Dieter
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Darin widerspreche ich. Weil die Führungselite fremdländisch war muss sie deswegen nicht gleich abgelehnt werden. Besonders im Fall der Ptolemäer bzw. der Hellenen war dies nicht der Fall.
Tatsache ist: Trotz der unterschiedlichen Bevölkerungen, die sich auf seinem Territorium niederließen, hat Ägypten niemals auf seine alte Kultur verzichtet. Sie hat sich ganz im Gegenteil auch weiterhin in der von der Vergangenheit vorgezeigten Richtung entwickelt und trotz der Neigung zum Archaischen erreichte sie es, Synthesen zu schaffen. In Wirklichkeit waren in den hellenistischen Städten die griechischen Tempel für die griechischen Götter da, in den jüdischen Gemeinden praktizierte man den jüdischen Kult, während die Ägypter nielmals diesen fremden Kulten huldigten. Man kann nur mit Mühe einige Beispiele des Kultes der Dioskuren - helfende Gottheiten, die man anrief - auf dem Lande außerhalb der griechischen Städte belegen.
Ptolemaios Soter, der Begründer der Dynastie, hatte den großen Plan entworfen, die Vereinigung seiner Untertanen im Kult eines einzigen Gottes zu begründen. So entstand aus dem Kult des Osiris-Apis die stark hellenisierte Gestalt des Serapis. Vielleicht war er zu stark hellenisiert, denn er verbreitete sich niemals wirklich in Ägypten, eroberte hingegen die ganze übrige Welt.
In Alexandria gab es Kreise, die leidenschaftlich wünschten, eine Synthese der beiden entgegengesetzten Traditionen der Mythologie und Philosophie zu vollziehen, doch hatte das keinen Erfolg. Es gab lediglich Verachtung für die Griechen, von denen die Ägypter sagten, sie seien unfähig, jemals die Tiefe der ägyptischen Lehre zu begreifen.
Alles in allem muss man sagen, dass der Hellenismus in Ägypten ein ganz dünner Firnis war, der auf Alexandria und die makedonische Küstenregion beschränkt blieb. Das breite Hinterland und damit über 90% der altägyptischen Bevölkerung erreichte die von den Ptolemäern und griechischen Intellektuellen ausgehende abendländisch-hellenische Denkweise und Kultvorstellung nicht.
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