Protolandwirtschaft

Das ganze kann ja durchaus auch zusammenhängend betrachtet werden. Erst die ersten Siedlungen erforderten eine über Kleingärten hinausgehende Landwirtschaft - und diese in größerem Maßstab betriebene Landwirtschaft wiederum eine bessere Verwaltung und in der Folge dessen Schriftlichkeit.

Jeder Schritt befeuerte also den nächsten Schritt. Man muss insbesondere auch darauf achten Landwirtschaft nicht als Ja/Nein Frage zu verstehen, viele qualitativ und quantitativ wichtige Elemente (der Pflug z.B.) wurden erst später erfunden. Was wir wissen ist dass auch in Europa nicht nur Wild auf dem Speiseplan stand. Auch dass sich bestimmte Nutz-Pflanzen sehr schnell ausbreiteten (die Haselnuss z.B.) - mit der Spekulation dass Menschen dies bewußt oder unbewußt beförderten. Und an dieser Stelle hat man natürlich schon eine primitive Bewirtschaftung des Landes, allein durch das Sammeln bestimmter Früchte sorgt man schon für eine Veränderung des Ökosystems, verbreitet deren Kerne und Samen weiter.

Aber selbst wenn dort mal einer dafür sorgte dass am Lagerplatz des letzten Sommers nun ein kleiner Kirschbaum wächst wäre dies eben noch sehr weit entfernt von Landwirtschaft wie sie später mit Acker und Getreide betrieben wurde.

Und erforderte Fortschritte die offenbar andere machten.

Die Rolle der Haselnuss,sollte man für Europa nicht unterschätzen.Die wurde schon sehr früh gesammelt und durch Rösten haltbar gemacht.Manchmal ist die Röstvorrichtung verbrannt,die verkohlten Überreste findet man oft.
 
Für mich steht daher außer Frage, dass auch aus europäischen Wildpflanzen Kulturpflanzen gezüchtet werden könnten und eine unabhängige Landwirtschaft hätte entstehen können.
Das ist aber offensichtlich nicht passiert.
Stimmt und die, die man vor der Entdeckung Amerikas nutzte, sind inzwischen schon fast wieder vergessen, weil sie offensichtlich nicht so gerne verspeist werden oder andere Nachteile haben.
Liegt vielleicht auch daran, dass gerade krautiges Gemüse, was oberirdisch wächst, in freier Wildbahn Bitterstoffe entwickelt, um sich vor Fraßschädlingen zu schützen. Bei Früchten und Samen kommt das selten vor.
Zur Domestizierung gehört es daher auch, diese negativen Geschmacksstoffe wegzuzüchten. Bei vielen Gemüsepflanzen führte erst dieser Prozeß zur Genießbarkeit, gleichzeitig verloren die Pflanzen ihren natürlichen Schutz vor Fraßschädlingen und machte sie abhängig vom Bauern und Gärtner.
 
Kennt jemand diese Publikation zur frühen Landwirtschaft östlich des Rheins?

Corrie C. Bakels:
The Western European Loess Belt Agrarian History, 5300 BC - AD 1000
Leiden University, 2009
 
Wir diskutieren ja immer wieder, wie der Mensch entdeckt haben mag, das Früchte zugleich Samen für die sie tragenden Pflanzen sind. Dazu kommt mir gerade eine viel schlichtere Erklärung in den Sinn als Müllhaufen oder lange im Lager verweilende Gruppen: Bei einer ganzen Reihe von Samen gibt es ein Stadium in dem der Prozeß in dem aus dem Samen wieder eine Pflanze wird so ins Auge springt, dass man den Vorgang gar nicht übersehen kann, z.B.: Kastanien, Eichen, Hasel. Wo solche Pflanzen nennenswert vorkommen, müssen umherstreifende Jäger und Sammler das Austreiben bemerkt haben. Diese Nüsse sind noch gut erkennbar, wenn die Blätter bereits gut erkennen lassen, was für Bäume das werden. Da schließt sich der Kreis. Jäger und Sammler sich existentiell darauf angewiesen, die Natur sehr genau zu beobachten.
 
Ein anderer Aspekt "verweilender Gruppen", bei ausreichend Ressourcen der Umgebung, und vor der Landwirtschaft:

Nach Untersuchungen zur Hausmaus wird eine längere Sesshaftigkeit etwa 15000 BP angenommen, jedenfalls eine Sesshaftigkeit und "Verweildauer", die Anpassungsfolgen auf die Tierwelt gehabt haben soll:

Aufsatz:
Origins of house mice in ecological niches created by settled hunter-gatherers in the Levant 15,000 y ago

Presse:
https://www.welt.de/wissenschaft/ar...schon-vor-15-000-Jahren-bei-den-Menschen.html
http://www.pasthorizonspr.com/index...years-ago-mice-occupied-hunter-gatherer-homes
 
Nun,betrachten wir uns mal Gegenden,wo die ersten Ackerbaukulturen heimisch waren- z.B. Ägypten als Extrembeispiel
Dort haben wir es tatsächlich mit einer Klimaverschlechterung zu tun und zwar in der angrenzenden Sahara.
Wie wir aus Felsbildern wissen war die mal relativ grün mit jeder Menge jagdbarem Wild und einer ausgeprägten Jägerkultur. Durch die Kaltzeiten und die daduch erfolgte Bindung größer Wassermengen kam es zu einer erheblichen Ausweitung der Wüstengebiete, das Wild verzog sich in die Flusstäler und die Tropen und die Menschen suchten sich die Orte an denen es noch genug Wasser gab - das Niltal und die Oasen
Problem- dort gab es also eine Bevölkerungskonzentration die ganzjährig sichere Nahrungsquellen brauchte . Und das funktioniert nicht durch Jagd sondern nur durch Ackerbau und Viehzucht, zumal der verfügbare Raum auch beschränkt war und ein Umherziehen/Wildfolge kaum noch möglich war .

Ähnliche Ausdehnung benachbarter Wüsten haben wir auch in Mesopotamien und Palästina , mit dem gleichen Effekt Es kommt also nicht von ungefähr,daß diese Gegenden die ersten Ackerbauern hervorbrachte.

Der Beitrag von zaphod ist bemerkenswert, weil er der nachfolgenden Untersuchung bzgl. der vermuteten Anpassungsstrategien (Entwicklung zum mobilen, evt. sogar zum Agropastoralismus) prophetisch vorgreift:
Pastoralism may have delayed the end of the green Sahara

Abgesehen davon ist der Aufsatz interessant, weil er Details zur Entstehung der Sahara enthält.

Abstract ~ deepL

The climate deterioration after the most recent African humid period (AHP) is a notable past example of desertification. Evidence points to a human population expansion in northern Africa prior to this, associated with the introduction of pastoralism. Here we consider the role, if any, of this population on the subsequent ecological collapse. Using a climate-vegetation model, we estimate the natural length of the most recent AHP. The model indicates that the system was most susceptible to collapse between 7 and 6 ka; at least 500 years before the observed collapse. This suggests that the inclusion of increasing elements of pastoralism was an effective adaptation to the regional environmental changes. Pastoralism also appears to have slowed the deterioration caused by orbitally-driven climate change.

Die Verschlechterung des Klimas nach der jüngsten afrikanischen Feuchtzeit (AHP) ist ein bemerkenswertes Beispiel für die Wüstenbildung in der Vergangenheit. Es gibt Hinweise darauf, dass sich die menschliche Bevölkerung in Nordafrika zuvor vergrößert hat, verbunden mit der Einführung des Pastoralismus. Hier betrachten wir die Rolle, wenn es überhaupt eine solche Rolle gibt, dieser Bevölkerung beim anschließenden ökologischen Zusammenbruch.

Mit Hilfe eines Klima-Vegetationsmodells schätzen wir die natürliche Länge der letzten AHP. Das Modell zeigt, dass das System am anfälligsten für Kollaps zwischen 7 und 6 ka war; mindestens 500 Jahre vor dem beobachteten Kollaps.

Dies deutet darauf hin, dass die Einbeziehung zunehmender Elemente des Pastoralismus eine effektive Anpassung an die regionalen Umweltveränderungen war. Der Pastoralismus scheint auch die Verschlechterung durch den global bedingten Klimawandel verlangsamt zu haben.
 
Tausende von asiatischen Reissorten deuten in genetischen Untersuchungen auf mindestens drei Herkunftsarten bzw. regionale Zentren der Domestizierung hin. Reisanbau scheint demnach (auch) mehrfach "erfunden" worden zu sein.

Bericht aus der NATURE, im open access
Retrotranspositional landscape of Asian rice revealed by 3000 genomes

Abstract ~ deepL
Die jüngste Separierung von Genomsequenzen für 3000 Reissorten ermöglicht den Zugang zur genetischen Vielfalt auf Artenebene für diese Kulturpflanze. Wir nutzen diese Ressource, um einige Merkmale der Retrotranspositionslandschaft von Reis zu entschlüsseln. Wir entwickeln die Software TRACKPOSON speziell für die Erkennung von Transposable Elements Insertion Polymorphisms (TIPs) aus großen Datensätzen. Wir wenden dieses Tool auf 32 Familien von Retrotransposons an und identifizieren mehr als 50.000 TIPs in den 3000 Reisgenomen. Die meisten Polymorphismen treten bei sehr niedriger Frequenz auf, was darauf hindeutet, dass sie in letzter Zeit in der Landwirtschaft aufgetreten sind. Eine genomweite Assoziationsstudie zeigt, dass diese Aktivierungen im Reis durch externe Reize ausgelöst werden können, und nicht durch die Veränderung genetischer Faktoren, die an der Stillegung von transponierbaren Elementen beteiligt sind. Schließlich wird der TIPs-Datensatz verwendet, um den Ursprung der Reisdomestikation zu verfolgen. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Reis aus drei verschiedenen Domestizierungsereignissen stammt.
 
Im Zusammenhang mit der Domestizierung von Grasarten (Emmer und Einkorn zu Weizen und Dinkel) ist vielleicht auch die Frage der Haltbarkeit und Lagerung zu bedenken. Die genannten Grassamen lassen sich trocken lange lagern. Wie will man im Winter Wildwurzeln wie Rohrkolben oder Klette lagern? Ist die heutige (vor 50 Jahren übliche) Lagerung von Rettichen (nur bestimmte Sorten) Möhren und Sellerie (frostfrei in leicht feuchtem Sand) auf Rohrkolben- und Klettenwurzeln anwendbar?
Nicht zuletzt gibt es auch eine kulturelle/soziale Komponente, die so ähnlich lautet wie "kann der sich nichts besseres leisten". Diese Erfahrung mache ich gelegentlich, weil ich im Frühjahr gerne einen Wildsalat aus Löwenzahnblättern, Brennnesselblättern, Vogelmiere und Spitzwegerich esse. Wenn ich das erzähle werde ich angeschaut wie der letzte Depp.
Nach dem 2. Weltkrieg "mussten" die Menschen sogar Brennnesselspinat essen, weil es nichts anderes gab. Die Generation (meiner Eltern) die den 2. WK und die Zeit danach mit gemacht hat, erwähnt gerne was damals an "Unkraut" vertilgt wurde. Das ganze Zeugs wird, auch von meinen Eltern, als "Notlösung" hingestellt. Daher mein Gedanke ob es nicht auch eine soziale Komponente für unsere heutigen Kulturpflanzen gibt?
 
Im fruchtbaren Halbmond hast du je nach Sonnenzugang bis zu drei Ernten im Jahr. Dass bei uns die Fastenzeit gegen Ende des Winters ist, hängt nicht nur mit Ostern zusammen sondern auch damit, dass der ausgehende Winter bzw. das beginnende Frühjahr eine Zeit war, wo man ggf. mit den letzten Vorräten sparsam umgehen musste.
 
Ein Fressen für die Sprachforschung:

Ein Artikel in der Science behaupet, Laute wie "V" und "F" seien sprachengeschichtlich relativ jung, auf Ernährungsveränderung der Landwirtschaft (neolithische Evolution) und damit einhergehende Vernderungen des Gebisses zurückzuführen.

Presse
The 'F' and 'V' Sounds Might Only Be A Few Thousand Years Old - D-brief
Sprachwandel: Das »f« - eine Innovation der Jungsteinzeit?


Artikel Science (hinter paywall)
Human sound systems are shaped by post-Neolithic changes in bite configuration
 
Im Zusammenhang mit der Domestizierung von Grasarten (Emmer und Einkorn zu Weizen und Dinkel) ist vielleicht auch die Frage der Haltbarkeit und Lagerung zu bedenken. Die genannten Grassamen lassen sich trocken lange lagern. Wie will man im Winter Wildwurzeln wie Rohrkolben oder Klette lagern? Ist die heutige (vor 50 Jahren übliche) Lagerung von Rettichen (nur bestimmte Sorten) Möhren und Sellerie (frostfrei in leicht feuchtem Sand) auf Rohrkolben- und Klettenwurzeln anwendbar?

Wie lange lassen sich Kartoffeln lagern?

In Neuguinea hat sich unabhängig von anderen Gegenden eine Landwirtschaft entwickelt, die auf Produkten basiert, die nicht lange lagerbar sind, im Gegensatz zu Getreide (Taro, Zuckerrohr, Bananen). Grundsätzlich ist es also möglich. Allerdings ist das ganze dort nie so weit gediehen wie in anderen Gegenden, was vielleicht auch mit diesem Nachteil zusammen hängt.
 
Ein Fressen für die Sprachforschung:
Ein Artikel in der Science behaupet, Laute wie "V" und "F" seien sprachengeschichtlich relativ jung, auf Ernährungsveränderung der Landwirtschaft (neolithische Evolution) und damit einhergehende Vernderungen des Gebisses zurückzuführen.

Die Anatomie des Sprechapparates beeinflusst die Sprache und vielleicht auch anders herum. Zu diesem Thema (Einfluss zunehmender Überbiss auf die Sprache) könnte man sich auch näher mit dem Verschwinden des th-Lauts (dentaler Frikativ) in den germanischen Sprachen beschäftigen. Selbst Englisch-Muttersprachler tun sich zunehmend schwer: Th-fronting - Wikipedia

Th-fronting is the pronunciation of the English "th" as "f" or "v".
 
Wie lange lassen sich Kartoffeln lagern?
Nun, ich denke das kommt auf die Kultur (in der die Kartoffeln erzeugt werden) an. In Mitteleuropa, geht es in geeigneten Kellern maximal 1 Jahr.
In Peru haben die Bauern eine Methode entwickelt die Kartoffeln mehrere Jahre haltbar zu machen. Die Kartoffeln werden mit den Füßen zerstampft, anschließend getrocknet, dann wieder zerstampft und getrocknet, notfalls mehrmals, bis etwas entsteht das entfernt und nur äußerlich an Kartoffelchips erinnert. Das Klima (nachts öfter unter 0°C) hilft dabei. Es entstehen eine Art kleine Fladen, die trocken gelagert mehrere Jahre haltbar sind. Googelt mal "Chuno", das ist was ähnliches.
 
Verschiedentlich wird in diesem Thread erwähnt, dass die Landwirtschaft nicht die Sesshaftigkeit bedinge, dass es z.B. reiche, zu Reifezeit vor Ort zu sein. Das kann für manche Pflanzen gelten, nicht aber für Getreide wie Wildeinkorn und Wildemmer, weil sie, wie alle Wildgräser, zu unterschiedliche Zeiten reif werden und dabei die Samenkörner nicht in den Ähren behalten, sondern abwerfen. Es galt also, sie unreif zu ernten oder vom Boden aufzuklauben.

Dazu kam, dass diese eiweiß- und kohlenhydratreiche Gräser auch Tieren schmecken, kam man ein paar Tage zu spät, fand man u.U. nur noch die Reste vor. Die erste Aufgabe war wohl, diesen Wildverbiss zu verhindern durch Einzäunung des „Feldes“ und/oder durch abstellen von Wachpersonal.

Die zweite Aufgabe war das Abwerfen der Samen zu verhindern, denn sonst musste man die Körner vom Boden aufklauben, was eine sehr mühselige Angelegenheit war. Das und anderes hat man durch Auswahl der Saat von den geeigneten Pflanzen hinbekommen, wozu auch längere Beobachtungzeiträume nötig waren, die Präsenz erforderten.

Die dritte Aufgabe war, die Körner in einer Weise aufzubewahren, um sie über längere Zeiträumen nutzen zu können. Das wiederum ließ sich durch eine umherstreifende Jäger- und Sammlergruppe, kaum bewerkstelligen, es sei denn, man legte Depots an Ort und Stelle an. Dies aber bedingte feste Gefäße, sprich Keramik, die fest verschlossen sein musste. Um sie mitzunehmen war Keramik zu unhandlich.

Diese 3 Schwierigkeiten ließen sich leicht überwinden, wenn man vor Ort blieb – anfangs reichte dazu sicher eine kleine „Besatzung“, die aber wahrscheinlich auch in einer kleinen Familie bestand, die Einfachheit halber immer vor Ort blieb, selbst Kinder hatte, die das Nomadenleben nie kennengelernt haben: Sie blieben sesshaft . Dazu kam, dass sie sich mit den Pflanzen gut auskannten, sprich Wissen ansammelten, die anderen Mitgliedern der Gruppe verborgen blieb: Sie waren die ersten Bauern.
 
Ich halte auch wenig von Thesen, dass nomadisierende Gruppen Feldbau betrieben. Gleichwohl gibt es Formen, dass Gruppen für die Dauer, die ein Feld ihre Anwesenheit erfordert, dort bleiben und dann, nach der Ernte, weiter ziehen. Es gibt mehr Verstauungsmöglichkeiten, als nur Keramik und wenn man Tiere hat, denen man die Last aufbürden kann, ist auch Keramik ein zu vernachlässigendes Problem. Wenn wir aber beim Thema Protolandwirtschaft sind, dann ist festzuhalten, dass wir, zumindest, wenn wir vom Nahen Osten reden, im Anfangsstadium der Neolithisierung uns noch im Prä-Keramikum befinden, Keramik also i.d.R.* noch gar nicht existierte.

*die Einschränkung, weil tatsächlich die Venus von Dolní Vĕstonice eine ins Gravettien (Jungpaläolithikum) datierte Keramikfigur ist, also einige tausend Jahre älter ist, als der Neolithisierungsprozess im Nahen Osten. Sie ist damit outstanding, da aus demselben archäologischen Horizont, aus dem wir einige gestalterische Fund vorwiesen können, diese normalerweise aus organischem Material (Elfenbein, Knochen) oder Stein sind.
 
Gleichwohl gibt es Formen, dass Gruppen für die Dauer, die ein Feld ihre Anwesenheit erfordert, dort bleiben und dann, nach der Ernte, weiter ziehen.
Wilde Sorten von Einkorn und Emmer gehören zu Wintergetreidearten, d.h. sie werden im September gesät und im Juli geerntet. Das ist für Nomaden eine ziemlich lange Zeitspanne.

Es gibt mehr Verstauungsmöglichkeiten, als nur Keramik und wenn man Tiere hat, denen man die Last aufbürden kann, ist auch Keramik ein zu vernachlässigendes Problem.
Ich weiß nicht, ob es zu jenem Zeitpunkt schon domestizierte Lasttiere gab. Um Getreide irgendwo zu deponieren, d.h. erstmal sich selbst zu überlassen, brauchte man schon etwas Festes und Verschließbares, und da fällt mir nur Keramik ein. Aber solche Keramik gab es damals wohl noch nicht, daher ist diese Fährte in diesem Zusammenhang zu vernachlässigen.
 
Wilde Sorten von Einkorn und Emmer gehören zu Wintergetreidearten, d.h. sie werden im September gesät und im Juli geerntet. Das ist für Nomaden eine ziemlich lange Zeitspanne.

Ich weiß nicht, ob es zu jenem Zeitpunkt schon domestizierte Lasttiere gab. Um Getreide irgendwo zu deponieren, d.h. erstmal sich selbst zu überlassen, brauchte man schon etwas Festes und Verschließbares, und da fällt mir nur Keramik ein. Aber solche Keramik gab es damals wohl noch nicht, daher ist diese Fährte in diesem Zusammenhang zu vernachlässigen.

Wobei, wenn ich es anders herum sehe, nämlich die Zeit zwischen Ernte und Aussaat, dann ist das plötzlich nicht mehr lang. Und Nahrung die ich nicht bei mir habe ist keine Nahrung.
Getreide oder andere Nahrungsmittel kann man auch in Beutel verstauen und dann mit nehmen. Zum Beispiel aus Leder.
Und man kann auch getrocknete leere Fruchtkörper als Gefäße benutzen. Stichwort Kalebasse.

Flaschenkürbis – Wikipedia
 
Tausende von asiatischen Reissorten deuten in genetischen Untersuchungen auf mindestens drei Herkunftsarten bzw. regionale Zentren der Domestizierung hin. Reisanbau scheint demnach (auch) mehrfach "erfunden" worden zu sein.

Bericht aus der NATURE, im open access
Retrotranspositional landscape of Asian rice revealed by 3000 genomes

Abstract ~ deepL
Die jüngste Separierung von Genomsequenzen für 3000 Reissorten ermöglicht den Zugang zur genetischen Vielfalt auf Artenebene für diese Kulturpflanze. Wir nutzen diese Ressource, um einige Merkmale der Retrotranspositionslandschaft von Reis zu entschlüsseln. Wir entwickeln die Software TRACKPOSON speziell für die Erkennung von Transposable Elements Insertion Polymorphisms (TIPs) aus großen Datensätzen. Wir wenden dieses Tool auf 32 Familien von Retrotransposons an und identifizieren mehr als 50.000 TIPs in den 3000 Reisgenomen. Die meisten Polymorphismen treten bei sehr niedriger Frequenz auf, was darauf hindeutet, dass sie in letzter Zeit in der Landwirtschaft aufgetreten sind. Eine genomweite Assoziationsstudie zeigt, dass diese Aktivierungen im Reis durch externe Reize ausgelöst werden können, und nicht durch die Veränderung genetischer Faktoren, die an der Stillegung von transponierbaren Elementen beteiligt sind. Schließlich wird der TIPs-Datensatz verwendet, um den Ursprung der Reisdomestikation zu verfolgen. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Reis aus drei verschiedenen Domestizierungsereignissen stammt.

Eine weitere Studie zu den Sorten und Ursprüngen des Reis in Asien:
Genomic history and ecology of the geographic spread of rice

(Vorab-Publikation auf bioXriv, freier download):
 
Wilde Sorten von Einkorn und Emmer gehören zu Wintergetreidearten, d.h. sie werden im September gesät und im Juli geerntet. Das ist für Nomaden eine ziemlich lange Zeitspanne.

Eben genau nicht. Denken wir an Nomaden im Sommerlager. Sie kommen im Frühsommer an, wissen das sie "Getreide" ausgesät haben, brauchen deswegen auch weniger Vorräte mit schleppen, sind vor Ort wenn es reift um es ggf. gegen Tiere zu verteidigen, ernten es und säen es wieder aus bevor sie weiter ziehen.
Bis zum nächsten Jahr passiert nicht viel, es keimt, es wächst und bevor es anfängt Früchte (Samen) zu bilden sind sie wieder da.
Man darf dabei nicht an heutige Monokulturen denken, die eine Rotte Wildschweine in wenigen Nächten zerstören kann. Es werden nur kleine "Felder" gewesen sein, immer dort ein paar m² wo der Boden gut war.
 
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