Ursprung des Namens "Katalonien"

Bewohner sehen sich definiert im Selbstverständnis durch Dorf und lokale Herrschaft, Fremde gehen vom übergeordneten Begriff aus. Empfand sich im Mittelalter und in der frühen Neuzeit jemand als Westfale?
 
Bei den Germanen zur Zeitenwende glaube ich dass die Menschen in den verstreuten Siedlungen sich z.B. über die gemeinsamen Kultorte, weniger durch eine eher flache Hierarchie definierten und sich dann z.B. als Brukterer verstanden.
In Katalonien gab es aber schon vor den Griechen Städte und befestigte Siedlungen, also später mit gewisser Wahrscheinlichkeit auch begrenzte, regional differenzierte Herrschaftsgebiete.
 
Wir haben ja in Katalonien den Ebro, der Name kommt wahrscheinlich aus dem Baskischen. Die Griechen nannten die Bewohner der Pyrenäenhalbinsel Iberer, abgeleitet vom Iberos (eben dem Ebro). Iberer, Keltiberer, das sind Außenbezeichnungen. Aber was sollte Katalonien für eine Außenbezeichnung sein?
 
Hier noch ein Link;

www.toponimiacanarias.ulpgc.es

In den Ortsnamen der Kanaren finden sich berberische Namen ohne arabische Überformung. Mit der Eroberung und sofortigen verwaltungsmäßigen Aufteilung der Inseln Ende des 15. Jahrhunderts blieben vollständige und im Verlauf nicht mehr veränderte Ortsnamen, die sich leicht von spanischen Ortsnamen abgrenzen lassen.
 
Den Link kann ich leider nicht öffnen (hoffe, das ist momentan). Berberische - bzw. Guanche - Toponyme auf den Kanaren sind natürlich historisch etwas ganz anderes, als auf der Halbinsel.
 
Die Toponyme auf den Kanaren sind sicherlich auch ein interessantes Thema, aber ich denke nicht, dass das irgendwie zur Fragestellung der Herkunft des Namens Katalonien bzw. Catalunya beitragen könnte.
 
Die Toponyme auf den Kanaren sind sicherlich auch ein interessantes Thema, aber ich denke nicht, dass das irgendwie zur Fragestellung der Herkunft des Namens Katalonien bzw. Catalunya beitragen könnte.
Die Kanaren waren wohl als Vergleich gemeint, wegen möglicher Parallelem zwischen den Ortsnamen aus dem Guanche und dem Berberischen, wie womöglich bei Ṭalūniya. Im Berberischen markiert das Zirkumfix taXXXXt das Feminin, wollte man Ṭalūniya als Berberischen Feminin erklären, dürfte da aber kein -Ṭa- stehen (sondern ta- und am Ende ein -t).
 
Ortsnamen, Landschaftsnamen, Flussnamen: da hat zu allen Zeiten eine Vorstellung von der Landschaft gestanden.
Wenn bei mir in der Gegend eine Anleitung der Ortsnamen Laasphe und Benfe z.B. als Lachs- und Bärenwasser angeboten wird betrachtet man die Landschaft als Siedlungsraum und die Orts- und Flussnamen als Beschreibung.

Die Ableitung Ebro als "Ufer" wiederum klingt weitaus überzeugender als Ableitungen von durchziehenden Stämmen, Heerscharen, einzelnen Häuptlingen oder sagenhaften Figuren wie man sie bei vielen Ortsnamen angeboten bekommt.
In vielen Museen sieht man Ansichten von Inseln und Küstenlinien, meist aus dem 15. bis 18. Jahrhundert, die für Seefahrer bedeutend waren. Wie wurden aber vorher die Seerouten überliefert? In der Antike manchmal schriftlich überliefert in Form eines Periplus, also einer linearen Reise- oder Streckenbeschreibung.
Und eine rein mündliche Tradition? Wie muss man sich die vorstellen?
Faszinierend ist für mich aber die Odyssee: ist sie vielleicht nichts anderes als eine, oder auch zumindest als solche nutzbare Darstellung einer Inselwelt in Form eines Heldenepos?

Wenn also ein Ort wie Ampurias in Katalonien ganz simpel als Emporion bezeichnet wurde (als ob es nicht Massen an Handelsplätzen gegeben hätte!), dann vielleicht weil er so archetypisch war?
Oder der Ebro im o.g. Sinne weil er mehr als alle anderen Flüsse für diesen Begriff (Ufer) stand?

So erscheint mir der Begriff Katalonien als Ableitung aus einem zunächst eng umschriebenen, später weiter gefassten Begriff Qualat Talunya plausibel. Als Begriff für das Land um eine einzelne befestigte Siedlung, oder für ein Land der Burgen.
 
So erscheint mir der Begriff Katalonien als Ableitung aus einem zunächst eng umschriebenen, später weiter gefassten Begriff Qualat Talunya plausibel. Als Begriff für das Land um eine einzelne befestigte Siedlung, oder für ein Land der Burgen.

Qala'at bitte ohne -u-. Das qu ist eine europäische Konvention für [kw] oder [k]. Bei Arabismen gibt es einen klanglichen Unterschied zwischen [k] und [q], den es in den europäischen Sprachen nicht gibt, man unterscheidet zwischen kalb (Hund) und qalb (Herz). Diesen Unterschied kann man im Arabischen hören. Die Araber mögen sich im hypothetischen Qala'a(t) Ṭalūniya gequält haben, aber daher kommt nicht der Name ;)

Es gibt ganz unzweifelhaft Ortsnamen, die zu Landschaftsnamen werden: Aus dem Legionslager der 7. Legion wird die Stadt León, Hauptstadt eines Königreichs, das zwar historisch nicht mehr existiert, sich aber nach wie vor in der Autonomen Region Altkastilien (Castilla la Vieja bzw. offiziell Castilla y León) manifestiert.
Und von der Stadt Porto, deren Umland die Grafschaft eines Schwiegersohns von Alfons VI. war, hieß Portus Cale, nachdem die Nachkommen dieses Grafen ihr Territorium immer weiter nach Süden ausdehnten und von Kastilien unabhängig wurden, nannten die ihre Grafschaft bzw. ihr Königreich Portugal.
Die Extremadura ist im Prinzip nur das jenseitige (Ufer) des Duero. Die heutige Extremadura berührt den Duero überhaupt nicht mehr.

Auch den umgekehrten Fall gibt es: So hieß die Stadt Astorga in der Antike Asturica Augusta, liegt aber nicht in der Autonomen Region Asturien, beide gehen aber namentlich auf denselben keltischen Stamm der Asturer zurück.
 
Ich empfand nur "subjektiv" vom Klang das Portugiesische und Katalanische als ähnlich.
Um das noch mal aufzugreifen: Eva Núñez Méndez schreibt in A diachronic approach of the confusion of b with v in Spanish (in dieselbe, Diachronic Applications in Hispanic Linguistics, Newcastle upon Tyne 2016, S. 126 - 166):

...language contact between Castilian and Basque, the geopolitical and juridical closeness: similarities between Castilian and Basque versus other peninsular and non-peninsular Romance languages... The adjoining geography of rye two languages is important in tracing the origins of Castilian. The linguistic influence from Basque was possible thanks to a neighbouring population with geopolitical similarities...
In dem Artikel beschäftigt Núñez Méndez sich bloß mit v und b im Spanische, was beides, je nach phonetischer Umgebung entweder /b/ oder /β/ (nicht ß) ergibt, in Unterschied eben zu anderen peninsularen und nichtpeninsularen romanischen Sprachen, die auch /v/ („we“) kennen.

BEATI HISPANI QVIBUS VIVERE BIBERE EST.
 
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