Hallo,
ich will an dieser Stelle technologische Grundlagen der Hochseeflotte für den Zeitraum von 1890 bis 1914 diskutieren, da ich bei der Durchsicht anderer Beiträge auf einigen Klärungsbedarf gestoßen bin.
Im Zentrum stehen hier Technologien der Großlinienschiffe, auch wenn anderes in verschiedenen Teilen diskutiert werden mag.
Bevor es um die Details geht muß geklärt werden, welche Stufe Projektil- und Panzertechnologie in diesem Zeitraum einnehmen. Beide gehen eine dynamische Beziehung zueinander ein, die von Konstrukteuren des RMA versucht wird, gewinnbringend auszunutzen.
Krupp hat in der zweiten Hälfte des 19.Jh. eine Reihe von Innovationen erzielt, die die wahrgenommene Kampfstärke der Großlinienschiffe erheblich verbessert hat. Dazu zählen:
[1] in den 60´er Jahren die Entwicklung von Stahlgeschützen mit Hinterlader
(z.Vgl. Armstrong stellte bis 1878 noch Eisenringverstärkte Mantelringgeschütze mit Vorderlader und die Franzosen bis 1875, verstärkte Stahlgußkanonen mit Vorderlader her)
[2] in den 70´er Jahren die ersten oberflächengehärteten Panzer (Gruson) für hemisspherische Landbefestigungstürme und einige schiffstürme (HEIMDALL-Klasse und BRANDENBURG-Klasse). Diese Panzer konnten alle bekannten Geschosse (AP-Kappen gab es noch nicht) zerstören
(z.Vgl. wird in dieser Zeit überwiegend Holz-Eisen oder weiches Eisen als Panzer verwendet)
[3] in den 80´er Jahren werden im mittelkalibrigen Bereich erste Schnelladegeschütze gebaut, neues, raucharmes Pulver erlaubt längere, und damit leistungsfähigere Geschütze zu bauen
[4] um 1890 wird KC-Panzerung entwickelt, ein leistungsfähiger, hochresistenter Panzer, der später in Lizenz weltweit nachgebaut wird
(z.Vgl. wird bis Ende der 90´er Jahre in England Compound- oder Sandwich-Panzer, in Frankreich Nickelstahl und in Amerika Harvey oberflächengehärteter Panzer verwendet)
[5] um 1897 werden balanzierte Türme und mitlaufende Ladeeinrichtungen für Türme hergestellt, was erstmals das schießen und laden in allen Richtungen erlaubt. Die Schußrate der KAISER-Friedrich-III Klasse steigert sich von 1,5 Schuß/min. auf 3 bis 4 (alle 15 bis 20 sekunden)
(z.Vgl. um 1897 brauchte ein amerkianisches 13" Geschütz noch 320 Sekunden (5 Minuten!) zum Nachladen)
[6] um 1902 werden erstmals Kappen eingeführt. Diese Kappen sind aber weich und funktionieren nur bei Einschlägen um 15-20 Grad
[7] 1902 ändert Krupp daraufhin die Abnahmebedingung und fordert von allen Geschossen eine Durchschlagsleistung bei 20 Grad (damit wird gewährleistet, dass angenommen wird die Kappe funktioniert nicht, sie stellt also einen Bonus zur Geschoßleistung dar)
[8] Krupp führt Hochexplosiven Granatfüller ein (Gr.F.88 oder "Lyddite" in engliscer Terminologie), HE-Geschosse sind damit erheblich leistungsfähiger als zuvor
[9] Krupp führt 1907 TNT als Granatfüller für APC Geschosse ein, um die vorzeitige Detonation des Geschosses bei starkem Impaktschock zu vermeiden, gleichzeitig wird ein erster, aber unzuverlässiger Bodenzünder mit Verzögerung eingeführt. Innerhalb der Grenzen der Wikrsamkeit der weichen AP-Kappen (Hadfield-Kopien, es gibt ein Technologietauschabkommen zwischen Hadfield und Krupp in deiser Zet) und auf nahe Distanz wird somit das erste echte APC-Geschoß erzeugt
(z.Vgl. England erst 1918, in Amerika nicht vor 1931)
[10] Krupp ersetzt 1911 die weichen Kappen mit 60kg/mm^2 durch harte Kappen mit 100 bis 120 kg/mm^2, die auch bei Winkeln über 30 Grad regelhaft funktionieren, die APC Geschosse funktionieren jetzt auch bei wesentlich größeren Distanzen. Die Prüfbedingungen für AP-Geschosse sehen jetzt vor, dass ein gegebenes Geschoss bei 500m/s Auftreffgeschwindigkeit und 30 Grad Einschlagwinkel mindestens 1/2 Kaliberstärken KC in zündfähigem Zustand komplett durchschlagen muß
(z.Vgl. in England und Amerika wird bis 1924 der Durchschlag von midestens Kaliberstarken KC-Platten bei rechten Auftreffwinkeln verlangt. England entwickelt aber nach Jütland das mkIIIa GREENBOY APC Geschoß mit harter Kappe und Verzögerungszünder, welches diese moderate Anforderung deutlich übertrifft und ebenfalls 0.5 cal/KC Platten bei sogar 40 Grad und 1800 fps durchschlagen kann)
[11] Krupp verändert KC leicht um 1906 (d.h. Platten die 1910 oder später eingebaut werden), um de größere Frakturbildung zu verhindern (wohl auch weil Konkurrenten wie Midvale mit ihrem eigenen MNC auf den kontinentalen Markt drängen)
Zusammengefaßt:
um 1880: weiche AP-Vollgeschosse dringen in weiches Eisen ein, werden aber von Nickelstahlpanzer, Compound, oder Grusonpanzer selbst zerstört
um 1890: gehärtete AP-Geschosse (Holtzer) dringen in Compound- und Nickelstahlpanzer ein, werden aber von Harvey und KC zerstört
um 1900: von weichen Kappen geschützte, gehärtete AP-Geschosse dringen in Harvey und bis 15/20 Grad auch in frühem KC-Panzer ein, werden aber von entwickelten KC-Panzer (brit. CA nach 1910, Witkovitz KC, U.S. Midvale class "A" MNC nach 1907 (nur MNC, nicht BNC, BTC, CKC die in dieser Zeit auch produziert werden!) und KC nach 1920 auch bei rechten Winkeln zerstört
um 1910: harte Kappengeschosse dringen in alle Panzer ein
ich will an dieser Stelle technologische Grundlagen der Hochseeflotte für den Zeitraum von 1890 bis 1914 diskutieren, da ich bei der Durchsicht anderer Beiträge auf einigen Klärungsbedarf gestoßen bin.
Im Zentrum stehen hier Technologien der Großlinienschiffe, auch wenn anderes in verschiedenen Teilen diskutiert werden mag.
Bevor es um die Details geht muß geklärt werden, welche Stufe Projektil- und Panzertechnologie in diesem Zeitraum einnehmen. Beide gehen eine dynamische Beziehung zueinander ein, die von Konstrukteuren des RMA versucht wird, gewinnbringend auszunutzen.
Krupp hat in der zweiten Hälfte des 19.Jh. eine Reihe von Innovationen erzielt, die die wahrgenommene Kampfstärke der Großlinienschiffe erheblich verbessert hat. Dazu zählen:
[1] in den 60´er Jahren die Entwicklung von Stahlgeschützen mit Hinterlader
(z.Vgl. Armstrong stellte bis 1878 noch Eisenringverstärkte Mantelringgeschütze mit Vorderlader und die Franzosen bis 1875, verstärkte Stahlgußkanonen mit Vorderlader her)
[2] in den 70´er Jahren die ersten oberflächengehärteten Panzer (Gruson) für hemisspherische Landbefestigungstürme und einige schiffstürme (HEIMDALL-Klasse und BRANDENBURG-Klasse). Diese Panzer konnten alle bekannten Geschosse (AP-Kappen gab es noch nicht) zerstören
(z.Vgl. wird in dieser Zeit überwiegend Holz-Eisen oder weiches Eisen als Panzer verwendet)
[3] in den 80´er Jahren werden im mittelkalibrigen Bereich erste Schnelladegeschütze gebaut, neues, raucharmes Pulver erlaubt längere, und damit leistungsfähigere Geschütze zu bauen
[4] um 1890 wird KC-Panzerung entwickelt, ein leistungsfähiger, hochresistenter Panzer, der später in Lizenz weltweit nachgebaut wird
(z.Vgl. wird bis Ende der 90´er Jahre in England Compound- oder Sandwich-Panzer, in Frankreich Nickelstahl und in Amerika Harvey oberflächengehärteter Panzer verwendet)
[5] um 1897 werden balanzierte Türme und mitlaufende Ladeeinrichtungen für Türme hergestellt, was erstmals das schießen und laden in allen Richtungen erlaubt. Die Schußrate der KAISER-Friedrich-III Klasse steigert sich von 1,5 Schuß/min. auf 3 bis 4 (alle 15 bis 20 sekunden)
(z.Vgl. um 1897 brauchte ein amerkianisches 13" Geschütz noch 320 Sekunden (5 Minuten!) zum Nachladen)
[6] um 1902 werden erstmals Kappen eingeführt. Diese Kappen sind aber weich und funktionieren nur bei Einschlägen um 15-20 Grad
[7] 1902 ändert Krupp daraufhin die Abnahmebedingung und fordert von allen Geschossen eine Durchschlagsleistung bei 20 Grad (damit wird gewährleistet, dass angenommen wird die Kappe funktioniert nicht, sie stellt also einen Bonus zur Geschoßleistung dar)
[8] Krupp führt Hochexplosiven Granatfüller ein (Gr.F.88 oder "Lyddite" in engliscer Terminologie), HE-Geschosse sind damit erheblich leistungsfähiger als zuvor
[9] Krupp führt 1907 TNT als Granatfüller für APC Geschosse ein, um die vorzeitige Detonation des Geschosses bei starkem Impaktschock zu vermeiden, gleichzeitig wird ein erster, aber unzuverlässiger Bodenzünder mit Verzögerung eingeführt. Innerhalb der Grenzen der Wikrsamkeit der weichen AP-Kappen (Hadfield-Kopien, es gibt ein Technologietauschabkommen zwischen Hadfield und Krupp in deiser Zet) und auf nahe Distanz wird somit das erste echte APC-Geschoß erzeugt
(z.Vgl. England erst 1918, in Amerika nicht vor 1931)
[10] Krupp ersetzt 1911 die weichen Kappen mit 60kg/mm^2 durch harte Kappen mit 100 bis 120 kg/mm^2, die auch bei Winkeln über 30 Grad regelhaft funktionieren, die APC Geschosse funktionieren jetzt auch bei wesentlich größeren Distanzen. Die Prüfbedingungen für AP-Geschosse sehen jetzt vor, dass ein gegebenes Geschoss bei 500m/s Auftreffgeschwindigkeit und 30 Grad Einschlagwinkel mindestens 1/2 Kaliberstärken KC in zündfähigem Zustand komplett durchschlagen muß
(z.Vgl. in England und Amerika wird bis 1924 der Durchschlag von midestens Kaliberstarken KC-Platten bei rechten Auftreffwinkeln verlangt. England entwickelt aber nach Jütland das mkIIIa GREENBOY APC Geschoß mit harter Kappe und Verzögerungszünder, welches diese moderate Anforderung deutlich übertrifft und ebenfalls 0.5 cal/KC Platten bei sogar 40 Grad und 1800 fps durchschlagen kann)
[11] Krupp verändert KC leicht um 1906 (d.h. Platten die 1910 oder später eingebaut werden), um de größere Frakturbildung zu verhindern (wohl auch weil Konkurrenten wie Midvale mit ihrem eigenen MNC auf den kontinentalen Markt drängen)
Zusammengefaßt:
um 1880: weiche AP-Vollgeschosse dringen in weiches Eisen ein, werden aber von Nickelstahlpanzer, Compound, oder Grusonpanzer selbst zerstört
um 1890: gehärtete AP-Geschosse (Holtzer) dringen in Compound- und Nickelstahlpanzer ein, werden aber von Harvey und KC zerstört
um 1900: von weichen Kappen geschützte, gehärtete AP-Geschosse dringen in Harvey und bis 15/20 Grad auch in frühem KC-Panzer ein, werden aber von entwickelten KC-Panzer (brit. CA nach 1910, Witkovitz KC, U.S. Midvale class "A" MNC nach 1907 (nur MNC, nicht BNC, BTC, CKC die in dieser Zeit auch produziert werden!) und KC nach 1920 auch bei rechten Winkeln zerstört
um 1910: harte Kappengeschosse dringen in alle Panzer ein