits des Hauptheeres zu tun haben, welche von den Germanen niedergemacht wurde.
Es ist unwahrscheinlich das kleine, ich sage mal "benificariervexillationes" getrennt vom Hauptheer marschierten. Zu größeren Märschen fomierte man die Streitmacht nicht in Detachments sondern in einen, vielleicht zwei, kaum aber mehr als drei große Blöcke, die dann scheinbar bestimmten Formationen folgten. (Sehr anschaulich in "Auf dem Weg zum Imperium".) Soweit ich das im Überblick habe, sprechen die Quellen aber eben nicht von einer solchen Trennung. Es spricht also etwas dagegen, kleine vexillationes anzunehmen, zumal deren Unabhängigkeit in unserem Fall (fremdes, wenig bebautes Land, langer Marschweg) nicht gegeben ist.

Ansonsten dreht es sich diesmal aber extrem im Kreis. Vor allem das Verlangen einen tumulus zu sehen hatten wir doch deutlich behandelt. In den Quellen wird auch eindeutig ausgesagt, dass dieser von den Germanen wieder zerstört wurde.
Das hatten wir in der vorhergehenden Diskussion inklusive Zitaten und Quellenverweisen besprochen. Vollkommener Unsinn, darauf zu warten, dass dieser also archäologisch nachgewiesen wird.
Auch die ständige Behauptung, es stünde fest, dass besagte Schwertscheide "Legio" bedeutete ist langsam merkwürdig. Die Zahl der Gegenstände, die eine Legionsbezeichnung trägt ist, vor allem in Relation zu normalen Besitzerpunzen, gering. Von der Form (P statt I ) mal ganz zu schweigen.
Warum also dies wiederholen? Wir waren doch bereits an dem Punkt: berechtigte Zweifel an Kalkriese sind nicht endgültig auszuräumen, die Wahrscheinlichkeit bleibt aber sehr hoch. Wer zu den "Extremisten" gehört, wird sich ohnehin nicht überzeugen lassen oder auch nur mäßigen...
 
Auch die ständige Behauptung, es stünde fest, dass besagte Schwertscheide "Legio" bedeutete ist langsam merkwürdig. Die Zahl der Gegenstände, die eine Legionsbezeichnung trägt ist, vor allem in Relation zu normalen Besitzerpunzen, gering. Von der Form (P statt I ) mal ganz zu schweigen.
...

Ich habe in der Nacht noch einwenig gegoogelt und bin darauf gestoßen, daß es eben nicht nur ein Fundstück gibt, was auf die 1. Legion hinweist. Wenn ich das richtig verstanden habe, handelt es sich u.a. um ein Bleilot und Reste eines Kettenhemdes.

@ El Quijote: Wäre es vorstellbar, daß der Wall noch unfertig war oder gar nur stellenweise gebaut wurde ? Ich selber (habe mich bisher eher mit Militärtaktik und -Technik beschäftigt als mit den alten Römern) finde weder in den Abläufen der Varusschlacht, noch bei Caecina, einen strategisch sinnvollen Ansatz für einen solchen Damm in seiner Gestalt und Lage wie er bei Kalkriese gefunden wurde. Würde ihn nach seiner Form und Lage eher für einen Grenzwall halten.
 
Ich selber (habe mich bisher eher mit Militärtaktik und -Technik beschäftigt als mit den alten Römern) finde weder in den Abläufen der Varusschlacht, noch bei Caecina, einen strategisch sinnvollen Ansatz für einen solchen Damm in seiner Gestalt und Lage wie er bei Kalkriese gefunden wurde. Würde ihn nach seiner Form und Lage eher für einen Grenzwall halten.

Strategisch macht ein Damm in Kalkriese doch schon einen Sinn, immerhin vermindert er die Durchzugsmöglichkeiten in der ohnehin schon engen topographischen Situation. Zum anderen bietet er möglichen Angreifern ein gewisses Maß an Schutz und daher Vorteile. Sind wenigstens mal 2 Punkte!
 
Ich habe in der Nacht noch einwenig gegoogelt und bin darauf gestoßen, daß es eben nicht nur ein Fundstück gibt, was auf die 1. Legion hinweist. Wenn ich das richtig verstanden habe, handelt es sich u.a. um ein Bleilot und Reste eines Kettenhemdes.
Ein Blick auf diese Seite hätte gereicht.
Kleininschriften
Ganz unten sind die fraglichen Gegenstände zu sehen. Wie man sieht steht dort diesmal zwar die Ordnungszahl (also kein P oder prima), aber nichts von Legion, sondern eher von cohors oder ala.
 
Strategisch macht ein Damm in Kalkriese doch schon einen Sinn, immerhin vermindert er die Durchzugsmöglichkeiten in der ohnehin schon engen topographischen Situation. Zum anderen bietet er möglichen Angreifern ein gewisses Maß an Schutz und daher Vorteile. Sind wenigstens mal 2 Punkte!

Bauwerke sind statisch und daher nie für einen Angriff ausgelegt, sondern für die Defensive. Was ergibt das für einen Sinn (wenn wie behauptet die Germanen den Wall gebaut haben sollen), die Angreifer durch ein zu überwindendes Hindernis zusätzlichen Gefahren auszusetzen, Kraft zu vergeuden und die Situation für die Verteidiger zu verbessern? Warum sollte man ein bereits für die Römerformation zu enges Terrain nochmals einengen und sich selber taktische Spielräume nehmen? Wozu bräuchten die angreifenden Germanen Schutz ? Tarnung wäre mit auf die schnelle zusammengetragenen Gestrüpp möglich, welches man beim Angriff einfach zur Seite schmeißen oder umreißen konnte. Schutz vor einem möglichen römischen Ausfall war nicht notwendig und wegen der vorhandenen Durchlässe nur begrenzt möglich. Allerdings wäre ein zu Hilfe kommen nachrückender Römischer Truppen kaum möglich.
Wenn man einem römischen Heer den taktischen Vorteil (Formation) genommen hat, dann würde es ausreichen, die Flanken des Zuges mit Kriegern anzugreifen, die man nach gewisser Zeit zurückzieht und durch frische Kräfte ersetzt. So würde man die Soldaten an den römischen Flanken ermüden und den Zug aufreiben. Ein Wall wäre dafür absolut hinderlich.
Die Möglichkeit, daß Germanen den Wall bestiegen, um die Römer von oben herab anzugreifen besteht. Die Römer würden ihre Aufmerksamkeit nach oben richten und auch Waffen und Schilde in diese Richtung strecken. Eine Öffnung im Wall würde den Germanen dann die Möglichkeit geben, die entblösten Seiten des Zuges plötzlich zu attakieren, um dann wieder mit dem fortgesetzten Wall von oben anzugreifen, während die Verteidiger ihre Waffen wieder zur Seite richteten. Es wäre ein für die Römer völlig unausrechenbares taktisches Hin- und Her und sicher verlußtreiches Unternehmen. Aber aus germanischer Sicht sehr gewagt, aufwendig, riskofreudig und überaus intelligent, fast schon genial. Außerdem wäre es ausgesprochen dumm aus römischer Sicht, in eine so offensichtliche Falle hinein zu laufen. Das ist ja wirklich kaum vorstellbar. Auch bei angeblich zuverlässigen Führern hatte man sicherlich Spähtrupps im Gelände.

@Tib. Gabinius - Danke für den Link
 
Zuletzt bearbeitet:
@maelonn

Jetzt füge ich noch hinzu, dass die forensische Pathologie bei der Einordnung "wenige Monate" Umstände meint, die mit hohen Außentemperaturen und dem Vorhandensein zahlreicher Fäulnisbakterien zusammenhängen. In einer Jauchegrube zum Beispiel
Dazu hätte ich gerne eine Quelle.

Aber dass "unter zwei Jahre" denkbar sei, das HAST Du behauptet!
Richtig. Dabei habe ich mich der Einschätzung von Birgit Großkopf angeschlossen, die von P.Kehne zitiert wurde.
Was spricht dagegen?

Zur Erinnerung noch einmal:

Zum Artikel „Die menschlichen Überreste vom Oberesch“ von Birgit Großkopf schreibt Perter Kehne:

„Zum Zeitpunkt der im Gemenge mit Tierknochen erfolgten Deponierungen waren die teilweise Verletzungsspuren aufweisenden menschlichen Knochen in den meisten, aber eben nicht allen Fällen (S.167) bereits aus dem Skelettverband gerissen (Dekomposition), was die Bestimmung der vorherigen Verweildauer an der Oberfläche erschwert. Denn die forensische Pathologie kann aufgrund der vielen unterschiedlichen Faktoren beim Dekompositionsvorgang keine einheitlichen Daten für den Zeitraum, die Empirie sagt „zwischen wenigen Monaten und mehreren Jahren“, benennen, „nach denen von einer Leiche oberflächlich keine Spuren mehr zu finden sind“ (S.171). Im Falle der untersuchtren Deponie-Knochen von Kalkriese nimmt sie „mindestens ein bis zwei Jahre“ an. (S.176).
Peter Kehne, Neues, Bekanntes und Überflüssiges zur Varusschlacht und zum Kampfplatz Kalkriese, in: die Kunde Band 59, 2008, S.234
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Bauwerke sind statisch und daher nie für einen Angriff ausgelegt, sondern für die Defensive.

Stimmt nicht. Belagerungen z. B. sind äußerst aggressiv und beinhalten immer Annäherungswerke wie Gräben, Wälle etc. - dieser Wall hier hatte den Zweck, die Römer einzupferchen und somit in ihrer Bewegung zu behindern. Die Immobilisierung von Armeen – z. B. durch unüberquerbare Flüsse – hat häufig, auch in modernen Zeiten, zur Vernichtung geführt.
 
Zurück
Oben