Wie notwendig eine fundierte Information über das NS-System wäre, zeigt die unhistorische Diskussion über den Nationalsozialismus und Faschismus.
Eine im Prinzip richtige Warnung spricht Winkler aus, der zu Recht vor einer inflationären Nutzung des Vergleichs mit dem "Faschismus" warnt.
https://www.deutschlandfunk.de/hist...smus-begriff.2849.de.html?drn:news_id=1099516
Generell kann man in der öffentlichen Diskussion eine breite Unkenntnis erkennen, wenn es um die Bewertung der "Konservativen Revolution", von "Faschismus" und dem "Nationalsozialismus" geht.
Die starken Bezüge der modernen extremen Rechten (auch der "Identitären) an den Arbeiten eines Moeller van den Bruck (vgl. z.B. Schlüter: Moeller van den Bruck & Maas: Kämpfer um ein Drittes Reich) werden in den Arbeiten von Weiss zwar hervorgehoben, sind aber fast nicht relevant für die Diskussion über völkisch-nationalistische Ideologie. Und somit auch nicht für die Abgrenzung der Gruppierungen und auch für die vorhandenen Schnittmengen.
So unterschiedlich die ideologischen Wurzeln des italienischen Faschismus zum deutschen Nationalsozialismus sind (vgl. die Darstellung bei Sternhell: The Birth of Fascist Ideology) so ähnlich ist die Erscheinung während der zeitlich versetzten "Bewegungsphase in Deutschland und Italien (vgl. MacGregor Knox: To the Threshold of Power, 1922/1933). Und dennoch unterscheidet die deutsche Diskussion nicht präzise zwischen deutschem Nationalsozialismus und italienischem Faschismus. Auch wenn man "Faschismus" unpräzise als "Gattungsbegriff" über beiden legt.
Und in der Sicht bei Winkler wird darauf verzichtet, den Nationalsozialismus und den italienischen Faschismus in der Erscheinungsform als "Bewegung" und in der organisatorischen Manifestation im Rahmen der Herrschaftsausübung, zu betrachten. Nur im Rahmen des Vergleichs mit dem ab 1939 massiv ausgeweiteten Vernichtungssystem läuft ein Vergleich Gefahr, den Nationalsozialismus bzw. Faschismus zu verharmlosen. Ein Vergleich zur Bewegungsphase läuft keine Gefahr der Verharmlosung.
In diesem Sinne können Vergleiche heutiger rechtsextremer Parteien in Deutschland mit früheren Phasen der deutschen Geschichte durchaus hilfreich sein, um die Kontinuität, in die sich diese heutigen Gruppierungen selber stellen, zu verdeutlichen.
Aber genauso ist zu betonen, dass sich der Vergleich nur auf die Bewegungsphase der NSDAP beziehen kann und nicht auf die Phase nach der Machtübernahme. Und letztlich ist jedem klar, dass sich Geschichte nicht einszueins wiederholt.
Aber manchmal wird sie - auch ungewollt - als Parodie erneut aufgeführt. Und entfaltet trotzdem ihre Wirkungen. Es stimmten schon 1981 5 Millionen Deutsche der Aussage zu: "Wir sollten wieder einen Führer haben" (vgl. SINUS-Studie mit dem entsprechenden Buchtitel).