Kommen wir mal zu Fragen, die manchen Leuten wohl provokativ vorkommen werden. Nämlich gab es in der angelsächsischen Presse- und Literaturlandschaft eine Abbildung der Verschlechterung des deutsch-angelsächsichen politischen Verhältnisses für den genannten Zeitraum (oder auch davor), bzw. vielleicht auch umgekehrt?
Im Fin de Siecle grassierte bereits der Rassismus als Folge der imperialen Erschließung der Welt, und das auch unter den "Weißen" untereinander. Ich stelle jetz mal eine These auf, aber nicht, um sie zu verbreiten, sondern als Diskussionsgrundlage bzw. als Theorie, die es zu beweisen oder zu widerlegen gilt:
Demnach akzeptierte (der Lesbarkeit halber alle als "typisch" zu geltenden nationalen Bezeichnungen im folgenden ohne Gänsefüßchen) der Deutsche nur den Angelsachsen auf Augenhöhe. Eigentlich nur den Engländer, der Amerikaner musste sich bereits heftige Abstriche gefallen lassen. Andere Bewohner der britischen Inseln nahm er nicht oder fast nicht zur Kenntnis. Das Empire hieß immer nur "England". Romanen galten als faul, verweichlicht und teilweise unkultiviert, nur für die Franzosen gab es noch Splitter der früheren (auch nur teilweisen) Hochachtung. Slawen und andere Bewohner des europäischen Ostens galten als faul, eidbrüchig und unkultiviert bis zur Dummheit (je "ost", desto mehr). Vor diesem Hintergrund kann man sich dann das Ansehen aller anderen Menschen bei den Deutschen vorstellen.
Die Deutschen hätten es nun gern gesehen, wären sie von den Angelsachen ebenfalls als gleichrangig angesehen worden (das ging später bis zu Hitlers Bündnisangeboten an "England" und seiner großen Zurückhaltung gegenüber den USA). Die Angelsachsen aber akzeptierten anstelle der Deutschen nur die Franzosen als wenigstens ansatzweise gleichrangig. Die Deutschen waren für sie ein Mischvolk aus kultivierten Westeuropäer und asiatischem Hordenangehörigen (das steht, meine ich, +/- wörtlich irgendwo bei Will Durand, nur finde ich das sicher nicht wieder).
Die "Hunnenpropaganda" des Ersten Weltkriegs drückt das deutlich aus. Meine Frage ist: Hat es etwas Ähnliches, sicher in abgeschwächter Form, in den damaligen angelsächsischen Medien bereits zuvor gegeben? Ich suche also Experten, die sich mit der damaligen angelsächsischen Medienlandschaft auskennen. Natürlich wäre auch die umgekehrte Richtung interessant, wonach das Bild der Angelsachsen in deutschen Medien sich bereits vor 1914 nachhaltig getrübt hätte.
Auf jeden Fall war Kaiser Wilhelm II. mit seinem übertriebenen Gehabe immer wieder Zielscheibe von Kritik und Spott aus "England". Generell wurde dem deutschen Kaiser die angemessene Bezeichnung "emperor" verwehrt, er musste sich mit der abwertenden Übertragung seines Titels in den englischen Sprachgebrauch begnügen. (I.f. aus einem Fernsehbeitrag, leider nicht genau zitierbar) 1912 wurde Kaiser Wilhelm II. aus der Royal Yacht Squadron, deren Sitz auf der Isle of Wight er im Rahmen seiner Reisen immer wieder gern besucht hatte, ausgeschlossen. Das deutschstämmige Herrscherhaus Großbritanniens musste sich im Laufe der Zeit immer mehr "entdeutschen".
Ich bitte um Kommentare. Und möglichst nichts zu Vansittard schreiben, über den gibt es genügend Material.
Grüße, Holger
Im Fin de Siecle grassierte bereits der Rassismus als Folge der imperialen Erschließung der Welt, und das auch unter den "Weißen" untereinander. Ich stelle jetz mal eine These auf, aber nicht, um sie zu verbreiten, sondern als Diskussionsgrundlage bzw. als Theorie, die es zu beweisen oder zu widerlegen gilt:
Demnach akzeptierte (der Lesbarkeit halber alle als "typisch" zu geltenden nationalen Bezeichnungen im folgenden ohne Gänsefüßchen) der Deutsche nur den Angelsachsen auf Augenhöhe. Eigentlich nur den Engländer, der Amerikaner musste sich bereits heftige Abstriche gefallen lassen. Andere Bewohner der britischen Inseln nahm er nicht oder fast nicht zur Kenntnis. Das Empire hieß immer nur "England". Romanen galten als faul, verweichlicht und teilweise unkultiviert, nur für die Franzosen gab es noch Splitter der früheren (auch nur teilweisen) Hochachtung. Slawen und andere Bewohner des europäischen Ostens galten als faul, eidbrüchig und unkultiviert bis zur Dummheit (je "ost", desto mehr). Vor diesem Hintergrund kann man sich dann das Ansehen aller anderen Menschen bei den Deutschen vorstellen.
Die Deutschen hätten es nun gern gesehen, wären sie von den Angelsachen ebenfalls als gleichrangig angesehen worden (das ging später bis zu Hitlers Bündnisangeboten an "England" und seiner großen Zurückhaltung gegenüber den USA). Die Angelsachsen aber akzeptierten anstelle der Deutschen nur die Franzosen als wenigstens ansatzweise gleichrangig. Die Deutschen waren für sie ein Mischvolk aus kultivierten Westeuropäer und asiatischem Hordenangehörigen (das steht, meine ich, +/- wörtlich irgendwo bei Will Durand, nur finde ich das sicher nicht wieder).
Die "Hunnenpropaganda" des Ersten Weltkriegs drückt das deutlich aus. Meine Frage ist: Hat es etwas Ähnliches, sicher in abgeschwächter Form, in den damaligen angelsächsischen Medien bereits zuvor gegeben? Ich suche also Experten, die sich mit der damaligen angelsächsischen Medienlandschaft auskennen. Natürlich wäre auch die umgekehrte Richtung interessant, wonach das Bild der Angelsachsen in deutschen Medien sich bereits vor 1914 nachhaltig getrübt hätte.
Auf jeden Fall war Kaiser Wilhelm II. mit seinem übertriebenen Gehabe immer wieder Zielscheibe von Kritik und Spott aus "England". Generell wurde dem deutschen Kaiser die angemessene Bezeichnung "emperor" verwehrt, er musste sich mit der abwertenden Übertragung seines Titels in den englischen Sprachgebrauch begnügen. (I.f. aus einem Fernsehbeitrag, leider nicht genau zitierbar) 1912 wurde Kaiser Wilhelm II. aus der Royal Yacht Squadron, deren Sitz auf der Isle of Wight er im Rahmen seiner Reisen immer wieder gern besucht hatte, ausgeschlossen. Das deutschstämmige Herrscherhaus Großbritanniens musste sich im Laufe der Zeit immer mehr "entdeutschen".
Ich bitte um Kommentare. Und möglichst nichts zu Vansittard schreiben, über den gibt es genügend Material.
Grüße, Holger