"Fast Food" - Garküchen im Mediterraneum

Meines Wissens hatten die römischen Mietskasernen keine Kochmöglichkeiten. Der "moderne" Name "Schnellrestaurant" ist demnach verfehlt. Es handelt sich wahrscheinlich um eine Garküche.
 
Naja, der Geist der Zeit sozusagen. Das ist doch wahrlich keine Seltenheit mehr, dass man aus Gründen der Popularität in Zeitungsartikeln solch reißerisch moderne Begriffe verwendet. Muss man als Archäologe nicht gutheißen, aber das ist wohl eine Entwicklung, die sich nicht aufhalten lässt.
Aber gut, das wäre Stoff für ein eigenes Thema...
 
....und eingeritzten unflätigen Kommentaren der Gäste („Nicias schamloser Scheißer“ ist wörtlich übersetzt in Latein eingeritzt.)
Den abgebildeten Tieren nach gab es dort wohl enten und Hähnchen.
Wir haben es also mit dem historischen Vorgänger der Wienerwald. und Kentuckyläden und mobilen Hähnchengrills zu tun.:D
 
Meines Wissens hatten die römischen Mietskasernen keine Kochmöglichkeiten. Der "moderne" Name "Schnellrestaurant" ist demnach verfehlt. Es handelt sich wahrscheinlich um eine Garküche.

Wobei ich mir auch vorstellen kann, das es sogar wie in der heutigen Zeit, auch gehobenere Restaurants gab.
Schließlich machen auch bei uns die „Pommesbuden“ und „Dönerschmieden“ oder ähnliches den größten Teil des Gastronomischen Angebotes aus.
 
Wobei ich mir auch vorstellen kann, das es sogar wie in der heutigen Zeit, auch gehobenere Restaurants gab.
Schließlich machen auch bei uns die „Pommesbuden“ und „Dönerschmieden“ oder ähnliches den größten Teil des Gastronomischen Angebotes aus.

Der vornehme Römer traf sich privat zum Essen. Einladungen bei vornehmen Haushalten galten als Ehre. Manch römischer Autor hat sich da die meiste Zeit durchfüttern lassen. Hier war die Oberschicht unter sich.

Dagegen hatten die öffentlichen Gaststätten einen schlechten Ruf. Auch weil der Gasthausbesuch mit Angeboten von Prostitution sehr häufig zusammenfielen. Da die betuchten Römers solche Orte mieden, konnte sich auch kein anspruchvolleres Angbot entwickeln. Aber junge männliche Römer aus den reichen Familien werden solche Stätten sicherlich aufgesucht haben. Es gibt da auch entsprechende Zitate in den Quellen.

Prostitution gabe es bei den Garküchen nicht. Das war schon von der baulichen Situation nicht möglich. Hier wurde das Essen zum Mitnehmen angeboten.

Bei dem Neufund in Pompeji wundert mich das Speisenangebot. Eigentlich ist in der Literatur zu lesen, dass man dort hauptsächlich Hülsenfrüchte (Ackerbohne, Linse und ähnliches) als Suppe oder Brei anbot. Dies konnte mit Fleichstücke oder gekochte Eier aufgepeppt werden. Bei der neu gefundenen Stätte ist aber das Angebot mit Enten, Ziege und Schaf sowie Weinbergschnecken hochpreisiger. Überraschend.

Will man sich zu dem Thema weiter einlesen, kann ich Weeber als Autoren empfehlen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Karl-Wilhelm_Weeber

Oder den Links bei der Wiki-Seite folgen

https://de.wikipedia.org/wiki/Esskultur_im_Römischen_Reich
 
Pompej war wohlhabend. Das merkt man an Anlage und Großzügigkeit der Stadt, der Ausstattung der Häuser. Und hier auch am kulinarischen A gebot. Aber: wie hat man dass Essen mitgenommen? Eigene Teller und Gefäße? Dekoriert? Gibt es da Bilder zu, über den Konsum von zubereitet gekauftem Essen? Wie brachte man die Brötchen der Bäcker, die ja aussahen wie unsere Semmeln, nach Hause? Oder aß man in den öffentlichen Anlagen? Oder war dies verpönt?
 
Termopolio-Regio-V-CS6.jpg


Möglicherweise war von den Artikelautoren aber nicht Schnellimbiß gemeint, sondern dass der Canis schnell im Biß sei:).

(Diesen uralten Kalauer konnte ich mir bei der Gelegenheit nicht entgehen lassen:D.)
 
Pompej war wohlhabend. Das merkt man an Anlage und Großzügigkeit der Stadt, der Ausstattung der Häuser. Und hier auch am kulinarischen A gebot. Aber: wie hat man dass Essen mitgenommen? Eigene Teller und Gefäße? Dekoriert? Gibt es da Bilder zu, über den Konsum von zubereitet gekauftem Essen? Wie brachte man die Brötchen der Bäcker, die ja aussahen wie unsere Semmeln, nach Hause? Oder aß man in den öffentlichen Anlagen? Oder war dies verpönt?
Ich möchte mich dieser Frage gerne anschließen. Weiß jemand genaueres, wie und wo Quintus Normalrömer und Fulvia Normalrömerin für gewöhnlich ihr Mahl zu sich nahmen? In bzw. bei der Garküche? An anderem öffentlichen Ort? Holte man sich das Zeugs nach Hause? Gab es eine Art Lieferdienst? Wie häufig
aß man wie aufwändig? Gab es klassisch Frühstück, Mittag, Abend?
 
Wie häufig
aß man wie aufwändig? Gab es klassisch Frühstück, Mittag, Abend?

Wikipedia schrieb:
Ursprünglich wurde morgens ein Frühstück, das ientaculum oder auch iantaculum, am Nachmittag die Hauptmahlzeit des Tages, die cena, und abends die vesperna eingenommen.

Unter dem Einfluss griechischer Sitten, aber auch durch den zunehmenden Gebrauch importierter Waren wurde die cena üppiger und auch erst am späteren Nachmittag eingenommen. Es wurde ein zweites Frühstück zur frühen Mittagszeit, das prandium, üblich. Die vesperna entfiel ganz.

Bei den niederen Klassen hielt sich jedoch die alte Einteilung, die den Bedürfnissen körperlich arbeitender Menschen eher entspricht.

Aus Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Esskultur_im_Römischen_Reich#Mahlzeiten

Weiß jemand genaueres, wie und wo Quintus Normalrömer und Fulvia Normalrömerin für gewöhnlich ihr Mahl zu sich nahmen? In bzw. bei der Garküche? An anderem öffentlichen Ort? Holte man sich das Zeugs nach Hause? Gab es eine Art Lieferdienst? Wie häufig
Wir müssen das nach Gesellschaftsschicht und Beruf unterscheiden.

Der reiche Stadtbewohner hatte ein Haus mit eigener Küche. Daher aßen alle Bewohner wohl die Erzeugnisse der eigenen Küche. Dies geschah sicherlich getrennt. Während die Herrschaften in edler Ambiente aßen, wird das Peronal woanders und was anderes gegessen haben. Jedoch wird der Hausherr sicherlich häufig Einladungen angenommen haben und aß die Cena bei Freunden. Daraus ergibt sich, dass der Hausherr im Gegenzug auch Gäste zur Cena eingeladen hat.

Dies wiederholt sich in der Villa Rustica. In einem Landgut ohne Zugang zu einer Gastwirtschaft aßen die Bewohner wohl ähnlich wie in der Stadtvilla.

In einem Vicus in den Nordwestprovinzen gab es meistens separate Streifenhäuser. Auch hier gab es eine eigene Küche. Es wird wohl ähnlich wie in der Villa Rustica gewesen sein. Nur, dass man in eine Garküche ausweichen konnte. Bei einer Ausgrabung im Bad Wimpfen der Römerzeit fand man bei einem Gebäude eine Abfallgrube mit sehr vielen Rinderkieferknochen. Diese waren alle auf offenem Feuer gegrillt worden. Die Preise für dieses Produkt waren wohl niedrig. Daher wird man dort als Passant an diesen Knochen herumgekaut haben. Also so ähnlich wie Spare Rips.

Die Bewohner einer Mietskaserne in einer Großstadt hatte meistens keine Kochgelegenheit. Daher könnte man nun meinen, dass er sich immer essen in einer Garküche holte oder in eine Gastwirtschaft ging. Das musste man sich aber erstmal leisten können. Daher könnte ich mir auch vorstellen, dass man kalte Lebensmittel aß. Frauen und Kinder nahm man eher nicht in eine Gastwirtschaft mit. Und die mussten ja auch irgendwie satt werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, genau. Und nicht nur hier. Gehört wohl besser in ein eigenes Thema, wäre mal ganz interessant.
 
Wirtschaftsgeschichte ist zwar nicht als Geschichte einer Wirtschaft/Kneipe zu verstehen, aber irgendwie ist das Thema Garküchen ja auch ein Thema der Sozioökonomie, daher habe ich es mal in die Wirtschaftsgeschichte geschoben, auch, weil ich das Thema ein wenig von den Römern und Pompei lösen wollte, ein in den urbanen Zentren des Mittelmeerraums überzeitliches Phänomen der Vormoderne. Das mit dem Fast Food habe ich beibehalten, aber wohlweislich in Anführungszeichen gesetzt, weil wir ja eine doppelte Diskussion führen: Über die kulturelle Wirklichkeit und die semantsiche Angemessenheit.
 
Ich kenne mich nicht besonders aus in der römischen Esskultur.
Unabhängig vom "Wissen" darüber: Auf der einen Seite steht die Intention, durch moderne Begriffe für 'alte' Themen das Interesse der Leute zu wecken, ihnen die Themen anhand dieser modernen Vergleiche näherzubringen bzw. sie damit zu erklären. Und das lehne ich nicht grundsätzlich ab.
Andererseits, schon allein durch die Tatsache, dass es sich eben um neuzeitliche Begriffe handelt - mehr noch: Entwicklungen -, können sie meiner Meinung nach nicht wissenschaftlich verwendet werden.
Mir fällt dazu gerade ein anderes Beispiel ein, das nichts mit Pompeji oder Wirtschaft zu tun hat: Die Übertragung des Begriffes 'Polis' ins Deutsche als 'Stadtstaat'. Nur am Rande erwähnt, aber das ist das gleiche Thema: Es reicht für die breite Öffentlichkeit, es reicht für den Geschichtsunterricht in der Schule, aber es reicht nicht für die Geschichtswissenschaft. Dennoch, für die "einfachen" Zwecke halte ich vereinfachende, moderne Begriffe durchaus für nötig, man sollte deren Anwendung nur immer hinterfragen.
Nur ein theoretischer Exkurs, weil sich gerade bei diesem "Schnellimbiss" offenbar sehr schnell eine feste, akzeptierte Begrifflichkeit gebildet hat.

hier noch ein ausführlicherer Artikel zum Schnellimbiß in Pompeji:

Ein vollständiges Thermopolium in Pompeji - ANTIKE WELT %
Diesen Artikel fand ich übrigens sehr interessant zu lesen, gerade eben auf die Begrifflichkeiten bezogen. Da ist die Antike Welt einfach mehr Wissenschaft als eine Tageszeitung.
 
Garküche ist wohl ein Ausdruck, auf den man sich einigen kann, ohne an Burger zu denken.

In den römischen insulae gab es in den oberen Etagen, das klang schon an, kaum eine Möglichkeit, zu kochen. Wahrscheinlich aß man sein pulsum zuhause. In vorrömischen oder ländlichen Wohneinheiten sah das natürlich anders aus (unterstelle ich).
Aber auch im HochMA wurde in Städten wie Bagdad, Kairo oder Damaskus ganz selbstverständlich das Essen aus Garküchen bezogen. Eine Quelle dafür ist al-Maqrizi.
 
Diese Garküchen waren wirtschaftlich- und umweltgerecht: Hätte man in all den Wohnungen kochen können, wäre der Verbrauch an Holz enorm gewesen, ebenso die Rauchentwicklung und die Brandgefahr. Nicht zuletzt wäre der Aufwand für die Essenszubereitung dann ein Vielfaches, was unnötig viele Arbeitskräfte binden würde.
 
Arbeitskräfte dürften wohl das geringste Problem gewesen sein. Natürlich ist es (zwar nicht fürs Individuum aber gesamtgesellschaftlich) ökonomischer, wenn wenige für viele kochen, als wenn jeder Haushalt eine oder mehrere Personen zum Kochen abstellt, aber das ist ja an und für sich der Normalfall. Erst das beengte Wohnen (in insulae) und die von dir richtig angesprochene Brandgefahr (Rom war ja auch nach Augustus nicht die Mamorstadt, wie sie uns in Monumentalschinken aus den 1950ern präsentiert wird) machten das Kochen in den Wohnräumen zu einem Problem. Garküchen sind also zunächst einmal ein Phänomen eines durchaus hochentwickelten, aber sozial stark stratifizierten
Urbanismus.
 
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