Am Mittelgebirgsrand kommt wohl noch der germanische Druck dazu. Ich habe weiter oben in diesem Thread schon mal (mit Link) auf die Ausgrabungen in Isingerode (nördl. Goslar) verwiesen, nach denen die dortige Höhenbefestigung, mit Handelsspuren nach Pannonien und Südwestdeutschland, und klarer Verteidigungsausrichtung Richtung Norden, so um das 8. Jh. v. Chr. nach starkem Brand aufgegeben wurde. Die Hoffnung, dass die hier mitschreibenden Keltenexperten diesen Befund einordnen und bewerten würden, hat sich allerdings bislang nicht erfüllt.
Sorry, deine erste Erwähnung von Isingerode war mir leider entgangen. Ich habe mir jetzt mal das Vergnügen gemacht, fünf Jahre Grabungsberichte durchzusehen. Ein paar Anmerkungen:
Es ist toll, das sich ein Mitglied der Grabungsequipe zur Aufgabe gemacht hat, Tagebuch zu schreiben und online mit Fotos zu dokumentieren. Das würde man sich bei vielen anderen Ausgrabungen auch wünschen.
Die Grabung ist meines Erachtens notorisch unterfinanziert, wenn jemand von Euch Erfahrung mit Fundraising und Spendensammeln hat, wäre er bei dieser Grabung sicherlich gut aufgehoben. Bei der guten Holzerhaltung und dem vielen Knochenmaterial müssten wir erheblich mehr Geld in C14 stecken, als es gemacht wird. Und auch die Restauration kostet Geld.
Der Fundplatz ist sehr spannend, besonders die durch den Wallversturz und mehrere Brandschichten konservierten Befunde sind interessant. Insgesamt ein toller Fundplatz für die Bronze- und frühe Eisenzeit.
Aber darum ging es ja in diesem Thread nicht: Für uns interessant ist die letzte Besiedlungsperiode. Aber aus dieser blieb das Material leider hinter den Erwartungen zurück. Fest steht, dass im Zeitraum 20 vor bis 20 nach der äussere Graben noch einmal ausgehoben wurde und die zahlreichen Keramikfunde sprechen wohl für eine Besiedlung des Platzes im Innenraum in dieser Zeit. Die wenigen Keramikfotos zeigen typisch germanische oder provinzialrömische Keramik. Allerdings erlaubt der Anteil von Gebrauchskeramik da wohl wieder mal keine genauere Aussage. Typische Spät-La-Tene-Stücke fehlen, mir kommt da zum Beispiel die in Süddeutschland und Hessen in dieser Phase verbreitete Graphittonkeramik in den Sinn, die ich vermisse. Aber wie gesagt, wenige Fotos reichen nicht, da müsste ich das Material schon zusammen sehen.
Bedauerlich und für mich erstaunlich ist der niedrige Anteil an Metallfunden, scheinbar wurde die Siedlung intensiv gereinigt, es mag sich aber auch um eine regionale Besonderheit handeln, wie im Text angesprochen.
Kommen wir nun zu einer anderen Frage, die für mich im Vordergrund steht: Handelt es sich in der letzten Phase wirklich um einen befestigten Platz? Das würde aus der für germanische Siedlungen üblichen Struktur doch ziemlich heraus stechen und eigentlich eher für die Anwesenheit von Erbauern sprechen, die solche befestigten Strukturen kennen, wie eben die rückwandernden/abwandernden Kelten. Aber solange die Torsituation nicht vollständig ergraben wurde, rate ich von Schlussfolgerungen ab. Bislang wissen wir nur, dass ein Graben ausgehoben wurde, und dazu waren wohl alle Erbauer fähig.
Das "Steinpflaster" scheint mir übrigens doch eher der Versturz der Wallfront zu sein, auch da muss man warten, was die Grabungen ergeben. man hätte sich wohl in keiner Kultur die Mühe gemacht, eine Lehmschicht mal grossflächig mit schönen STeinen zu pflastern.
Also, da muss noch einiges kommen, ich drücke den Ausgräbern für diese Saison fest die Daumen, das verspricht noch spannend zu werden. Wegen seiner Befunde und der Funderhaltung ist dieser Platz auf alle Fälle archäologisch mehr als spannend.
Zur frühen Eisenzeit, die dich auch zu interessieren scheint, habe ich ausser Brandhorizonten und vielen schönen Scherben bislang nur wenig gesehen, hier stehen die Befunde wohl ebenfalls noch aus. Aber ich lehne mich schon mal aus dem Fenster, in dieser Phase scheint der Platz gut in das Gefüge der frühen Hallstattzeit eingebunden gewesen zu sein, es handelt sich um qualitativ hochwertige Stücke, auch etwas Importgut darunter. Erinnert mich als Hessen an die Hochphase des Glaubergs. Aber der überwiegende Teil datiert noch in die Bronzezeit.