Authentische Ausstattung in Spielfilmen

Ich finde "Das große Abenteuer des Kaspar Schmeck" und "Sachsens Glanz und Preußens Gloria" ganz gelungen als Historienfilme bzw. sind ja eigentlich Kleinserien.
Naja, ich kann mich nur an Letzteren erinnern. Der war von der Ausstattung her eher Standard seiner Zeit, also hauptsächlich karnevaleske Kleidung. Pluspunkte gäbe es meinerseits, weil die Reihe recht gut den Charakter der Romanvorlagen rüberbrachte. Aber das hat natürlich so wie die teilweise großartigen schauspielerischen Leistungen nicht viel mit der Ausstattung zu tun.

Also ich kann mich entsinnen, dass ich zuletzt Ausschnitte aus der Reihe auf Festung Königsstein als Teil einer Museumsinstalation sah und da fiel mir schwer auf, dass die Kostüme doch heute sehr antiquiert wirken.
 
Gerade in den Museumsdörfern ist nicht selten das Problem, dass der Zustand der Gebäude jener der letzten Bewohner, also 1950er oder sogar noch neueren Datums sind.
Ich kenn jetzt nur Massing und die Ginghartinger Mühle, für die: nein, die haben ordentlich restauriert. In Tittling war ich noch nicht, habe bisher aber auch nichts diesbezüglich Negatives gehört.

Ich kann mich zumindest an eine Szene mit elektrischem Licht und modernem Lichtschalter erinnern. Die Frage wäre dann, wie verbreitet die elektrisches Licht in der bayerischen Provinz schon war.
Ok, an die Szene erinnere ich mich, die spielt in München, zu der Zeit gabs hier schon Strom und elektrisches Licht. An den Lichtschalter kann ich mich jetzt aber nicht explizit erinnern. (und lass das mit der bayerischen Provinz nur mal keinen Dachauer hören =))
 
Also was mich am meinem letzten besuchten Kinofilm, Robin Hood, auch wenn ich in dieser Epoche nicht über Gebühr bewandert bin, massiv gestört hat, war, dass in der Endschlacht sowohl eine größere Gruppe Minderjährige auf Ponys als auch die örtliche Landadelige (Cate Blanchett) kämpfend mitgewirkt hat. Das halte ich ahistorisch.
 
Also was mich am meinem letzten besuchten Kinofilm, Robin Hood, auch wenn ich in dieser Epoche nicht über Gebühr bewandert bin, massiv gestört hat, war, dass in der Endschlacht sowohl eine größere Gruppe Minderjährige auf Ponys als auch die örtliche Landadelige (Cate Blanchett) kämpfend mitgewirkt hat. Das halte ich ahistorisch.
Noch seltsamer fand ich, dass der Grundherr verbrannt wurde. Ich hätte jetzt eher an eine Beisetzung auf Kirchenboden gedacht. Kenne mich da aber auch nicht hinsichtlich der Bestattungsriten aus.

Das mit den Kindern auf Ponys fügte sich ja verhältnismäßig noch in das teilweise obskure Mittelalterbild des Films und die Realitätsferne.
 
Also was mich am meinem letzten besuchten Kinofilm, Robin Hood, auch wenn ich in dieser Epoche nicht über Gebühr bewandert bin, massiv gestört hat, war, dass in der Endschlacht sowohl eine größere Gruppe Minderjährige auf Ponys als auch die örtliche Landadelige (Cate Blanchett) kämpfend mitgewirkt hat. Das halte ich ahistorisch.

Das Frauen gelegentlich mitgekämpft haben, ist gerade im Mittelalter öfters belegt. In Spanien gibt es auch heute noch das Geschlecht der Varona, die ihren Namen ("Männin") darauf zurückführen, dass ihre Ahnin in Ermängelung eines männlichen Bruders an Stelle Ihres alten Vaters in den Krieg zog und sich dort distingierte. Es ist eigentlich die selbe Geschichte wie in "Mulan" und der Grund wie dort vermutlich die Befürchtung, das Lehen zu verlieren wenn man keine Heerfolge leistete.

Dass man die eigenen Bauern mitnahm, egal wie jung und schlecht bewaffnet diese waren, ist auch nicht unwahrscheinlich.

Mich ärgerte mehr die Mischung aus normannischen Kriegern aus dem 11. Jahrhundert mit Rittern mit Rüstungsteilen aus dem 14. und dazu Landungsboote aus dem 2. WK.

Um so ärgerlicher da die Belagerung zu Beginn des Filmes doch relativ gelungen war.

Für eine Leichenverbrennung landete man m.W. im Mittelalter selber auf dem Scheiterhaufen. Die Kirche hat solche heidnischen Bräuche sehr rabiat bekämpft.
 
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Die Beteiligung von Frauen an solchen Schlachten als "Ritterinnen" scheint mir eher in Richtung Sagen und Legenden zu gehen (schließlich heißt es ja auch in anderen Berichten, dass sogar Heilige wie Georg, Mauritius und Demetrius gegen die Seldschuken geritten sind - man kann also nicht immer wissen, was an damaligen Berichten nun tatsächlich wahr gewesen ist). Ich könnte mir außerdem vorstellen, dass viele junge Knappen im heiligen Land von der dortigen Bevölkerung aufgrund ihrer Bartlosigkeit und der relativ langen Haare nicht immer gleich als als männliche Wesen erkannt worden sind.

Zurück zum eigentlichen Thema, so ziemlich am besten gefiehl mir bisher die Ausstattung in "Arn - der Kreuzritter". Leider sahen aber dort die Kreuze der Templer aus wie das Symbol des portugiesischen Christusordens (welcher jedoch aus dem Templerorden hervorging).
 
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als auch die örtliche Landadelige (Cate Blanchett) kämpfend mitgewirkt hat. Das halte ich ahistorisch.
Ich denke, dass die Teilnahme von Frauen an Schlachten eher dem amerikanischen Zeitgeist geschuldet ist. Seit eine killende Lara Crofft die Computerbildschirme unsicher gemacht hat, gilt, weshalb auch immer, eine schwertschwingende Frau als schick. Außerdem finden die ja offensichtlich ihre weiblichen Gi-s als Heroenfiguren. Ob man das unbedingt aufs Mittelalter übertragen kann, halte ich für fragwürdig.
 
Welche Filme würdet ihr denn in Punkto Ausstattung als historisch noch am korrecktesten bezeichnen?
 
Ich denke, dass die Teilnahme von Frauen an Schlachten eher dem amerikanischen Zeitgeist geschuldet ist. Seit eine killende Lara Crofft die Computerbildschirme unsicher gemacht hat, gilt, weshalb auch immer, eine schwertschwingende Frau als schick. Außerdem finden die ja offensichtlich ihre weiblichen Gi-s als Heroenfiguren. Ob man das unbedingt aufs Mittelalter übertragen kann, halte ich für fragwürdig.

Vom Mittelalter wäre mir auch keine "schwertschwingende" Dame bekannt, nur ein paar die die Verteidgung ihrer Burgen geleitet haben. Ich müsste noch mal nachsehen ob sie sich eher in leitender oder handgreiflicher Art hevorgetan haben. Aus der frühen Neuzeit ist es aber schon eher bekannt, daß da die ein oder andere Dame in Männerkleidung zur Armee gegangen ist, von denen einige Fälle auch gut dokumentiert sind. Von daher würde ich "Ritterinnen" ohne weiter Nachforschungen nicht von der Hand weisen, oder als amerikanische Modeerscheinung betrachten. Es kann möglich sein, aber wenn, dann gehe ich davon aus, daß es eher die Ausnahme als die Regel war.

Abgesehen vom Schwert schwingen bei den Damen, kann ich mir jedoch hervorragend vorstellen, daß sich die ein oder andere Bauersfrau mit Mistgabel, Beil oder Holzscheit nach bestem Wissen und Gewissen, und je nach Bedarf zur Wehr gesetzt hat. Sind das dann auch "kämpfende" Frauen? ;)
 
Abgesehen vom Schwert schwingen bei den Damen, kann ich mir jedoch hervorragend vorstellen, daß sich die ein oder andere Bauersfrau mit Mistgabel, Beil oder Holzscheit nach bestem Wissen und Gewissen, und je nach Bedarf zur Wehr gesetzt hat. Sind das dann auch "kämpfende" Frauen? ;)
Die hat es ganz bestimmt gegeben. Ich zweifle auch gar nicht die Wehrhaftigkeit mancher Dame an, halte das aber bei den dünkelbehafteten Rittern für unrealistisch. Selbst Jeanne D'Arc landete wegen des Tragens von Männerkleidung vor der Inquisition.
In der Antike gab es auch Gladiatorinnen, die aber, eher als Clownsnummer gegen kleinwüchsige Männer kämpften.
 
Ich hatte mal eine Homepage mit einer Auflistung von kriegerischen Frauen im Mittelalter und der frühen Neuzeit gelesen, leider kann ich sie jetzt nicht finden. Sie war zweifellos feministisch beeinflusst, war aber gut recherchiert und belegt. Jean de Arc ist natürlich die bekannteste, nicht aber die einzige. Es gab dort überraschend viele, von einigen die tatsächlich nur Ihre Burg in abwesenheit ihres Gattens verteidigten zu anderen die komplette Heere führten. Neben Königinnen wie Isabel von Kastilien oder Mary von Schottland (die beide Ihre Armeen in Rüstung im Feld führten) waren auch unbekanntere wie Maria Pacheco, die während der Rebellion der Comuneros Toledo verteidigte, Grace O´Maley, die Piratenkönigin aus Irland etc.
 
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Neben Königinnen wie Isabel von Kastilien oder Mary von Schottland (die beide Ihre Armeen in Rüstung im Feld führten)
Moment! Es macht aber einen Unterschied, ob sie ihre Armeen nur ins Feld führten (also mit ihren Armeen mitzogen, aber nicht an der eigentlichen Schlacht teilnahmen) oder ob sie tatsächlich mitkämpften.
 
Moment! Es macht aber einen Unterschied, ob sie ihre Armeen nur ins Feld führten (also mit ihren Armeen mitzogen, aber nicht an der eigentlichen Schlacht teilnahmen) oder ob sie tatsächlich mitkämpften.

Die beiden habe ich erwähnt weil sie dort am oberem Ende der Scala aufgeführt wurden. Es zeugt aber auch davon, dass eine Frau in Rüstung nicht etwas absolut untragbares war. Keine von beiden endete auf dem Scheiterhaufen deswegen.


Hier ist noch ein Beispiel von einer die auch aktiv mitfocht: http://en.wikipedia.org/wiki/Sikelgaita

Und noch eine: Caterina Sforza, "il Tigre" http://en.wikipedia.org/wiki/Caterina_Sforza
 
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Es handelte sich bei den beiden Damen aber auch um selbstregierende Königinnen, also Frauen, die ohnehin einen "Männerjob" machten und somit schon einmal eine Ausnahme darstellten. Außerdem ist klar, dass sich so hochgestellte Damen mehr herausnehmen durften. Eine durchschnittliche Frau hätte sich z. B. auch nicht ein so offen ausgelebtes freizügiges Sexualleben herausnehmen dürfen wie die beiden Johannas von Neapel.
 
Selbst Jeanne D'Arc landete wegen des Tragens von Männerkleidung vor der Inquisition.

Jeanne d'Arc wurde nicht vordergründig wegen das Tragen von Männerkleidung vor Gericht gestellt. Die Franzosen hatten keinerlei Problem damit, im Gegenteil, sie hatten ihr ja gerade Pferd, Rüstung und Banner beigegeben. Das die Kriegsgegener Burgund und England das natürlich ganz anders sahen war letztlich Politik.

Neben Jeanne d'Arc ist mir noch ihre "Usurpatorin" Jeanne des Armoises bekannt, die als Feldhauptmann im Dienst von Maréchal Gilles de Rais stand.

Weiterhin war die Mutter des Connétable Olivier de Clisson (14. Jht.) als "bretonische Tigerin" bekannt, indem sie als Freibeuterin Englands französische Schiffe im Ärmelkanal überfallen hatte.

Aus dem 12. und 13. Jahrhundert, also dem Zeitraum indem "Robin Hood" spielt, sind mir jetzt auf anhieb keine Frauen bekannt, die in den Krieg zogen, allenfalls in ihrer Eigenschaft als Verteidigerinnen ihrer Burgen bei Abwesenheit der Männer. Einige Königinnen und Adligsdamen nahmen an Kreuzzügen teil, wie die Ehefrauen Ludwigs VII. und Ludwigs IX., die Gräfin von Artois ect. Die haben aber dabei selbst nicht gekämpft, sondern allenfalls Kinder gebärt. Graf Robert II. von Artois wurde in Akkon ein paar Monate nach dem Tod seines Vaters in der Schlacht von Mansura (1250) geboren. Drei Kinder Ludwigs IX. sind im heiligen Land geboren wurden.
 
Aus dem 12. und 13. Jahrhundert, also dem Zeitraum indem "Robin Hood" spielt, sind mir jetzt auf anhieb keine Frauen bekannt, die in den Krieg zogen, allenfalls in ihrer Eigenschaft als Verteidigerinnen ihrer Burgen bei Abwesenheit der Männer.


Ist zwar kein Krieg sondern es geht um den Schwertkampf, aber hier schon wieder Wiki: Royal Armouries Ms. I.33 - Wikipedia, the free encyclopedia handelt es sich um ein Manuskript welches auf das 13. Jahrhundert datiert wurde, anscheinend eine Anleitung zum Fechten aus Deutschland ist, wobei auf den letzten zwei Seiten eine Frau namens "Walpurgis" der dargestellte Fechtschüler sei.
 
Eine Erklärung zu suchen, finde ich wenig notwendig, weil die Frau in Rüstung in dem Film ja sowieso als eine Frau des 21. Jh. dargestellt wurde, welche sich weder für die Kirche interessierte noch irgendwie wie eine Adelige des 12./13. Jh. verhielt.
Von daher passte sie als Kombattantin genauso in den Film wie die Kinder, von welchen jeder ein Ponny hatte. Woher die Gäule kamen, ist ja auch nicht erklärlich. Auf der einen Seite sollen die Leute von Nottingham den Kalk aus der Lampe futtern, auf der anderen sah man statt Ochsengespannen dann Pferde vor den Karren und die kleinen Diebe aus dem Wald waren sogar durchweg beritten.:autsch: So arm können die Leute also doch nicht gewesen sein.
Vielleicht soll die Kombattantin ja auch einfach genauso schockierend sein wie die französischen Bösewichte, welche Geistliche mordend und Kirchen beraubend gezeigt wurden. :pfeif: Natürlich stumpft so eine Aneinanderreihung von unchristlichen Taten ab und daher muss man vielleicht immer noch eins drauf setzen...
(Immerhin sah man genauso wenig bei Sophie Marceau wie sie auf einmal als D'Artagnans Tochter den Umgang mit dem Degen gelernt haben soll. Aber da kann es ja eine vererbte Begabung gewesen sein - bei dem Vater.;))
 
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