E
Eohan
Gast
Man erzähle mir bitte etwas über die Etymologie des deutschen Verbs "gebären". Einen Bonuspunkt gibts für Erläuterungen zu einem ähnlichen englischen Wort.
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Man erzähle mir bitte etwas über die Etymologie des deutschen Verbs "gebären". Einen Bonuspunkt gibts für Erläuterungen zu einem ähnlichen englischen Wort.
Mhm, kommt wohl keiner mehr drauf. Ich lös mal auf: sowohl gebähren wie auch das englische "to bear" kommen vom germ. "beran", was soviel heißt wie tragen.
Mein Buch sagt: Geburt kommt vom lateinischen "Partus", dann Althochdeutsch "purt", Mittelhochdeutsch "burt"... :rotwerd:
oder so?
Gruss Pelzer
.
dass althochdeutsch purt von lateinisch partus kommt halte ich für ausgeschlossen. Dass aus einen a von partus ein u von purt wird, entspricht nicht der üblichen Entwicklung, die eine Sprache bzw. ein Wort durchmacht. Vielmehr dürfte es sich um eine gemeine indoeuropäische Wurzel handeln, die in beiden Sprachen ihren Niederschlag findet.
Mhm, kommt wohl keiner mehr drauf. Ich lös mal auf: sowohl gebähren wie auch das englische "to bear" kommen vom germ. "beran", was soviel heißt wie tragen.
Das Problem ist anders gelagert. Bei Ge|bur|t mag zwar das Morphem -bur- sein, aber es hat ja Allomorphe, wie -bär- in ge|bär|en, -bier- in ge|bier|t, -bor- in ge|bor|en oder -bar- in ge|bar. Damit zusammenhängend auch das ungebräuchlich gewordene Wort Born für Quelle.
Was viel schwerwiegender ist, ist dass das lateinische [p], sollte es ins Germanische entlehnt worden sein, im Hochdeutschen als [pf] zu erwarten wäre. Vgl.: pilum > Pfeil, pila > Pfeiler, pondus > Pfund oder gemanisch plum > Pflaume. Es sei denn, partus wäre erst in althochdeutscher Zeit entlehnt worden. Dann wäre aber trotzdem verwunderlich, da vom Germanischen zum Hochdeutschen eher aus germ. [b-d-g] > (a)hd. [p-t-k] wurde. Schauen wir uns die germanischen Sprachen mal genauer an, finden wir in der Wulfila-Bibel das Wort Geburt als gabaurþai (Lk 1, 14) wieder. Das englische birth* und das niederländische geboorte sind weitere Entsprechungen. Im oberdeutschen Raum, vor allem in Kärnten und Bayern hat es dann eine weitere Verhärtung gegeben, welche sich im Standarddeutschen aber nicht fortgesetzt hat: gepurt.
*Damit wieder zusammenhängend die Allomorphe: bir|th, to bear, bor|e, bor|ne.
öööhm - einigen wir uns auf "schlüpfen"...Das Etymon beran (sicher, dass es kein -jan-Verb ist? Ich frage wegen des Umlauts im Deutschen) ist interessant, würde es doch erwarten lassen, dass das zu im Hochdeutschen einem [p] würde, wie in den oberdeutschen Gebieten gegen Ende des Mittelalters - in Paiern - tatsächlich geschehen. :grübel:
Wenn ich das weiter denke, bin ich dann schnell bei der Bahre.
"Von derWiegeGeburt bis zur Bahre" haben wir unser Kreuz zu tragen.
Im Englischen noch extremer: From birth to bier wie have a cross to bear.
Noch ein Argument gegen/für die Herkunft des Wortes Geburt aus dem Lateinischen: Die Geburt gehört in allen (außer den aussterbenden) Gesellschaften zum Leben dazu. Sie ist alltäglich, wird nicht importiert, sie ist essentiell. Ein solches Wort entlehnt man nicht aus einer anderen Sprache, das wäre Luxus. (Die heutige Zeit mit ihren Mode/Luxusentlehnungen widerlegt mich da ein wenig, wenn aus dem Friseur ein Coiffuer und dann ein Hair Stylist wird, oder aus dem Klofräulein ein Facility Manager. Aber: Heute sind die Komunikationsmöglichkeiten auch ganz andere, als vor 2000 Jahren.)
Gegenargumentation (mein Versuch mich zu falsifizieren): Das Lateinische als Geburtshelfer der deutschen Sprache hat schon zwischen der menschlichen Geburt und der der Tiere, dem Werfen, unterschieden. Beeinflusst durch das Lateinische begannen auch die Germanen zwischen dem Werfen der Tiere und dem Gebären der Menschen zu unterscheiden. Um es gleich zu sagen: Diese Gegenargumentation hinkt gewaltig. Wie schon dargelegt, kann das Wortfeld gebären kaum aus dem Lateinischen entlehnt sein, es hat die entsprechenden Lautwandlungen nicht mitgemacht, und es findet sich in der Gotenbibel, die zwar griechisch, aber nicht lateinisch beeinflusst ist, wieder. Aber mehr noch: Während das Deutsche zwischen Gebären (menschlich) und Werfen (tierisch) unterscheidet, kennt dass Lateinische nur die eine Form parĕre für Tiere und Menschen.
Kehren wir zurück zur gemeinsamen Etymologie von germ. beran und lat. partus/parĕre. Wenn beran ursprünglich 'tragen' bedeutet, ist es dann nicht wahrscheinlich, dass das lateinische portare ('tragen') aus derselben indogermanischen Wortwurzel stammt?
So, das waren ein paar unsortierte Gedanken zum Thema. :fs:
Da müsste ich das Buch finden aus dem ich die Info hab. Hatte es mal im Zusammenhang mit der Übersetzung von Beowulf in einem etymologischen Wörterbusch gelesen. Komm aber erst wieder am Wochenende nach Hause um die Quelle zu suchen.
edit: Dass die Wörter einen gemeinsamen Ursprung im indoeuropäischen haben ist klar. Hier is ne ganze Staffelung vieler Wörter dazu: Sprache, Sprachvergleich, Etymologie: bher tragen
Ich hatte mir nur früher nich vorstellen können woher dieses "gebären" kommen soll, bis ich es gelesen hatte. Fands nur so interessant.
wobei das aktuelle "schwanger=to be pregnant" sich anhört, als käme es aus den romanisch/lateinischen Sprachen, also jünger als das sächsische to bear wäre.
Ich habe aber keine Ahnung von Sprachentwicklung. :winke:
Du findest aber auch immer ein Schlupfloch.öööhm - einigen wir uns auf "schlüpfen"...
Das Etymon beran (sicher, dass es kein -jan-Verb ist? Ich frage wegen des Umlauts im Deutschen) ist interessant, würde es doch erwarten lassen, dass das zu im Hochdeutschen einem [p] würde, wie in den oberdeutschen Gebieten gegen Ende des Mittelalters - in Paiern - tatsächlich geschehen. :grübel:
Wenn ich das weiter denke, bin ich dann schnell bei der Bahre.
"Von derWiegeGeburt bis zur Bahre" haben wir unser Kreuz zu tragen.
Im Englischen noch extremer: From birth to bier wie have a cross to bear.
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Kehren wir zurück zur gemeinsamen Etymologie von germ. beran und lat. partus/parĕre. Wenn beran ursprünglich 'tragen' bedeutet, ist es dann nicht wahrscheinlich, dass das lateinische portare ('tragen') aus derselben indogermanischen Wortwurzel stammt?
Also angenommen, die Etymologen führen "Geburt/gebären" korrekt auf eine indoeuropäische Wurzel *bher zurück, das sich im Althochdeutschen "beran" (auch altsächsisch und altenglisch; got.: baíran) überliefert, das mit dem gr. phérein (lat. ferre) verwandt ist. Wie ist dann das Verhältnis von beran zu gabaíran (got.)/ giberan (asächs.)/ geberan (aengl.) bzw. giburt (ahd)/giburd (asächs.) zu erklären? Welche Funktion hat dann das Präfix "ge-/ga-/gi"? Ist der Zusammenhang erklärbar aus der Konjugation?
Unterscheidet Latein nun die beiden Geburtsvorgänge oder nicht? Ich bin da gerade ein wenig verwirrtGegenargumentation (mein Versuch mich zu falsifizieren): Das Lateinische als Geburtshelfer der deutschen Sprache hat schon zwischen der menschlichen Geburt und der der Tiere, dem Werfen, unterschieden. Beeinflusst durch das Lateinische begannen auch die Germanen zwischen dem Werfen der Tiere und dem Gebären der Menschen zu unterscheiden. (...) Aber mehr noch: Während das Deutsche zwischen Gebären (menschlich) und Werfen (tierisch) unterscheidet, kennt das Lateinische nur die eine Form parĕre für Tiere und Menschen.
Unterscheidet Latein nun die beiden Geburtsvorgänge oder nicht? Ich bin da gerade ein wenig verwirrt
Das Lateinische als Geburtshelfer der deutschen Sprache hat schon zwischen der menschlichen Geburt und der der Tiere, dem Werfen, unterschieden. Beeinflusst durch das Lateinische begannen auch die Germanen zwischen dem Werfen der Tiere und dem Gebären der Menschen zu unterscheiden. (...) Aber mehr noch: Während das Deutsche zwischen Gebären (menschlich) und Werfen (tierisch) unterscheidet, kennt dass Lateinische nur die eine Form parĕre für Tiere und Menschen.
diesz baíran u. s. w. hat aber urverwandte geschwister bis ins altindische zurück, denn es ist eins mit lat. ferre, griech. φερω, kelt. beir, slav. brati (nehmen, eigentlich aufheben), skr. bhar, zend. bar tragen u. s. w., meistens mit reicher entwickelung, s. die umfassende zusammenstellung bei DIEFENBACH goth. wb. 1, 259 ff. auch bei uns liegt eine reiche verästung des uralten stammes vor, s. besonders bahre, bürde, barm, barn, empor, entbehren, gebühren.
oder hier; burt :grübel:Nicht liegt näher als ein Blick in Grimms Wörterbuch der Deutschen Sprache:
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