Nun, die Schwaben-Frage ist doch etwas sinnlos, wenn die Sueben-Frage nicht gelöst ist.
Nähmen wir Tacitus, wären, grob gesagt, alle von ihm als germanisch bezeichneten Stämme außer den Nordsee- und Rhein-Weser-Germanen Sueben. Nähme man dann die Materiellen-Bezüge der Alamannen, zeigte
Heiko Steuer, Theorien zur Herkunft und Entstehung der Alemannen : archäologische Forschungsansätze, dass die Gebiete im Nordwesten wenig Bezüge bieten, was man leicht verbinden könnte, wenn nicht umstritten wäre, welche Stämme die taciteischen Sueben tatsächlich umfassen sollten und sicher wäre, dass sich daran in den 150/180 Jahren seit Tacitus nichts änderte. In jedem Fall war Sueben ein Überbegriff für verschiedene Ethnien. Und es waren damit auch nicht alle Sueben Alamannen.
Das Herzogtum des 9./10. Jahrhunderts war bekanntlich eine Neuschöpfung und wurde nach den Vorstellungen jener Zeit benannt. Aber auch da gab es mehr Schwaben. Denken wie nur an die sächsischen Schwaben, die noch im Sachsenspiegel erwähnt werden.
Hier müsste doch erst mal geklärt werden, was mit dem Begriff in welcher Zeit überhaupt gemeint war.
Und wie schon angesprochen, ist dafür auch wichtig, ob Alamannen ein im lateinischen konservierter Name war, während sich die Bewohner Südwest-Deutschlands eher Schwaben nannten.
Dialekte, wie im Thread zu lesen helfen für die Ethnogenese nicht weiter, weil die deutschen Dialekte im heutigen Sinn erst danach entstanden. Sie sind also allenfalls in späteren Zeiten bewusstseinsstiftend. Für die Zeit der Ethnogenese der Alamannen sind m.W. nicht genug Sprachdenkmäler vorhanden, um die Dialektgeographie darstellen zu können. Aber mag es da erkennbare Zusammenhänge mit dem späteren Herzogtum geben? Ein Einfluss der Sprache auf das Herzogtum? Da der Lautwandel sich geographisch von Süden nach Norden abschwächt, wäre ein ethnischer Hintergrund hier zumindest schwierig zu begründen.
Nach der Theorie der Ethnogenese entwickelt sich eine Ethnie auch weiter. Für uns würde sich das -jenseits aller theoretischer Diskussionen- in verschiedenen Stufen äußern, da die wenigen Zeugnisse punktuell sind. Hier ist dann eben die Frage, ob die Quaden eine einheitliche Ethnie vorfanden und wie die Begegnung sich auswirkte. Und was waren es für Alamannen, die Chlodwig gegenübertraten? Gab es hier -jenseits des Feldzugs- einen oder mehrere Herzöge? Oder müssen wir immer noch von Gaufürsten ausgehen? Wie war das Gebiet unter den Merowingern organisiert, bis der ältere Ducatus greifbar wird?
Es scheint mir somit nötig, anzugeben, welche Zeit und welche Definition der Begriffe jeweils gemeint ist.
Off Topic: Ich sitze gerade an einem besseren Zugang. Gewöhnt euch also nicht zu sehr an meine Anwesenheit.