Ugh Valencia
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Im galicischen A Lanzada gibt es ein interessantes Ritual, das Bad der neun Wellen (baño de las nueve olas de A Lanzada). Das Ritual findet am letzten Augustwochenende statt und ist eine Vermischung aus vorchristlichem und christlichem Kult bzw. eigentlich ein lediglich oberflächlich christlich angestrichener heidnischer Kult.
Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch begeben sich nackt ins Meer, um neun (magische) Wellen, deren Schaumkronen mit dem Sperma des Mannes assoziiert werden, über sich ergehen zu lassen, danach finden sie sich an einem Marienkirchlein zusammen, wo sie ein zuvor aufgelesenes Steinchen in Wiegenform hinterlassen.
Was ich mich frage ist, ob Fredegar mit seinem Quinotaurus nicht auch den Reflex eines verwandten Kultes bzw. vielleicht sogar desselben Kultes wiedergibt?
Das erinnert mich an den Aphrodite-Mythos der "Schaumgeborenen", obwohl das Abschneiden von Geschlechtsteilen und Zeugung durch ins Meer werfen, natürlich eine seltsame Grundlage für einen Fruchtbarkeitsritus wäre - ja fast die Umkehrung dieses Mythos. Aber vielleicht ist es ja genau das, die christliche Adaption/Umkehrung eines antiken Kultes?
Beim Quinotaurus denke ich, dass eine Erklärung im zeitgenössischen Umfeld "Fredegars" ziemlich plausibel ist. Wenn ich richtig informiert bin, gab es in karolinigischer Zeit einige Gechichtsschreiber, die die Merowinger nicht so gut wegkommen lassen, um die relativ 'junge' karolingische Herrschaft zu legitimieren. Gut möglich, dass man sich beim händischen Kopieren von einer Schriftart in eine andere mal verschrieben hat - und aus einem M ein Q(u) wurde.
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