Was Du hier ergänzt hast, ist - ebenso wie die Hinweise von Mercy und Maglor - völlig richtig. Freilich bezog ich mich bei meinem Hinweis ausschließlich auf "Mein Kampf" (1925/26). Ein slawisches Volk gibt es darin nicht; Wortverbindungen mit "slaw" kommen darin 26-mal vor, die explizite Verbindung mit "Rasse" zweimal, der Begriff "Untermensch" existiert darin (noch) nicht.
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Wir sind hier -glaube ich - nicht weit auseinander, und ich hatte verstanden, dass Du auf die Darstellung in "Mein Kampf" abgestellt hast. Bezüglich der Bewertung würde ich jedoch anders vorgehen:
1. stellen Hitlers zwei Bücher weder eine vollständige noch im Wortlaut eine konsistente Wiedergabe seiner rassischen Vorstellungen dar. Mindestens wären hier seine Reden etc. 1923-1929 einzubeziehen, um die rassischen Vorstellungen hinreichend zu beschreiben.
2. Würde ich eher auf die daraus hervorgehenden
Strukturen als auf Textbestandteile und somit den Wortlaut abstellen. Dazu paßt die auch von Dir angerissene These, dass sich seine rassischen/völkischen Vorstellungen in den frühen Wiener und Münchener Jahren im wesentlichen bereits herausgebildet und somit verfestigt haben. Folgt man dieser These, sind die Bausteine aus vielen Äußerungen zusammenzufügen.
3. sind bei Hitler Beispiele einer textlichen Flexibilität zu finden, die im Zeitablauf auch Widersprüche je nach politischer Zweckmäßigkeit und kurzfritiger Lage aufdecken. Das läßt sich nur untersuchen, indem der Zeitraum für die Betrachtung von Äußerungen Hitlers nicht zu eng eingegrenzt wird.
Schaut man nun auf die Details, hast Du einen weiteren wichtigen Punkt erwähnt: das Hitlersche Bild des Ostens von einer "Volksmasse", die der "germanischen Oberschicht" entkleidet worden ist und damit einer erneuten "germanischen Kolonisation" zugänglich ist. Gepaart mit sozialdarwinistischen Gedankengut, wird die (für Hitler) logische Konsequenz offengelegt: "dienen oder vernichten", quasi als Lösung für das (deutsche) "Volk ohne Raum". Wie anders als "dienen oder (Nicht-Nützliches-)vernichten" soll denn diese Raumfrage sonst interpretiert werden können, zumal sie zeitgenössisch regelmäßig der "Ernährungsfrage" gleichgesetzt wurde? Ich sehe diesen "eliminatorischen" Faktor daher durchaus bereits in den Hitlerschen Grundstrukturen der 20er Jahre angelegt, ob nun formuliert und textlich nachweisbar oder eben als unausgesprochene Konsequenz.
Solche Betrachtungen schwenken aber über auf die Fragestellung, was sich tatsächlich im Ablauf der Ereignisse bis 1941 als "neu" darstellt, und was dem gegenüber früher formuliert worden ist, also in einer Art Dynamik unterlag.
Der Juli 1941 ist gegenüber dem September 1939 an sich nichts Neues, wenn auch in anderen Quantitäten: Bereits zum Polenfeldzug als erstem Ostfeldzug wird die Vernichtung der (polnischen)
Oberschicht gefordert. Den Hinweis auf die Vernichtung der Juden - hatten wir hier an anderer Stelle - findet sich bereits im Januar 1939 in der Hitler-Rede (auch hier schwingt mit, dass bei Bezugnahme Hitlers auf die "jüdisch-bolschewistische Verschwörung einerseits, und die jüdisch-kapitalistische Verschwörung andererseits eine Ober- bzw. Führungsschicht angesprochen ist).
ME spricht nichts in Hitlers Reden und Schriften dafür, dass dieser Eliminationsgedanke der "Raumfrage" im Osten erst zu diesem Zeitpunkt hinzugetreten ist. da Raum- und Ernährungsfrage bei Hitler synonym zu verstehen sind, spricht eher vieles dagegen. Die Widerlegung kann auch nicht dadurch geführt werden, dass sich zuvor keine explizite "Vernichtungsforderung" findet, etwa aus den von dir genannten politischen Gründen.