Potsdam (ein Versuch)
Kalter Krieg und tatsächliche Nuklearrüstung beginnen praktisch zeitgleich im Jahr 1945.
(Ansätze nuklearer Strategie eilen ein paar Jahre voraus und beginnen 1939 mit dem Erkennen der grundsätzlichen physikalischen Möglichkeit Nuklearwaffen zu erzeugen. )
Am 6. Mai 1945, Nazi-Deutschland ist faktisch besiegt und wird zwei Tage später offiziell kapitulieren, sendet Churchill ein Telegramm an Truman.
In diesem schlägt er ein sofortiges Treffen der Staatschefs vor (Er, Truman und Stalin).
Truman, der ja noch keinen Monat im Amt ist, zeigt keine Eile und weist am 9. Mai auf eigene Verpflichtungen hin: das Fiskaljahr endet am 30 Juni und ein neuer Haushalt muss beschlossen werden. Daher sähe er sich nicht in der Lage vor dem 30. 06. teilnehmen zu können.
Am 11. und 12. Mai hakt Churchill nach. „Es ist gewiss unverzichtbar nun zu einer Verständigung mit Russland zu kommen, … bevor wir unsere Armeen in tödlicher Weise schwächen“. (Übersetzungen durch mich)
Und dies sei ein Problem das alle andere in den Schatten stellen müsse „.. this issue of a settlement with Russia before our strength has gone seems to me to dwarf all others“.
Schließlich schlägt Truman den 15. Juli vor.
Auch die Führung der SU zeigt sich am 30. Mai überrascht und fragt per Telegramm ob nicht etwa der 15. Juni gemeint sei. [1]
Die Begründung Trumans (Haushalt, Fiskaljahr) für die zeitliche Verschiebung der Konferenz jedenfalls überzeugt nicht. Weder zur damaligen Zeit, noch in der Rückschau, so argumentiert Alperovitz, sondern es spräche viel dafür, dass man zuversichtlich das Ergebnis des Trinity-Tests abwarten wollte.
Denn erst dann könnte man gewiss sein einen Royal Flush im diplomatischen Pokerspiel in Händen zu halten. Stimson 2. Juli 1945..
„.. Stimson räumte offen ein, dass keine diplomatischen Bemühungen unternommen werden sollten, „bevor wir nicht wissen was wir mit der S-1 [Atom-Bombe] machen werden.““
(Übersetzung durch mich) [2]
Machen wir mal weiter..
Spät, scheinbar nicht für Truman, am 15. Juli, beginnt die Konferenz von Potsdam. Derweilen läuft das Manhatten Project auf Hochtouren und am 16. Juli erfolgt der erste erfolgreiche Test einer Atombombe im US- Bundesstaat New Mexiko. (Trinity)
Das Ergebnis liegt deutlich über den Erwartungen.
Am 10. Juli erreicht, vielleicht etwas verfrüht, ein Bericht den Geheimdienstchef der SU, Beria, dass die USA noch in diesem Monat eine Atombombe zünden werden. Deren Sprengkraft sei auf 5.000 t TNT-Aquivalent zu schätzen [3].
Und tatsächlich wird sich das am 16. Juli ereignen und die Schätzung, die mit der amerikanischen übereinstimmt, wird weit übertroffen werden:
„Der Doktor ist sehr begeistert und zuversichtlich, dass der kleine Junge so stark wie sein großer Bruder ist. Das Licht seiner Augen ist von hier aus deutlich sichtbar und sein Schrei bis hierher hörbar “ so der Bericht an Stimson in Potsdam [2]. (Übersetzung durch mich)
So ein eiliger Bericht an den Teilnehmer der Konferenz Stimson.
Jedenfalls könnte man diese Geschichte in dieser Weise erzählen, oder auch anders.
Aber was aber in jedem Falle gilt: Vorher war diese Story nicht möglich.
Und die Glocken läuten eine neue Zeit.
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[1] Gar Alperovitz – The Decision To Use The Atomic Bomb (Taschenbuchausgabe) - S. 137ff – Vielen Dank an silesia für den Hinweis auf den Alperovitz!
[2] Sean L. Malloy – Atomic Tragedy – Henry l. Stimson and the decision to use the bomb against Japan – S.124
[3]
https://nsarchive2.gwu.edu/nukevaul...and-the-End-of-World-War-II/documents/044.pdf
[4]
https://nsarchive2.gwu.edu/nukevaul...and-the-End-of-World-War-II/documents/045.pdf