Doktrin des Kommunismus....an Gewalt gebunden,
Ich kenne war das "Kommunistische Manifest", aber dass es eine "Doktrin des Kommunismus" geben würde, die zudem im Kern an Gewalt gebunden sei, wäre mir neu. Auch wenn sich Lenin sehr intensiv mit der Frage der Machteroberung, auch im Rahmen der "Imperialismus-Theorie" beschäftigt hat.
Mir scheint, es gehen bei derartig pauschalen Aussagen, theoretische Positionen des Marxismus und die pragmatische Umsetzung im Rahmen der Ausübung von Staatsgewalt im revolutionären und post-revolutionären Russland ein wenig durcheinander.
Zumal Marx in Bezug auf die Pariser Kommune eher basisdemokratische Prozesse präferierte und die "Herrschaft des Proletariats" nicht final an den diskursfreien Dialog von Bajonetten binden wollte. Aber das wurde eigentlich schon häufiger im GF diskutiert.
Dass es im Rahmen des Übergangs von einer Herrschaftsform zu einer anderen zu gewaltorientierten Auseinandersetzungen kommt, ist ein Merkmal des Bürgerkriegs und betrifft alle beteiligten Gruppen. Das gilt sowohl für die Bolschewiki als auch für die "Weißen", wie man bei Hildermeier oder Stöckl leicht nachlesen kann.
Als Konsequenz des Bürgerkriegs tritt in der UdSSR eine bis dato nicht gekannte neue Ausformung eines politischen Systems auf, das die Merkmale eines totalitären Staates aufweist. Und in diesem Sinne gab es durchaus eine massive Nutzung von Gewalt und Terror in der SU gegen die Bevölkerung. Aber dieser Terror entsprangt keiner "Doktrin des Kommunismus", sondern primär dem Machterhaltungswillen eines totalitären Systems, das - fast zufällig - durch einen staatlichen Besitz der Produktionsmittel gekennzeichnet war und somit als "sozialistische Übergangsgesellschaft" firmierte.
Anderes Thema:
Totalitarismus vs. Faschismus:
Bei Kershaw [1] findet sich eine kurze und prägnante Schau der unterschiedlichen Position zu diesem Thema. In seiner Darstellung wird ersichtlich, dass die unterschiedslose Zusammenfassung von Kommunismus und Faschismus unter den Begriff des Totalitarismus den theoretischen und empirischen Befunden nicht angemessen ist.
Auch von dieser Seite wird deutlich, wie problematisch eine komparative Analyse der stalinistischen UdSSR und des hitlerschen NS-Deutschland ist.
Zumal durch den Vergleich beide Systeme weder besser noch brutaler werden, als sie es ohnehin für die Beteiligten waren.
1. Kershaw: Der NS-Staat, Hamburg, Nikol, 2009,m S. 39ff