Überproportional viele Bäcker

Die Weinbauern der Rebstöcke drumrum zzgl. Fassbinder können auch für den weitläufigen Versand produziert haben.
 
Bierbrauer fehlen dagegen vollständig. Da könnten in der Tat unsere überzähligen Bäcker tätig gewesen sein. Und Schneider gibt es mit 53 auch ganz ordentlich, wenn man bedenkt (oder vermutet) dass sich viele Frauen ihre Kleider selber genäht haben dürften.
 
Sicher, zumal sich unter den Steuerzahlern auch 16 Weinzieher (Verlader von Weinfässern) und 50 Karcher (Fuhrleute) befanden.
Wozu braucht man extra Weinzieher, wenn man bereits mit 50 Fuhrleuten einen ordentlichen Fuhrpark beisammen hat. Haben die tatsächlich berufsmäßig Weinfässer auf Fuhrwerke geladen? Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen.
(Oder bedeutet Weinzieher etwas anderes?)
 
Bierbrauer fehlen dagegen vollständig.

Das Bier hat anscheinend tatsächlich bis ins 17. Jahrhundert keine Rolle gespielt:

"Das Steuerbuch von 1384 verzeichnet 1127 Bürger mit ihren Berufen, davon 178 Weingärtner. Vom Wein lebten aber auch die Küfer, Eicher, Fassträger, Kärcher, Karrenspanner, Keller, Zwischenhändler (Unterkäufer, seit 1367), Weinschreiber* und -zieher nebst Familienmitgliedern, Knechten und Tagelöhnern sowie diejenigen, die Weinproduktion und -handel administrierten. Auch die Weinschenken und Wirte waren ökonomisch vom Wein abhängig, da Bierbrauen und Obstmosten erst im 17. Jahrhundert langsam aufkamen."

Esslingen am Neckar - Altgemeinde~Teilort - Detailseite - LEO-BW


* ... muss tatsächlich "Weinschreier" heißen!
 
Das Bier hat anscheinend tatsächlich bis ins 17. Jahrhundert keine Rolle gespielt:
..
Kommt mindestens darauf an wo.
Ein Beschwerdebrief des Jahres 1525 "der Pottensteiner Bürger und Bauern" "aus den Bauernkriegsakten im Staatsarchiv Bamberg nach Friedrich Wachter (1895)" erwähnt ausdrücklich das Bier als Nahrungsmittel:
""Zum Vierten brauen die Priester; und wenn nun im Städtlein das Bier ausgegangen, das Maß um einen Pfennig höher als sonst, obwohl doch die gemeine Stadt auch Priesterhäuser bewachen und verthorhüten muß und die Priester von dieser Pflicht frei sind.""
- Margit Freifrau von Wintzingerode - Das Zehntwesen im Hochstift Bamberg und Amt Pottenstein vom 15. bis 19. Jhd.
Seite 42
 
Die Aussage über das nicht vorhandene Bier bezieht sich auf die Stadt Esslingen. Anderswo wurde selbstverständlich auch im Mittelalter Bier gebraut.
 
Bei den Steuerlisten stellt sich natürlich die Frage,wer da als Steuerpflichtiger erfasst wurde
Bei den im Mittelalter erhobenen Steuern handelt es sich vorrangig um Besitzsteuern, auf Immobilien, den Zehnten als Kirchensteuer, und ansonsten auf unregelmäßig erhobene Sondersteuern wie den Peterspfennig
Ansonsten finanzierten sich die öffentlichen Haushalte im Wesentlichen aus dem Verkauf von Rechten und der Ausbeutung bzw. Verpachtung von Monopolen
Die heutige Einkommenssteuer im engeren Sinne gab es nicht, insoweit machte es also auch keinen Sinn nichtselbständig Tätige wie zB, Handwerksgesellen in den Steuerlisten zu erfassen
 
Bei den Steuerlisten stellt sich natürlich die Frage,wer da als Steuerpflichtiger erfasst wurde
Bei den im Mittelalter erhobenen Steuern handelt es sich vorrangig um Besitzsteuern, auf Immobilien, den Zehnten als Kirchensteuer, und ansonsten auf unregelmäßig erhobene Sondersteuern wie den Peterspfennig
Ansonsten finanzierten sich die öffentlichen Haushalte im Wesentlichen aus dem Verkauf von Rechten und der Ausbeutung bzw. Verpachtung von Monopolen
Die heutige Einkommenssteuer im engeren Sinne gab es nicht, insoweit machte es also auch keinen Sinn nichtselbständig Tätige wie zB, Handwerksgesellen in den Steuerlisten zu erfassen

Es sind sogar Knechte und Mägde im Steuerbuch erfasst (siehe Eingangsbeitrag).

"Sachlich beginnt die Steuerpflicht bei einer Untergrenze, die gegenüber anderen Städten geradezu erschreckend niedrig ist. Wir finden Fälle, in denen Steuerpflichtige fünf oder sechs Pfund Heller als ihr Vermögen angeben und trotzdem der Steuerpflicht unterworfen werden, und dies ohne Rücksicht auf körperliche Gebrechen. Nochmals sei festgehalten: Wer in diesen Listen als 'arm' bezeichnet wird, der war es auch." (Kirchgässner, S. 75)
 
das ist in der Tat aussergewöhnlich und könnte natürlich die Ursache dafür sein, dass bestimmte personalintensive Gewerbe fehlten-
 
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