Nach dem Krieg wurde dann eine Debatte über die "verpaßten Erfolgschancen" geführt: wäre doch die Hochseeflotte in den Kanal vorgestoßen. Das ist so in etwa eine Folge des Gejammers über die Marneschlacht und das BEF. Dazu ist hier im thread schon einiges ausgeführt.
Silesia und thane, sicherlich habt Ihr mit Euren Schicken Zahlen Recht und auch alles andere, was da so zitiert oder als Beweisführung genutzt wird, ist korrekt.
Aber warum sollen jetzt andere Meinungen auf die Sicht der Dinge mittels angedeuteten "Revanchismus" als Gejammere klein geredet werden?
Um hier von mir nochmal in abschließenden Worten festzuhalten - Es geht mir doch nicht darum, festzustellen, dass es durch verpasste Erfolgschancen den Krieg hätte beeinflussen können, sondern die maritime militärische Lage von Sommer 14 bis Jan 15 sich für die Hochseeflotte im wesentlichen günstiger gestaltete, als alles, was nach dem Frühjahr 15 kam. Der große Knockout für die Hochseeflotte, war der unwissentliche Verlust von Signalbüchern und den Nutzen der britischen Aufklärung, nach dem Fall
Magdeburg in der Ostsee.
Und offensiv gestalteten sich die Aktionen November und Dezember 1914 der Aufklärungsstreitkräfte mit dem Beschuß der englischen Ostküste als wenig militärisch sinnvoll, aber die psychologische Wirkung auf die engl. Bevölkerung und damit auf die RN würde ich jetzt als enorm einschätzen. (Immerhin war es die erste Küstenbeschießung seit 250 Jahren!)
Als Vorteilhaft schätze ich dann auch die Handlungsfreiheit der Hochseeflotte in diesen Bereich der südlichen Nordsee in den ersten Kriegsmonaten. Ob und wieweit es tatsächlich als Vorteil umzusetzen war, kann nicht bewiesen werden, soweit ist es klar.
Als interessant möchte ich die Umstände des zweiten Vorstoßes gegen die englisch Ostküste vom 15./16 Dezember 1914 erwähnen. Es waren wieder die gleichen Operativen Aufstellungen von Seiten der Hochseeflotte getroffen worden, wie auch schon im November.
Doch diesmal bekamen die Engländer Wind von der Aktion und entsandten Schlachtkreuzer, Panzerkreuzer und sechs Großlinienschiffe in das Seegebiet, wo nur die I. und II. Aufklärungsgruppe vermutet wurde. Was die Engländer nicht wussten, in Bereitstellung unweit der Aufklärungsgruppen, stand die damalige gesamte Hochseeflotte mit 14 Großlinienschiffen und den 8 alten Linienschiffen. Dies stellte aus militärischer Sicht, eine Gelegenheit dar, in zahlenmäßiger Übermacht der Hochseeflotte in einem Gefecht mit den englischen Teilstreitkräften einen möglichen (wichtigen) Sieg erringen zu können. Ob es im Gefecht so ausgegangen wäre, ist natürlich nicht nachprüfbar.
Aber Grundsätzlich macht mir die Diskussion um die maritime Thematik keinen Spaß mehr hier im GF. Es sei gesagt, daß ich einen Großteil der hier von anderen Usern viel zitieren Literatur nicht besitze oder gelesen habe. Ich werde auch nicht bei jedem Beitrag, den ich schreiben möchte, dazu in die Bibliothek setzen, weil ich schreibe hier keine Dissertation, sondern ich schreibe hier, weil ich es mein Hobby ist. Ich mache es aus freien Stücken, weil es mir Spaß macht und weil ich an maritimen Themen interessiert bin. Wenn das hier nicht mehr Honoriert wird, finde ich das sehr Schade, denn auch ich habe durch viele, maritime Themen und Diskussionen zu diesen hohen Niveau des Forums beigetragen.
Mit diesen Worten schließt sich mein Kreis, zu dem ersten Absatz hier und der Frage über die Behandlung anderer Meinungen im GF.