Was ist dran an den einäugigen Piraten?

Brissotin

Aktives Mitglied
Hallo,

ich habe mal eine Frage an Kenner der Marine und insbesondere der Piraterie.

In zwei Dokus, eine davon für Kinder (Checker Tobi ...) wurde behauptet, die Piraten hätten besonders oft Augenklappen getragen. Zum einen wird eine Blendung des einen Auges behauptet, weil sie zu oft in die Sonne guckten, zum anderen natürlich Verwundungen.

Das Ganze ist vielleicht einfach nur Quatsch, da ich meinen Kindern aber die Welt lieber richtig erklären möchte, wollte ich hier mal fragen, ob jemand was von dieser Sache gehört oder gelesen hat?


In allen Büchern, die ich bislang über die Piraterie las, kommen einfach keine einäugigen Piraten vor, bzw. eben nur diese berühmte Liste, was ein versehrter Pirat nach einer Operation an Entschädigung für bestimmte verlorene Körperteile und z.B. ein verlorenes Auge bekommen sollte.
Das klingt mir aber alles eher so wie ein Ausgleich für den Verdienstausfall, weil der Pirat NICHT mehr "arbeiten" konnte infolge seiner Verletzungen.
Mir fällt auf Anhieb kein bedeutender Seeräuber des Golden Age of Piracy ein, dessen Einäugigkeit irgendwo erwähnt oder dargestellt wurde.

Dass man prinzipiell durch Kämpfe einäugig werden kann hingegen, ist ja nur logisch. Nelson (1758-1805) und Blas de Lezo (1689-1741) sind dafür Beispiele.
 
ist es eventuell nur ein praktischer Grund der dann zu diesem Mythos führte ?

ich denke da an Schützen die ein Auge abdecken damit es schneller an die Dunkelheit gewöhnt wird.
Hat man da evtl beim Schauen durch Fernrohre irgendeinen Vorteil, oder war die Klappe nur Zeitweise zugeklappt wenn man z.b. Fernrohre benutzte ?

edit:
diese Theorien geistern alle schon unbewiesen durch das Netz. Sogar das "Mythbusters" haben die "Sehen in der Dunkelheit" schon abgearbeitet. (beim Enterkampf unter Deck von Vorteil)
 
Ich würde meinen, dass sich das einfach nur als populäres Bild eingeprägt hat, jedenfalls wäre mir ein überproportionaler Anteil an Piraten mit versehrten bzw. geblendeten Augen nicht bekannt.

Sicherlich war der Verlust eines Auges in militärischen oder paramilitärischen Kontexten wahrscheinlicher als anderswo und sicherlich war er auf See bei Auseinandersetzungen nochmals wahrscheinlicher, da ja, wenn die Planken eines Schiffes mit einem Geschütz durchschlagen wurden, sich auch reichlich Splitter lösten, die dann durch den Bauch des Schiffes flogen und die Mannschaft verletzen konnten.
Ich könnte mir zudem auch vorstellen (beweisen kann ich das nicht), das der Pulverdampf, im Besonderen sollte man ohnedies etwas empfingliche Augen haben zu Entzündungen / Erblindungen führen konnte.
Ich wüsste aber nicht, wo das Piraten häufiger betroffen hätte, als sonstige Angehörige regulärer Seestreitkräfte, was ich mir indes vorstellen kann, ist dass man demgegenüber seine Beschäftigung bei einer regulären Flotte als "Invalide" schneller verlieren konnte.
Geblendet werden konnte man selbstredend auch als "regulärer", wenn man einem rachsüchtigen Feind in die Hände fiel.

Piraten mit verlorenem Auge, könnte ich jetzt ad hoc auch nicht nennen. Als "Regulärer" Flottenkommaniderender mit verlustigem Auge würde mir für das 17. Jahrhundert der Venezianer Lazzaro Mocenigo im Kontext des candischen Krieges einfallen, der während einer Flottenoperation in der Ägäis im Kampf gegen die Osmanen ein Auge verlor.

Ich denke dass es sich bei dem Piraten mit der Augenklappe und dem Holzbein einfah um ein populäres Bild handelt, dass entsprechend einprägsam ist, vielleicht auch der populären Literatur als Fantasieprodukt entsprungen, wobei ich etwa an Long John Silver aus Stevensons "Schatzinsel" denken würde.

ist es eventuell nur ein praktischer Grund der dann zu diesem Mythos führte ?

ich denke da an Schützen die ein Auge abdecken damit es schneller an die Dunkelheit gewöhnt wird.
Hat man da evtl beim Schauen durch Fernrohre irgendeinen Vorteil, oder war die Klappe nur Zeitweise zugeklappt wenn man z.b. Fernrohre benutzte ?

edit:
diese Theorien geistern alle schon unbewiesen durch das Netz. Sogar das "Mythbusters" haben die "Sehen in der Dunkelheit" schon abgearbeitet. (beim Enterkampf unter Deck von Vorteil)

Das ist nicht wirklich plausibel, weil diese praktischen Gründe ja auch Angehörige regulärer Seestreitkräfte im gleichen Maße wie Piraten betreffen würde, womit sich das Bild des speziell einäugigen Piraten schwerlich erklären lässt.
 
edit:
diese Theorien geistern alle schon unbewiesen durch das Netz. Sogar das "Mythbusters" haben die "Sehen in der Dunkelheit" schon abgearbeitet. (beim Enterkampf unter Deck von Vorteil)
Danke, ja deswegen. Es sind scheinbar Mythen, die durchs Netz geistern, aber ich habe dazu keine Hinweise in seriöser Literatur gefunden.
 
Ich wüsste aber nicht, wo das Piraten häufiger betroffen hätte, als sonstige Angehörige regulärer Seestreitkräfte, was ich mir indes vorstellen kann, ist dass man demgegenüber seine Beschäftigung bei einer regulären Flotte als "Invalide" schneller verlieren konnte.
Die Frage ist ja eben auch, ob diese Statuten wie sie beispielsweise von Henry Morgan (Henry Morgan – Wikipedia - wobei dort die Angabe sie seien nur durch Exquemlin überliefert unzutreffend ist, in einer Doku wurden die originalen Schriftstücke mit einer Unterschrift Morgans gezeigt) tatsächlich eingehalten wurden.

In zahlreichen Sachbüchern für Kinder heißt es auch, die Einbeinigen wären Schiffsköche geworden. Dabei kenne ich dafür auch keinen Beleg. Nur in Stevensons "Schatzinsel" betreibt Silver ein Wirtshaus und ist auf der "Hispaniola" Schiffskoch.
In "Die Schatzinsel" kommen nach meiner Erinnerung auch kein Pirat mit Augenklappe vor. Der blinde Pew ist halt einfach blind. Dennoch soll der Roman stilbildend sein: Treasure Island - Wikipedia
Anders als bei Stevenson lebte Defoe beispielsweise noch am Ende des Golden Age of Piracy und hat sich literarisch damit beschäftigt.
 
Man sollte das Stereotyp evt. ausdehnen. Eine Hand, ein Bein, ein Auge...

Geprägt durch bildliche Darstellungen, frühe Filme, zusätzlich zur Literatur ?
 
Man sollte das Stereotyp evt. ausdehnen. Eine Hand, ein Bein, ein Auge...

Geprägt durch bildliche Darstellungen, frühe Filme, zusätzlich zur Literatur ?
Welche Filme?
"Piraten" von Polanski fiele mir auf Anhieb ein. Aber das ist ja kein früher Film.
Außerdem sind dort fast alle der gehandicapten Piraten auf der Insel des Holländers versammelt, also als sozusagen ausgemustert gekennzeichnet, auch wenn Red dann aus ihnen letztlich seine Mannschaft zusammenstellen muss, um seinen Thron zurück zu holen.

Anthony Quinn war mal ein einäugiger Pirat in "Der Seeräuber" (The Black Swan) von 1942.

Robert Newton hatte in "Die Schatzinsel" 1950 wohl eine seiner berühmtesten Rollen als Silver.

Ich subsumiere, keiner kennt einen historischen-belegten Hintergrund von der Behauptung Piraten hätten oft Augenklappen getragen?
 
Ich hatte keinen konkreten Film im Auge ( :D ), sondern das war eine Mutmaßung, ob das Motiv in Stummfilmen oder frühen Tonfilmen mit Piratenauftritt erscheint.
 
Die Frage ist ja eben auch, ob diese Statuten wie sie beispielsweise von Henry Morgan (Henry Morgan – Wikipedia - wobei dort die Angabe sie seien nur durch Exquemlin überliefert unzutreffend ist, in einer Doku wurden die originalen Schriftstücke mit einer Unterschrift Morgans gezeigt) tatsächlich eingehalten wurden.

Das kann ich natürlich nicht belegen, aber ich halte eine Einhaltung der entsprechenden Statuten durchaus für plausibel.
Es ist ja nicht so, dass im 16. und 17. Jahrhundert Seeleute Wegwerfwahre gewesen wären und zu den ohnehin gegebenen Schwierigkeiten eine Mannschaft zusammen zu bekommen gehört im speziellen Fall von Piraten ja auch die Bereitschaft sich an kriminellen Handlungen zu beteiligen, auf die drakonische Strafen standen.
Selbst im Fall von Freibeutern war das nicht ganz risikolos, weil ja der Übergang von Freibeuterei und Piraterie mitunter doch recht fließend war und von den politischen Konjunkturen in Europa abhing.

Im Hinblick auf verletzte und verstümmelte Piraten kommt noch das Momentum hinzu, dass die die Ankerplätze, Mannschaftsmitglieder Verstecke und Kontakte der einzelnen Piratenkapitäne und ihrer Mannschaften durchaus mindestens zum Teil kennen konnten. Diese also einfach sich selbst zu überlassen hätte geradezu provoziert, dass sie versuchen dieses Wissen zu verkaufen, um sich damit über Wasser zu halten, mit allen damit verbundenen Folgen.

Demnach konnte man, wenn man das spieltheoretisch betrachtet von Seiten der Piraten selbst mit solchen Leuten nur zwei Dinge tun, etweder verorgen und so weit als möglich noch einsetzen oder liquidieren.
Letztere Praxis hätte die Rekrutierung neuer Mannschaften sicherlich nicht gerade vereinfacht und außerdem zu Unruhe innerhalb der Besatzung führen können.

Demnach würde ich eine gängige Entschädingungspraxis und die Praxis der Weiterbeschäftigung von Invaliden auf den Schiffen von Seeräubern oder in sonstigen Diensten für durchaus wahrscheinlich halten. Die genauen Konditionen wären dann selbstredend eine andere Frage und von der jeweiligen "Kssenlage" abhängig.

Ich würde das im Übrigen anders als in mancher populärer Literatur dann nicht als einen Prototypen eines Sozialsystems bezeichnen, sondern als eine Investition in die Sicherheit der eigenen Verstecke und Ankerplätze, das "Arbeitsklima" innerhalb der Mannschaft und in den eigenen Ruf, so wie als Reaktion auf die Schwierigkeiten geeignetes Personal zu bekommen.



In zahlreichen Sachbüchern für Kinder heißt es auch, die Einbeinigen wären Schiffsköche geworden. Dabei kenne ich dafür auch keinen Beleg. Nur in Stevensons "Schatzinsel" betreibt Silver ein Wirtshaus und ist auf der "Hispaniola" Schiffskoch.
In "Die Schatzinsel" kommen nach meiner Erinnerung auch kein Pirat mit Augenklappe vor. Der blinde Pew ist halt einfach blind. Dennoch soll der Roman stilbildend sein: Treasure Island - Wikipedia
Anders als bei Stevenson lebte Defoe beispielsweise noch am Ende des Golden Age of Piracy und hat sich literarisch damit beschäftigt.

Mit der Schatzinsel hast du rech, dass war nur die Holzkrücke, keine Augenklappe, auch wenn ich meine mich an eine Verfilmung erinnern zu können, in der das mal vorkam, aber das wäre dann nicht am Orriginal orientiert, Pardon.
 
Ich habe manchmal den Eindruck, dass man Dinge, die man als Kind aufgeschnappt oder gelernt hat, anlasslos selten hinterfragt.

Man sollte das Stereotyp evt. ausdehnen. Eine Hand, ein Bein, ein Auge...

Geprägt durch bildliche Darstellungen, frühe Filme, zusätzlich zur Literatur ?

Und - in W.-Dtld. seit den 1970er Jahren* - durch Playmobil. Die Playmobilmännchen lächeln zwar immer gleich freundlich, aber bei den Piratenfiguren gab es dann solche mit Dreitagebart, es gab aufgemalte Augenklappen und Holzbeine sowie Hakenarme. Man denke auch an Captain Hook aus Peter Pan. Ich habe das Buch nie gelesen, weiß daher nicht, wie die Piraten dort im Einzelnen beschrieben werden.


*Seit einigen Jahren ist Playmobil ja internationalisiert. Ab wann Playmobil Piraten im Angebot hatte, weiß ich nicht, sicher kann ich das für die 1980er Jahre sagen.
 
Demnach würde ich eine gängige Entschädingungspraxis und die Praxis der Weiterbeschäftigung von Invaliden auf den Schiffen von Seeräubern oder in sonstigen Diensten für durchaus wahrscheinlich halten. Die genauen Konditionen wären dann selbstredend eine andere Frage und von der jeweiligen "Kssenlage" abhängig.

Ich würde das im Übrigen anders als in mancher populärer Literatur dann nicht als einen Prototypen eines Sozialsystems bezeichnen, sondern als eine Investition in die Sicherheit der eigenen Verstecke und Ankerplätze, das "Arbeitsklima" innerhalb der Mannschaft und in den eigenen Ruf, so wie als Reaktion auf die Schwierigkeiten geeignetes Personal zu bekommen.
Das mit dem Sozialsystem habe ich so, glaub ich, auch noch nicht gelesen. Entschädigungen für verlorene Gliedmaßen in dem Sinne, gab es aber m.W. schon bei den Angelsachsen (ich denke, das kam in "Law and Punishment" von Tony Richardson vor) - da aber eher als ein Strafenkatalog, was ein Übeltäter dem Opfer zahlen musste.

Interessant ist, dass just Morgan diese Statuten erließ, da er ansonsten eher so wirkte, als habe er seine Leute hintergehen wollen indem er die Beute unterschlug.
 
Und - in W.-Dtld. seit den 1970er Jahren* - durch Playmobil. Die Playmobilmännchen lächeln zwar immer gleich freundlich, aber bei den Piratenfiguren gab es dann solche mit Dreitagebart, es gab aufgemalte Augenklappen und Holzbeine sowie Hakenarme. Man denke auch an Captain Hook aus Peter Pan. Ich habe das Buch nie gelesen, weiß daher nicht, wie die Piraten dort im Einzelnen beschrieben werden.


*Seit einigen Jahren ist Playmobil ja internationalisiert. Ab wann Playmobil Piraten im Angebot hatte, weiß ich nicht, sicher kann ich das für die 1980er Jahre sagen.
Playmobil-Piraten gab es seit den 70ern. Das erste große Piratenschiff kam 1978.
An Playmobil besonders war, dass es immer schon eine Diversität gab. So haben die Piraten schon früh z.B. Chinesen oder Insulaner dabei gehabt, die teilweise sogar in ethnisch sich auszeichnender Kleidung präsentiert wurden. Bei Lego, ehe es zu beinahe einem reinen Merchandising-Unternehmen mit Lizenzprodukten nach allen möglichen Filmen wurde (was Playmobil mittlerweile auch ist), waren die Figuren einfach durchweg gelb . Signifikant war für mich als Kind der vollkommen piratige Kapitän, der in den Hörspielen von Europa Roger hieß und ein Holzbein, eine Hakenhand und eine Augenklappe hatte, wodurch ich mich fragte wie der denn ne Waffe halten soll.

Bei den Karnevalskostümen sind Augenklappe und Hakenhand auch recht beliebt. Wäre da interessant, ob es dies schon immer in der Form gab.
Ein ziemlich karnevalmäßig aussehender Pirat erscheint auf dieser Karikatur des amerikanischen Seefahrers John Paul Jones: John Paul Jones - Wikipedia M.W. die erste Darstellung eines "Piraten" mit dem Jolly Roger mit zwei Knochen auf dem Hut - heute weit verbreitetes Bild. Die Lego- und Playmobil-Piraten hatten schon lange solche Hüte. Die Flagge auf dem Hut abzubilden scheint mir allerdings etwas ausnehmend seltenes.
Aber auch auf den Karikaturen oder Schreckensdarstellungen werden die Piraten doch nicht als Einäugige dargestellt. Vielmehr sind sie ja meisten besonders fit und unversehrt. So ein vitaler Pirat wirkt doch auch eigentlich deutlich gefährlicher als einer auf einem Holzbein oder mit nur einem Auge.
 
Aber auch auf den Karikaturen oder Schreckensdarstellungen werden die Piraten doch nicht als Einäugige dargestellt. Vielmehr sind sie ja meisten besonders fit und unversehrt. So ein vitaler Pirat wirkt doch auch eigentlich deutlich gefährlicher als einer auf einem Holzbein oder mit nur einem Auge.

Deutlich gefährlicher sicher, aber wenn man will, würde da einfach das Markenzeichen fehlen. Nen muskulöser, fitter Typ könnte ja, wenn nicht näher bezeichnet auch als Holzfäller, sonstiger Militärtyp o.ä. durchgehen. Ob es mit der Augenklappe, dem Holzbein oder der Hakenhand wirklichkeitsgetreu ist, ist sicherlich anzuzweifeln, aber jedenfalls ist es einprägsam.
Es weiß ja auch jedes Kind, dem Grimms Märchen vorgelesen wurden, dass eine Hexe eine bucklige alte Frau mit Kopftuch, Hakennase und Besen ist und ich würde meinen, dass das vor Harry Potter auch in jüngerer Zeit nach ein gebräuchliches Stereotyp war, wenn hier auch im Bezug auf fiktive Figuren.
Warum diese, die nicht wirklich gefährlich wirkt, sondern eher, wie eine etwas skurrile Oma?

Warum kein Flintenweib oder eine Figur des horizontalen Gewerbes, obwohl derlei für die abergläubische Darstellung einer gefährlichen Person, die sich an den Leibhaftigen verkauft hat um Kräfte zu erhalten und Schadenszauber wirken zu können, gemäß mittelalterliche/frühneuzeitlichen Vorstellungen, wesentlich naheliegender gewesen wäre?
 
Die beste Erklärung für die Augenklappe ist die hier:
Fritzchen fragt den alten Seebären:
- Warum hast du ein Holzbein?
- Das Bein hat mir ein Hai abgebissen.
- Und warum hast du da einen Haken statt einer Hand?
- Die wurde mir beim Gefecht mit dem Säbel abgehackt.
- Und die Augenklappe?
- Da hat mir eine Möwe aufs Auge geschissen.
- Was, und davon kriegt man gleich eine Augenklappe?!
- Nein, ich wollts schnell wegwischen und da habe ich einen Moment lang nicht an den verdammten Haken gedacht.


Klischees: Trugen Piraten Augenklappen, weil ein Auge wegen der Sonne blind war?
 
aber wieso wird hier immer der Papagei auf der Schulter unterschlagen ?

Hat Ahab in Moby Dick nicht auch so einige Piratenutensilien ? Das scheint einfach ein Stereotyp für richtig harte Hunde in ihrem Metier zu sein wenn die noch mit Ersatzteilen aktiv dabei sind.

edit: ahab hat nur ein Holzbein

wird ja heute noch gern genutzt dieses Narrativ:
der Typ bei Verhoevens Starship Troopers ("die mobile infanterie hat mich zu dem gemacht was ich heute bin") mit der Metallhand.
in Stalingrad der Kommandeur des Panzerabwehr Strafbattalions ebenfalls mit metallhand.
 
"Bei der Navigation mit Kompass und Sextant bzw. Jakobsstab musste man ständig in die Sonne sehen und erwiesenermaßen sind dadurch viele Seeoffiziere auf einem Auge erblindet [3]. Die schwarze Augenklappe war nur ein modisches Piraten-Accessoire, um den Eindruck zu erwecken, man hätte das Auge im Kampf verloren."

https://tu-dresden.de/bu/umwelt/geo...fentlichungen/2005_FUHRLAND_PIRAT.pdf?lang=de

Das sieht nicht sehr seriös aus.
Der "Kollege" zitiert da einen Mystery-Roman als Quelle.
 
Danke silesia für Deine Kritik.

Nun hatte ich genau das, was der zitierte Autor behauptet, vorher irgendwo gelesen und von daher Schlagworte der Internetsuche irgendwo im Kopf ohne die Stelle feststellen zu können.
Wahrscheinlich Dava Sobel - Längengrad:
"Als John Davis, der englische Navigator und Entdeckungsreisende, im Jahre 1595 den Quadranten einführte, bezeichneten Seefahrer dieses Gerät sofort als große Verbesserung gegenüber dem alten Jakobsstab. Bei dem älteren Visiergeräten maß man den Stand der Sonne über dem Horizont, indem man direkt in das gleißende Licht schaute, ....
Einige Jahre derartiger Beobachtungen reichten aus, um das Augenlicht zu ruinieren. "
Längengrad
Aber auch das ist keine wissenschaftliche Quelle, sondern entspringt einem hinreißend geschriebenen populärwissenschaftlichen Buch.
Dem Charme der Plausibilität kann ich mich schwer entziehen, wenngleich dieser durchaus geeignet ist einen trügerischen Boden der Betrachtung zu bereiten.
:D
(Aber vielleicht kann man sich versuchsweise daran entlang hangeln.)
 
Ja, darauf stößt man reichlich.

Das war auch weniger Kritik an Deinem Beitrag als vielmehr unmittelbar an der Seite, die wegen der "Adresse" schon eine gewisse Seriösität beanspruchen sollte. Umso mehr überraschend, dass eine Publikation mit solchen Literaturverweisen aufwartet.
 
"Bei der Navigation mit Kompass und Sextant bzw. Jakobsstab musste man ständig in die Sonne sehen und erwiesenermaßen sind dadurch viele Seeoffiziere auf einem Auge erblindet [3]. Die schwarze Augenklappe war nur ein modisches Piraten-Accessoire, um den Eindruck zu erwecken, man hätte das Auge im Kampf verloren."
Das ist auch die Theorie, die ich anfangs mal erwähnte, glaub ich.

Auffällig ist nur:
wenn das ein Phänomen gewesen sein soll, warum gibt es dann nicht unzählige einäugige geblendete Kapitäne? Warum gibt es dann nicht unzählige Abhandlungen von zeitgenössischen Medizinern zu der Problematik? Warum liest man nichts davon beispielsweise in zeitgen. Zeitungen?

"Viele Seeoffiziere" - wie viele Seeoffiziere?

Die Marine hat bei solchen Problemen m.E. immer gegengesteuert. Es würde Ausschreibungen geben (wie bei der Längengradermittlung) oder Auszeichnungen für Leute, die eine Lösung gefunden haben etc..
 
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