@Maelonn sehr guter Beitrag, in welcher Zeitung war den der Artikel
Die südliche Hälfte Deutschlands war von keltischer Kultur geprägt, die nördliche Hälfte von germanischen Einflüssen. Mittelhessen (Raum Marburg/Gießen) kann als "Kontaktzone" begriffen werden, in der sich beide Einflüsse mischten. Archäologisch lassen sich Kelten und Germanen da also offenbar nicht klar von einander unterscheiden.
Das muss schon ein wenig ausdiffernziert werdern.
Fakt ist für die jüngere Laténezeit ist dieser Aussage m.E. zuzustimmen, für die ältere Eisenzeit trifft dies so nicht ganz zu.
Hier verschiebt sich die sog. Kontaktzone eher noch weiter Richtung Norden (Niederhessische Senke, Kasseler Becken z.B.)
Ich pers. sehe den Raum Gießen und Marburg eher doch zu dem keltischen Kulturraum näher. Germanische Einflüsse werden erst frühestens ab der Stufe Laténe D1-D2 sichtbar, also ganz am Ende der Laténezeit.
Waldgirmes und der Dünsberg könnten ein Beleg für genau diesen Konflikt sein: Das Dünsberg-Oppidum ist (offenbar zumindest unter römischer Beteiligung) angegriffen und aufgegeben worden. Nahezu zeitgleich ist in unmittelbarer Nähe des Dünsbergs bei Waldgirmes eine römische Stadt errichtet worden. Waldgirmes dürfte also die zentralörtliche Funktion des Oppidums übernommen haben.
Dieses Thema wurde auf jeden Fall auf dem Kolloq diskutiert, ob tatsächlich Waldgirmes eine zentralörtliche Funktion von dem Dünsberg übernommen hat, ist zumind. im Moment schwierig zu beantworten.
Interessant ist auf jeden Fall, dass unter der Siedlung von Waldgirmes ein Gräberfeld der vorrömsichen Eisenzeit lag, mit einer bemerkenswerten Belegungskontinuität von der Stufe UK (Ha B) bis in die Stufe Lt D1.
Außerdem hat Waldgirmes nur eine sehr kurze Laufzeit von ca. 6 v.chr - ca. 16 n.chr. Militärische Bauten fehlen ja völlig, es handelte sich wohl um den Versuch eine civitas zu gründen, die aber nicht von Erfolg gekrönt war.
3. Die keltische Kultur ist nicht von der germanischen verdrängt worden sondern mit ihr verschmolzen und zu etwas Neuem geworden. Wenn überhaupt von Verdrängung die Rede sein kann, dann steht sie nicht am Ende eines Konflikts zwischen Kelten und Germanen sondern am Ende eines Konflikts zwischen "Barbaren" und Römern.
Das ist genau der richtige Weg um diese Zeit zu beleuchten, von meiner Seite kann ich nur sagen volle Zustimmung :yes:.
Die spannende Frage ist doch, wie die Gewichtung dieser beiden Quellen bei Widersprüchen erfolgt und welche Schlüsse sich aus der Quellenauswertung und -gewichtung im Bezug auf die rechtsrheinischen prärömischen Kulturen ergeben.
Gab es dazu irgendwelche Aussagen oder Erkenntnisse ?.
Leider wurde darüber nicht wirklich diskutiert, meiner Meinung nach reichen weder Münzfunde noch die schriftl. Überlieferung aus um ethnische Gruppen zu dieser Zeit zu definieren.
Ethnizität wird über eine Menge an materiellen aber auch immateriellen Gütern vermittelt, Münzen können einen ersten Eindruck einer übergeordneten wirtschaftlichen und vermutl. politischen Autorität anzeigen, aber für eine ethnische Deutung ist mir das einfach zu dünn.