Ach ich will dich doch nicht verwirren, der Hinweis auf die ursprüngliche Thematik des Threads erfolgte um nicht ins Tausendste abzugleiten wie zB Prunkpontone auf kleinen Seen oder Spezialtransporter.
Aber wenn wir schon abgleiten, erhelle mir bitte folgende sich aus deinen beiden letzten Beiträgen ergebenden, mich verwirrenden, Problemstellungen:
Die Gallier lebten auch an der Mittelmeerküste, aber dort ohne Seefahrt?
Welcher atlantischen Schiffbautradition entstammen Schiffe mit Rammsporn?
Warum sollten die Römer Indien im Westen suchen wenn sie die Monsun-Route gekannt und genutzt und Indien per Schiff regelmäßig erreicht haben?
Nun, die erste sogenannte Abweichung ging nicht von mir aus, oder? Grundsätzlich ging es darum zu diskutieren, ob die mediterranen Seemächte in der Lage gewesen sind den Atlantik nicht nur entlang der Küste zu befahren. So habe ich es verstanden, wenn du die Beiträge vor mir (deine eigenen, EQs, Dion, usw.) liest, war ich nicht der Auslöser dieser Diskussion bis zu den Römern. Ab der Niederlage der Karthager in den punischen Kriegen war Rom jedoch die Seemacht im westlichen Mittelmeer, das bizarre Zitat Plutarchs kann zeitlich nur in die Phase römischer Hegemonie auf dem Mittelmeer verortet werden. Oder siehst du das anders?
Zu den Galliern am Mittelmeer: als Piraten gefürchtet waren die Ligurer, die vornehmlich an der südgallischen Küste zwischen den Pyrenäen und Seealpen siedelten. Ab dem 5.Jahrhundert gelangten mehrere keltische Einwanderungswellen in den Süden, wegen fehlender Brandhorizonte und kriegerischen Spuren geht man (so mein Stand) von einem friedlichen Einsickern aus. Später wird die Bevölkerung östlich der Rhone, Strabon folgend als keltoligurisch bezeichnet, weil sich unter unbekannten Umständen eine gemeinsame Zivilsation entwickelt hat. Mit wachsendem keltischem Übergewicht in großen Föderationen wurden auch ligurische Völkerschaften darin eingebunden (Großstämme wie Salluvier, Vocontier, Volcer, Cavarer, im Hinterland die Allobroger). Ab 540 v.Chr. baute jedoch Massalia seine Position an der gallischen Mittelmeerküste massiv aus: in Spanien Emporion/Ampurias, Rhode/Roses, in Südgallien Agathé/Agde, Nikaia/Nizza, Antipolis/Antibes, Tauroeis/wahrscheinlich Le Bruse, Olbia/Hyères, Theliné/Arles und Rhodannousia/NN (in einer antiken Quelle werden noch sieben Emporien gennannt, die nicht lokalisierbar sind). Alle diese massaliotischen Gründungen lagen strategisch günstig in unmittelbarer Nähe zum Meer und an zu Verkehrsachsen im Land, und dienten als Relais der Küstenschiffahrt, als Stapelplätze und später auch als Bollwerke gegen Bedrohungen aus dem Inland und ligurische Piraten (Strabon 4,1,5 und 4,1,9 zur militärischen Funktion der Städte, deren Aufgabe es war das Meer freizuhalten). Aus dieser Dominanz Massalias an Südgalliens Küste, und weil mir aus den Quellen keine gallischen Flotten oder eine gallische Handelsschiffahrt auf dem Mittelmeer bekannt ist, schließe ich - lasse mich aber gerne eines Besseren belehren -, dass sich diese am Mittelmeer nicht entwickeln konnte - im Gegensatz zum Atlantik - auch in Norditalien war die ligurische Küste von den Ligurern besetzt, die adriatische Küste von den Venetern.
Du erkennst einen Rammsporn des Ponto auf dem Bild, mag sein, ich kann das nicht widerlegen.Ich habe mich auf das von mir angeführte Buch von Paulsen gestützt: seine Abbildung war im Link jedoch nicht sichtbar, er sagt zum Mosaikbild des Ponto folgendes:
"im Gegensatz zum älteren Schiff von der Münze des Cunobelin hat der Ponto deutlich römische Züge angenommen. Das gilt besonders für den Stevenbereich mit der geschwungenen Linie römischer Galeeren. Das Heck hat sich stärker gerundet. Vergleichbar sind noch die Hochbordigkeit, das Rigg, und ein schweres Barkholz. Es ist anzunehmen, das seit den Zeiten der Eroberung Galliens und des Bürgerkriegs die Römer diesen offenbar atlantischen Ponto entsprechend ihres Schiffsbaus an das Mittelmeer angepasst haben. Es ist sogar nicht auszuschließen, dass die Römer über dieses Schiff die vereinfachte, wesentlich kostengünstigere Skelettbauweise für Kraweelschiffe kennenlernten."
Zur Diskussion um das Ponto-Schiff zitiert Paulsen, Höckmann, Antike Seefahrt 1985, Mc Grail, Boats and Boatsmanship, 1990).
Zu deiner letzten Frage: ich habe überhaupt nicht gesagt, dass es reale Überlegungen gegeben hat, die wir aus den Quellen kennen, Richtung Westen eine Forschungsflotille auszusenden. Raimund Schulz geht sogar davon aus, dass Rom wegen der Zolleinnahmen in Alexandria keinen ökonomischen Grund hatte, einen Seeweg Richtung Westen zu suchen, auch wenn das Partherreich den Landweg erschweren sollte, war der Seeweg "konkurrenzlos" offen. Er zeigt auch am Beispiel des griechischen Seefahrers Eudoxos von Kyzikos aus dem 2.Jahrhundert v.Chr. auf, welche Schwierigkeiten dieser hatte, einen Finanzier für eine Afrikaumrundung an der atlantischen Küste zu finden, anscheinend ist er auch in Rom auf taube Ohren gestoßen. Eudoxos war immerhin der "Wiederentdecker" des Seeweges nach Indien. Ich werde aber später noch einmal auf die griechischen Quellen zur Atlantikerforschung eingehen, hatte mir vorgenommen Diodors merkwürdige große Insel im Atlantik (fünf Tagesreisen von der lybischen Küste) zu diskutieren.
Zugunsten der Schiffsdiskussion stelle ich dies zurück.
Zur Seefahrt am Ärmelkanal stelle ich eine Arbeit der Universität Bournemouth ein, die in Poole Harbour / Dorset auf dem Green Island einen eisenzeitlichen Seehafen archäologisch untersucht.
http://eprints.bournemouth.ac.uk/290/2/Wilkes,Eileen_Ph.D._2004__Vol.2.pdf
Ein link zu einer britischen Dokumentation der Ausgrabungen befindet sich auf wikipedia
Green Island (Dorset) - Wikipedia , siehe bei den Fußnoten, die Dokumentation lässt sich jedoch nicht in our area abspielen.