Canaris- ein Freimaurer?

enigma

Neues Mitglied
Hi!

Meine Frage:

Könnte Canaris ein Freimaurer gewesen sein?

Im ersten Augenblick erschien es mir als völlig abwegig. Im Dritten Reich waren Freimaurerlogen ja verboten.
Wäre Canaris Freimaurer gewesen, hätte er seine Position als Abwehr – Chef nie bekommen. Oder war es tatsächlich möglich, soetwas geheimzuhalten?

Canaris wurde im Frühjahr 44 seines Postens enthoben. Aus dem Grunde, weil seine Organisation schlecht arbeitete und etliche Überläufer zu beklagen waren? Könnte das ein Hinweis auf eben solche Mitgliedschaft und Schachzüge im Untergrund gewesen sein?

Ich freue mich auf Eure Antworten! :winke:

LG
enigma
 
Canaris wurde im Frühjahr 44 seines Postens enthoben. Aus dem Grunde, weil seine Organisation schlecht arbeitete und etliche Überläufer zu beklagen waren? Könnte das ein Hinweis auf eben solche Mitgliedschaft und Schachzüge im Untergrund gewesen sein?

Ich freue mich auf Eure Antworten! :winke:

LG
enigma

Canaris wurde entlassen, weil die Abwehr zuvor einige Fehler gemacht hat. Die Landung der Alliierten in Italien haben sie nicht erkannt, dann lief ein Abwehragent zu den Briten über usw.

Ich sehe da keine Hinweise auf die Freimaurer.
 
Hi Anselm, hi ursi!

Diesen Verdacht äußerte ein guter Bekannter- Rechtsanwalt und hobbymäßiger FM- Forscher. Es gäbe dazu eine Aussage von Reinhard Kopps (1914-2001), Hauptmann der Wehrmacht. Letzlich belegen konnte er seine Behauptungen allerdings auch nicht wirklich.

Natürlich kann die Tatsache, dass in Canaris Abwehreinheit Fehler gemacht wurden, nicht als Hinweis dienen. Doch war er nicht eine geradezu undurchschaubare Figur?
Irgendwie faszinierte mich die Behauptung meines Bekannten.

Mich interessiert nicht ein "ich glaube nicht..." oder "ich vermute...".
Ihr seid die Fachleute! Und zwar für fundiertes Wissen aus seriösen Quellen!
Habt Ihr darüber was?

Liebe Grüße
enigma
 
Auch für eine Arbeitshypothese bedarf es zunächst einmal eines begründeten Verdachtsmomentes. Wie soll man für oder gegen eine aus der Luft gegriffenen Idee Beweise finden?
 
Liegt vielleicht etwas in einer anderen Zeit, aber Canaris, war im 1.WK Oberstleutnant zur See auf dem kleinen Kreuzer Dresden.

Dieser konnte ja bekanntlich der Vernichtung im Spee´schen Ostasiengeschwader vor den Falklands am 08.12.1914 entkommen. Das Schiff versteckte sich lange Zeit an der chilenischen Pazifikküste.

Canaris konnte bei der Kriegsfahrt seine Fähigkeiten des Kontakteknüpfens, des Aufbaus einer Etappe, der Nachrichtenbeschaffung und des Tarnens der eigenen Absichten voll zur Geltung bringen.

Nach der Vernichtung der Dresden wurde die überlebende Besatzung auf der chilenischen Insel Quiriquina interniert. Ein kleiner Teil der Besatzung gelang es schon 1917 über Drontheim nach Deutschland zu gelangen, der Rest kam erst Anfang 1920 wieder nach Deutschland.

Wann kam Canaris wieder nach Deutschland und welche Kontakte konnte er in Chile wärend dieser Zeit knüpfen?

Quelle:
Die deutschen Kriegsschiffe Hildebrand/Röhr/Steinmetz
 
[FONT=&quot]Hi El Quijote![/FONT]
[FONT=&quot] [/FONT]
[FONT=&quot]Okay. [/FONT]
[FONT=&quot]Ich weiß selbst, dass meine Verdachtsmomente sehr „flach“ sind. [/FONT]
[FONT=&quot]Die sehr bildhaft beschriebene Geschichte des Rechtsanwaltes kann ich leider auch nicht so fesselnd wiedergeben. [/FONT]
[FONT=&quot]Deiner Aussage entnehme ich, dass Du meiner Frage sehr skeptisch gegenüber stehst. Hast Du ein paar gute Biographien über Canaris gelesen? Dort ist nie der Verdacht einer Logenzugehörigkeit aufgekommen? [/FONT]
[FONT=&quot] [/FONT]
[FONT=&quot]Liebe Grüße enigma [/FONT]
 
Zunächst einmal fehlen die Anhaltspunkte dafür, dass er Freimaurer gewesen sein könnte.
Dann erscheint es einfach absurd, dass Canaris ein Freimaurer gewesen sein könnte. Die Nazis haben die Freimaurer verfolgt. Canaris hat im Spanischen Bürgerkrieg mit der Legion Condor auf seiten der Spanischen Nationalisten gekämpft, die ganze Nationalspanische Propaganda ist voller Hass auf die Masonería (Freimaurerei), was auch in den Erinnerungsbüchern der Spanienfreiwilligen seinen Ausdruck findet. Das passt einfach nicht zusammen.
 
Danke für Deine Einschätzung, El Quijote.
Diese Gegenargumente kannte ich.

Nochmals meine Frage:
Wer hat gute, seriöse Biographien über Canaris gelesen?
Ist dort nie der Verdacht einer Logenzugehörigkeit aufgekommen?
 
Ich frage mal auf ganz blöd, wenns gestattet ist: Warum sollte es?

Ich meine, gibt es von deiner Seite aus irgendeinen Anhaltspunkt?
Du wirst doch nicht einfach irgendeinen Namen aus der Luft gegriffen und gesagt haben "Hm, könnte ein Freimaurer gewesen sein."
 
Nochmals meine Frage:
Wer hat gute, seriöse Biographien über Canaris gelesen?
Ist dort nie der Verdacht einer Logenzugehörigkeit aufgekommen?
Ich habe heute Nachmittag intensiv mal bei Wiki nachgelesen, die Literaturhinweise geprüft, die Diskussionen angeschaut. Nix.
Erstaunlicherweise ist auch das www sehr sparsam mit Verdächtigungen. Normalerweise gibt es bei Verschwörungstheorien Futter noch und nöcher.
 
an Dominion:
Darf ich auch mal eine ganz "blöde" Frage stellen?
Warum heißt diese Rubrik "Fragen und Antworten"?

an Mercy:
Vielen Dank für Deine Bemühungen.
Im Internet findet man vielfältig Behauptungen, Canaris könne Freimaurer gewesen sein. Aber diese Seiten erscheinen mir nicht unabhängig zu sein.
Darum bin ich ja hier.
Welche Literaturhinweise hast Du geprüft?
 
Natürlich kann die Tatsache, dass in Canaris Abwehreinheit Fehler gemacht wurden, nicht als Hinweis dienen. Doch war er nicht eine geradezu undurchschaubare Figur?
Irgendwie faszinierte mich die Behauptung meines Bekannten.

Hier werden Dinge vermischt.

Bei der Beseitigung der Gruppe umd Oster/Canaris in der Abteilung Abwehr ging es um Regimeopposition, insbesondere um Opposition gegen den vom Deutschen Reich begonnenen und geführten Krieg.

Biographie: Hans Oster, 1887-1945
Biographie: Wilhelm Canaris, 1887-1945

Die Gruppe geriet 1943 verstärkt unter Verdacht des RSHA/SD, weswegen man zunächst versuchte, Oster aus der Gefahrenlinie zu ziehen. Die "Abwehr" mit ihrem Chef Canaris war dem RSHA mindestens seit 1943 des Widerstandes verdächtig, sehr wahrscheinlich schon früher (etwa ab Juni 1940, nachdem Göring Forschungsamt Luftwaffe der Verrat der Operationspläne im Westen bekannt wurde). Dazu kam eine massive Konkurrenz des SD zum OKW-Amt Ausland/Abwehr (siehe zB Wildt, Generation des Unbedingten). Das RSHA ermittelte seitdem gegen "Unbekannt". Die Gestapo bekam Mitte 1943 direkte Spuren in Richtung Oster/Canaris. Die "Fehler"/Überläufe Anfang 1944 wurden vom RSHA einfach ausgenutzt, um die Abteilung Abwehr mit rd. 13.000 Mann zu schlucken.

An diesem Widerstand ist retrospektiv nichts "Undurchschaubares" oder unklares der Motivation. Die Gruppe um Oster ist unabhängig von politischen Positionen etc. schlicht davon überzeugt gewesen, dass dieser Krieg nicht gewonnen werden konnte; sie war zudem in Kenntnis von umfangreichen Verbrechen speziell in Rußland, aber auch bereits in Polen 1939/40.

Freimaurertum ist in diesem Zusammenhang etwa von dem Interesse, ob Canaris Kaffee oder Tee bevorzugt hat.
 
Freimaurertum ist in diesem Zusammenhang etwa von dem Interesse, ob Canaris Kaffee oder Tee bevorzugt hat.
Sei doch sonntags nicht so apodiktisch! :scheinheilig:

Balticbirdy hat vor einiger Zeit mal verlinkt auf
Kategorie:Deutscher Freimaurer – Wikipedia
woraus deutlich wird: Freimaurer zu sein, war vor 200 Jahren eine Sache gesellschaftlicher Eliten, die sich wenigstens zum Teil der Humanität und Aufklärung verbunden fühlten; das ging sogar bis in höchste Militärkreise (Blücher, Gneisenau, Scharnhorst). Warum auch Wilhelm I., Tirpitz und Graf Luckner Logenmitglieder waren, ist dann schon schwieriger zu deuten.

Wenn man überhaupt einen Zusammenhang zwischen Canaris und Freimaurerei konstruieren will, dann geht das nur übers Stichwort "Verschwörungstheorien" bzw."Geheimgesellschaften" [1], also nach dem Motto: Wer (wie die Abwehr) im Geheimen arbeitet, könnte/müsste ja auch eine Affinität zu anderen "geheimen" Organisationen haben...

Dass sich Canaris nach dem 1. Weltkrieg jedoch weit nach rechts orientierte und hinterher als "begeisterter Nationalsozialist" (Wiki) galt, macht die Freimaurer-Mitgliedschaft allerdings denkbar unwahrscheinlich. Zu der Zeit war die These von der "freimaurerisch-jüdischen Weltverschwörung" schon in aller Munde, die dann von Rosenberg weiter ausgewalzt wurde. (Siehe schon den Beitrag von ElQ.)


[1] Helmut Reinalter, Die Freimaurer, Beck 2008, S. 68 ff., 110 ff.
 
Bei Schellenberg finden sich keine Hinweise auf eine Mitgliedschaft von Canaris bei den Freimaurern.

Es dürfte plausibel sein, dass wenn jemand sich intensiv mit Canaris beschäftigt hat, dann war es sicherlich dieser Herr.

Und er hat nichts gefunden, was gegen Canaris zu verwerten gewesen wäre.

Es wäre außerdem auch sehr unwahrscheinlich, da er (Canaris) zusätzlich erpressbar gewesen wäre und diese zusätzliche Gefahr, auch eine Enttarnung durch einen fremde Geheimdienst, wäre er sicherlich nicht eingegangen.
 
Ich kann nur so viel sagen, dass in allen großen Biografien auf die Freimaurer keinerlei Bezug genommen wird. Weder wird die Vermutung aufgestellt, dass dies so sein könnte, noch wird ein bestehender "Verdacht" widerlegt. Letzteres ist bei allen anderen bekannten Verleumdungen (Kontakt zu Mata Hari, Beteiligung am Mord an Liebknecht / Luxemburg, etc. pp.) stets der Fall gewesen.

Weiterhin möchte ich, rein spekulativ, ausschließen, dass Canaris Freimaurer gewesen sein könnte. Aus diversen Quellen geht eigentlich recht eindeutig hervor, dass er durch und durch Christ gewesen ist bzw. an sich und andere strenge ethische Regeln gestellt hat. Die schließt zwar eine Mitgliedschaft nicht aus, aber es macht in meinen Augen eine solche eher unwahrscheinlich.

Ich sprach darüber mit einem mir bekannten Historiker, in dessen Familie auch Freimaurer waren und die über diverse Ecken auf mit Canaris bekannt war, und erhielt recht ausführlich eine negative Antwort hinsichtlich des Verdachts.

@ Enigma

Ich würde mich freuen, wenn du mich eventuell kontaktieren könntest.
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