Schwer vorstellbar, dass diese Menschen Feuer mitnehmen mussten und nicht in der Lage waren es selbst zu erzeugen - dafür scheinen sie schon viel zu zielgerichtet und erfindungsreich und ihre Werkzeugherstellung wird zwingend immer wieder auch Funkenschlag erzeugt haben.
Schau dir Ötzi an: der lebte als HSS in einer Zeit, in der man Feuer bereist seit langem sicher kontrollierte (ja abhängig davon war), der scheint glühende Asche in einem Behälter mit sich geführt zu haben. Das tat er sicher nicht, weil er zu wenig Gepäck hatte.
Noch vor 150 Jahren war es unter Bauern verpönt, dem Nachbar Feuer zu verwehren, wenn ihm der Ofen ausgegangen war. Nicht weil der Nachbar kein Feuer hätte entzünden können, sondern weil es einfacher und weniger aufwendig war, die 200 m zum Nachbarhof zu stratzen als den Aufwand zu betreiben, ein Feuer zu schlagen.
Jetzt noch ein Zunder und einer kann Feuer machen.
Das erstaunliche ist ja, dass der Mensch den Zunder erfand, dazu musste er erst entdecken, dass er den Zunderschwamm etwa vier Wochen in Urin einlegen und dann trocknen lassen musste, um ihn zu verwenden. Schon toll, worauf unsere Vorfahren kamen....
Im Gegensatz dazu musste früher die Kunst des Feuermachens jeder beherrschen. Zumal in vorgeschichtlichen Zeiten.
Wer diese Kunst "vergaß", hatte schlechte Überlebenschancen.
Und wer "vergaß", diese Kunst seinen Kindern beizubringen, sorgte dafür, dass seine Kinder schlechte Überlebensschancen hatten...
Eben!
Dem schließe ich mich doch gerne an
Der Wunsch, Feuer machen zu können, muss nicht unbedingt beim Festessen im abgebrannten Busch entstanden sein. Das Erkenntnis, dass Feuer wärmt, ist naheliegender und dürfte paar Jahre vor dem Kochen erkannt worden sein (auch wenn noch auf allen Vieren, da das aufrechte Buschrennen noch nicht in Mode war). [...] Da sehe ich den machtgierigen Urmenschen als stolzen Feuerträger weit bevor sein winziges Gehirn auf die Idee kam, das Pferdefleisch versuchsweise mal anzubrennen.
Das Szenario, welches man sich im Allgemeinen vorstellt, ist weniger ein kontrolliertes Kochen, als dass frühe Menschen, bereits vor dem HSS,
verbranntes Aas nach Buschbränden aufsammelten und aßen, also lange, bevor der Mensch das Feuer sicher kontrollierte oder etwa auf die Idee kam, eine "Grillparty" zu veranstalten.
Zunächst ging es also nur um die Erhaltung des Feuers, um sich wärmen und schützen zu können. Da wurde schnell klar, dass blasen hilft. Später wurde das verkohlte Holz ungeduldig geschlagen, und siehe da, ein Funke entfachte im trockenen Gras ein Feuer.
Da wird allerdings kein Schuh draus. Das Feuerschlagen funzt mit Holz nicht. Gezieltes Funkenschlagen mit Feuerstein und Zunder und Funkenschlagen mit einem bereist kohlendem Stück Holz sind zwei ganz verschiedene paar Schuh.
Silesia, das ist ja alles unheimlich witzig. Mir scheint, du meinst, dass es undenkbar sei, dass eine Gruppe von Menschen die Fähigkeit verlieren könnte, Feuer zu machen. Richtig? Ich halte das für durchaus denkbar. Die Frage, die ich mir stelle, dagegen ist, ob man das überleben kann, ohne diese Fähigkeit schnell neu zu erlangen.
Feuermachen ist wie Fahrradfahren... das verlernt man nicht!
ich hab schon x-mal gesehen, wie man Feuer mit Hölzchen macht. Aber ich verwette meinen knackigen Hintern, dass ich es nicht so einfach hinkriegen würde. Dabei weiss ich sicher, dass ich es nur lang genug probieren muss.
Falls ich nun in einer Gesellschaft aufgewachsen wäre, in der nur ein, nennen wir es mal auserwählter, Kreis zu dieser Leistung im Stande war, würde ich vielleicht fünf Minuten zu früh aufgeben, weil ich letztlich doch glauben würde, dass mir der göttliche Beistand fehlt.
Oder du bist einfach zu bequem, weil du weißt, dass sich der Aufwand nicht lohnt, weil dein Überleben im 21. Jhdt., solange du dich von der Zivilisation nicht allzu weit entfernst, gesichert ist?
Wenn eine Kultur untergegangen sein sollte, weil sie verlernt hatte wie man Feuer macht, wird sie sonst auch nicht viel hinterlassen haben das ihre Geschichte erzählen könnte.
Die Frage ist nur,
wie wahrscheinlich ein solche Szenario ist. Eine Kulturtechnik, die für das Überleben höchst relevant ist, wir i.d.R. nicht auf so wenige Schultern verteilt, dass man bei dem nicht unwahrscheinlichen Fall des Ablebens eines dieser Kultur"techniker" plötzlich blöd dasteht.
Widerlegen lassen sich solche "Szenarien" freilich nicht. Auf der anderen Seite ist aber die Annahme eines solchen Szenarios auch nicht sonderlich vernünftig.