Ausrüstung und "Look" von Hannibals Armee

Ich habe heute nochmal den Anfang des Threads gelesen (da wird man ja fast nostalgisch) - den hatte ich ja noch vor der ersten Bleistiftlinie erstellt, das war mir gar nicht mehr klar. Und irgendwo ganz zu Anfang hieß es noch, "Es gibt kein Buch - noch nicht." Das GF war wirklich schon bei Stunde minus Eins dabei. ;)

Das sind gute Argumente für Linothorakes (das müsste, meinem 18 Jahre zurückliegenden Graecum nach, der Plural sein), und toll zu zeichnen sind sie auch. Hm. Da komme ich ja direkt ins Grübeln, ob ich einen der Konsuln in einen stecke, auch für die Unterscheidung. Oder zumindest ein paar der Tribunen. Bisher habe ich noch eine Art "Schnell-Unterscheidung" mit Römer=Bronze, Karthager=Leinen, aber das Schema weicht schon Mago auf, und es war nie als unumstößliche Regel gedacht (wie auch).

Dann das Problem der fehlenden Funde bei einem Überfluss an Abbildungen von "Muskelpanzern".

Wobei da die Lage doch eindeutiger ist, hätte ich gedacht? Lorica hamata und linothorax sind vom Schnittmuster eher zu verwechseln, wenn die aufgemalten Ringe der hamata fehlen (abgesehen von den Pteryges). Der Muskelpanzer ist ja schon immer sehr liebevoll modelliert.
 
Zum einen, einige der Hintergrundfiguren auf der Traianssäule tragen welche.
Hast Du einen Link zu einer Abbildung?

Dann das Problem der fehlenden Funde bei einem Überfluss an Abbildungen von "Muskelpanzern".
Überfluss an Abbildungen bedeutet nicht Überfluss an real existierenden Muskelpanzern. Sie waren schließlich wohl nie Massenware für die einfachen Soldaten.

Schwierigkeiten, de Dinger bei republikanischen. Abbildungen von Kettenhemden zu unterscheiden.
Dass man die Dinger nicht unterscheiden kann, bedeutet aber nicht, dass es im Zweifel Leinenpanzer waren.

Letztlich die Überlegung, dass Seesoldaten leichtere Panzer brauchten – nicht nur für den Fall des Über-Bord-Gehens, sondern die Zuladung. Bei einem Kettenhemdgewicht von 10 kg verteilt auf 20 Seesoldaten hast Du schon 200 kg mehr an Bord, das könnten schon gut zwei Mann mehr sein.
Allerdings dürfte Leinenpanzern Feuchtigkeit auf Dauer nicht allzu gut bekommen, und Schiffe sind kein sehr trockener Ort - auch wenn der Seesoldat nicht ins Wasser fällt. Verglichen mit der Masse der zahlreichen Ruderer und der mitzuführenden Vorräte würde ein bisschen mehr oder weniger Rüstungsgewicht pro Seesoldat vermutlich auch keinen weltbewegenden Unterschied mehr machen.

Aber eine schöne These ist es schon.
Mich überzeugt sie nicht. Vor allem fallen mir keinerlei literarischen Erwähnungen ein. Polybios erwähnte, wenn ich mich recht erinnere, bei seiner Beschreibung der Ausrüstung der republikanischen römischen Armee nichts dergleichen, obwohl es gerade für ihn als Griechen bemerkenswert gewesen sein müsste, wenn die Römer griechische Rüstungen übernommen hätten. Auch Dionysios von Halikarnassos - der sich keine Gelegenheit entgehen ließ, auf Gemeinsamkeiten zwischen Römern und Griechen hinzuweisen - bemerkte nichts dergleichen. Livius meines Wissens auch nicht.
 
Hier hätte ich drei Herren in leichtem militärischem Outfit, der m. E. als Leinenpanzer interpretierbar ist.

Bei Morrison/Coates "Die athenische Triere" ist beschrieben, dass die Durchschnittstriere 200 Mann, davon 170 Rojer, 14 Seesoldaten und 16 Matrosen/Steuerleute/Kommandeure etc. an Bord hatte. Im Versuch wurde nachgewiesen, dass es durchaus spürbar war, wenn ein Mann von 80 kg seinen angewiesenen Platz verliess und auf die eine oder andere Seite des Schiffes ging. "An Platzmangel litten die Passagiere nie, aber je mehr es waren, umso unvermeidlicher behinderten sie die Manöver des Schiffs" (S. 292). Ich sollte anmerken, dass laut der antiken Quellen, die im Buch genannt werden, ausnahmsweise bis zu 40 Seesoldaten an Bord waren (und die meisten Fresken zeigen durchaus wimmelnde Zustände auf den Kriegsschiffen, das kann aber auch am Thema liegen).

Natürlich kann man sagen, dass die späteren, größeren Penteren entsprechend mehr Platz und Zuladungsmöglichkeiten hatten. Wegen der baulichen Ähnlichkeit halte ich allerdings nur eine proportionale Zunahme für wahrscheinlich, siehe auch den Umstand, dass der Corvus – so sehr er römische Seeherrschaft begründete – bald wieder verschwand, nachdem seine schlechte Tarierbarkeit eine Flotte versenkte. 200 kg können so doch ins Gewicht fallen. Im übrigen mögen auch Kettenhemden keine Feuchtigkeit. Wenn man über ein verregnetes Römerfest geht, klingt das Klagegeheul aus den Zelten der Besitzer nicht-rostfreier Hamaten besonders laut.

Zu den antiken Quellen fällt mir eine Gegenfrage ein: beschrieben denn Polybios, Dionysios und Livius die Ausstattung und Rüstung der kommandierenden Offiziere? Die Diskrepanzen bei der Ausstattung der Soldaten sind augenfällig und lohnend für Beschreibungen. Ähnlichkeiten sind es in der Regel nicht (außer offensichtlich bei Dionysios).
 

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Leinenpanzer sind eine sehr weit verbreitete Art der Schutzkleidung über die ganze Welt verteilt (auch wenn es nicht den allergeringsten Hinweis auf die bei vielen so beliebten geleimten Leinenpanzer gibt). Man müßte vielleicht eher fragen, warum sie in der römischen Armee nicht auch verwendet worden sein sollen.

Aber ich stimme Ravenik zu, es gibt ausdrücklich keinen Hinweis auf ihre Verwendung bei den Römern. Die abgebildeten Panzer könnten auch Kettenhemden sein, deren Struktur dann aufgemalt war (Edit: bzw. bei dem gelinkten Bild Metallpanzer mit Untergewand, an dem pteryges hängen). Ein Kettenpanzer ist als Schutz alleine aber unzureichend, nur in Verbindung mit einem polsternden Untergewand aus Schichten oder mit Füllung (meist eben aus Leinen oder manchmal auch Leder) stellt ein Kettenhemd eine sehr gute Rüstung dar. Da die Römer nachweisbar Kettenhemden verwendeten und aus späteren Zeiten Nachweise für Unterpanzer existieren (subarmalia), kann man davon ausgehen, daß bereits in republikanischer Zeit eine Art von Leinenunterpanzer eigener Art bekannt war. Solche Unterpanzer kann man durchaus auch als alleinigen Panzer verwenden. Daneben kannte man natürlich die Klappenpanzer griechischer Art, die vermutlich zum Teil aus Leinen bestanden.

Polybios beschreibt an einer Stelle die Verwendung von Panzern, darunter einfachen Brustplatten. Ich weiß die genaue Stelle nicht aus dem Kopf und habe ihn im Original gerade nicht verfügbar. Welchen Begriff verwendet er für die Panzer der Bessergestellten, die nicht die Brustplatten (die nennt er glaub ich kardiophylakes, oder?) benutzten? Falls man darunter auch Leinenpanzer fassen könnte, wäre ihre Verwendung ab und zu für einzelne Legionäre jedenfalls nicht völlig abwegig. Eventuell schreibt er "thorakes", was mich an eine anstrengende Diskussion auf romanarmytalk erinnert, ob thorax bei den Griechen nur Bronzepanzer oder auch Leinenpanzer bezeichnen konnte; ich gehe von letzterem aus.

@ Eichelhäher: zu den balearischen Schleuderern. Die finde ich einerseits ganz klasse, was die Kleidung und Ausstattung angeht, ich habe bloß zwei Probleme:
-Zum einen gibt es meiner Ansicht nach keinen Nachweis dafür, daß Schleuderer wirklich Schilde verwendeten. Das geht zwar, anders als beim Bogen, theoretisch und auch praktisch, toll wirkt es sich auf die Schleuderleistung aber nicht aus, auch das Nachladen wird weit umständlicher. Zwar ist es allgemein beliebt, Schleuderer mit Schild zu zeigen (z.B. auch bei hervorragend recherchierten Spiel-Mods wie Europa Barbarorum), ich würde es auch vereinzelt machen, aber man sollte das eher vorsichtig dosieren.
- Zum zweiten scheint mir die Bewegung der Schleudern nicht ganz zu stimmen. Wenn man die Schleuder bewegt, auch am Anfang, dann ist die eigentlich immer ganz gerade und straff, nicht so leicht gebogen und entspannt wie auf dem Bild. Und wenn man den Stein/das Blei abschießt, schnellt das lose Ende normalerweise schräg nach vorne unten zum linken Bein und ist dabei relativ gerade, es biegt sich jedenfalls nicht so zurück wie bei dem einen der Schleuderer zu sehen. Mag sein, daß es solche Bewegungen gibt, je nach Schleudermethode, aber das oben Gesagte sind meine Erfahrungen mit Schleudern.
 
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Luziv, deswegen sind es ja von denen im Bild auch nur drei mit Schild (wenn auch vielleicht zu prominent).

Es war natürlich, im Gegensatz zu Schwertkampf und Reiterkampf etc, furchtbar schwer, Referenzbilder für balearische Schleuderer in Aktion zu finden. Das einzige, wo ich sie auch noch von der Seite hatte, war im Prinzip genau ein Youtube-Video, das natürlich von der Bildqualität her überhaupt keine Rückschlüsse auf die Schleuder zuließ (die war in der Bewegung schlicht nicht zu sehen), daher musste ich improvisieren.

Ich stecke nach wie vor einen großen Rechercheaufwand in jede einzelne Illu, das wisst ihr, aber ich muss einfach akzeptieren, dass es bei 75 Bildern (an die hundert, wenn ich kleine Tusche-Vignetten mitzähle) vollkommen utopisch ist, da jede Einzelheit so zu recherchieren, dass wirklich niemand mehr etwas zu bemängeln findet oder eine dieser Illus den Realismus- und Recherchegrad einer Museumsrekonstruktion erreicht (und wie man merkt, besteht bei vielen Dingen auch weiß Gott keine Einigkeit). ;)
 
Ich habe in den letzten Wochen und Monaten von Agenten und Verlagen fleißig Absagen gesammelt, der Tenor war immer ein ähnlicher; "Das sieht ganz toll aus, aber nicht unsere Richtung/zu sehr nischenhaft/wir machen nichts mit Bildern/Bilder gerne, aber bitte nur mit unseren Illustratoren/zu militärisch..."
Schade ... In meiner Jugend gab es einen Comic-Band über den Helvetischen Krieg - auf Latein! (Und die Zeichnungen konnten mit Deinen auch nicht ganz mithalten.) Trotzdem hatte der offenkundig einen Verlag gefunden. So erfolgversprechend wie dieser Comic müsste Deine Graphic Novel allemal sein.
Vielleicht hatten die Verfasser aber auch einfach nur die nötigen Kontakte oder davor schon etwas anderes, Publikumswirksameres, veröffentlicht.

-Zum einen gibt es meiner Ansicht nach keinen Nachweis dafür, daß Schleuderer wirklich Schilde verwendeten. Das geht zwar, anders als beim Bogen, theoretisch und auch praktisch, toll wirkt es sich auf die Schleuderleistung aber nicht aus, auch das Nachladen wird weit umständlicher. Zwar ist es allgemein beliebt, Schleuderer mit Schild zu zeigen (z.B. auch bei hervorragend recherchierten Spiel-Mods wie Europa Barbarorum), ich würde es auch vereinzelt machen, aber man sollte das eher vorsichtig dosieren.
Bei den Schilden bin ich auch etwas skeptisch. Ich frage mich nämlich, wofür die eigentlich gut gewesen sein sollen - zumindest in der Form, wie sie normalerweise dargestellt werden. Um die Schleuderer vor Gegenbeschuss zu schützen, sind sie zu klein; dafür müssten sie schon Pavesen tragen. Im Nahkampf andererseits wären Schleuderer ohnehin aufgeschmissen gewesen, da hätte ihnen ein Schild auch nicht mehr viel genützt.
 
"Jedes bisschen hilft"? ;)

Der Band zum Helvetischen Krieg ist von Klett, Autor ist Rubricastellanus; der war von Anfang an didaktisiert und auf Lateinlehrer und ihre (wehrlosen) Schüler zugeschnitten, mit Sicherheit auch direkt von Klett in Auftrag gegeben. Klar kann man bei mir auch was an Wissen mitnehmen, aber eben so, wie man das in jedem (hoffentlich anständig recherchierten) Historienroman tun kann. Es ist halt Fiktion, und das geht bei Schulbuchverlagen gar nicht. Auf Latein wäre es für eine Schullektüre zu lang, und im Lateinunterricht werden als Ganzschriften nur Originaltexte gelesen; das wäre also auch nichts.

Die Form "Roman mit Bildern" ist direkt abschreckend für Verleger. Gehört hatte ich das vorher schon; nun glaube ich das. Cornelia Funke ist eine extrem seltene Ausnahme, dass sie ihre eigenen Bücher illustrieren darf, und auch die musste hart dafür kämpfen.
 
Bei den Schilden bin ich auch etwas skeptisch. Ich frage mich nämlich, wofür die eigentlich gut gewesen sein sollen - zumindest in der Form, wie sie normalerweise dargestellt werden. Um die Schleuderer vor Gegenbeschuss zu schützen, sind sie zu klein; dafür müssten sie schon Pavesen tragen.

Am gefährlichsten sind Schleudergeschosse für den Kopf, und den könnte man damit abdecken. Etwas größer (auf Abbildungen) ist der Pelta der Speerwerfer; scheint denen auch was gebracht zu haben, und eher nicht im Nahkampf.
 
Da zählen wir aber zu einer eindeutigen Minderheit. :D

Ich bin extrem gespannt, wie sich das mit dem Buch entwickelt, wie stark die verschrobene Randgruppe ist (aus Verlagssicht), die hier als Zielgruppe in Frage kommt... Ich bin auf alles gefasst, von monatelangem Sitzenbleiben auf Bücherstapeln bis hin zu plötzlichem Starruhm und nem festen Vertrag bei Harper/Collins. ;)

Reinecke, ich hatte in ein, zwei Youtube-Videos von "modernen" Scheuderern gehört, dass ein Schild das Schleudern und auch das Nachladen quasi nicht behindert, und das war ein wesentlicher Faktor, ihnen eine Caetra zu geben - klein und handlich, aber von der Art, dass man einen leichten Vorteil hat.
 
Tja, hättest du etwas über die Frau des Hannibal erarbeitet, die loszieht, sein Versteck ausfindig zu machen, dann wärst Du im Mainstream und wärst schon in 'ner Talkshow.

Aber der Erfolg wird vom Marketing abhängen. Auch die meisten, die gern über Hannibal lesen sind an Bildern interessiert. Insbesondere, wenn die Einzelheiten gut recherchiert sind. Verlage interessieren sich für ihr Programm und ihre Planung.

Und komplett fehlende Schilde bei Schleuderern erscheinen mir unwahrscheinlicher als das Gegenteil. Aber das ist eher ein Gefühl.
 
Die meisten Bücher, die Hannibals Frau zu einer Hauptfigur machen, waren für mich extrem abschreckende Beispiele. Je prominenter ihre Rolle, desto schlimmer. Ross Leckie hält den Rekord. Ich weiß nicht, was schlimmer ist, die liebevoll geschilderte Massenvergewaltigung oder die Szene, wo sie Hannibals gesamte Armee entlaust...

Verlage interessieren sich für ihr Programm und ihre Planung.

Japp, das ist der Punkt. Deswegen habe ich keine der Absagen wirklich schwer genommen. Der Trend geht ja ohnehin stark hin zu völliger künstlerischer Freiheit, verwirklicht durch Crowdfunding - siehe das Hamlet-Projekt mit einem Starcast, das grade auf Kickstarter komplett finanziert wurde. Viel einfacher, eine Fangemeinde hinter dem zu sammeln, was man wirklich machen will, als von vornherein Kompromisse einzugehen und sich von großen Filmstudios - oder Verlagen - abhängig zu machen.

Was nicht heißt, dass das nicht total in die Hose geht, aber hey, ich bin zuversichtlich. ;)

Und komplett fehlende Schilde bei Schleuderern erscheinen mir unwahrscheinlicher als das Gegenteil. Aber das ist eher ein Gefühl.

Es ist derart viel Gefühl oder vielmehr Konvention... Ich hänge mit Sicherheit bei dem Projekt auch einer Menge Konventionen an, die zu populistisch/zu schlecht belegt/mittlerweile widerlegt sind, aber wenn ich sehe, dasss andere Leute für ihre Illustrationen mit einem ähnlichen Recheregrad auch nicht gesteinigt werden, gibt mir das Hoffnung. ;)
 
Ich halte diese kleinen Schilde bei Schleuderern für plausibel. Solche Truppen träfen im Einsatz wahrscheinlich auf ähnliche Truppen des Gegners, also Fernwaffen; vollkommene Schutzlosigkeit wäre da schon leichtsinnig (die Bogenschützen auf der Traianssäule tragen sehr lange Körperpanzer). Wobei ich nicht abstreiten will, dass Leichtsinn in manchen Kulturen mit Heldentum gleichgesetzt wurde. Übrigens habe ich mir bei meinen Illustrationen für ein befreundetes Projekt auch ein paar Steine des zuständigen Archäologen eingefangen, das ist eben so, die sind da besser als die Balearen.

Ich kann mir vorstellen, dass ein Verlag ein illustriertes Buch ("Bilderbuch") ablehnt, wenn es nicht einem bestimmten Programm/Schema zuzuordnen ist. Die konsequente Weiterführung als Graphic o. Visual Novel wäre natürlich auch interessant, aber um einiges (!) arbeitsreicher und aufwändiger gewesen. Ich bin jedenfalls neugierig und werde das Projekt unterstützen.
 
Das passt jetzt nicht direkt, aber auch andere Völker versuchten ihre Fernkämpfer vor der Waffenwirkung anderer Fernkämpfer zu schützen. So hatten beispielsweise die Assyrer spezielle Schildträger mit übermannsgroßen Schilden, die auch noch eine spezielle Neigung nach oben besassen um sowohl vor Frontalfeuer als auch vor von oben kommenden Geschossen zu schützen. Diese traten immer im Team mit einem Bogenschützen auf und hatten nichts anderes zu tun, als den Bogenschützen zu decken.
Völlig ungeschützte Fernkämpfer wären leichte Beute.
 
Allgemein gesprochen geht in Bezug auf Waffe und Rüstung der Vorrang immer in Richtung Offensive. Schutzwaffen sind nur so lange akzeptabel, wie sie die Offensivkraft nicht wesentlich behindern (und nicht zu unbequem sind, aber das ist ein anderes Thema). Die Frage ist also, wieviel bringt so ein Schild als Schutz und wie stark behindert er die Schleuderleistung? Wahrscheinlich hat das jeder für sich individuell beantwortet. Vielleicht hat auch der beabsichtigte Einsatz eine Rolle gespielt.

Ich habe noch mal etwas geschaut, die einzige antike Darstellung eines Schleuderers mit Schild findet sich scheinbar auf der Trajanssäule. Immerhin, eine gibt es also. Öfter sind mittelalterliche Bilder von Schleuderern mit Schilden, allerdings sind das wohl meist Belagerungsszenen.
 
Das passt jetzt nicht direkt, aber auch andere Völker versuchten ihre Fernkämpfer vor der Waffenwirkung anderer Fernkämpfer zu schützen. So hatten beispielsweise die Assyrer spezielle Schildträger mit übermannsgroßen Schilden, die auch noch eine spezielle Neigung nach oben besassen um sowohl vor Frontalfeuer als auch vor von oben kommenden Geschossen zu schützen. Diese traten immer im Team mit einem Bogenschützen auf und hatten nichts anderes zu tun, als den Bogenschützen zu decken.
Eben das ist ja der Unterschied: Derart große Schilde bieten wirksamen Schutz gegen Fernbeschuss. Aber die Schleuderer werden normalerweise mit kleinen Schilden abgebildet, die man verwenden kann, um Schwerthiebe aufzufangen, aber kaum gegen Beschuss helfen. Für den Nahkampf allerdings brauchten sie die Schilde auch nicht wirklich, da sie nicht für den Nahkampf eingesetzt wurden (zumindest nicht geplant) und meist wohl auch gar keine Schwerter trugen.
 
Eben das ist ja der Unterschied: Derart große Schilde bieten wirksamen Schutz gegen Fernbeschuss. Aber die Schleuderer werden normalerweise mit kleinen Schilden abgebildet, die man verwenden kann, um Schwerthiebe aufzufangen, aber kaum gegen Beschuss helfen. Für den Nahkampf allerdings brauchten sie die Schilde auch nicht wirklich, da sie nicht für den Nahkampf eingesetzt wurden (zumindest nicht geplant) und meist wohl auch gar keine Schwerter trugen.

Wenn ich das richtig verstehe meinst Du, dass wir aus dem Faktum, dass solch kleine Schilde nicht wirklich wirksam sind, schliessen können, dass sie nicht dauerhaft eingesetzt wurden, somit also eine Darstellung ohne Schilde realistischer wäre?
 
Peltasten und Veliten waren ebenfalls Kämpfer mit Fernwaffen und schleppten keine Turmschilde mit sich herum. Ich denke, man kann davon ausgehen, dass die Schilde von Kämpfern jeder Art gegen die eigene Waffengattung auf der Seite des Gegners schützen soll; in diesem Fall wäre ein kleiner Schild ein guter Schutz für den Kopf, wenn man keinen Helm tragen möchte. Gegen Schleuderbleie und -steine würde ich auch nicht auf einen Helm vertrauen – und Körpertreffer nahmen die tapferen Balearen wohl in Kauf.
 
Nun ja, Schleuderer hatte die Römer bei Cannae wohl nicht. Gegen Pfeilhagel waren die kleinen Schilde wenig geeignet, aber auch Bogenschützen hatten die Römer nur wenige. Gegen die verschiedenen Arten von Wurfspeeren, welche die Römer einsetzten, mögen die kleinen Schilde nützlich gewesen sein, das setzt aber eine gutes Reaktionsvermögen des jeweiligen Schleuderers voraus.

Schildformationen mit vielen Kriegern kann man mit so kleinen Schilden wohl nicht machen, oder liege ich hier falsch?
 
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Wenn ich das richtig verstehe meinst Du, dass wir aus dem Faktum, dass solch kleine Schilde nicht wirklich wirksam sind, schliessen können, dass sie nicht dauerhaft eingesetzt wurden, somit also eine Darstellung ohne Schilde realistischer wäre?
Nein, so meine ich das nicht. Man kann aus einer Plausibilität nicht auf Fakten schließen, bzw. es werden auch Dinge gemacht, die keinen rechten Sinn ergeben. Kleine Schilde können also durchaus auch eingesetzt worden sein, wenn sie nicht wirklich wirksam sind. Aber so wirklich gut belegt scheinen sie ja gar nicht zu sein, und deswegen und wegen der meiner Meinung nach geringen Sinnhaftigkeit hinterfrage ich einfach, wie wahrscheinlich es wirklich realistisch ist, wenn die Schleuderer heutzutage gerne mit kleinen Schilden dargestellt werden. Ausschließen kann ich es aber nicht.

Nun ja, Schleuderer hatte die Römer bei Cannae wohl nicht. Gegen Pfeilhagel waren die kleinen Schilde wenig geeignet, aber auch Bogenschützen hatten die Römer nur wenige.
Hieron von Syrakus schickte den Römern vor der Schlacht 1000 Bogenschützen und Schleuderer (Livius 22,37: "mille sagittariorum ac funditorum"). Dass sie in der Schlacht auch tatsächlich eingesetzt wurden, schreibt Livius zwar nicht ausdrücklich, allerdings liegt die Vermutung wohl nahe, dass sie in den "iaculatores", die die Römer in die erste Reihe stellten (22,45) und übrigen leichtbewaffneten Hilfstruppen in der Schlacht enthalten waren. Das Wort "iaculator" ist leider etwas unpräzise, denn dieses Hauptwort leitet sich vom Verb "iaculor" ab, das generell "werfen, schleudern" bedeutet. Die "iaculatores" könnten somit Schleuderer, aber auch Speerwerfer (oder beides) gewesen sein. Aber da die Römer die von Hieron geschickten Schleuderer wohl nicht einfach irgendwo nutzlos herumgammeln lassen haben werden, ist es wohl wahrscheinlich, dass sie in der Schlacht dabei waren.

Gegen die verschiedenen Arten von Wurfspeeren, welche die Römer einsetzten, mögen die kleinen Schilde nützlich gewesen sein, das setzt aber eine gutes Reaktionsvermögen des jeweiligen Schleuderers voraus.
Eigentlich sollten Schleuderer auf Distanz bleiben. Wenn die Römer den Schleuderern der Karthager so nahe gekommen wären, dass diese innerhalb der Reichweite der römischen Pila geraten wären, hätte Hannibal beim Einsatz der Schleuderer schon etwas falsch gemacht.
 
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